Supervisions-Sitzung Heidi Haschke - Berufsausbildung B 11
„Neurodermitis“


Die Klientin leidet seit ihrer frühen Kindheit an Neurodermitis. Sie hat gerade einen akuten Schub. In ihrer Innenwelt begegnet sie ihrer tiefen Verzweiflung, die sich durch den starken Juckreiz während der Sitzung ausdrückt und zugleich verstärkt wird. Nach anfänglichem Widerstand kann die Klientin die Verzweiflung immer mehr zulassen. Ein Familienthema tritt zutage. Das Verbot, Gefühle zu zeigen wurde von der Uroma über die Oma bis hin zur Mutter und dann schließlich zur Klientin weiter gegeben. Alle Frauen hatten Angst vor Ablehnung und verhielten sich mit ihrer eigenen Liebe und Zärtlichkeit zurückhaltend bis abweisend ihren eigenen Kindern gegenüber. So hat die Klientin von Kindheit an die Nähe und Zuwendung ihrer Mutter vermisst und sich dafür dann auch noch selbst die Schuld gegeben. Scham und Verzweif-lung waren die Folge. Die Sitzung verläuft sehr gefühlsintensiv. Es kommt zu einer Begegnung und schließlich Versöhnung der vier Frauen. Ein tiefer Transformationsprozess setzt ein, mit dem Ergebnis, dass der Juckreiz aufhört und die Haut der Klientin am Ende der Sitzung nicht nur in den inneren Bildern, sondern auch in der Außenwelt positiv verändert ist.

Vorbemerkung:
Die Klientin leidet seit ihrer frühen Kindheit unter Neurodermitis
und hat gerade einen akuten Schub. Sie leidet unter dem unerträglichen Juckreiz, ihre Arme sind aufgekratzt.
Sie hat bereits einige Sitzungen hinter sich, in denen immer wieder ihr Mutter-Thema zutage trat. Im Vorgespräch berichtet sie, dass sie sich als Kind nie richtig geborgen fühlte, Grundvertrauen ging verloren. Sie hatte immer das Gefühl, viel leisten zu müssen, um sich Anerkennung zu verdienen. Durch die Verdrängung der damit zusammenhängenden Gefühle, erlebt sie sich isoliert und abgetrennt.

Sitzung:
Entspannungsmusik, Tiefenentspannung wird durch einen Text eingeleitet, es tauchen sehr schnell erste Bilder auf.
Kl.: Es ist spät und ich liege im Bett. Damals habe ich mit meiner Mutti in einem Bett geschlafen. Meine Mutti kommt jetzt und legt sich auch ins Bett. Ich bin wach und gucke die Mutti an. Sie sagt: Wieso schläfst du nicht? Dann dreht sie sich um und schläft. Sie beachtet mich gar nicht. Es ist schrecklich, ich würde so gern mal meine Mutti spüren. Ich kenne es gar nicht, dass sie mich anfasst.
Sie fühlt sich ungeliebt und abgelehnt. Auch ihre innere Mutter, ein Teil von ihr, lehnt sie ab. Die Mutter, die sich in ihrer Innenwelt zeigt, ist ihr eigenes Energiemuster. Dieser Teil muss integriert werden.
Th.: Weck sie mal auf.
Kl.: Mutti, wach auf und nimm mich doch in deine Arme. Ich weiß gar nicht, wie du dich anfühlst, ich weiß gar nicht, wie du riechst. Es ist, als wärst du fremd für mich.
Das Kind in ihr nimmt mit allen Sinnen wahr.
Th.: Wie reagiert die Mutti?
Kl.: Sie versteht nicht, was ich will.
Th.: Du kannst es der Mutti erklären, oder du kannst mal ausprobieren. Fass sie mal an, oder riech mal an ihr.
Th. greift den letzten Impuls auf und macht Vorschläge in Y-Form, Kl. muss ihrer eigenen inneren Weisheit folgen. Es darf keine Richtung vorgegeben werden, nur sie weiß, was richtig für sie ist.
Kl.: Ich rück mal ein bisschen näher. Jetzt spüre ich ihre starre Haltung.
Th.: Wie ist das für dich, wenn du das spürst?
Kl.: Schrecklich! Die Klientin verkrampft sich, spannt die Muskeln an.
Th.: Was macht dein Körper?
Kl.: Der zieht sich zusammen, der wird auch starr.
Die innere Struktur zeigt sich auch über die Körperreaktion. Sie erstarrt aus Angst vor Ablehnung.
Es ist so eine große Traurigkeit in mir, ich fühle mich abgelehnt und denke, etwas stimmt nicht mit mir.
Ich glaube, es liegt an meiner Haut, darum lehnt sie mich ab.
Mit mir stimmt was nicht, alle anderen Kinder haben das nicht.
Durch die emotionale Abtrennung fühlt die Kl. sich isoliert, sie gibt sich die Schuld dafür. Ich bin anders, also gehöre ich nicht dazu.
Klientin atmet schwer.
Th.: Was ist dein Impuls?
Kl.: Ich möchte sie noch mal wach rütteln. Mutti, Mutti, Mutti, dreh dich doch nicht einfach so rum, zeig doch mal, dass du mich lieb hast. Ich möchte in deine Arme.
Th.: Wie reagiert sie?
Kl.: Sie sagt: Alles Quatsch, ich bin müde und will jetzt schlafen.
Th.: Deine Mutter lässt dich einfach allein und sagt, das ist alles Quatsch.
Kl.: Die kann damit nichts anfangen. Gefühle sind überflüssig, Zeitverschwendung.
Th.: Gefühle bringen gar nichts. Ist das in Ordnung für dich?
Kl.: Nein, ich leide so sehr darunter. Ich kann das nicht mehr aushalten, es tut so schrecklich weh.
Sie erlebt ihre innere Wirklichkeit. Die innere Struktur zeigt sich auch auf allen anderen Ebenen, in ihren Bildern, den Emotionen und Gedanken. Sie muss die Spannung auflösen, sonst arbeitet sie ständig im Untergrund weiter.
Th.: Sag ihr das mal direkt.
Beim drüber Reden bleibt sie in Distanz zum Geschehen. Die direkte Anrede bringt sie in das unmittelbare Erleben, in die Auseinandersetzung.
Kl.: Mama, ich fühle mich abgelehnt.
Die Mutter reagiert nicht.
Th.: Die Mama dreht sich einfach um und will das gar nicht sehen.
Th. will sie durch Provokation in die Konfrontation bringen.Kl.: Das geht so nicht, Mutti. Ich halte das nicht aus.
Ich will nicht dein Kind sein, wenn du dich so benimmst!
Th. unterstützt sie durch Zustimmung mit lauter Stimme.
Dann will ich woanders hin, dann will ich eine andere Mutter haben. Ich will eine Mutter, die mich in den Arm nimmt und sagt: Ich hab dich lieb.
Kl. Wird jetzt auch laut: Ich will das nicht mehr, das ist scheiße!
Der Energiefluss wird stärker, ihre unterdrückte Wut zeigt sich.
