Supervisionssitzung Ingrid Rüngener
Berufsausbildung B 17„Wut und Geburt“ (Selbstwert, Selbstverwirklichung und Selbstbehauptung)

In dieser Sitzung wird das tiefe Familienmuster der Klientin deutlich, das da lautet: “Frauen taugen nichts.” Schon im Mutterleib fühlte sie eine massive Wut auf den Vater. Er hatte von der Mutter bis zum Schluss schwere Männer-Arbeit erwartet, so dass ihr schließlich die Kraft für de Geburt fehlte. Die Klientin hatte die Nabelschnur um den Hals gewickelt, wollte nicht als Mädchen geboren werden. Im weiteren Leben versuchte sie dann, dem Vater den sehnlich erwünschten Jungen zu ersetzen ... immer verbunden mit dem Gefühl, nicht gesehen und gehört zu werden. Nachdem sie alle zusammenhängenden Hintergründe für die schwere Geburt aufgedeckt und dieses auch noch einmal sehr intensiv durchlebt, kommt es zu einer Veränderung der inneren Muster und Bilder. Sie liegt am Ende der Sitzung bei der Mutter auf dem Bauch und fühlt sich sowohl mit ihr als auch mit ihrem Vater in Liebe verbunden. Dieser hat jetzt ein vollständiges Ja zu ihr als Mädchen.
Marianne, die Klientin ist 45 Jahre alt, verheiratet und hat Töchter, die noch die Schule besuchen und in der Ausbildung sind.
Sie trägt durch den Verkauf für eine Netzwerk-Marketing-Firma zum Unterhalt der Familie bei. Doch mehr und mehr träumt sie davon, ihr kleines Geschäft im Haus in externe Räume zu verlegen, in eine Kreative Werkstatt mit eigenen Produkten umzuwandeln, ihr schöpferisches Potential zu leben und sich selbst zu verwirklichen. Allerdings fehle ihr der Mut für entscheidende Schritte.
Durch den Umstand, dass Peter, ihr Mann aus gesundheitlichen Gründen seinem bisherigen Beruf nicht mehr nachgehen kann und derzeit ebenfalls auf der Suche nach einer neuen Aufgabe ist, wächst zunehmend der Druck der Verantwortung für den Lebensunterhalt der Familie.
In ihrer ersten Synergetik-Sitzung wählte sie das Thema „Chaos“. Im Vorgespräch erwähnte sie, sie sei unorganisiert in ihrer selbständigen Arbeit. Auch zu dieser Synergetik-Sitzung fällt im Vorgespräch das Thema „Chaos“. Ihr Mann Peter sei auch mit sich beschäftigt und sie hingen beide irgendwo… In der vorhergehenden Sitzung war „ihr Atelier“ Thema. Die Klientin wünscht sich Klärung darüber, welche Schritte sie gehen kann. Mit diesem Wunsch geht sie in diese Sitzung.
Ein weiterer Mustersatz, der sich in den Vorgesprächen und anderen Sitzungen zeigte, ist „keiner hört mich, keiner sieht mich“. Ebenso tauchten in den Sitzungen wiederholt Bilder auf, in denen die Klientin sich nicht zeigen möchte – weder mit ihren Gefühlen, noch in ihrer „Größe“. In dieser Sitzung, in der sie unter anderem ihre Geburt auf traumatische Weise noch einmal durchlebt, wird hierfür eine deutliche Verknüpfung an das Bild des Vaters sichtbar.

Mit ruhiger Musik (Light Olios, Bridge Olios, Tranquilli Olios, Love Light Radiance Olios) und einem Entspannungstext wird die Klientin in die Tiefenentspannung gebracht und dabei in ihrer Vorstellung zu einer Treppe geführt, an deren Ende ein Gang auftaucht mit einer oder mehreren Türen. Das Thema der Sitzung wird möglichst vor der Sitzung genannt und taucht in der Regel auf der Tür in irgendeiner Form auf (Schild, Schrift …). Sollte es sich auf der Tür nicht zeigen, kann es auch von der Klientin imaginär auf die Tür geschrieben werden.
Für diese Sitzung wurde im Vorgespräch das Thema nicht eindeutig genug benannt und stellte sich dann auf der Tür auch anders dar. (Für Pausen im Dialog und Verlauf stehen Bindestriche.)

Kl: Ich steh vor einer Treppe, die aus Stein ist und in einen dunklen Schacht runter geht. Da ist links ein Handlauf und die Stufen sind gebogen, gehen nach rechts.
Th: Ja, bist du schon auf der ersten Stufe?
Kl: Ja.
(sie wirkt zögerlich, sagt eine Weile nichts)
Th: Ja, was machst du?
Kl: Ich gucke mal. -
Th: Wie geht es dir da?
Kl: Ich hab leichtes Herzklopfen, wenn ich hier auf den Stufen stehe.
Th: Ja, spür das. -
(An dieser Stelle soll die Kl die Körperreaktion bewusst wahrnehmen. Die Th geht jedoch nicht weiter darauf ein, um Kl möglichst die Treppe hinunter zur Tür mit dem Thema zu führen. Wenn an dieser Stelle z.B. ein starkes Angstgefühl oder ein Widerstand auftaucht, wird mit dieser Energie weiter gegangen und ein anderer Weg zum aktuellen Thema tut sich auf.)
Kl: Ich geh da jetzt langsam runter…
Th: Ja und schau mal, wenn du da unten angekommen bist, ist da sicher dieser Gang mit den Türen …
Kl: Ja, da ist wie so ein Vorraum, oder so als ob da drei Türen sind.
Th: Sind die alle an einer Seite oder sind die verteilt?
(Um der Kl, die sich dem Thema nur zögernd nähert, bei der Entwicklung der Inneren Bilder zu helfen, wird ein Y-Vorschlag gemacht.)
Kl: Die sind verteilt. Rechts, links, geradeaus. Direkt wenn man runter kommt, sind da sofort die Türen.
Th: Schau mal, welche von den dreien dich anzieht heute. Spür mal.
Kl: Das wäre die rechts.
Th: Gehst du näher darauf zu oder was machst du?
Kl: …nicht weit…. Ich steh da schon. (spricht die ganze Zeit schwer, fast wie gelähmt)
Th: Du stehst schon davor.
Kl: So´ne schwarze Tür, eine schwarze Holztür ist das.
Th: Ja, steht da irgendwas dran an der Tür, ist da ein Schild oder …. ?
Kl: Ja ich hab so´n Impuls, als ob da jetzt Wut oder Zorn dran steht. – Pause -
Th: Du kannst die Tür ja auch fragen, ob das stimmt, ob du das richtig erkannt hast, was dran steht.
Kl: Tür was steht da drauf? Wut? Zorn? Ist das richtig? (etwas aufgeregt)
Th: Die kann ja grün aufleuchten, wenn´s stimmt oder rot, wenn es nicht stimmt.
(Wahrnehmungen der Kl sollen unterstützt werden)
KL: Ja, Wut.
(ohne Emotion, so wie die Klientin bisher recht gedämpft gewirkt hat)
Th: Ja…
Kl: Jetzt kann ich es richtig sehen.
Th: Kannst du jetzt erkennen, wie es darauf steht?
Kl: In Holzbuchstaben. - Die Tür die ist ja dunkel und die Schrift ist so hervorgehoben, draufgeklebt.
Th: Ja, dann spür mal. Bist du jetzt bereit, die Tür mit mir zur öffnen? Deine Hand auf die Klinke zu legen?
(Da die Kl bisher einen energielosen Eindruck macht, bietet Th ihr bildlich die Begleitung in ihrer Innenwelt an)
Kl: Ja.
Th: Dann sagst du mir, wenn es soweit ist.
Kl: Wir können.
(Türgeräusch wird eingespielt, um das Bild des Klienten zu verstärken)
Kl: Ich hab das Gefühl, ich steh irgendwie in so einem Keller. -
Da ist soviel Gerümpel, da komm ich kaum rein. Da stehen alte Maschinen und Werkzeuge. Dann ist da eine kleine Kellerluke, wo Licht durch kommt. Und Schüppen und Besen und in einer Ecke ist da auch noch ein Kohlenhaufen.
Th: Bist du jetzt schon drin in dem Keller oder stehst du noch in der Tür?
Kl: Ich bin drin.
Th: Du bist mittendrin… Kannst du auch den Fußboden erkennen, was der für eine Beschaffenheit hat?
Kl: Steinfußboden. Mit richtig alten Steinplatten. Wie so alte Keller hatten, mit so einzelnen Platten aus Stein.
Th: Ja, und wenn du so auf deine Füße schaust, an dir runter schaust – wie stehst du da?
(Indem die Wahrnehmung auf die Füße gelenkt wird und die Kl an sich herunterschaut, wird deutlich, ob sie sich in der realen Lebensphase befindet oder auf einer Zeitreise z.B. in die Kindheit)
Kl: Ich steh da mit Sandalen.
Th: Ja, spür mal wie alt du bist. - Da kann einfach die Zahl auftauchen – die erste die kommt –
Kl: Die erste, die kommt, würde ich sagen 15.
Th: Ja, wie geht es dir da? Wie fühlst du dich?
Kl: Mm, nicht gut.
Th: Ja, wo spürst du das?
(Wechsel auf Körperwahrnehmung)
Kl: Am Herzklopfen.
Th: Ja, immer noch Herzklopfen.
Kl: Ich hab auch das Gefühl, ich bin ein Junge.
Th: Kannst ja mal fühlen, an dir runter schauen -
Kl: Mhm, mit so´ner Lederhose.
Th: Hast du eine Idee, was du da machst in dem Keller?
Kl: Na erst mal guck ich nur.
Th: Ja. Kommt er dir bekannt vor, der Keller?
Kl: Es ist ein Teil von unserem alten Keller, wo wir in G. gewohnt haben, da ist dieser Steinfußboden, und auch ein Teil von dem Keller bei uns zu Hause. – Mit diesem großen Kohlenberg, der ist bei uns zu Hause.
(Th bestätigt die Klientin immer wieder mit „Ja“, „Mhm“ usw.)
Ich bin noch klein. Ich bin acht oder so.
(Das Unterbewusstsein hat evtl. erst eine Situation im Alter von 15 Jahren gewählt, um dann doch zu einem tiefer liegenden Ereignis in der Kindheit zu gehen)
Th: Ja und spür mal, was du da in dem Keller tun möchtest oder tun sollst. – Oder was dich da jetzt anzieht. Ist es der Kohlenberg? Magst du mal zu dem Kohlenberg gehen oder zu einer von den Maschinen?
(Y-Frage, die der Kl verschiedene Möglichkeiten anbietet. Manchmal wählt das Unterbewusstsein dann auch eine nicht genannte Möglichkeit)
Kl: Ich nehme an, das ist der Kohlenberg. – Ich weiß immer noch, wie wir als Kinder diese Kohle gekriegt haben, wie er mit dem LKW kam und wie er durch das Kellerloch die Kohle geschippt, geschüttet hat.
(Kl soll nicht von der „Vergangenheit“ erzählen, sondern die Situation als reales Erlebnis im Hier und Jetzt erleben. Die Th gibt dazu Anweisung)
Th: Ja, du kannst ja einfach mal da sein. Schau einfach mal, was passiert, wenn der LKW kommt - was passiert da?
Kl: (atmet tief) Ich weiß gar nicht genau, ich weiß nur, dass wir da waren und dann haben wir zugeguckt, wie die Kohle da rein kam. Die mussten wir ja in das Loch da rein schaufeln.
Th: Ja, du schaufelst mit?
Kl: Ich schaufel glaube ich auch mit, ja. Und die sind ja alle ganz schwarz.
Th: Ja, schau einfach mal. Du bist jetzt da und schaufelst die Kohlen … Schau mal, was passiert. Es entwickelt sich einfach.
Kl: Unten sind welche, also im Keller sind welche. Also meine Geschwister, meine Eltern glaub ich, und oben sind welche, die halt die Kohlen hier runter schaufeln.