Th.: Wie ist das für die Mutti, wenn du ihr sagst, das du eine andere Mutter willst?
Kl.: Das ist auch Quatsch. Sie sagt: Das geht doch gar nicht, du bist mein Kind und damit basta. - Ich halt das nicht aus, Mutti guck dir meine Hände an, die schreien!
Th.: Guckt sie hin?
Kl.: Sie wendet mir immer noch den Rücken zu.
Nicht hinsehen heißt: nicht auseinandersetzen, sich über die Gefühle hinwegsetzen.
Sie muss in die Konfrontation gehen, damit die Spannung sich entladen kann.
Th.: Was kannst du tun, damit sie hinguckt?
Kl.: Ich steh jetzt auf und geh ums Bett rum. Dann steh ich vor ihr, dann muss sie mich ansehen.
Th.: Ja, mach das mal und schau, was passiert.
Kl.: Schluchzt und sagt weinend: Mama, Mama, guck mich an. Ich kann nicht schlafen, ich leide so schrecklich. Ich halt das nicht mehr aus, wie du dich benimmst. Ich bin doch noch so klein, ich brauche deine Zärtlichkeit.
Th.: Kannst du spüren, wie alt du bist?
Kl.: Ich bin zwei oder drei Jahre alt.
Th.: Du bist noch sehr klein. Was macht deine Mama jetzt?
Kl.: Sie sagt: Ja, dann setz dich hier auf die Bettkante.
Die Klientin bleibt in der Hier- und Jetztsprache. Das ist sehr wichtig, denn so kann sie ihre innere Wirklichkeit als reales Erlebnis neu erleben. Ebenso wichtig ist es in der Ich- Form zu sprechen.
Th.: Die Mama bleibt liegen und du darfst dich auf die Bettkante setzen. Reicht dir das?
Kl. schreit: Das ist Scheiße! - Ich trau mich selber auch nicht. Du bist so kalt Mama.
Ihrem Wunsch nach Nähe steht die Angst vor Ablehnung gegenüber, Gefühle werden eingefroren.
Kl.: Was soll ich nur tun, ich bin ein Mensch, auch wenn ich noch klein bin. Ich bin doch dein Kind.
Kl. atmet jetzt sehr schwer.
Sie nimmt mich jetzt an die Hand.
Th.: Du kannst die Mama mal fragen, warum sie so ist. Oder du kannst fragen, was ihr fehlt, damit sie anders sein kann.
Kl.: Was ist denn nur los mit dir? Irgendwas stimmt nicht mit dir. Du bist immer so still und verschlossen und so abweisend. Ich hab immer Angst, dass ich falsch bin. Ich komm mir so schuldig vor, dass ich überhaupt existiere. Ich mach dir nur Kummer und Ärger. Manchmal denke ich, du willst mich gar nicht.
Sie hat bereits früh im Leben verankert, Schuld am Unglück der Mutter zu haben. Diese Überzeugung lebt in ihr.
Th.: Was sagt die Mama dazu?
Kl.: Das ist wieder Quatsch. Kinder sind nun mal da, die sind irgendwie gekommen und wenn man sie hat, muss man auch irgendwie damit fertig werden.
Ihre Grundhaltung ist es sich abzufinden, mit dem was ist.
Th.: Was braucht die Mama, damit sie die Kinder auch lieben kann und nicht nur mit ihnen fertig wird. Spür mal, oder frag sie mal und schau mal, ob sie dich dabei ansieht.
Kl.: sehr zaghaft: Mutti? - Die hat einen ganz bösen Blick und sagt: Was willst du denn? Was ist das nur für ein Quatsch, den du da erzählst? Kinder haben zu parieren und nicht so blöde Fragen zu stellen. Das ist doch klar, dass du mein Kind bist und das ich dich lieb habe. - Das kann ich aber nicht glauben, du bist so weit weg und so kalt. Am liebsten möchte ich mir wieder die Hände zerkratzen vor lauter Schmerz.
Sie möchte aus der Haut fahren, aber sie tut es auf der falschen Ebene.
Th.: Die Mama tut dir weh und dann tust du dir auch weh.
Kl.: Ja, genau!
Th.: Was die Mama macht ist ja schließlich richtig.
Kl.: Ja. Aber vielleicht stimmt da ja irgendwas nicht. - Mama, das kann so nicht stimmen.
Th.: Bist du schuld, das sie so ist?
Kl.: Ja, das liegt an mir.
Th.: Frag sie mal.
Kl.: fragt nach - Sie sagt, sie ist selber so erzogen worden und sie hat selber keine Liebe bekommen und sie hat so viel Kummer in sich, dass ihr oft alles zu viel ist.
Aber ich kann doch nichts dafür.
Sie drückt ihren eigenen Kummer aus.
Th.: Frag sie doch mal, wer sie so erzogen hat.
Kl.: Sie sagt: Das war ihre Mama, die muss noch schrecklicher gewesen sein.
Ihr Energiemuster ist geprägt durch Autorität und sich nicht auflehnen dürfen.
Th.: Lass die mal auftauchen.
Kl.: Ich hab die gar nicht gekannt.
Th.: Dann schau einfach mal, wer da kommt.
Auf der Phantasieebene ist alles möglich. Durch die Konfrontation entsteht Chaos.
Kl.: Ja, die Oma soll mal kommen, die soll mal sehen, was das für Auswirkungen hat.
Das ist so eine hagere, kantige, strenge Frau.
Die Familienstruktur drückt sich auch im Aussehen der Oma aus. Der Kl. zeigt sich ihre subjektive innere Wirklichkeit.
Th.: Guck sie dir mal genau an. Schau in ihr Gesicht oder schau ihre Hände an.
Kl.: Das sind Hände, die viel gearbeitet haben und die alles akkurat haben wollen.
Th.: Vielleicht hat sie dir oder deiner Mutter etwas zu sagen.
Kl.: Die Oma findet das alles ganz normal. Sie sagt: Mit Kindern muss man so umgehen.
Th.: Zu wem sagt sie das?
Kl.: Zur Mama.
Th.: Wie ist das für dich?
Kl.: Ich finde das gar nicht richtig, Oma. Das kann so nicht richtig sein.
Th.: Was sagt die Oma dazu?
Kl.: Die sagt: Was willst du denn, du kleiner Knirps? Du hast gar nichts zu vermelden und wenn du eine eigene Familie hättest, dann würdest du das auch kapieren.
Aber ich glaube, ich würde mich anders verhalten.
Th.: Du kannst ihr das sagen, oder auch mal die Mama fragen, ob sie der Oma was sagen möchte.
Kl.: Fängt wieder an schwer zu atmen und fragt die Mutter: Findest du das richtig, was die Oma sagt?
Th.: Was sagt die Mama?
Kl.: Ich sehe die Angst von meiner Mutter. - Mutti, du hast ja Angst vor der Oma.
Die wird auf einmal ganz klein.
Sie erkennt die Angst hinter der Autorität, die Mutter wird kleiner, sie verliert an Macht.
Th.: Verändert die Oma sich auch?
Kl.: Nein, die steht da wie ein Felsen.
Th.: Kann die Mutti wahrnehmen, was mit ihr passiert? - Du kannst ihr auch sagen, dass du es wahrnimmst
Kl.: seufzt und sagt: Mutti, du wirst ganz klein und ich sehe deine Angst.
Th.: Wie ist das für die Mutti, wenn sie sieht, wie du dich dabei fühlst?
Kl.: Ich bin ganz erschrocken.
Th.: Und die Mutti?
Kl.: Die schämt sich.
Th.: Frag sie mal, ob sie die Oma mal angucken kann und ihr mal sagen kann, wie es ihr jetzt geht.
Kl.: Sag der Oma doch mal, was du ihr gerne sagen möchtest und wie es dir geht, wie du dich fühlst.
Kl.: Meine Hände kribbeln und jucken. Sie fängt an zu kratzen.
Kl. muss tiefer in die Konfrontation.
Th.: Zeig das der Mutti und der Oma, die sollen mal hingucken.
Kl.: jammert: Ich halt das nicht mehr aus, ich kann das nicht mehr aushalten, das tut so weh. – Ihre Füße machen Weglaufbewegungen.
Schmerz ist Energie in hoher Spannung.
Th.: Was machen deine Füße? Wollen die weglaufen?
Durch die Körperreaktion fließt Energie ab.
Kl.: Ja! Ich schäme mich auch, aber ich weiß nicht, was ich tun soll.
Th.: Spür mal, wie die weglaufen wollen und wie hilflos du dich fühlst.
Kl.: Ihr müsst was machen, so geht das nicht weiter. Ich möchte ein ganz normaler Mensch sein.
Th.: Spricht die Mutti mit der Oma?
Die Konfrontation bewirkt Spannungsausgleich.
Kl.: Ja, jetzt traut sie sich. Sie sagt: Ich will, dass mein Kind gesund wird. Du hast mich auch nie geliebt und jetzt gebe ich das weiter. Das ist ganz schrecklich.
Th.: Wie reagiert die Oma?
Kl.: Die ist erstaunt und sagt: Das ist nun mal so. Das ist wie eine Kette. Da muss sie sich reinfügen und das geht dann immer so weiter. - Meine Mutter sagt: Ich habe keine Lust mehr dazu. Guck dir doch mal die Hände an, das ist doch schrecklich.
Th.: Ja, die Hände kribbeln und jucken und schmerzen. Vielleicht kann die Mutti die Oma ja auch mal fragen, warum sie so ist oder was passiert ist?
Kl.: Die sagt: Das haben die Mütter von Generation zu Generation an ihre Kinder weitergegeben. Man braucht sich nicht in den Arm nehmen, Kinder müssen nur parieren.
Th.: Sie hat das also auch von ihrer Mutter gelernt. Vielleicht kann die Uroma ja auch dazu kommen?
Kl.: Die ist noch größer. Die ist so herrisch, sie hat die Hände so in den Hüften und sagt: Was geht denn hier vor? Wer muckt hier auf? Einer nach dem anderen kommt und muckt hier auf.
Th.: Ja, so geht das nicht, oder? Da muss sie kommen und nach dem Rechten sehen. Sie soll mal hingucken, was da los ist. Wie geht es ihr, wenn sie ihre Tochter, deine Oma, ansieht?
Kl.: Die versucht sie mit Strenge im Zaum zu halten, aber die verbündet sich jetzt auch mit meiner Mutti und sagt: Gott sei dank, hast du den Anfang gemacht. Wir wollen das jetzt nicht mehr. Wir wollen jetzt anders zu unseren Kindern sein.


Th.: Wie ist das für dich, wenn du das siehst?
Kl.: Ich kriege Vertrauen, dass die etwas verändern und ich feuere sie jetzt an: Guck es dir doch mal an, guck dir an, wie das aussieht, (Kl. kratzt) wie schrecklich das ist.
Th.: Guckt sie hin?
Kl.: Sie sagt: Das ist in den anderen Generationen auch nicht so. Das bildest du dir nur ein, dass es daher kommt.
Th.: Ach so, sie hat gar nichts damit zu tun?
Kl.: Ja, aber meine Mutter sagt: Doch, das kann schon sein. Ich habe gelesen, wenn man als Kind zu wenig berührt wird, dann kann es passieren, dass man Hautproble-me bekommt.
Th.: Du hast wieder angefangen zu kratzen.
Kl.: Ja, da ist so eine Spannung, die ich einfach nicht mehr aushalten kann. Aua, aua dieser Schmerz.
Th.: Lass sie hingucken, dein ganzer Körper schreit.
Kl.: Ja, er schreit und jammert und schüttelt sich.
Th.: Nimm deinen Körper wahr und sag den Frauen, sie sollen hingucken.
Das Energiemuster wird mit den heutigen Auswirkungen konfrontiert, damit ein Ladungsausgleich geschehen kann. Dann kann ein deterministisches Chaos entstehen. Eine neue Struktur entfaltet sich dann von allein.
Kl.: jammert laut und sagt: Ich schäme mich so, aber ich bin hilflos.
Th.: Du schämst dich, die Mama schämt sich, schämt die Oma sich auch?
Kl.: Ja! Aber die Oma nimmt jetzt die Hand von meiner Mutter und sagt: Komm, jetzt machen wir dem Ganzen ein Ende.
Th.: Was macht sie?
Kl.: Die Oma nimmt meine Mutter in den Arm.
Th.: Schau mal, ist die Mama noch so klein?
Kl.: Meine Mutter ist ganz weich, als wenn sie schmilzt. Sie ist wieder normal groß.
Diese Härte um sie herum kann schmelzen. Sie ist ganz weich. - Mama, du siehst jetzt ganz anders aus.
Die Mutter kann sich positiv verändern, weil durch die Veränderung der Situation Heilung einsetzen kann.
Th.: Wie sieht sie aus?
Kl.: Du siehst jetzt viel schöner und mehr wie eine Mutti aus, viel weicher.
Th.: Wie geht es der Oma?
Kl.: Die freut sich. Sie sieht die Veränderung und sagt: Ich fühl mich auch ganz anders dadurch. Die Omi ist jetzt auch nicht mehr so hart und so streng.
Durch die Veränderung kann sich die Spannung in den Energiemustern auflösen.
Th.: Sie soll mal ihrer Mutter sagen, dass sie sich jetzt besser fühlt.
Kl.: Sie sagt: So ist es viel, viel besser. Man fühlt sich viel, viel besser, wenn man sich gegenseitig anfassen kann und zärtlich zueinander ist.
Sie streicht jetzt meiner Mutter über die Wange.
Th.: Was macht die Uroma?
Kl.: Die fällt auf einen Stuhl, sie muss sich erst mal setzen. Sie hat wohl einen Schock gekriegt.
Th.: Die kann das gar nicht fassen. Alle haben aufgemuckt.
Kl. lacht
Kl. hat ihre Grenzen auf einer neuen Ebene überschritten. Das wirkt befreiend und fühlt sich gut an. Lachen ist Ausdruck der Entspannung.
Th.: Wie fühlt sie sich, wenn sie sich das ansieht? Frag sie mal.