Th: Also im Keller sind die Geschwister…
Kl: Ich glaub ich bin im Keller. Mit den Geschwistern. Und die Eltern oben.
Th: Wie alt bist du jetzt?
Kl: Noch acht.
Th: Wie viele Geschwister hast du da jetzt im Keller?
Kl: Ja mein Bruder und meine Schwester. Also wir müssen da die Kohlen – eh – die aus diesem Kellerloch, die sind jetzt alle drin. Nur die Reste direkt aus dem Loch – ich bin die Kleinste – dass ich in diesen Kellerschacht rein gehe und die letzten Reste da noch raus in den Keller rein werfe, reinschubse halt.
Th: Bist du drin in dem Schacht?
Kl: Mhm. Aber da kommt von oben recht hell… Der ist zwar relativ tief, aber da kommt von oben halt die Sonne rein.
Th: Ja schau mal, was passiert. Sei mal da in dem Schacht. Wie geht´s dir da?
(Th atmet einmal tief, um Kl zur Atmung anzuregen, damit sie leichter in das Gefühl kommt.)
Kl: Alles ist rundrum zu, oben ist auf. Also nach drei Seiten ist es zu und nach vorne ist das Kellerfenster, was raus gehangen worden ist, damit die Kohle dadurch kann.
Ach so und ich rutsche dann, auf der Kohle lass ich mich runter rutschen. Hinterher bin ich rundrum schwarz.
(Kl beschreibt bisher alles recht emotionslos.)
Th: Ja, und jetzt bist du in dem Schacht. Spür mal, wie es dir da geht. Wie fühlst du dich? Spür mal in deinen Körper. Fühlst du noch das Herzklopfen oder ….?
Kl: Ja, das hab ich noch, obwohl ich mich gar nicht so unwohl gefühlt hab.
Th: Ja – und du sollst da die Kohlen raus holen. Gibst du die dann an deine Geschwister oder -
Kl: Ich schüpp die so mit den Händen, schieb ich die runter. Die runden Eierbriketts schiebe ich runter. Die sind ja nicht schwer.
(Da die Klientin die Situation immer noch als „harmlos“ darstellt, zieht die Th ein Scheibchen, indem sie auch recht arglos die beschriebene Situation aufzeigt und dann nach den Eltern fragt)
Th: Ja genau. Mach das mal und schau mal, wie das ist und was passiert. - Du bist da allein in dem Schacht, deine Geschwister sind im Keller... - Deine Eltern sind oben. Sind die noch da und der LKW, oder sind die schon weg?
Kl: Ich glaub der LKW ist schon weg. Ah, ich hab… jetzt merk ich´s. Ich hab Angst, dass die die Kohlen über mich schütten. Obwohl ich da drin bin.
Th: Ja genau.
Kl: Ich hab Angst, dass die mich einschütten.
Th: Spür das mal.
Kl: Ich guck immer nach oben und sehe zu, dass da die andern Sachen weg kommen.
Ich will eigentlich lieber nach unten zu den andern, weil ich da ja sicherer bin. Aber die sagen „du bist so klein, du kannst die gut da rüber schütten, also da weiter … Die andern passen da ja nicht hin.
Th: Mhm, wer sagt das?
(Th gibt mehr Energie und Spannung in die Stimme und spielt dunkle Musik (Kojaanisquatsi1) zur Unterstützung ein.)
Kl: Ich glaub mein Vater.
Th: Sagt er das oben durch den Schacht?
Kl: Mhm.
Th: Mhm. - Ja, sagst du dem Papa, dass du Angst hast?
Kl: (mit wenig Energie) Papa ich hab Angst hier, wenn ich hier allein drin stehe. Ich hab Angst, dass die Kohlen auf mich geschüttet werden. Er sagt, da kann nichts passieren.
Th: Und – glaubst du ihm?
Kl: Nee.
Th: Mhm, sag´s ihm mal!
(Kl soll das Energiebild `Papa´ direkt ansprechen, damit intensivere Konfrontation stattfinden kann.)
Kl: Ich bin hier ja alleine. Da kann mir ja keiner drin helfen.
(Kl kommt in die Energie, den Tränen nahe. Beruhigt sich jedoch sofort.)
Kl: Das ist so´n Loch. Da drüber stehen alle so riesig. Drüber stehen alle oben in dem Loch und gucken alle runter, wie ich da in dem Loch stehe.
(Der Konflikt mit den Eltern, nicht angenommen oder anerkannt zu sein, wird hier sichtbar.)
Th: Ja, wer guckt da?
Kl: Dieser Kohlenmann, mein Vater, meine Mutter.
Th: Ja, und der Kohlenmann auch.
Kl: Und der Kohlenmann auch. Der steht nur da.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: Da fühl ich mich ganz klein.
Th: Mhm, sag es denen mal!
(Th versucht wiederholt durch die eigene Stimme Energie in den Verlauf zu bringen.)
Kl: Ich fühl mich hier ganz klein und unsicher und unbeholfen und ich hab Angst hier unten
(noch recht emotionslos)
Th: Mhm, ja…. Und? Was machen sie?
Kl: Sie schüppen die Kohle weiter rein - (weiterhin ziemlich gefasst)
Th: Obwohl du da drin bist, in dem Schacht…
Kl: Ja so seitlich, so dass ich da eigentlich nichts von mit kriege. Aber ich sehe, meine Füße sind jetzt in der Kohle zugebuddelt
Th: Ja, wie ist das für dich?
Kl: Es wird immer enger.
Th: Ja, spür das mal.
(Die Enge und der Druck sollen möglichst auch auf der Körperebene wahrgenommen werden)
- Du bist da ganz allein drin, klein, und die schütten die Kohle da rein …
Kl: Ich komm gar nicht so schnell hinterher, die Kohle weiter zu schüppen.
Th: Mhm, sag´s denen mal.
Kl: Mama, Papa macht nicht so schnell. Es wird immer voller hier drin. Ich komm da gar nicht hinterher.
Jetzt versuchen die von unten, Hans versucht, also mein Bruder versucht von unten die Kohlen auch rein zu ziehen, also in den Keller zu ziehen von dem Kohlenschacht. Der kommt mir zur Hilfe …
Th: Ja, ja. Wie ist das, wenn er dir helfen will?
(Th. Wird sanfter in der Stimme, um dem helfenden Aspekt hier Raum zu geben. Wenn es der Kl bisher schwer gefallen ist, in das Gefühl der Angst zu gehen, kann der Bruder als Helfer unterstützen)
Kl: Ein gutes Gefühl.
Th: Mhm, sag´s ihm mal.
Kl: Gut, dass du mir hilfst! (Kl. Kommt mehr in das Gefühl)
Th: Ja, genau … ja.
(unterstützt die Annahme mit ihrer Stimme)
Ja, was passiert? - Kommt noch mehr Kohle oder …
Kl: Nee, die ist jetzt bis oben hin voll. (Stimme und Energie wieder gedämpft)
Th: Der ganze Schacht ist voll?!
Kl: Der Schacht, ja.
Th: Und du bist drin?!
Kl: Ich bin auch drin. So halb mit Kohle, die Beine sind schon in Kohle…
Th: Ja, wie ist das?
Kl: Schon beängstigend..
Th: Mhm, ja spür mal. Spür mal in deine Beine.
Kl: Diese dreckige schwarze Kohle.
Th: Ja, spür mal die Kohle.
Kl: Ich schubs sie immer weg, es kommt immer wieder neue nach.
(Ohne Energie oder bewegungsunfähig, wirkt resigniert)
Th: Die hören immer noch nicht auf, Mama und Papa und der Kohlenmann?! Guck mal nach oben. Guck die mal an! Was machen die?
Kl: (leise) Die schütten immer noch Kohle rein.
Th: Ja … Magst du ihnen noch mal sagen, dass sie aufhören sollen, oder was ist dein Impuls?
Kl: Die hören mich gar nicht. Ich rufe immer und die merken das gar nicht.
(„Keiner hört mich“ war auch schon in einer vorhergehenden Sitzung ein Mustersatz)
Th: Mhm, bist du nicht laut genug, oder warum hören die dich nicht?
Kl: (leise) Ich bin nicht laut genug.
Th: Ruf sie mal!
Kl: Die reden so laut, die hören mich gar nicht.
Th: Du bist da schon halb in der Kohle und hast Angst.
Kl: Mein Bruder versucht es, der sieht das. Der zieht von unten die Kohle immer raus. Und der ruft auch schon: Hört auf! Hört auf!
(die Stimme wird lauter)
Und das hören die nicht, weil die da oben am reden sind.
Th: Ja, wie ist den das?
Kl: ... und der LKW ist an. Da kann man nichts hören.
(Mit dem Bild des lärmenden LKW wird der Widerstand der Kl bestätigt und verstärkt, die Aufmerksamkeit der Eltern einzufordern)
Th: Ja, spür das mal. Du bist da in Not und die hören dich gar nicht. Die nehmen dich gar nicht wahr.
Kl: Ich versuch die immer weiter von mir weg zu schubsen.
Th: Mhm, aber da kommt immer noch was hinterher, oder wie ist das?
Kl: Jetzt kommt nichts mehr. Jetzt ist der LKW leer. Jetzt werden die Reste noch rein geschubst.
Th: Mhm, hören die dich, Marianne??
(Th. Gibt noch mal Energie in die Stimme, um der Klientin ihre Situation und ihre Resignation zu spiegeln)
Kl: Nee, die hören mich nicht.
Th: Mhm, keiner hört dich.
Kl: Nee, keiner hört mich. (mit weinerlicher Stimme, kommt kurz ins Gefühl)
Th: Kommt dir das bekannt vor?
Kl: Jaa.
Th: Ja. Willst du dich mal bemerkbar machen?
Kl: Ja, ich versuche das alles an die Seite zu schieben.
(hier könnte Th fragen, wie lange sie das Problem, dass sie sich nie gehört fühlt, noch an die Seite schieben will)
Th: Ruf mal die Mama und den Papa!
(Kl geht nicht darauf ein.)
Kl: …. schubse das raus und Mama ist nicht mehr da.
Th: Die geht sogar einfach weg! Ihre kleine Marianne sitzt in dem Schacht fest mit Kohlen und die geht weg -spür das mal!
Kl: Die ist jetzt nach unten gegangen. Die ist jetzt auch im Keller. Die ist auch im Keller und… Aber die geht nicht an die Kohle dran.
Th: Mhm, was macht die?
Kl: Da würde sie ja dreckig werden.
Th: Ach so, die hat Angst, sich die Finger dreckig zu machen und du sitzt mitten drin.
Kl: Nein eigentlich nicht, aber die hat Angst, ihre Sachen dreckig zu machen. Die macht nur so am Rande, so wie sie dran kommt.
Th: Sieht sie, was mit dir da ist in dem Schacht.
Kl: Ja, die sieht das jetzt – und sagt meinem Bruder jetzt, er soll mir helfen, dass er mir helfen soll. - Der sagt „ich bin ja schon dabei“.
Th: Genau, der hilft dir ja schon die ganze Zeit. Wer soll dir helfen, Marianne? - Spür mal.
Kl: Papa soll mir helfen.
Th: Ja, ruf ihn mal!
Kl: Papa, komm mal runter und mach das mal alles weg hier, dass ich hier raus komme – oder zieh mich raus!
(kommt langsam in die Energie)
Th: Ja, hört er dich?
Kl: Nee, der hört nicht.
Th: Mhm, bist du laut genug, Marianne?
Kl: Der unterhält sich mit dem Kohlenmann.
Th: Ja, die unterhalten sich. Der LKW läuft, Marianne.
Kl: Da müsst ich gegen anschreien.
Th: (laut) Ja. Mach das mal!
Kl: Das kann ich nicht.
Th: Mhm, ja. Spür das mal.(wieder mit ruhiger Stimme)
Kl: Da spannt sich alles zusammen in mir. Ich kann da nicht gegen anschreien.
Th: Ja, wo spürst du das?
(Körperwahrnehmung nutzen, um den Konflikt darzustellen)
Kl: Überall.
Th: Ja. Ja. Mhm. (um das Gefühl zu unterstützen und atmet tief durch)
Kennst du das noch woher?
(Wechsel der Ebene anbieten z.B. in Realebene)
Kl: Es spannt sich alles zusammen.
Th: Kennst du das Gefühl?
Kl: Das kenn ich.
Th: Ja. Es kann mal eine Situation da sein, wo das noch so ist.
(Bei dieser Frage kann eine Situation aus dem heutigen Leben oder ein noch früheres Ereignis aus der Prägungsebene auftauchen)
(Th. Gibt der Klientin etwas Zeit, damit die Situation aus dem Unterbewussten auftauchen kann. Jedoch nicht zuviel, damit sie nicht ausweichen kann.)
Th: Was taucht auf? Das erste, was auftaucht. … ist schon da.
Kl: Ich hab Angst, ich krieg keine Luft.
Th: Spür mal, alles schnürt sich zusammen. Du möchtest, dass die anderen dich hören und du bekommst keinen Ton raus – oder wie ist das?
Kl: Ich merk jetzt, dass ich bei der Geburt bin. Dass meine Nabelschnur um mich gewickelt ist. Dass ich eingeschnürt bin.
(Kl. Atmet gepresst)
Dass ich keine Luft kriege und nicht raus komme.
(Th. hält den Kontakt durch gelegentliches „ja“, das sie unterstützend auch eher presst, um an diesem Punkt der Sitzung die Klientin mit ihren Gefühlen in Kontakt zu bringen und kurz dort zu halten, denn in den Sitzungen davor neigte sie sehr dazu, alles unter Kontrolle zu behalten.)
Th: (ganz leise) Ja. Spür das. Was passiert?
Kl: ... nicht schreien kann… Die Schnur wickelt sich immer mehr um mich rum.
Th: Ja, wer ist da noch? Du bist im Bauch noch von der Mama?
Kl: Ja.
Th: Mhm. Weiß die wie es dir geht?
Kl: Ja. Die kämpft auch. - Meine Oma ist noch da. Die steht ganz hilflos da.
Th: Ja, schau mal, die Oma - was macht sie?
(den letzten Impuls aufgreifen, hier mit der zuletzt genannten Person in Kontakt bringen)
(Kl schluckt und greift zum Hals)
Th: Ja, und spür die Nabelschnur.
Kl: Es wird immer enger um den Hals. Es ist …
Th: Ja. Weiß die Oma das auch?
(Da die Oma an dieser Stelle aufgetaucht ist, testet die Th noch einmal die Oma, um herauszufinden, ob sie bei diesem Geburtstrauma eine wichtige Rolle spielt und wenn ja, welche. Möglicherweise tritt sie von selbst als Helfer auf. )
Kl: Ja, die sieht, dass etwas nicht in Ordnung ist, dass es schnell gehen muss.
Th: Ja, ist sonst noch jemand da?
(Th lenkt hier wieder die Aufmerksamkeit von der Oma, die hilflos dasteht, obwohl sie weiß, dass es schnell gehen muss.)
Kl: Mein Vater. Die warten auf die Hebamme wohl.
Th: Mhm, die ist noch nicht da.?
Kl: Die ist noch nicht da, nein. - Und so lange muss sie noch aushalten.
(Diese Aussage über die Mama spiegelt den Zustand der Kl.)
Th: Mhm, die Mama muss noch so lange aushalten?
Kl: Die Mama muss so lange aushalten. Ich muss so lange aushalten. Ich kann nicht mehr.
(ungeduldige Aufzählung – deutliches Schlucken im Hals)
Th: Mhm, ja - es wird immer enger um den Hals, mhh?! –
(Kl stimmt zu.)
Ja, wer kann da helfen, Marianne?
Kl: (ganz leise) Die Hebamme.
Th: Ja, wo ist die? Schau mal.
Kl: Die ist auf dem Weg. (mit sehr wenig Energie.)
Th: Mhm. Ist die noch ganz weit weg oder ist die schon ganz nah? (Y-Frage)
(Th. gibt mit lauterer Stimme wieder mehr Energie rein.)
Kl: Die ist noch weit weg. - Ein Arzt ist auch noch da. Aber der kann auch nichts machen.
(Arzt spielt auch im weiteren Verlauf eine eher untergeordnete Rolle und nicht die eines Helfers)
Th: Frag ihn mal.
Kl: (geht nicht darauf ein) Die stehen da alle nur rund rum.
Th: Genau. Stehen da alle nur und machen nichts!
(Spiegelt der Kl die Handlungsunfähigkeit ihrer Innenweltpersonen)
Kl: Steh´n da alle nur rund rum.
Th: Und warten alle auf die Hebamme…
(Kl atmet schwer)
Th: Frag mal die Mama, wer helfen kann.
(An dieser Stelle hätte durch Scheibchenziehen und Y-Vorschlägen die Ankunft der Hebamme beschleunigt werden können oder ein anderer Helfer in der Innenwelt hinzugeholt werden müssen, damit die Klientin nicht solange in ihrem Geburtstrauma ausharren muss und um zu vermeiden, dass es sich manifestiert.)
Kl: Die Mama hat auch Wut.
(Th könnte fragen, wer noch Wut hat, um der Wut der Kl den Weg zu öffnen)
(Bei Kl wird Angst spürbar.)
Th: Wie geht´s der Mama. Spür mal.
Kl: Der Mama geht´s auch ganz schlecht. Und die hat Angst.
(Emotionen und Körperwahrnehmung selbstähnlich wie bei kl. Marianne)
Th: Mhm, ja - Ja, schau mal den Papa an. Wie …
Kl: Der Papa geht raus, weil er nicht weiß, was er machen soll.
Th: Mhm, ist das ok?
Kl: Weil er als Mann ja nichts machen kann.
(Wieder wird von der Kl ein Widerstand aufgebaut, um nicht mit Papa in Kontakt zu gehen. Schon im Bild des Kohlenkellers konnte sie nicht laut genug gegen die Widerstände/LKW nach Papa rufen)
Th: Ist das in Ordnung?
Kl: Der geht raus. Der ist draußen und läuft auf und ab und guckt, ob die Hebamme kommt.
(monoton, mit wenig Energie)
Th: (energisch) Mhm, wie ist das für dich? Der geht einfach weg? Dir geht´s da ganz schlecht.
Du kriegst schon keine Luft mehr.Du kannst nicht schreien, weil dir der Hals zugedrückt wird. - Spür das mal. Der Papa geht weg. – Spür mal, wer soll dir helfen? - Die Oma ist noch da. Der Arzt ist noch da…
(Mit diesem Scheibchen soll der Kl die Möglichkeit gegeben werden, das Gefühl der Hilflosigkeit deutlich zu spüren und die Hilfe vom Papa einzufordern. In der Situation der Geburt ist sie vermutlich zu schwach, sich selbst zu helfen. Ein Innerer Helfer wäre angebracht.)
Kl: (ganz schwach) Ja, Papa soll helfen.
Th: Mhm. Sag´s ihm mal.
Kl: Ich hab so das Gefühl, dass ich so an den Händen nach ihm greife.
Aber der läuft mir weg. Der kann da gar nicht mit umgehen.
(Hier hätte beispielsweise auch die große Marianne in die Innenwelt geholt werden können, um den Papa festzuhalten, seine Hilfe einzufordern und der Kleinen zu helfen.)
Th: Mhm. Sag´s ihm mal.
Kl: Papa, du sollst hier bleiben. Du sollst mir helfen.
Th: Ja.
Kl: Sollst bei der Mama bleiben! Mama zureden! Mama helfen!
Th: Genau. Die Mama braucht ihn.
Kl: Damit die ruhiger wird.
Th: Frag mal die Mama, ob sie den Papa auch braucht.
Kl: Die braucht den auch.
Th: Frag sie mal. Frag sie direkt.
(Hier soll die Antwort nicht aus dem Kopf, sondern aus dem Unterbewussten abgefragt werden)
Kl: Mama, brauchst du den Papa? - Ja, sie weiß aber, dass er ihr nicht helfen kann.
Th: Und was möchte sie von Papa, frag sie mal.
Kl: Ja, Liebe und Hilfe.
Th: Mhm, möchte sie, dass er da bleibt? Frag sie mal. Dann kann sie ja nicken.
Kl: Ja, möchte sie.
Th: Ja, sag das mal dem Papa.
(Durch die direkte Ansprache werden die Innenwelt-Personen ständig miteinander verknüpft. Durch diese Rückkopplungen, Interaktionen wird Selbstorganisation ausgelöst.)
Kl: Papa, du sollst da bleiben, sollst uns helfen. (die Stimme wird zittrig)
Th: (leise) Ja.
Kl: Du musst ja nur bei der Mama die Hand halten. Das reicht schon.
Th: (leise) Genau. - Ja. - Hat er dich gehört?
Kl: Er guckt. Aber er sagt `Das kann ich doch gar nicht. Als Mann hab ich da doch gar nichts zu suchen, nix zu helfen.
Th: Mhm, wie ist das für dich?
Kl: (leise) Das ist Quatsch.
Th: (energisch) Sag´s ihm!
Kl: (lauter) Papa, das ist Quatsch.
Th: Genau. Hört er dich?
Kl: So genau zuzuhören. Nee, er hört nicht.
Th: (laut) Sag´s ihm noch mal.
Kl: Papa, komm hilf uns! - Der läuft da auf und ab. Wartet vor der Tür.
Th: Mhm, kommt immer noch nicht rein und hält der Mama die Hand, dass sie ruhiger wird.
Kl: Kommt immer noch nicht rein.
Th: Ja. Spür das, Marianne. Wie vorhin im Kohlenschacht. Da hat der Papa dich auch nicht gehört. - Jetzt hört er wieder nicht.
(Selbstähnliche Bilder in der Sitzung, Selbstähnlichkeiten im realen Leben könnten dazu auch aufgezählt werden)
Kl: (gepresst und undeutlich) … kann ja nicht …rein
Th: Jetzt kann er nicht rein?
Kl: (wiederholt) Ich kann ja nicht schreien.
Th: Ach du kannst nicht schreien.
Kl: Ich kann nicht schreien. Ich hab die Nabelschnur um mich rum.
Th: Ja. Wer soll jetzt schreien? Wer soll dir helfen jetzt?
(An dieser Stelle könnte der Kl vorgeschlagen werden, die große Marianne dazu zu holen, um der kleinen zu helfen. Kl hat bereits Erfahrung mit Inneren Helfern)
Kl: Ja, die Mama muss schreien.
Th: Mhm, sag´s ihr mal.
Kl: Mama schrei. Schrei, damit dir einer hilft.
Th: Genau.
Kl: Du musst nicht immer alles unterdrücken. Du brauchst die Hilfe.
(Hier spiegelt sich deutlich die Energie der Klientin, der der Hilfeschrei noch im Halse stecken bleibt.)
Sie versucht sich noch zusammen zu reißen.
Th: Mhm. - Ja, zeig ihr mal, wie es dir geht.
Kl: Mir geht´s schlecht. Dir geht´s schlecht. Schrei doch. Hol doch Hilfe!
Th: Genau.
Kl: Schrei, dass sie helfen sollen.
Alle stehn rundrum und gucken.
Th: Mhm, keiner macht was – und die Mama reißt sich immer noch zusammen.
Kl: Keiner macht was. - Ja. – Die kann doch nicht schreien. Was sollen die Leute denn denken?
(Dieser Mustersatz fiel auch schon in einer vorhergehenden Sitzung.)
Th: Mh, wie ist denn das für dich Marianne? Spür mal.
Kl: Schlimm, ganz schlimm ist das für mich.
Th: Ja. Sag´s der Mama.
Kl: (noch recht kraftlos) Mama, mach was. Schrei. Du musst schreien. - Sonst kommt keiner und hilft uns.
Th: Zeig ihr mal die Nabelschnur um deinen Hals, - die sich immer enger zieht.
Kl: Guck´s dir an. Wenn das nicht schnell geht, dann schaff ich das nicht.
- Es geht um mein Leben!
Th: (leise) Ja, genau, genau. - (leise) Ja, spür das mal. Es geht um dein Leben!