Kl.: Uroma, wie geht es dir jetzt? - Sie sagt: Ich bin sprachlos.
Th.: Was macht sie sprachlos?
Kl.: Sie ist sprachlos darüber, dass Liebe stärker ist als Strenge. Da musste sie sich erst mal hinsetzen.
Th.: Was will sie jetzt machen?
Kl.: Sie sagt: Eigentlich ist das gar nicht so schlecht und vielleicht hat sie ja doch irgendwas falsch gemacht.
Th.: Zu wem sagt sie das?
Kl.: Sie sagt das zu meiner Mutter und zu meiner Oma. Ich bin da und guck zu.
Th.: Wie reagieren die beiden?
Kl.: Die freuen sich und sagen zur Uroma: Komm mach mit. Gib uns auch die Hand und komm mit in unsere Runde.
Th.: Macht sie das?
Kl.: Sie sagt: Ich guck mir das erst noch mal an. Vielleicht bin ich zu alt dafür.
Aber sie freut sich und sagt: Wenn ihr das anders machen wollt, dann tut das ruhig.
Die innere Uroma gibt ihr Einverständnis.

Th.: Wie ist das für dich?
Kl.: Ich schöpfe Hoffnung, dass sich meine Mutti dadurch ändert.
Die Veränderung der Informationsstruktur eröffnet ihr neue Möglichkeiten.
Th.: Wie geht es deinem Körper?
Kl.: Ich merke, das ich mich entspannen kann und dass ich hoffe, dass dieser schreckliche Juckreiz vorbei geht, dass meine Seele nicht mehr schreien muss.
Th.: Frag den Juckreiz.
Alle auftauchenden Teile der Struktur müssen konfrontiert werden, um die Struktur zu kippen.
Kl.: Gehst du weg Juckreiz, wenn meine Mutti mich mehr anfasst und mich lieb hält? Dann brauche ich doch nicht mehr so viel jucken, oder?
Th.: Was sagt er?
Kl.: Er sagt, er ist als Ersatz entstanden.
Die Verdrängung hat das Symptom hervorgebracht. Was juckt wirklich?
Th.: Als Ersatz wofür?
Kl.: Für Verzweiflung, für das, was ich nicht ausdrücken konnte. - Ich habe mich nie getraut, das zu sagen und deshalb musste die Haut das sagen. Meine Mutter hat das nicht verstanden.
Th.: Lass sie Verzweiflung doch mal als Gestalt auftauchen und guck mal, wie die Mutti, die Oma und die Uroma darauf reagieren.
Dadurch geht sie noch tiefer in die Konfrontation. Auch alle anderen Energiemuster müssen direkt mit der Verzweiflung konfrontiert werden.
Kl.: Die erschrecken sich, weil sie so groß ist.
Th.: Wie sieht sie aus?
Kl.: Die hat ein braunes Gewand an.
Th.: Kannst du ihr Gesicht sehen?
Kl.: Ich möchte da nicht rein gucken, es ist so verzweifelt.
Th.: Sag das mal der Verzweiflung.
Sie will nicht hinsehen, aber auch indem sie ihrer Verzweiflung dies mitteilt, geschieht direkte Konfrontation.
Kl.: Ich kann dich nicht angucken und ich will dich nicht sehen. Du bist so groß und so schrecklich, hast so traurige Augen.
Th.: Wie ist das, wenn du ihr sagst, ich will dich nicht sehen?
Kl.: Jetzt wird sie noch verzweifelter. - Ich sehe, du verzweifelst noch mehr.
Th.: Woran siehst du das?
Kl.: Die Gestalt wird noch größer.
Th.: Wenn du nicht hinguckst, dann wird sie größer.
Kl.: Ja, sie sagt: Dann musst du mich weiter kratzen. (Kl. weint)
Th.: Willst du weiter kratzen?
Kl.: Nein.
Th.: Sag es ihr.
Kl.: Ich will nicht weiter kratzen, Verzweiflung.
Th.: Wie reagiert sie?
Kl.: Sie sagt, sie braucht mich und wenn ich sie immer wieder wegschicke, dann muss ich noch mehr kratzen, damit ich sie wahrnehme.
Der Schatten lässt sich nicht wegschicken, das wäre wieder Verdrängung.
Th.: Die Verzweiflung will, dass du sie wahr nimmst. Was kannst du tun, damit sie kleiner wird und damit du sie ansehen kannst?
Kl.: Mir kommt die Idee, sie mal anzufassen.
Th.: Ja, probier das aus.
Kl.: atmet schwer - Es fällt mir schwer, ich glaub, das krieg ich nicht hin.
Th.: Sag es ihr.
Kl.: Ich glaub, ich schaff das nicht, Verzweiflung. Du bist so groß.
Th.: Guck mal, wie nah du ran gehen kannst.
Kl.: Ja, sie steht vor mir. Ich bin schon ziemlich nah.
Th.: Stehst du so nah, dass du sie berühren könntest, wenn du den Arm ausstreckst?
Kl.: Ja.
Th.: Was macht sie, wenn sie sieht, dass du nicht berühren kannst?
Kl.: Sie ist sehr traurig und sagt, ich soll sie erlösen.
Th.: Spür mal oder frag mal, was du dafür tun kannst.
Kl.: Sie will, dass ich sie mit nehme zur Mutti.
Th.: Ja, mach das mal.
Kl.: Aah, ich muss so kratzen.
Th.: Spür das, das ist deine Verzweiflung. Sie ist jetzt da.
Kl.: weint und sagt: Das tut so weh, ich will nicht jucken, aua, aua. Kl. kratzt heftig.
Th.: Fühlt die Verzweiflung sich jetzt wahr genommen, wenn du so kratzt?
Kl.: Ja! Am liebsten würde ich sie wegschicken. – weinend - Geh doch weg, dann muss ich nicht so jucken.
Th.: Es schmerzt, sie wahrzunehmen.
Kl.: Es ist furchtbar.
Th.: Was macht sie, wenn du sagst, geh weg?
Kl.: Sie sagt, ich kann sie nicht einfach wegschicken, sie gehört zu mir.
Th.: Wie ist das für dich?
Kl.: Das macht mich ganz ohnmächtig.
Th.: Ja, spür mal deine Ohnmacht.
Kl.: Ich bin ohnmächtig, ich kann nichts tun. Du bist größer als ich.
Ihr altes Muster aus der Kindheit ist immer noch wirksam.
Th.: Wie reagiert sie?
Kl.: Sie will erlöst werden.
Th.: Können die Mutti, die Oma und die Uroma sehen, was da passiert?
Kl.: Ja, guckt euch das an, ich bin so hilflos. - Meine Oma kommt jetzt mit meiner Mutter.
Th.: Was machen die beiden?
Kl.: Die wissen nicht, was sie tun sollen.
Th.: Die können ja mal die Uroma fragen.
Kl.: Die Uroma sitzt auf dem Stuhl und sagt, die sollen mich auf den Schoß nehmen.
Th.: Was macht die Verzweiflung jetzt?
Kl.: Die freut sich und sagt: Das ist gut.