Kl: (weint) Es geht um mein Leben!
(Th bestätigt leise, fordert zum Spüren auf und atmet laut.
Dass sie bisher noch nicht intensiv versucht hat, einen Helfer zu installieren, liegt wahrscheinlich an eigenen zu diesem Zeitpunkt unerlösten Innenweltbildern. Auch die Mama in der Innenwelt der Klientin ist zu schwach, um Hilfe einzufordern.)
Kl: Wenn du jetzt nicht schreist und jetzt keine Hilfe kommt, dann kommt’s zu spät!
(Kl weint und spürt die Verzweiflung.)
Th: (immer noch leise) Genau. Ja, fühl das. Fühl das in deinem Körper
Kl: Jetzt brauchen wir Hilfe, sonst ist´s zu spät!
Th: Ja, zeig´s der Mama. - nimmt sie dich wahr?
Kl: Sie nimmt mich wahr.
Th: Ja, wie reagiert sie?
Kl: Hält die Hände jetzt um den Bauch.
(Kl hält sich auch den Bauch, atmet schwer)
(Th gibt nur durch leises `Ja´ Unterstützung)
Kl: Die schreit jetzt.
Th: Ja, ja. Hör mal, wie sie schreit.
Kl: (erleichtert und berühr)t Die schreit jetzt!
Th: Ja. Lass sie mal schreien, die Mama.
(Th gibt wieder mehr Energie mit ihrer Stimme rein.)
Kl: (Atmet aus.) Schrei!
Th: Ja, genau.
Kl: Schrei, so laut du kannst. (Die Stimme der Kl ist nicht mehr leise, jedoch auch nicht kraftvoll.)
Th: Ja, - magst du ihr helfen? Spür mal. - ob du ihr helfen magst, nach dem Papa zu schreien, und…
Kl: (wird lauter) Papa komm! Hilf! Schrei! Komm, dass du hilfst!
(Th unterstützt mit `Ja´)
(Kl hält sich die ganze Zeit den Bauch und atmet schwer. Sie ist Kind und Gebärende zugleich.)
Kl: Ruf, hilf, dass die Hebamme kommt.
Es wird Zeit. Es ist… - Jede Minute zählt.
Th: Mhm, ja. Ist die Mama laut genug?
Kl: Nee.
Th: Sag´s ihr mal.
Kl: Du musst lauter schreien. (nicht mit viel Energie)
Th: Mhm, sag´s ihr.
Kl: Mama schrei, noch lauter. (klingt hoffnungslos)
Th: Mhm.
Kl: jetzt kräftiger Hilfe kommt!
Th: Ja. - Ja, hört der Papa die Mama?
(Wiederholt versucht die Th, Energie in den Ablauf zu bringen, da die Kl während der ganzen Zeit aufzugeben scheint)
Kl: Er kommt, aber er kann nicht.
Th: Mhm, was macht er?
Kl: Er läuft. Er läuft im Flur und guckt aus dem Fenster, was die Hebamme macht.
(Hier möglich, die Hebamme auftauchen zu lassen, damit sie endlich ihre Aufgabe übernimmt und bei der Geburt hilft.)
Th: Was soll er machen, der Papa? Soll er aus dem Fenster gucken, oder soll er bei der Mama sitzen?
Kl: Der soll bei der Mama sein.
Th: (energisch) Mhm, sag´s ihm!
Kl: (jetzt laut) Komm, wir brauchen deine Hilfe, komm!
Th: Genau.
Kl: Komm hier hin. Hier wirst du gebraucht.
Th: Spür mal, soll die Mama noch lauter schreien?
Kl: Ja, die muss noch lauter schreien.
Th: Ja, dass der Papa endlich reagiert und bei ihr bleibt?! - Lass sie mal lauter schreien!
Kl: Komm hier hin! Hilf!
Th: Ja, hört er die Mama?
Kl: Er hört, sicher hört er. Er hört, traut sich nicht. Traut sich immer noch nicht rein zu kommen.
Th: Wie laut muss die Mama schreien, dass der Papa endlich kommt und bei ihr bleibt?! - Magst du ihr das mal zeigen, wie laut sie schreien muss?
(Die Kl soll in ihre Energie kommen. Die Mutter, die nicht die Hilfe ihres Mannes einfordert, ist hier symbolisch für ihre eigene Handlungsunfähigkeit und den eigenen Widerstand, den Papa einzufordern)
Kl: (wird laut) Mama komm. Schrei, schrei laut! - Hol den Papa rein!
(wieder kraftloser) Schrei dass Hilfe kommt.
Th: Macht sie es?
Kl: Ja, sie schreit.
(Hält sich den Bauch und atmet schwer. Die Kl wird wieder starrer)
Th: Ja, was passiert?
Kl: Ich dreh mich im Bauch.
Th: Was passiert, wenn du dich im Bauch drehst?
Kl: Ich schnür mich noch mehr zu.
(Greift sich an Hals und Kinn)
Th: Ja, spür das. Und zeig das auch der Mama.
Was ist mit dem Arzt?
Kl: Der Arzt…
Th: Da ist ein Arzt, da ist die Oma, da ist der Papa … Und alle warten auf die Hebamme und tun nichts und sind ratlos –
(Der Kl werden Y-Möglichkeiten angeboten und gleichzeitig die mangelnde Handlungskompetenz aufgezeigt)
(Kl atmet schwer)
Th: Spür mal, wer kann helfen?
Kl: Wer kann helfen? Ich weiß es nicht.
Th: Frag die Mama.
Kl: Mama, wer kann helfen? - Die Hebamme.
Th: Mhm, und die kommt nicht? - Die ist noch weit weg? Oder ist sie schon näher?
Kl: Ein bisschen näher ist sie. - Die kommt jetzt.
(Stimme wird wieder fester) Sie kommt jetzt durch die Tür. Die kommt jetzt!
Th: Mhm, und der Papa.
Kl: … schimpft den Papa aus.
Th: Ja, was sagt sie?
Kl: Geh! Sagt sie… Die Hebamme sagt zu Papa: Geh zu deiner Frau! Hilf ihr!
Th: Genau! Was er schon lange hätte machen sollen?
Kl: Ja.
Th: Mhm. Genau!..-..Macht er´s?
Kl: Ja, jetzt geht er.
(Kl reibt sich den Bauch und atmet schwer.)
Th: Mhm, ja. Ja, wie geht´s dir jetzt, wenn der Papa bei der Mama ist?
Kl: Ich hab das Gefühl, ich hab hier so Wehen im Bauch.
Th: Ja, spür das.
Kl: Da ist mächtig was im Bauch los. Da krampft sich alles zusammen.
Th: Ja, und rumpelt. Spür´s.
Kl: Ich merke jetzt wie die Hebamme kommt.
Th: Ja, wie geht´s der kleinen Marianne da im Bauch,…-…wenn der Papa jetzt bei der Mama ist und die Hebamme da ist?
Kl: Ein bisschen besser geht´s.
Th: Ja, spür das. Sag´s auch dem Papa.
(Das Gefühl der Erleichterung soll vertieft werden.)
Kl: Das ist für die Mama ein bisschen Erleichterung.
Th: Und für das Baby? Für dich?
Kl: Das Baby auch.
Th: Zeig´s dem Papa mal, dass es dir jetzt besser geht.
(Da die Kl bisher nicht in der Lage war, energisch den Papa einzufordern, sondern eher depressiv immer wieder in Erstarrung fiel, soll ihr nun die Möglichkeit gegeben werden, positiv die Hilfe des Papas wahrzunehmen, zunächst Ressourcen zu bilden, die ihr Kraft geben später zu handeln.)
Kl: Die Hand auf dem Bauch.
Th: Ja, genau.
Kl: (atmet heftig) Die Hebamme packt jetzt mit der Hand in den Geburtskanal – und versucht mich da in den Geburtskanal zu ziehen.
Th: Mhm. Ja, hat die Hebamme schon gemerkt, was mit dir ist? Mit der Nabelschnur?
Kl: Ja.
Th: Ja, was macht sie?
Kl: Wir müssen jetzt ganz schnell und ganz vorsichtig sein, und wenn das Kind raus ist, dann müssen wir sofort – sofort an die Nabelschnur.
(Th lässt Raum zum Spüren, da Klientin in den Wehen zu liegen scheint. Die Inneren Bilder sind stark mit der Körperebene verknüpft.)
Th: Ja, spür, was passiert.
Kl: Ich hab das Gefühl, die Geburt wird jetzt eingeleitet.
Th: Ja, was passiert mit dir? Wie geht´s dir?
Kl: Ich bin jetzt im Geburtskanal. Jetzt wird´s noch enger.
(Kl bewegt kaum den Mund beim Sprechen.)
(Th hält den Kontakt nur durch Atem, leises `Ja´.)
Kl: Immer tiefer. Immer enger. (Schluckt und atmet schwer)
Bin noch lange nicht raus -
Th: Ist der Papa noch da?
Kl: Der Papa ist noch da. (leise mit unbeweglichen Lippen)
Der Papa guckt ganz hilflos zu. Kann nichts machen.
(Hier hätte die große Marianne den Papa packen und schütteln können.)
Th: Ja, ist das so? Spür mal. Kann er was machen?
Kl: Ja, der kann also höchstens der Mama helfen. Mit atmen helfen -
Th: Mhm, ja sag´s ihm.
Kl: Du kannst mit helfen atmen.
Th: Mhm.
(Kl atmet tief. Th unterstützt durch Ausatmen und mit bestätigenden Worten.)
Kl: Ich hab das Gefühl, ich bin Mama und Kind gleichzeitig.
Th: Ja, spür das.
(Kl atmet immer noch intensiv und wird von Th dabei unterstützt.)
Th: Wie geht´s der kleinen Marianne?
Kl: (undeutlich) Noch nicht gut. Ist immer noch im Geburtskanal.
Th: Mhm, sag das mal der Mama - und der Hebamme!
Kl: Mama, du musst jetzt machen, dass ich raus komme.
Th: Und der Papa soll helfen, sag´s ihr!
Kl: Und der Papa soll helfen.
(Kl atmet tief und hält sich den Bauch) Der ganze Bauch krampft sich zusammen.
(Th atmet mit und unterstützt mit „Ja“. Lässt kurz Zeit zum Spüren.)
Th: Ja, was passiert, wenn sich der Bauch zusammen krampft?
(Mit dem letzten Impuls des Kl gehen)
Kl: Dann öffnet sich der Geburtskanal.
Th: Ja, ja spür das!
(Kl atmet heftig und hält sich den Bauch und Hals.)
Th: Wo bist du jetzt?
Kl: Ich bin jetzt im Geburtskanal. - Mein Kopf ist zu sehen. - Jetzt sieht die Hebamme schon die Nabelschnur.
Th: Ja, was macht sie?
(Während des Geburtsvorgangs lässt die Th ständig durch Atmung und kleine Worte der Bestätigung spüren, dass sie bei der Klientin ist, bleibt jedoch ruhig und leise.)
Kl: Sie nimmt die Nabelschnur und versucht sie durchzuschneiden – dass sie sich löst. Zieht an meinem Kopf -
Th: Ja, spür das.
(Kl streicht über den Bauch und holt tief Luft.)
Th: Ja, wie ist das?
Kl: Der Druck vom Bauch geht immer weiter runter.
Th: Ja…
Kl: Hah, ich komm jetzt raus. (erleichtert)
Th: Jaa. Atmet dabei ebenfalls aus. Spür das.
Kl: (gepresst) Ich kann aber noch nicht schreien - weil die Nabelschnur um mich rum ist. Und der Rest des Körpers ist noch nicht raus. Es ist nur der Kopf raus.
xxx Verlauf kurzzeitig unverständlich
Th: Ja, was nimmst du wahr?
Kl: Es ist ganz hell.
Th: (leise) Ja, wie geht´s dir?
Kl: Jetzt ist die Nabelschnur auch weg. (Atmet tief und spricht deutlicher)
Die Hebamme macht jetzt die Nabelschnur um mich rum – macht sie ab.
Th: (auch wieder mit normaler Stimme) Ja, bist du noch im Geburtskanal oder -?
Kl: Nee, ich bin schon raus.
Th: Ganz raus, ja.
(Kl atmet erleichtert und Th gibt Impuls, diesem Moment auch nachzuspüren.)
(Kl greift sich an den Hals.)
Th: Ja, was ist mit deinem Hals?
(Körperwahrnehmung des Kl aufgreifen)
Kl: Der Hals und der Bauch von der Mama ist immer noch zugeschnürt. Ja mein Bauch.
Th: Ja, sag´s mal der Hebamme.
Kl: Ich hab immer noch das Gefühl, ich bin zugeschnürt.
Th: Mhm, was macht sie?
Kl: Sie ist immer noch dabei - die Nabelschnur - irgendwie kriegt sie die nicht richtig ab.
Th: Mhm, was ist mit der Mama?
Kl: (atmet wieder schwer) Ihr geht´s auch immer noch nicht gut.
Th: Mhm, und was macht der Arzt?
Kl: Der hilft der Hebamme.
Th: Und der Papa?
Kl: Der steht noch dabei, hält Mamas Hand.
Th: Ja, ist das ok?
(Kl geht es noch nicht gut, atmet intensiv.)
Th: Ja, was ist mit dir?
Kl: Irgendwas stimmt noch nicht.
Th: Ja, spür mal.
Kl: (gepresst) Ich muss immer noch… Ich komm immer noch nicht ganz raus.
Th: Bist immer noch bei der Mama ein Stück drin.
Kl: Ja, ich hab das Gefühl, ich bin immer noch drin und bin aber raus, ich weiß es nicht irgendwie.
Th: Ja, wie fühlt sich das an. Spür mal.
Kl: Als wie ich fest stecke.
Th: Ja, spür das mal.
(Lässt der Kl etwas Zeit, dieses Gefühl des Feststeckens deutlich wahrzunehmen.)
Kl: Ich hab das Gefühl, ich lauf gleich rot an, blau an.
(Kl atmet intensiv.)
Th: Ja, wo kannst du das spüren, dass du fest steckst?
(Hier könnte auch die Frage nach selbstähnlichen Situationen im heutigen Leben gestellt werden, da sich hier die aktuelle Situation aus dem Eingangsgespräch zu spiegeln scheint. Spiegeln, dass sie es immer wieder erlebt, festzustecken und möglichst viele selbstähnliche Situationen/Muster rückkoppeln)
Kl: Ja, ich merk´s hier (zeigt am Kinn) und um das ganze Gesicht rum. Ich merk´s aber auch im ganzen Bauch, bei mir im Bauch –
Th: Ja, was ist da – im Bauch?
Kl: Ein Krampf.
Th: Ja. - Ja und was machen die anderen um dich herum?
(Konfrontiert Kl wieder mit den anderen Innenweltpersonen, an die die Gefühle, die da feststecken adressiert sein können.)
Ist jemand da, der dir hilft?
Kl: Die Hebamme, aber –
Th: Aber?
(Kl atmet)
Th: Wer kann dir helfen, spür mal.
Kl: Ja nur die Hebamme.
Th: Sag´s ihr. (legt fordernde Energie in die Stimme)
Kl: Hebamme, du musst jetzt helfen.
Th: Genau!
Kl: Ich muss raus hier. - Mir geht´s ganz schlecht.
(Th unterstützt und bekräftigt wiederholt. „Genau“, „Sag´s ihr“)
Kl: Ich muss raus hier. Mir geht´s ganz schlecht!
(Th gibt weiter Energie rein, da Kl noch schwach Hilfe einfordert.)
Kl: Wenn ich hier nicht raus komme, sterbe ich. Ich muss raus.
Th: Sag ihr mal, dass du fest steckst.
Kl: Ich stecke fest. - Zieh mich raus.
Th: (immer lauter werdend) Hört sie dich? Tut sie was?
Kl: Ja, sie hört mich. Zieh mich raus. Ich muss jetzt hier raus. (atmet tüchtig)
Th: Ja, was passiert? Zieht sie endlich?
Kl: Der Geburtskanal ist irgendwie zu eng.
Th: Ja, was brauchst du?
(Hier evtl. auch fragen, warum sie nicht raus will.)
Kl: Ich weiß nicht.
Th: Frag mal die Hebamme. Vielleicht weiß die das, oder der Arzt.
Kl: Hebamme, was brauch ich? Was brauch ich, um hier raus zu kommen?
Ich hab das Gefühl, dass der Bauch aufgeschnitten werden müsste, damit ich raus komme.
Th: Frag mal die Hebamme, die weiß das. Oder der Arzt, der da ist. Die wissen das.
Kl: Hebamme, was brauch ich? Was muss gemacht werden? (Atmet heftig)
Die Mama braucht die Kraft des Vaters. Der muss mithelfen.
Th: Ja. Sag das mal dem Papa.
Kl: Der muss mithelfen. Der muss am Bauch mithelfen. Der muss raus drücken.
Th: Ja genau. Sag´s mal dem Papa.
(Mit dem Energiebild Papa direkt in Kontakt gehen)
Kl: (energischer) Papa, du musst richtig mit helfen. Du musst mithelfen. Die Mama ist zu schwach.
Th: Mhm, genau.
(Kl atmet nach wie vor wie in den Wehen.)
Th: Ja und, macht er es?
Kl: Ja, der weiß nicht wie. - Jetzt muss der Arzt – muss zeigen – die Hebamme muss ihm zeigen, wie das geht.
Th: Ja, genau. - Und, guckt er hin?
Kl: Ja.
(Verzieht das Gesicht, greift sich an den Bauch)
Th: Ja. Ja, was passiert?
Kl: Oh, ich muss den Gürtel aufmachen. Öffnet ihre Hose
Th: Ja, es darf alles da sein.
(Kl atmet weiter stark ein und aus)
Th: Und spür was passiert. - Was macht der Papa?
Kl: Der hilft jetzt, der schiebt jetzt mit raus.
Th: Ja, ja. Spür das.
(Kl atmet wie in den Wehen. Th bietet an, eine Hand auf ihren Bauch zu legen. Kl stimmt zu.)
Th: (Nach ein paar Atemzügen) Was passiert, wenn der Papa jetzt drückt auf den Bauch.
Kl: Dann geht´s besser.
Th: Mhm, sag ihm das mal. - Sag´s mal dem Papa.
Kl: Papa, wenn du mit hilfst, geht´s besser.
(Weiterhin tiefe Atmung)
Th: Spürt die Mama das auch? Fühl mal.
(Anwesende Innenweltpersonen mit einander verknüpfen zwecks Rückkopplung.)
Kl: Ja.
(Während Kl weiter intensiv atmet, begleitet Th einen Moment nur durch ihre leise Stimme.)
Th: Was passiert mit dir, wenn der Papa jetzt drückt.
Kl: Papa, du musst noch mehr drücken. Du musst noch mehr helfen.
Th: Ja, genau. Da ist immer noch ganz viel im Bauch in Bewegung.
(Kl macht lange, tiefe Atemzüge)
Th: (leiser) Ja, was passiert mit der kleinen Marianne? Spür mal.
Kl: Oh, ich hab das Gefühl, ich werd gleich ohnmächtig.
Th: Ja. - Ja, sag´s dem Papa mal.
Kl: Papa, ich werd gleich ohnmächtig.
Th: Ja. Sag´s auch der Hebamme.
Kl: Mir wird ganz schlecht.
Th: Ja genau.
(Intensives Atmen der Kl. Th bestätigt ruhig.)
Th: (in forderndem Tonfall) Was soll der Papa machen? Spür mal.
Kl: Papa, was soll ich machen? (Versprecher, auf den eingegangen werden könnte)
Th: Ja? - Was macht die Hebamme?
Kl: Die wartet unten. Die guckt.
Th: Soll die gucken und warten oder soll die was tun?
Kl: Ja, die guckt und – hilft. - Aber die anderen müssen auch mit helfen.
Th: Wer muss alles mit helfen?
Kl: Die Mama, der Papa, der Arzt …
Th: Ja, sag´s ihnen!
Kl: Die Oma – die sollen alle mit helfen.
Th: Ja genau. Sag´s ihnen. (Mit lauter Stimme) Sag´s ihnen direkt!
Kl: Helft alle mit!
Th: Genau. Los, helft alle mit!
Kl: Helft! (Weiter heftige Atmung)
Th: Genau. Tun sie es?
Kl: Ja.
(Während Kl weiter wie in den Wehen atmet, gibt Th wieder mit ruhiger Stimme Unterstützung.)
Th: Ja, was passiert, wenn alle mithelfen? Schau mal. (Kl wird ruhiger.)
Th: Was ist da Marianne? - Wie geht es dir?
Kl: Das ganze Gesicht kribbelt.
Th: Ja. Sag´s mal. Sag´s mal der Mama und der Hebamme. – Dem Papa. Spür mal, wie es dir geht.
Kl: Mir krampft das ganze Gesicht zusammen.
Th: Ja. - Helfen sie noch? (Kl bejaht.)
Th: Wo bist du jetzt? - Spür mal, wo du jetzt bist? – Steckt die kleine Marianne noch fest?
Kl: Ja. Die ist jetzt mitten im Geburtskanal.
Th: Sag´s mal der Mama.
Kl: Mama, ich stecke noch immer fest. Du musst noch mehr – Du musst noch mehr drücken.
Th: Mhm, und wer noch? Wer muss noch helfen?
Kl: Der Papa muss noch mehr helfen.
(Th fragt als Scheibchen nach Oma etc., da Kl noch feststeckt.)
Kl: Ist ja alles so eng. Wenig Platz. (Spürbar unwohl)
Th: Ja. Da bei dir im Geburtskanal, oder wo?
Kl: Ja. Ja rundrum.
Th: Ja, sag es denen mal.
Kl: Die Hebamme schickt den Papa jetzt nach hinten an den Kopf zur Mama.
Th: Ja, wie ist das? Wie fühlt sich das an, wenn er da ist?
Kl: Er hält ihr jetzt den Kopf. – Streicht ihr um den Kopf und hält ihr die Stirn.
(Th fragt, wie es ihr damit geht. Kl soll es dem Papa direkt sagen. Rückkopplung.)
Kl: Das fühlt sich besser an, wenn du hinten bist. (Atmet noch mal heftiger.)
Th: Genau. Ja. Und spür, was mit der kleinen Marianne ist. – Was passiert da?
Kl: (leise) Die kleine Marianne kann jetzt langsam raus. (atmet tief)
Th: (ganz leise) Ja, was passiert?
Kl: Es fehlt nicht viel, aber – (Kl ist wesentlich ruhiger geworden)
Th: Ja, was ist da?
Kl: Ich stecke immer noch fest. Ich stecke immer noch im Geburtskanal.
Th: (wieder laut) Mhm, sag es den anderen mal.
Kl: (ebenfalls mit kräftiger Stimme) Ich stecke immer noch fest. Mein ganzer Bauch schnürt sich zusammen. (tiefe Atmung, hält sich den Bauch)
Th: Ja, was möchtest du von den anderen?
Kl: Das ihr mich raus zieht.
Th: Ja, sag´s ihnen.
Kl: Zieht mich raus. Zieht mich alle raus. Zieht!
Th: Ja, hören sie dich? (unterstützt mit lauter Stimme)
Kl: Zieht mich raus! Zieht!
Th: Tun sie es?
Kl: Gib mir mal was. Ich hab das Gefühl, ich muss auch mit ziehen.
Th: Genau. (hält ihr ein Kissen zum Ziehen hin)
Kl: (zieht) Ich glaub, ich muss auch mit ziehen. Jaah.. (Kl kommt selbst in die Handlung)
Th: Ja, und schau, ob die anderen alle mit ziehen.
Kl: Ja, die ziehen jetzt alle mit.
Th: Ja, spür das, wie sie dich ziehen.
(Kl zieht und atmet tief)
Th: Ja. Und – wo bist du?
Kl: Ich bin glaub ich draußen.