Th.: Machen sie das, nehmen sie dich auf den Schoß?
Kl.: Meine Mutti sagt: Du siehst hässlich aus. - Aber meine Oma findet es nicht so schlimm.
Sie hat dieses Erinnerungsbild der Mutter, das aus ihrer Energie und ihren Erfahrungen entstanden ist, auf der Symbolebene gespeichert. Dieses Bild arbeitet ständig im Verborgenen.
Th.: Wie ist das für dich, wenn deine Mutti sagt, du siehst hässlich aus?
Kl.: Das finde ich nicht ok. - Ich bin doch dein Kind und das ist aus Verzweiflung so geworden. - Meine Oma sagt das jetzt auch meiner Mutter: Ja, das ist bestimmt so.
Jetzt schämt meine Mutter sich.
Th.: Schämst du dich auch noch?
Kl.: Nein.
Th.: Sag das mal deiner Mutter.
Kl.: Mutti, ich schäme mich nicht mehr. Ich möchte einfach nur von dir angefasst und lieb gehalten werden.
Sie unterdrückt ihre Gefühle nicht mehr und muss sich nicht mehr schämen.
Th.: Vielleicht magst du ja auch die Oma fragen, ob sie dich auf den Schoß nimmt?
Kl.: Ja. Oma nimmst du mich auf den Schoß?
Th.: Macht sie es?
Kl.: Ja.
Th.: Wie fühlst du dich da, auf dem Schoß deiner Oma?
Kl.: Oma, ich fühl mich gut. Es ist schön, dass du da bist und mich so lieb hältst. Da fühl ich mich geborgen.
Die innere Informationsstruktur verändert sich durch Handeln und Ausprobieren in der Innenwelt. Die Kl. erlebt Geborgenheit und erhält durch die neue Erfahrung innere Handlungskompetenz.
Sanfte Musik zum Ankern wird eingespielt.
Th.: Wie ist das für die Oma?
Kl.: Die streicht mir über den Kopf und sagt: Es ist schön so, sei nicht mehr traurig.
Sie sagt meiner Mutter, dass sie sich das ansehen soll. Ich kann sehen, dass meine Mutter neidisch ist.
Die Konfrontation läuft jetzt von alleine.
Th.: Sag ihr, dass du das sehen kannst.
Kl.: Mutti, ich sehe, dass du neidisch bist, weil ich bei der Oma auf dem Schoß bin.
Th.: Wie reagiert sie?
Kl.: Sie sagt: Ich möchte auch von der Oma lieb gehalten werden. Und die Oma sagt: Ja, dann komm. Meine Mutter kommt jetzt und setzt sich auf der anderen Seite auf den Schoß.
Th.: Jetzt sitzt ihr beide bei der Oma auf dem Schoß. Wie fühlt sich das an?
Kl.: lacht und sagt: Das ist komisch. - Aber meine Mutter ist immer noch irgendwie von mir weg. Die hat immer noch ein bisschen Angst. - Aber bei der Oma ist es gut. Die hält uns beide, einen links und einen rechts. Das ist irgendwie lustig.
Th.: Was macht denn die Uroma?
Kl.: Die guckt sich das weiterhin an und sagt zu meiner Mutter: Stell dich nicht so an.
Die Klientin kann sich schrittweise durch das Familiengeflecht arbeiten. Uroma und Oma haben sich verändert, dadurch kann sie sich jetzt auch an die Mutter wagen.
Th.: Was macht die Verzweiflung?
Kl.: Die steht so davor.
Th.: Die hat sich gerade gemeldet, du hast wieder gekratzt. Sie will wieder wahr-genommen werden.
Kl.: Ja, stimmt. Sie will auch von meiner Mutter wahrgenommen werden.
Mutti, guck dir das doch mal an, die Gestalt.
Die hat auch so eine schreckliche Haut. Ich glaube, irgendwas müssen wir machen.
Meine Mutter kuschelt sich an meine Oma, als ob sie Schutz suchen würde.
Th.: Frag sie mal, ob sie Schutz braucht.
Kl.: Ja, ich merke, dass ihr das gut tut.
Th.: Wie ist das für dich, wie reagiert dein Körper?
Kl.: Es geht mir gut auf dem Schoß der Oma und ich merke, ich kann meiner Mutti die Hand reichen.
Das Spektrum ihrer Möglichkeiten vergrößert sich Schritt für Schritt.
Th.: Wie reagiert die Mutti darauf?
Kl.: Sie kann die Hand jetzt nehmen, ich rücke ein bisschen näher zu ihr hin.
Th.: Sie soll mal deine Hand angucken. Kannst du ihr das sagen?
Kl.: Ja, das fällt ihr nicht leicht. Sie sagt: Das sieht nicht schön aus.
Ich spüre, sie hat so was wie Mitleid.
Th.: Du kannst sie fragen, ob es Mitleid ist.
Kl.: Mutti, ist das Mitleid? - Sie sagt, das ist so stark, dass sie sich nie getraut hat, das zu zeigen oder meine Hände anzufassen.
Th.: Aber jetzt tut sie es? Und sie guckt hin?
Kl.: Ja.
Kl. hat mehr Freiheit, verdrängt nicht mehr.
Th.: Was macht die Verzweiflung?
Kl.: Die wird jetzt kleiner.
Durch die Konfrontation kann sie kleiner werden, sie ist nicht mehr übermächtig.
Th.: Hat die vielleicht was zu sagen?
Kl.: Sie sagt, meine Hände brauchen es, von der Mutti angefasst zu werden.
Th.: Dann wird sie kleiner?
Kl.: Ja.
Th.: Kannst du ihr jetzt ins Gesicht sehen?
Kl.: Ja.
Th.: Guck mal hin und beschreib, was du siehst.
Kl.: (Pause) Ich sehe, das diese Verzweiflung schon Jahre existiert, dass sie eine ganz alte Verzweiflung ist.
Th.: Sag ihr, das du das wahrnimmst und schau mal, wie es für sie ist, das du sie ansiehst.
Kl.: Sie freut sich. Sie strahlt übers ganze Gesicht und sagt: Ich bin froh, dass du mich endlich siehst.

Th.: Sie wird jetzt von dir gesehen und wahrgenommen.
Kl.: Aber sie sagt, sie will auch von meiner Mutter gesehen werden.
Th.: Dann frag die Mutti, ob sie deiner Verzweiflung ins Gesicht sehen kann.
Pause: Kratzen und Schütteln
Th.: Die Verzweiflung meldet sich gerade sehr heftig. Es reicht ihr nicht, dass du sie siehst. Die Mutti muss sie auch sehen, sie muss hingucken.
Kl. stöhnt und kratzt.
Th.: Frag die Mutti.
Kl.: Mutti!
Kl. stöhnt und jammert. Die Mutter weint plötzlich.
Th.: Frag mal, warum sie weint.
Kl.: Sie sagt: Ich bin auch so verzweifelt. Ich habe mich immer gefragt, ob ich was falsch gemacht habe.
Th.: Hat sie auch immer gedacht, mit ihr stimmt was nicht?