Th: (wieder leise) Ja. Fühl mal, spür mal, wo du bist.
(Kl beruhigt sich.)
Th: Ja, was siehst du?
(Bei Kl ist noch immer eine Anspannung oder Verkrampfung zu spüren, greift sich an den Mund)
Th: Wo ist die kleine Marianne?
Kl: Die kleine Marianne ist jetzt draußen, aber irgendwie –
Th: Mhm, es ist ok. Lass sie da sein. Wie fühlt sie sich? Fühl mal, wie es dir geht.
Jetzt bist du draußen. – Was ist mit der Nabelschnur?
Kl: (weinerlich) Die ist immer noch ganz fest um mich rum.
Th: Mhm. Spür und sag´s mal den anderen. (Körperebene)
Kl: Die ist wie eine Mumie um mich rum gewickelt. (Symbolebene)
Th: Zeig das mal den anderen. - Zeig den anderen die Nabelschnur.
Kl: Guckt, ihr müsst die Nabelschnur entfernen.
Th: Ja. Zeig denen mal, wie es dir geht, mit der Nabelschnur, die um dich herum gewickelt ist.
(mit Energiebildern, Eltern usw. in Konfrontation halten)
Kl: Ich lauf gleich blau an. Ja, ihr müsst die Schnur entfernen.
Th: Und, tun sie es?
Kl: (jetzt viel ruhiger) Ja.
Th: Was machen sie?
Kl: (atmet leichter) Es lockert sich alles.
Th: Ja. Fühl das. - Was passiert.
Kl: Sie löst sich langsam.
(Th lässt Zeit, damit sich dieses Gefühl vertiefen und setzen kann, spricht mit ruhiger Stimme)
Th: Ja, spür, wie die Nabelschnur sich löst.
(Kl wirkt immer gelöster.)
Th: Na, wie geht es der kleinen Marianne? (im Hintergrund wird schreiendes Baby eingespielt)
Kl: Noch nicht richtig gut. -Ende 1. Teil Tonaufnahme-
Th: Dann spür noch einmal hinein. Du bist jetzt draußen.
Kl: Das kribbelt noch alles.
Th: Mhm, sag´s mal der Mama.
Kl: So wie wenn man so zu geschnürt war, so wenn man so´n Band um sich hatte. So ganz eng umschnürt. So kribbelt es noch in den Armen und in den Beinen und so.
Th: Ja. Sag es mal der Mama und dem Papa, wie es dir geht.
Kl: Mama mir kribbelt noch alles.
(Babygeschrei wird ausgeblendet)
Kl: Mama, nimm mich mal in den Arm.
Th: Ja, macht sie es?
Kl: Die lassen sie noch nicht. Die … - erst mal – Die kümmern sich um mich.
(Babyschreien)
Th: Ja, wo ist die Mama? Was macht sie?
Kl: Mama liegt da noch alleine. (Drückt auch das Gefühl der Kl aus. Die Kleine braucht die Mama.)
Th: Wie geht es ihr?
Kl: Nicht gut.
Th: Sag ihr mal, dass du das wahrnimmst. (Verbindung herstellen zwischen Mama und Kl)
Kl: Ich nehme das wahr, dass du noch in Sorge da liegst. Angestrengt. Erschöpft.
Th: Ja. Sag´s auch mal dem Papa. Zeig ihm mal die Mama. Und zeig ihm mal, wie es dir geht.
(Energiebilder sollen miteinander verbunden werden)
Kl: Papa guck dir mal an - wie es mir geht - wie es der Mama geht.
Th: Sieht er´s?
Kl: Ja, der sitzt bei der Mama.
Th: Wie ist das für dich, wenn der Papa da bei der Mama sitzt?
Kl: Ich hätte lieber, wenn ich da auch noch bei wäre.
Th: Sag´s den beiden mal. (Im Hintergrund läuft immer noch das Babyschreien)
Kl: (ohne Energie) Ich bin hier bei der Hebamme und möchte eigentlich viel lieber bei euch sein.
Th: Mhm, hören sie dich?
Kl: Nee.
(Das Muster „Nicht-gehört-werden“ muss noch tiefer aufgearbeitet werden.)
Th: Ja, magst du es mal lauter sagen?
Kl: (lauter, jedoch noch recht emotionslos) Mama, Papa, holt mich oder sagt der Hebamme, die soll mich zu euch bringen. – Sauber machen können sie auch noch später.
Th: Genau. Hören sie dich jetzt? Warst du laut genug?
Kl: geht mehr in ihre Kraft Papa, hol mich. Hol mich zu Mama, zu dir! Leg mich bei der Mama auf den Bauch. Die Mama braucht mich auch. Hol mich!
(Th unterstützt mit zustimmenden Worten, im Hintergrund heftigeres Babyschreien)
Jetzt kommt er und holt mich. - Weiß so gar nicht, wie er mich festhalten soll.
Die Hebamme geht mit. Jetzt legt er mich bei Mama auf den Bauch. Hat die Hand auch noch um mich, eine Hand um mich.
(Th gibt nur leise zustimmende Worte, damit sich das Bild und Gefühl entwickeln kann)
Kl: Langsam geht das Gefühl des Zusammenschnürens auch weg.
Th: Ja, sag´s mal dem Papa, was passiert, wenn du jetzt bei Mama auf dem Bauch liegst.
Kl: Wenn ich bei Mama auf dem Bauch liege, die Wärme von der Mama spüre, geht´s mir gut. - Wenn ich deine Hand noch merke -
Th: Genau. Spür das, wie es dir geht.
(Spielt Musik ein, `Song of the lamp´)
Du liegst bei der Mama auf dem Bauch, und der Papa hält noch die Hand dahin.
(Kl entspannt, atmet ruhig)
Th: Wie geht es dir da?
Kl: Gut!
(Hier wird eine Weile dem Gefühl Zeit und Raum gegeben, damit es sich verankern kann)
Th: (leise) Ja, was passiert?
Kl: Ich fühl mich wohl. - Hab aber immer den Gedanken, dass mein Papa damals ganz unglücklich war, dass ich ein Mädchen bin.
(Das enttäuschte Kind ist deutlich wahrzunehmen)
(Ein weiterer Aspekt des Papa-Kind-Konflikts wird sichtbar.)
Th: Ja, frag ihn mal. Er ist ja da. Hat seine Hand auf dich gelegt. Frag ihn mal, wie es ihm geht - jetzt wo du da bist.
Kl: Papa wie geht´s dir mit mir?
(Musik wird ausgeblendet)
Kl: Ich bin ein Mädchen. Du wolltest ja gerne `nen Jungen haben. - Nachdem er gesehen hat, wie schwer das ist, so´ne Geburt… -
Th: Ja, schau ihn mal an.
Kl: - geht’s ihm jetzt gut mit mir.
Th: Sagt er das? Frag ihn mal, ob er jetzt zufrieden ist.
(Gefühl der Annahme soll rückgekoppelt werden mit Papa.)
Kl: Papa, geht´s dir gut mit mir - jetzt so als Mädchen? Dass ich ein Mädchen bin?
(Kl holt einmal tief Luft)
Th: Ja, schau mal, ob er nickt oder den Kopf schüttelt.
Kl: Ich habe jetzt die Situation vor mir, wie ich halt hier jetzt im Bett da liege, bei meiner Mutter – und er da jetzt kommt und sieht, also jetzt rein holen, also sieht, wie es damals war, reinholen und ihm sagen, es ist ein Mädchen. Und er steht da `Wie, ein Mädchen? – Ein Mädchen!?´ Da ist er gar nicht glücklich mit.
(Das Bild des Vaters, der sein Kind nicht annimmt, ist noch zu bearbeiten.)
Th: Ja, sei mal da. Frag ihn mal.
(Kl soll im Hier und Jetzt gehalten werden und durch direkte Ansprache die Antwort aus dem Unterbewussten bekommen.)
Kl: (leise)Papa, wie ist das? - Ja, was soll ich denn mit `nem Mädchen? Ich hab doch schon eins. Ich brauch doch noch `nen Jungen, der mit hilft.
Th: Ja, wie geht es dir damit?
Kl: Ich bin unerwünscht.
(Mustersatz. Soll noch mal gesprochen werden.)
Th: Spür das mal – und sag es dem Papa.
Kl: Ich bin nicht das, was du möchtest. - Ich bin nicht das, was du möchtest und damit fühl ich mich jetzt gar nicht gut.
Th: Ja, hört er dich? Nimmt er dich wahr? Schau wie er reagiert, wenn du ihm das sagst.
Kl: (ernüchtert) Nee, der nimmt nur erst mal wahr, dass ich ein Mädchen bin und dass er doch gern einen Jungen hätte.
Th: Zeig das mal der Mama. Wie reagiert die darauf? Schau mal.
(Entweder kann die Kl hier eine Unterstützung finden, oder das Gefühl des Ungewolltseins wird noch deutlicher.)
Kl: Mama findet das ganz schrecklich. Die freut sich auch über ein Mädchen.
Th: Ja, spür mal. Die Mama freut sich auch über ein Mädchen.
Kl: Mama freut sich über ein Mädchen. - Aber Papa zuliebe hätte sie lieber `nen Jungen. Damit der zufrieden ist.
Th: Dann spür mal, wie es dir jetzt geht, wenn du das erkennst.
Kl: Ja, dann muss ich mich so benehmen wie ein Junge.
Th: Spür mal. Geh noch mal in den Moment, wo der Papa reinkommt und wo er enttäuscht ist, weil du ein Mädchen bist. Spür mal, wenn du darein gehst in diesen Moment, ob du da etwas beschlossen hast.
(Zeitsprung, um zu testen, ob hier ein Mustersatz entstanden ist / Suche nach dem tiefsten Punkt)
Kl: (Holt einmal tief Luft) Dann muss ich eben ein Junge sein.
Dann muss ich ein Junge sein, damit ich dem Papa gefalle.
(Das Kind braucht die Liebe des Papas um leben und sich entwickeln zu können, deshalb tut es alles, um sie zu bekommen.)
Th: Ja, sag das mal dem Papa.
Kl: Papa, ich hab jetzt beschlossen, dass ich jetzt für dich dir zuliebe ein Junge werde. - Wie ist das für dich? - Das will er auch nicht. Das geht doch gar nicht! (leichte Entrüstung)
Th: Mhm. Und wie ist das für dich? Wenn du kein Mädchen sein kannst und beschlossen hast, ein Junge zu sein? Wie fühlt sich das für dich an?
Kl: Phuh, eigentlich nicht schlecht.
Für mich fühlt sich das stimmig an. Damit ich dem Papa `ne Freude mache, fühlt sich das stimmig an.
Th: Mhm, damit der Papa dich lieb hat? Ist das so?
Kl: Damit der Papa mich lieb hat, ja.
Th: Damit der Papa dich lieb hat, kannst du nicht die sein, die du bist? Ist das so? Musst du ein Junge sein? Spür mal, ob das ok ist.
Kl: Ja. (leichter Trotz schwingt mit)
Th: Vielleicht gehst du noch mal in die Situation, wo du zuerst im Keller gestanden hast mit Herzklopfen. Mit acht Jahren. Hattest Lederhosen an. Wie ein Junge. Hast gedacht, du bist ein Junge.
Kl: Mhm.
Th: Ist das die Marianne, die für ihren Papa den Jungen spielt?
Kl: Ja. Da bin ich in die Rolle meines Bruders geschlüpft.
Th: Ja, was machst du da?
Kl: Da bin ich in der Rolle meines Bruders, im Keller, und helfe mit die Kohlen schaufeln.
(Hier sollte aufgefordert werden, den Bruder mit dazu zu holen. Aufgrund der Komplexität der bisherigen Sitzung wurde darauf verzichtet. )
Th: Ja, wie fühlst du dich?
Kl: So als Junge in der Lederhose – gut.
Th: Ja. Und spür noch mal. Du hast vorher da gestanden und hattest Herzklopfen und hast dich eigentlich gar nicht gut gefühlt. Was passiert da?
Kl: Ja, ich muss immer was machen, was ich gar nicht will.
Th: Gibt es da noch mehr Situationen. Vielleicht kann noch eine da sein - wo du für Papa den Jungen spielst.
Kl: Da fällt mir spontan ein: durchs Schweineloch kriechen. In so`nem Loch, wo die Schweine drin – von der Miste zum Schweine… - und da den Schlüssel verloren – und da muss ich durch dieses Loch kriechen.
(redet beim Auftauchen der Situation wieder in abgehackten Sätzen)
Th: Der Papa ist auch da?
Kl. Ja, weil ich da ja auch – weil ich als einzige da durch passe, muss ich da durch, weil ich kann dann von innen die Haustür aufmachen. Und der Papa schickt mich da durch. Also der steht hinten und macht die Klappe auf, dass ich da durch kann.
Th: Ja, wie alt bist du? Spür mal.
Kl: Sechs, sieben – vielleicht, ja.
Th: Schau mal an dir runter.
Kl: Glaub ich, hab glaub ich saubere Sachen an. Ein selbst genähtes Kleid von Mama -
Th: Ja, guck mal. Du hast ein Kleid an, bist ein Mädchen …
Kl: Ich soll da durch krabbeln. Mhm. Ja, bleibt mir nichts anderes übrig, weil sonst kann das keiner und die andern sind wohl glaub ich gar nicht da. Es bin nur ich da. Da muss ich also durch.
Th: Spür mal, ob du das gerne machst, ob du das möchtest.
Kl: Nee, das mach ich nicht gerne.
Th: Sag´s mal dem Papa.
Kl: Das mach ich nicht gerne. – Durch das enge Loch. Und auf der anderen Seite weiß ich nicht, was mir da begegnet.
Der Papa sagt `da sind aber jetzt keine Schweine mehr drin. Da kannst du ruhig rein gehen´.
Th: Ist das so, dass der Papa das auch von dir erwartet, weil du ja für ihn der Junge bist?
Oder wie ist das? Wie fühlt sich das für dich an? - Oder nur weil du so klein bist und da durch passt?
(y-Frage, damit sich der eigene Impuls der Klientin entstehen und sich ausdrücken kann. )
Kl: Er erwartet das, weil ich so klein bin.
Th: Spür mal, ob du für ihn jetzt auch den Jungen spielen sollst…?
Kl: Den Jungen soll ich für ihn spielen, ja. Dessen ist er sich jetzt nicht mehr bewusst. Aber das soll ich, ja.
Th: Ja, das hast du ja beschlossen.
Kl: leises `Mhm´
Th: Spür mal, ob es was mit deinem Beschluss zu tun hat, für Papa den Jungen zu machen, dass du da jetzt für ihn durch das Schweineloch kriechst.
- oder was würde passieren, wenn du das nicht beschlossen hättest? - als der Papa dich zum ersten Mal gesehen hat - vielleicht kann die Situation jetzt einfach mal so da sein.
(Kopffrage, Th hat sich hier im Ausdruck verhaspelt und konstruiert. Besser: Spring mal an den Punkt, wo du den Beschluss gefasst hast…)
(Kl kann experimentieren, wie sich Innenweltbilder verändern, wenn Ursprungs-Situationen kippen.)
Kl: Wenn ich jetzt wieder ganz Baby bin?
Th: Nö, du bist jetzt in der Situation `ihr habt den Schlüssel vergessen und da ist nur dieses Schweineloch, aber der Papa, der hat jetzt seine Marianne, die hat nicht beschlossen, dass sie für ihn den Jungen machen will, als sie noch ganz klein war, als sie gerade geboren war´.
Kl: Ja dann … Ja dann -
Th: Was passiert?
Kl: … nimmt er mich auf den Arm, da bin ich so drei/vier Jahre alt. Da hat er mich auf dem Arm –
(schluckt und wird weicher)
Th: (lässt Zeit) Was passiert?
Kl: - und hebt mich vorsichtig bis hoch an´s Fenster - damit ich von da aus die Tür auf machen kann.
Th: Ja, wie fühlt sich das an?
Kl: Ja viel besser!
Th: Sag es ihm mal.
Kl: Papa, das gefällt mir viel besser, als durch dieses dreckige Loch zu kriechen - mit meinen sauberen Sachen. .
Th: Wie ist das für den Papa, wenn du ihm das sagst?
Kl: `Ja, hast ja recht.´ (ahmt verlegen wegwerfende Stimmlage nach)
Th: Mhm. Ist ok?
Kl: Ja. - Dem muss das bewusst gemacht werden.
Th: Ja. Sag es ihm mal.
Kl: Dir muss das immer gesagt werden, dass ich ein Mädchen bin, Papa. Und dass Mama `ne Frau ist. – Dass das keine Arbeitskräfte sind. Dass das auch Menschen sind. Dass das alles Frauen sind und dass sie auch Gefühle haben.
Th: Mhm. Genau. Vielleicht kann ja noch eine Situation da sein, wo du für Papa den Jungen spielst. - Oder eine Situation mit Mama, wo sie eine Frau ist und nicht nur eine Arbeitskraft. - Was taucht auf?
(Y-Vorschlag mit Mama, da Konflikt evtl. noch tiefer liegt, als Geburt)
Kl: Ja, wie sie draußen im Garten – oder wie sie die – draußen die Kartoffeln – die ist da hoch schwanger mit mir – und muss da die Kartoffeln klein machen für die Schweine. Und es ist egal, ob das schwere Arbeit ist oder nicht, das ist halt eine Arbeit, die muss gemacht werden. Es ist halt sonst keiner da, der das macht. – Ja und mein Papa verlangt das auch von ihr. Sie soll sich nicht so anstellen.
Th: Ja. Spür das mal, da in dem Bauch von der Mama, was er da von ihr verlangt. Wie geht´s dir da? - Wenn die Mama so hart arbeitet.
Kl: Tja, Mama soll sich besser schonen für mich. Sich besser ausruhen. Die Sachen stehen lassen, bis er von der Arbeit kommt. Dann kann er das ja machen.
Th: Ja, was passiert da im Bauch? Die Mama ist da auf dem Kartoffelacker, macht die schwere Arbeit. Was passiert da? Die ist hoch schwanger…
(Kl holt Luft)
Th: Geh mal da rein. Sei mal da.
Kl: Ich stupse da mit den Beinen um mich rum. – Das ist so, als ob ich da randalieren würde in ihrem Bauch. Sie schubsen würde `Hör auf! Hör auf! ´
Th: Was willst du von der Mama?
Kl: Sie soll sich erholen. Soll sich ausruhen. -
Th: Wofür braucht die Mama die Kraft? Spür mal.
Kl: Sie soll die Kraft für mich haben.
Th: Ja, spür mal, ob die Situation etwas damit zu tun hat, wie du geboren wirst.
Kl: Auch, ja.
Th: Mhm, dass die Mama da keine Kraft mehr hat.
Kl: Sie muss immer soviel schwere Arbeit machen – dass sie keine Kraft mehr hat für meine Geburt.
Th: Zeig das mal dem Papa.
Kl: Papa guck mal, was die Mama immer machen muss! Die muss immer schwer arbeiten. Die kann die schweren Pötte gar nicht mehr tragen. Das drückt alles auf den Bauch.
(Kl hat jetzt mehr Kraft in der Stimme, Th gibt nur Bestätigung rein)
Th: Zeig ihm mal, wie es dir dann geht bei der Geburt, wenn die Mama da so schlapp ist und so schwach bei der Geburt.
Kl: Guck dir an, wie es mir geht. Wenn sie sich mehr geschont hätte, könnte das alles viel leichter gehen. Hätte ich auch die Nabelschnur vielleicht nicht umwickelt.
Th: Ja, spür das mal.
(Kl kurzatmig)
Th: Hört er dich der Papa?
Kl: Ich hab jetzt das Gefühl, dass ich mir die Nabelschnur umwickele, damit ich nicht geboren werde, weil ich ein Mädchen bin.
Th: Zeig das mal dem Papa.
Kl: (vorwurfsvoll) Papa, ich hab wegen dir die Nabelschnur um mich gewickelt!
Th: Wusstest du das schon, ich meine wusste die Marianne das schon im Bauch, dass sie sich die Nabelschnur umwickelt?
Kl: Ja.
Th: Sag das mal dem Papa.
Kl: Papa, ich schnür jetzt wegen dir die Nabelschnur um mich - damit ich nicht geboren werde – damit ich im Bauch schon sterbe – damit du… weil ich ja kein Junge bin.
Kl: … weil du dir so sehr `nen Jungen wünschst.
(Th fordert auf diesem Gedanken nach zu spüren)
Th: Wie reagiert der Papa, wenn du ihm das sagst?
Kl: Das ist doch Quatsch.
Th: Sagt er? (Kl bestätigt)
Th: Und? Ist das Quatsch?
Kl: Nee, das ist kein Quatsch. - Du hast immer nur vom Jungen geredet. So einem, der im Feld mithelfen kann. Der auf´m Feld, der auf dem Acker, der auf die Tiere aufpassen kann.
Th: Mhm, und du musstest das mit anhören im Bauch, musstest da mithören? - Schon im Bauch von der Mama hörst du das?
Kl: (leise) Ja.
Th: Sag ihm das mal!
Kl: (mit Vorwurf in der Stimme) Papa, du hast dir so sehr `nen Jungen gewünscht…
Th: Ja. Was macht das mit dir? (gibt mit der Stimme Energie hinein)
Kl: (emotionslos) Das macht mich wütend.
Th: Ja. Spür das mal. Wo fühlst du das?
(Kl wird auf Körperebene geführt, damit sich die Wut hier ausdrücken kann)
Kl: (energischer) Das macht mich wütend, das ich mich umwickele und mich drehe, solange, bis die Schnur um mich rum ist.
Th: Ja. Fühl mal die Wut! Da bist du noch im Bauch …
(Th versucht weiterhin mehr Energie in den Prozess zu leiten)
Kl: Da bin ich im Bauch und trample und strample um mich rum – damit du die Mama in Ruhe lässt!
Th: Ja, tust du´s?
Kl: Aber der lässt sie nicht in Ruhe.
Th: Und tust du das? Strampelst du?
Kl: Ich strampele! Ich strampele und dreh mich –
Th: Mhm. Wo strampelst du denn Marianne?
Kl: (kläglich) Ich strampel in Mamas Bauch.
Th: Zeig das mal dem Papa, wie du strampelst!
Kl: (ruhig) Kannst gucken, wie ich strampele.
Th: Sieht er das?
Kl: Jaa, aber das machen ja alle Kinder. Alle strampeln, wenn sie im Bauch sind.
Th: Kann er deinen Zorn spüren, deine Wut? (Kl verneint.)
Th: Wo ist denn die Wut, Marianne?
Kl: Die ist bei mir.
Th: (provokativ) Ja, wo denn?
Kl: Die ist bei mir, bei Mama im Bauch.
Th: Genau. Der Papa kriegt´s gar nicht mit.
Kl: (kleinlaut) Ja.
Th: Zeig ihm mal deine Wut, damit er sie auch mitkriegt. Zeig ihm mal, wie du strampelst. Ich sehe es auch nicht, Marianne.
(Hält der Kl ein Kissen hin, damit sie dagegen treten und schlagen kann)
(Kl muss zunächst lachen dadurch wird die Starre gelöst und Neues möglich, der Weg frei für neue Ideen oder andere Gefühle)
Kl: Ich bin hier und strampel und mache. (lacht)
Th: (lacht mit) Genau. Ja, wo denn Marianne?
Kl: Jetzt trampele ich und bin wütend.
Th: Ja wo denn Marianne?
Kl: (wird wieder ernster und weinerlich) Wenn ich im Bauch bin kann das keiner sehen. Da kann das nur die Mama sehen. Der Papa sieht das so und so nicht.
(Th spielt Prozess-Musik ein - lässt sie mäßig laut im Hintergrund laufen während der nächsten Minute, bis Kl endlich den Schlagstock nimmt)
Th: Ja, kriegt die Mama das mit, dass du wütend bist?