Kl.: Ja, Mutti, hast du das auch gedacht? Sie nickt mit dem Kopf und sagt: Ich hab nie meine Gefühle zeigen dürfen. Deshalb bin ich so geworden.
Th.: Wie geht es der Oma?
Kl.: Die tröstet die Mutti, sie hält sie ganz lieb.
Th.: Hat die Oma auch gedacht, dass mit ihr etwas nicht stimmt?
Kl.: Oma, hast du das auch immer gedacht? Sie sagt, sie hat überhaupt nie darüber nachgedacht, sie hat immer gedacht, das muss so sein.
Th.: Wie geht es der Uroma?
Kl.: Die ist ganz erschrocken. Sie steht jetzt auf und kommt zu uns. Sie sagt: Ich muss irgendwie dazu.
Th.: Die Verzweiflung meldet sich schon wieder, du musst kratzen. Frag sie mal, was sie möchte.
Kl.: Sie sagt: Ihr müsst euch lieb haben. Es geht nicht, dass es nur von einem kommt. Dieser Kreislauf muss unterbrochen werden.
Th.: Hat die Mutti der Verzweiflung ins Gesicht sehen können?
Kl.: Ja und sie sagt, sie kennt das auch.
Spannungsausgleich der Energiemuster kann stattfinden.
Th.: Wie ist das für die Verzweiflung, wenn die Mutti jetzt da hin guckt?
Kl.: Das tut ihr sehr gut. Sie kann jetzt richtig erlöst werden.
Th.: Was macht im Moment das Jucken?
Kl.: Es wird jetzt überall sehr heiß.
Durch das Fließen von Energie tritt Erwärmung ein. Heilung kann geschehen.
Th.: Frag mal nach, warum es heiß ist.
Kl.: Was ist los? Da pulsiert so viel.
Das Pulsieren zeigt Lebendigkeit.
Th.: Was hat das pulsieren zu bedeuten?
Kl.: Da ist ganz viel Rebellion drin.
Jetzt darf auch Auflehnung da sein.
Th.: Dann frag mal die Rebellion, was sie macht, oder was sie will.
Kl.: Ja, sag mal was du willst, Rebellion. - Kl. mit sehr fester und lauter Stimme: Also, die sagt: So geht das jetzt nicht weiter. Das ist eine ganz große Scheiße. Das muss jetzt aufhören. Jetzt benehmt euch mal wie normale Menschen, verdammt noch mal. Was ist das für ein scheiß Spiel? Von der Uroma zur Oma, von der Oma zur Mutti und dann zu mir.
Kl. richtet sich dabei auf, Th. unterstützt sie durch Körperberührung/ Hand im Rücken
Musik/ Prozessarbeit
Kl.: schreit: Scheiße ist das! Wieso fällt es euch schwer, euch anzufassen.
Th.: Ja, und du musst das ausbaden.
Th.: Ja, ich muss das ausbaden, diese Scheiße. Da spiel ich nicht mehr mit.
Kl. ist „gereizt und aufgekratzt“. Die Aggression kann nach außen, sie muss nicht mehr nach innen gerichtet werden.
Th.: Die Mutti sagt du bist hässlich, sie kann deine Hände nicht anfassen. Du sitzt richtig drin in der Scheiße. Die Rebellion hat wirklich die Nase voll.
Kl.: Ich kann mir diese Kacke gar nicht mehr ansehen. Jetzt muss Schluss sein. Benehmt euch wie normale Menschen.
Th.: Was machen die jetzt?
Kl.: Die gucken ganz erstaunt. Aber sie denken, irgendwo hat sie ja Recht.
Th.: Zeig ihnen doch mal die Rebellion. Wie sieht sie aus?
Kl.: Das ist ein Neandertaler mit einer Keule. Der sagt: Wenn hier jetzt nichts passiert, dann schwing ich hier die Keule. So geht das nämlich auch.
Meine Mutter greift ganz schnell zu meinen Händen.
Th.: Brauchst du auch eine Keule? Vielleicht um der Rebellion zu helfen?
Kl.: Ja, ich muss mal gucken. Ich weiß nicht, wie sich das anfühlt.
Kl. nimmt einen Schlagstock.
Th.: Was ist das für ein Gefühl?
Kl.: Ich merke, dass ich stärker werde, wenn ich so eine Keule in der Hand habe.
Th.: Was macht der Neandertaler?
Kl.: Der sagt: Los, zeig`s denen! - Jetzt ist Schluss, ihr sollt euch jetzt mal benehmen, sonst schwinge ich auch die Keule. - Kl. schwingt den Schlagstock über dem Kopf und schreit: Scheiße! Guckt euch das an, so ein Quatsch, was ihr da veranstaltet habt.
Th.: Wie ist das?
Kl.: Die gucken ganz erschrocken. Das kennen sie nicht, dass einer diese Abfolge durchbricht. Unverschämtheit!
Th.: Du hältst dich nicht an die Regeln.
Kl.: Ich hab keine Lust, da mitzuspielen. Guckt euch das Mal an, was das macht. Große Kacke! So geht das nicht weiter.
Th.: Ja, das sind nicht deine Regeln, es sind ihre Regeln.
Kl.: schreit laut: Ich spiel nicht mehr mit! Ich spiel nicht mehr mit!
Th. unterstützt sie durch Stimme und Musik
Kl.: Ihr sollt euch benehmen wie normale Mütter und zwar alle! Nehmt jetzt eure Kinder in den Arm.
Th.: Du hast deine eigenen Regeln.
Kl.: schreit: Ich will, dass Liebe eingeführt wird, Schluss mit dieser Strenge.
Th.: Was passiert?
Kl.: Die sind wie vor den Kopf gestoßen.
Th.: Du brauchst nur die Keule schwingen.
Kl.: Damit haben sie nicht gerechnet. - Guckt euch meine Keule an! Guckt euch meine Keule an! Das muss endlich durchbrochen werden.
Th.: Mit der Keule willst du also die Liebe einführen?
Wenn Verwirrung im Unterbewusstsein erzeugt wird, wird es der alten Struktur unmöglich, sich in der alten Form aufrecht zu erhalten.
Kl.: lacht laut los und sagt: Die haben jetzt zwar Angst, aber ich merke, das ist auch nicht der richtige Weg.
Die Spannung wurde abgebaut. Da sie jetzt auch Stärke und Auflehnung erfahren hat, hat sie die Möglichkeit, ihren Weg frei zu wählen.
Th.: Sag ihnen, dass du das merkst.
Kl.: Ich merke jetzt zwar, das ihr Angst habt, aber das ist nicht der richtige Weg.
Das muss schon aus dem Herzen kommen.
Th.: Was sagen sie?
Kl.: Sie stimmen zu, denn sonst gehorchen sie auch nur wieder dieser Strenge.
Kl. kann neues Verhalten ausprobieren.
Th.: Ja genau, was passiert jetzt?
Kl.: Die stehen jetzt auf und fassen sich an die Hand. Und jetzt stehen wir alle im Kreis und sehen uns an. Die Verzweiflung darf auch mit dabei sein. Wir nehmen die jetzt mit in den Kreis auf.
Th.: Was ist mit euren Herzen?
Kl.: Wir könnten uns ja gegenseitig Liebespfeile schicken. Aber die anderen sagen, das tut auch wieder weh.
Th.: Und die Liebe tut auch weh?
Kl.: Ja, und mir wird klar, aus Enttäuschung. Meine Mutti sagt das auch, denen ging es genauso wie mir.
Th.: Alle fühlen dasselbe?
Kl.: Jeder hatte Angst zurückgewiesen zu werden. Deshalb sind sie so kühl geblieben und haben das immer weiter gemacht.
Sie hat tief im Inneren verstanden und kann die Mutter akzeptieren.
Th.: Können die das auch spüren?
Kl.: Ja, sie sagen: Das war ein Scheißspiel. Wir wollen das ändern, das war nicht gut.
Th.: Was macht die Rebellion?
Kl.: Die legt die Keule weg und will auch in den Kreis. Das ist auch ok so.
Th.: Sag`s ihr. Sie darf dazukommen.
Jetzt hat sie alle Anteile integriert.
Kl.: Ja, komm mit in den Kreis. Irgendwie merk ich jetzt, dass das hier (sie zeigt auf den Solar Plexus) alles größer wird und das die Herzen sich öffnen.
Der Flügelschlag des Schmetterlings kann seine Wirkung entfalten.
Th.: Was wird größer?
Kl.: Das Herz wird größer.
Th.: Bei dir, oder auch bei den anderen?
Kl.: Auch bei den anderen.
Th.: Frag sie doch mal, ob sie das auch spüren können.
Kl.: Die sagen: Die Herzen werden jetzt viel, viel besser durchblutet. Das Herzblut fließt richtig rot.
Th.: Schau dir mal das Herz der Verzweiflung an.
Kl.: Das braucht ganz viel Rot und wir schicken ihr das von uns rüber.
Th.: Welche Qualität hat das Rot, wofür steht es?
Kl.: atmet jetzt sehr tief und sagt: Für die Liebe. Endlich fließt Liebe.
Kl. unterbricht, weil sie auf die Toilette muss.
Ein Zeichen von Loslassen.
Nachdem die Klientin sich wieder hingelegt hat, steigen wir wieder ein mit Farbe einfließen lassen. Sanfte Musik wird eingespielt und Th. gibt die entsprechende Anweisung. Kl. bekommt so viel Zeit, wie sie benötigt.
Farben haben eine bestimmte Frequenz. Durch das Einlaufen lassen von Farbe entsteht eine Wechselwirkung zwischen Bildern, Struktur und der Farbe. Das Schwingungsmuster kann das endgültige Kippen der Struktur bewirken.

Th.: fragt nach einiger Zeit: Fließt die Farbe noch?
Kl.: Es ist jetzt ein schöner Kreislauf geworden. Die Farbe fließt durch mich durch und sie fließt jetzt durch die Runde.
Th.: Fließt sie durch dich zu den anderen?
Kl.: Sie fließt von einem zum anderen.
Th.: Achte mal darauf, in welcher Reihenfolge sie weiter fließt.
Kl.: Das geht zur Oma, dann zur Mutti, wieder zu mir, dann zur Keule und der Rebellion, dann zur Verzweiflung und dann kommt die Uroma.
Farbe fließt weiter.
Kl.: Die sind jetzt alle weicher geworden.
Th.: Hat es aufgehört zu fließen?
Kl.: Ja.
Th.: Wo ist denn das Rot in deinem Körper besonders viel hingeflossen?
Kl.: zeigt auf Solar Plexus und sagt: Also hier hab ich ganz viel gebraucht, in meiner Magengegend.
Th.: Wo ist es sonst noch hingeflossen?
Kl.: Überall.
Th.: Bei den anderen auch?
Kl.: Da hatte ich eher das Gefühl, dass das im Herzen angefangen hat und sich auch ausgebreitet hat, aber vorrangig habe ich den Herzfluss gesehen.
Th.: Spür mal, ob du noch eine andere Farbe brauchst.
Kl.: Ja, ich brauche noch blau für meine Haut.
Th.: Welche Qualität hat das blau?
Kl.: Ich brauche das um mich zu schützen oder abzugrenzen. Es ist die Farbe für meine Haut. Sie macht auch stärker.
Die beiden Pole Kontakt und Abgrenzung können ein neues Gleichgewicht finden.
Sanfte Musik und Anweisung zum Farbe einfließen lassen
Während das Blau fließt, verändert sich spontan ihre Haut. Die Rötungen gehen mehr und mehr zurück.
Kl.: Es hat aufgehört zu fließen.
Th.: Wo ist es hingeflossen?
Kl.: In meine Hände, in meine Arme, in meine Beine. So ganz viel in meine Hände, in meine Arme, in meine Beine.
Th.: Wie fühlt es sich an, mit dem Blau darin?
Kl.: Schön, es ist so schön kühl.
Th.: Guck mal, ob die anderen auch noch etwas brauchen?
Kl.: Nein, das ist ok so?
Th.: Seid ihr noch in dem Kreis?
Kl.: Ja.
Th.: Ja, dann schau mal, was da jetzt ist.
Kl.: Es ist irgendwie sehr schön, wir freuen uns alle, weil dieser Kreislauf durchbrochen wurde und meine Mutti kann mich jetzt auch in den Arm nehmen. Es ist natürlich geworden, dass sie mich anfasst, ohne diese innerliche Starre. Die ist ganz weich, meine Mama.
Th.: Findet sie dich noch hässlich?
Kl.: Nein
Th.: Was sagt sie?
Kl.: Die findet jetzt, dass ich ganz normal bin und wenn ich mal Ausschlag habe, sagt sie, ist das nicht so schlimm. Sie würde mir dann auch helfen und mir Salbe drauf tun. Aber vielleicht brauche ich das gar nicht mehr. - Das tut mir so gut. Ich kann jetzt auch zur Mama auf den Schoß. Die nimmt mich in den Arm und ich spüre sie jetzt. Die Oma und die Uroma nehmen sich auch in den Arm.
Die Struktur ist gekippt, eine neue Ordnung hat sich eingestellt.
Th.: Was macht denn der Neandertaler, deine Rebellion?
Kl.: Der sagt: Die Keule brauche ich nicht mehr, aber ich passe auf und wenn etwas sein sollte, dann erinnere ich euch daran.
Th.: Ist das für alle in Ordnung?
Kl.: Ja.
Die inneren Anteile sind im Einklang.
Th.: Was macht die Verzweiflung?
Kl.: Die sagt: Ich habe meinen Auftrag erfüllt und ich würde mich gerne verwandeln. In ein schönes weiches Tuch oder in so etwas wie ein Band, das deine Mutter und dich verbindet.
Th.: Guck mal, ob es geht, ob sie es machen kann.
Kl.: So ein rotes Tuch wäre schön. Ja, es geht.
Th. gibt der Klientin einen Seidenschal in die Hand.
So kann sie die Verbindung intensiver erleben. Sanfte Musik wird eingespielt.
Kl.: Oh, das fühlt sich schön an. Guck mal Mutti, das ist daraus geworden. Das verbindet uns jetzt, denn du warst ja auch so verzweifelt. Wir haben es nur alle nicht kapiert und jetzt haben wir etwas gefunden, das uns erlöst.
Th.: Ja, du hast deine Verzweiflung erlöst.
Kl.: Ja und auch die von meiner Mutti.
Th.: Wie geht es dir damit?
Kl.: Das ist schön. Ich fühl mich jetzt gut und gesund.
Th.: Du fühlst dich gut und gesund. Haben es alle gehört? Sag es ruhig noch mal.
Sie gehört dazu, kann aus der Isolation.
Kl.: Ich fühle mich ganz gesund und glücklich und froh und erlöst. Ich bin nicht mehr anders als ihr alle.
Th.: Wie reagieren die anderen?
Kl.: Die finden das schön.
Th.: Möchtest du ihnen noch was sagen?
Kl.: Ja, ich möchte, dass dieses Vertrauen zwischen uns bleibt und wenn irgendwas ist, dass ich das dann sagen kann.
Th.: Was halten sie davon?
Kl.: Das ist gut.
Th.: Vielleicht könnt ihr euch dafür auch ein Symbol suchen?
Kl.: Das Symbol dafür ist der Schmetterling.
Th.: Der Schmetterling steht für euer Vertrauen.
Kl.: Ja und wir können ein Fest feiern, weil wir diesen Ahnenkult durchbrochen haben.
Th.: Ja, von jetzt an ist es anders. - Schau noch mal, ob jemand von denen, die da jetzt noch sind: die Mutti, die Oma, die Uroma, die Rebellion und die erlöste Verzweiflung, also das Band, das deine Mutti und dich verbindet, dir noch etwas sagen möchte.
Kl. kann überprüfen, ob es noch etwas Wichtiges gibt oder ob Vereinbarungen getroffen werden müssen.
Kl.: Die Uroma sagt: Ich bin stolz auf dich, Kind, dass du das gemacht hast.
Es tut ihr so leid, dass ich erst so leiden musste, damit das deutlich wurde.
Th.: Du hast das geschafft, du bist stark, sie ist stolz auf dich.
Kl.: Das hat die Haut gemacht Uroma.
Th.: Was sagt die Uroma?
Kl.: Die versteht das jetzt und die anderen freuen sich. Die Mutti sagt: Ich fass dich jetzt viel öfter an und ich möchte nicht mehr, dass du so isoliert bist.
Kl. streicht über ihre Arme.
Kl. kratzt nicht mehr, sondern sie streichelt über ihre Haut.
Th.: Wie ist es, wenn du über deine Haut streichst, wie fühlt sich das an?
Kl.: Es fühlt sich alles normaler an und die Haut hat nicht mehr so viel Angst.
Die Angst ist weniger geworden aber es gibt noch andere Dinge, die sie ansehen und verändern muss, um zu ihrem vollen Potential zu kommen.
Th.: Sie ist jetzt gut geschützt und stark.
Kl.: Ich bin froh, dass ich gesehen habe, was das bei der Mutti war.
Kl. hält das Band im Arm und streicht darüber.
Mutti ich sehe, dass du auch verzweifelt warst und das wir das jetzt richtig gemacht haben. Wir haben jetzt so ein schönes Band und den Schmetterling. Wenn noch mal was ist, dann können wir miteinander reden und das lösen.
Th.: Die Rebellion sagt dann Bescheid.
Kl.: Ja, damit wir ehrlich miteinander reden können. Das ist schön jetzt.
Th.: Gibt es noch etwas zu tun für euch oder noch etwas zu sagen?
Kl.: Alle sind sehr ergriffen. Wir haben endlich verstanden, wie das so gekommen ist, das geht allen sehr nah.
Th.: Spür dieses Verstehen und das Vertrauen, nimm es bewusst wahr.
Kl.: Meine Mutti sagt: Wir können jetzt mit dem Band tanzen und ein Fest feiern.
Th.: Bevor ihr das Fest feiert, kannst du noch mal dahin zurück gehen, wo du mit der Mutti im Bett liegst.
Ist die Struktur gekippt, ist es wichtig nachzusehen, was sich verändert hat. So kann überprüft werden, ob der tiefste Kipppunkt gefunden wurde.
Kl.: Da lieg ich an die Mutti angekuschelt, ich spüre ihre Wärme und streiche ihr über den Rücken. Davon wird sie wach und dreht sich um. Jetzt nimmt sie mich in den Arm und streichelt mich auch. Sie geht dabei auch über meine Haut. Das ist jetzt ganz natürlich geworden. Ich spüre sie jetzt, ich riech auch ihre Haut und ihre Haare.
Die selbständige Veränderung des Anfangsbildes durch Selbstorganisation wird sichtbar.
Th.: Du weißt jetzt, wie sie sich anfühlt und wie sie riecht. Sag es ihr noch mal.
Kl.: Du fühlst dich gut an Mama, es ist schön dich zu fühlen.
Th.: Wie ist das für die Mama?
Kl.: Die freut sich und sagt: So ist es richtig.
Th.: Guck mal, ob du mal ins Jetzt gehen kannst, du als Erwachsene und die Mama von heute mal dazu holen kannst und schau mal, was die zwei machen.
Sie kann die Veränderung auch ins Heute mitnehmen und spüren.
Kl.: Ich drück meine Mutti und sie legt den Kopf an meine Schulter. Ich hab sie im Arm und streichle ihr über den Rücken und die Haare, sie hat ganz weiche Haare.
Oh Mami, das tut sooo gut, dich zu spüren.
Kl. weint, Th. unterstützt durch Hand auf Solar Plexus
Energie fließt, Heilung geschieht.
Th.: Wie ist es für die Mami?
Kl.: Sie sagt: Das ist schön.
Th.: Ja, genießt das.
Kl. bekommt die Zeit, die sie braucht.
Th.: Wenn es so in Ordnung für dich ist, dann kannst du jetzt dein Fest feiern. Du kannst dir einen Platz suchen, wo du alle mit hinnimmst, die dabei sein sollen. Wenn du willst, kannst du ja auch dich als Erwachsene und die Mama von heute mitnehmen (Kl.: Oh ja!) und alle, die sonst noch dabei sein sollen. Such dir einen schönen Platz aus.
Kl.: Wir sind draußen auf einer Wiese mit einem Grillplatz und einer schönen Hütte.
Th. spielt Musik ein und lässt die Kl. für ein paar Minuten allein.
Kl. kann tief ausruhen und noch einmal nachspüren.Der Klientin fällt sofort die Veränderung ihrer Haut auf. Sie wiederholt mehrmals:
„Guck doch mal, die sieht ganz anders aus.“ Sie wird weitere Sessions nehmen.
Die Therapeutin empfiehlt ihr weiter mit dem inneren Kind zu arbeiten um den alten Schmerz des Kindes aufzulösen. Die Muster und Prägungen von damals hindern sie noch heute daran, so zu leben, wie sie eigentlich möchte.
Je befreiter das Kind ist, desto lebendiger wird sie sich fühlen.