Kl: Nee, die wundert sich nur. Die wundert sich, dass ich so strampele. – Die denkt „meine Güte, ist das ein reges Kind“.
(Die erwachsene Marianne kann an dieser Stelle Mama und Papa zeigen, dass sie heute noch wütend ist.)
Th: Ja, und das Kind ist zornig, weil der Papa einen Jungen will. (Kl bleibt still.)
Th: Ja, spür mal. Bist du zornig?
Kl: Ich bin zornig, dass die Mama so viel arbeiten muss.
Th: Genau.
Kl: Ich bin zornig, dass die Mama so viel arbeiten muss und ich bin zornig, dass du ein Mädchen haben willst (Versprecher), dass du `nen Jungen haben willst.
Th: Genau. Und schau mal, was auf der Tür steht, durch die du heute gegangen bist.
Kl: Wut.
Th: Mhm. Wo ist die Wut?
Kl: Wo ist die Wut?! Ich kann sie noch gar nicht richtig raus lassen.
Th: Ja, sag das mal dem Papa.
Kl: Ich kann die Wut gar nicht zeigen.
Th: Was brauchst du, damit du die Wut zeigen kannst.
Kl: (lacht) Nen Schlagstock.
Th: Na also! Dann komm doch mal hoch!
(Kl kommt auf die Knie, nimmt Schlagstock)
Th: Also hier ist der Papa. Da vor dir.
(Dirigiert Kl in Richtung Boxsack, der als Schlagobjekt auf dem Boden liegt)
Kl: Wo ist er?
Th: Hier vor dir! (Schlägt einmal kräftig auf Boxsack als Initialzündung)
Kl: Meine Hose. (Fühlt sich gehemmt durch ihre offene Hose)
Th: (lacht) Ein Baby hat keine Hose.
(Kl lacht auch, und schlägt dann los)
Kl: (laut) .…Mama in Ruhe... Immer müssen wir tun, was du alles willst. Wir sind noch nicht geboren, da kommandierst du schon mit uns rum.
(Kl kommt in die Energie und lässt die Wut raus)
(Th schlägt mit Kl, hält eine Hand ans Steißbein zur Unterstützung und macht bestätigende Kommentare)
Kl: Immer entsprechen wir deinen Vorstellungen.
Th: Du bist ein Mädchen. Und der will `nen Jungen!
Kl: Ich will ein Mädchen sein und kein Junge!
Th: Schau ihn an!
Kl: (hält inne) Wo ist er?
Th: Ja, wo ist der Papa? - Guck ihn dir an. Hört er dich? – Was macht er?
Kl: (Schlägt erneut los, schreit zornig) Lass mich ein Mädchen sein! Dann kann man auch `ne schöne, vernünftige Geburt erleben. …..
Th: Triffst du den Papa?
(Aggression muss genau adressiert sein an das Energiebild Papa, sonst tritt keine Veränderung ein)
Kl: Jaa! Genau auf den Kopf! (Schlägt mit voller Kraft)
Damit du nicht immer kriegst, was du willst. (Hält inne)
Th: Ja, guck hin. – Was passiert.
Kl: …(unverständlich)…. Immer müssen wir das machen, was du willst. Keiner traut sich, was zu machen. Immer haben sie nur Angst - dass du schimpfst - dass du unzufrieden bist!
Th: Ja und spür mal Marianne: wo ist die Nabelschnur? Ist die noch um deinen Hals? Oder kannst du jetzt richtig laut schreien, dass er dich hört?
Kl: Ich kann jetzt auch laut schreien! (Schlägt noch kräftiger)
Th: Dann tu es mal, Marianne!
(Kl schreit noch lauter und schlägt voller Wut. Sie holt noch die Geschwister vom Papa dazu, die in der vorhergehenden Sitzung schon bearbeitet wurden. Ein weiterer Aspekt wird sichtbar.)
Die sind an allem Schuld. Immer musst du denen alles recht machen.
Th: Genau. Hol die her! Lass sie da sein.
(den letzten Impuls aufgreifen und vor allem durch die Interaktion mit allen Beteiligten das Familienmuster zu kippen)
(Kl schlägt und schimpft auf die Tanten.)
(Th fordert auf, genau hin zu schauen, ob sie ihr Ziel trifft.)
Kl: Die sind an allen Familienmustern Schuld! ..-.. Dass Frauen nichts taugen.
(Überrascht) Dabei sind sie selber Frauen!
Th: Genau! Spür das mal! Die sind Frauen -
Kl: Ja. Aber die waren immer alleine und mussten dann die Männerarbeit machen.
Th: Aha! Weil die die Männerarbeit machen, müssen das alle Frauen machen?
Kl: Darum wollen sie ja, dass ich ein Junge werde.
Damit ich nämlich helfen kann.
Th: Aha! Spür das mal. Die sind Schuld, dass du ein Junge sein sollst?
Kl: Genau! (noch ein kräftiger Schlag)
Th: Zeig das mal dem Papa.
Kl: (außer Atem) Papa, hast du das gewusst?
Weil die nämlich selber keine Jungs gekriegt haben! Die haben selber nur Mädchen!
(Schlägt weiter und schimpft - hält dann ein)
Th: Was macht der Papa?
Kl: Papa…. Das hat er noch nie so gesehen.
Th: Ja, und was machen deine Tanten?
(Kl macht eine Äußerung, die deutlich macht, dass die Tanten sich in ihrer Innenwelt noch nicht gewandelt haben.)
Th: Ja, Immer noch?
(Kl schlägt gleich wieder los und schreit. Hält ihnen vor, was sie alles von Mama erwartet haben, wie sie ihnen alles recht machen muss.)
Th: Genau! Spür was du willst von denen! - Was will die kleine Marianne da im Bauch?
Kl: Marianne will ein kleines Mädchen sein, das ihr Papa lieb hat.
Th: Sag´s den Tanten!
Kl: Ihr seid mir so was von scheißegal! Ihr sollt euch um eure Familien kümmern!
Wir wollen für uns leben.
Th: Sag´s ihnen. Sag: Kümmert euch um eure Familien!
(Kl schlägt und fordert Tanten auf, sich um ihren eigenen Mist zu kümmern. Sie schlägt nun heftig in immer schnellerer Folge und wird von der Th angefeuert. Kl macht Pause).
Th: Was machen sie?
Kl: … jetzt ganz klein.
Th: Bearbeiten sie noch den Papa?
Kl: Nee.
(Beschreibt, dass die Tanten gehen, sich aber noch einmal umgucken.)
(Th fragt, ob das in Ordnung sei. Kl verneint.)
Th: Also sie sollen auch nicht gucken.
(Kl schlägt wieder los und fordert Tanten laut und zornig auf, zu verschwinden.)
Kl: Lasst meinen Papa endlich in Ruhe! Dann kann er auch wieder so sein, wie er möchte. Der ist nur von euch so gebildet worden. Weil er der Jüngste damals war und euch helfen musste. …..
Th: Ja, sag ihnen, dass sie den Papa in Ruhe lassen sollen.
Kl: tut dies Er hat seine Familie. Ihr habt eure Familie. Jeder soll für sich leben.
Th: Genau. Klare Anweisungen. - Und? Sind sie bereit?
Kl: Ja, jetzt gehen sie.
(Th fordert Kl auf, sich von den Tanten in ihrer Innenwelt durch Nicken oder Kopfschütteln bestätigen zu lassen, ob sie diese Trennung akzeptieren und damit den Papa nicht mehr beeinflussen. Tanten nicken.)
(Th hätte hier den Impuls geben müssen, diese Anteile der Klientin nicht fort zu schicken oder ohne Vereinbarung gehen lassen. Auf diese Weise werden sie weiterhin im Unbewussten wirken. Allerdings dauerte diese Sitzung mind. 2Stunden und diese Anteile waren nicht zum ersten Mal aufgetaucht, schienen also hartnäckiger zu sein. In der folgenden Sitzung tauchten sie auch wieder auf und wurden bearbeitet.)
Th: Und der Papa? Wenn jetzt die Tanten weg sind? Was macht er?
Kl : (murmelt etwas..) Nimmt die Mama in den Arm.
Th: (jetzt ruhig) Ja, wie ist das?
Kl: Er nimmt die Mama in den Arm und mich an die Hand.
Th: Ja, was bist du? (Kl ist jetzt ein kleines Mädchen im Kleid, ca. drei oder vier Jahre alt.)
(Sie soll erfühlen, wie es für den Papa ist, ein kleines Mädchen an der Hand zu haben und es sich dann durch direkte Ansprache bestätigen lassen. Die Klientin hat sich jetzt spürbar entspannt. Legt sich hin.)
(Th bittet sie, noch einmal in das Gefühl zu gehen, wie es jetzt bei der Mama im Bauch ist und was der Papa von ihr will.)
(in Zeitsprüngen in die prägnanten Situationen gehen, und festzustellen, ob Veränderungen eingetreten sind)
Th: Schau mal, ob sie die harte Arbeit macht.
Kl: Nee, jetzt geht´s mir gut.
(Th fragt, was die Mama macht.)
Kl: Die sitzt am Tisch und strickt.
(Th fragt auch nach Papa.)
Kl: Der Papa ist im Garten bei den Kaninchen. Er macht den Schweinetrog, was die Mutter sonst immer machen musste.
(Kl soll Veränderungen beschreiben und einen Moment in diesem Bild und Gefühl verweilen, damit es sich festigen kann.)
Kl: U., die ältere Schwester ist bei uns.
(Th fragt, was die Schwester macht und fordert Kl auf, bei ihr nachzufragen, wie es ihr mit der kleinen Schwester ergeht. Auf diese Weise kann abgeklopft werden, ob die Kl sich von der Schwester in der Innenwelt angenommen fühlt. Die große Schwester freut sich.)
Kl: Die freut sich und ist schon ganz gespannt, weil sie nur einen großen Bruder hat.
(Die Th lässt auch beim Papa im Garten noch einmal abfragen, wie er zu der kleinen Tochter steht.)
Kl: Papa, wie ist das für dich, wenn du ein kleines Mädchen kriegst? -
(zitiert Vater) Schön! Mit kleinen Mädchen kann man immer schmusen.
(Th regt KL an, dieses Gefühl in sich auf zu nehmen und gibt ihr etwas Zeit, es wirken zu lassen.)
Th: Spür mal, du bist da bei Mama im Bauch - was ist mit deiner Nabelschnur?
(Test, ob eine Bildveränderung eingetreten ist.)
(Kl hält kurz die Luft an und atmet dann aus.)
Kl: Nee, die ist nicht umwickelt. - Ich fühl mich ganz frei. - Ich kann mich ganz locker bewegen.
Th: Zeig das auch mal der Mama und dem Papa.
Kl: Guck mal, wie schön ich mich jetzt bewegen kann. Jetzt bin ich ganz ruhig.
(Kl ist ganz ruhig. In die Stille stellt die Th leise die Frage nach dem Moment der Geburt, um zu testen, ob sich auch dieses Bild gewandelt hat. Die durchlebten Situationen der Sitzung werden bis zum Eingangsbild noch einmal aufgesucht, um festzustellen, inwieweit eine Neuorganisation stattgefunden hat.)
Th: Ja - und vielleicht magst du auch noch mal in den Moment gehen, wo du geboren wirst. Was da passiert?
(Kl sagt zunächst nichts.)
Kl: Jetzt werde ich ganz normal geboren. - Und die Hebamme ist auch sofort da. Und der Papa steht dabei – und nimmt das Kind entgegen, also nimmt mich erst auf den Arm. Und dann legt er sie – Papa – bei Mama auf den Bauch.
(Kl ist berührt.)
Th: (ganz leise) Ja, spür das. - Und der Papa sieht, dass du ein Mädchen bist.
(„Scheibchen“, um noch mal zu testen, ob Kl sich von Papa angenommen fühlt)
Kl: Mhm. Er streichelt mich, nimmt mich, hält mein Händchen fest.
(Hier hat eindeutig Neuorganisation stattgefunden.)
(Th spielt ruhige Musik ein (Herzleuchten), um das Gefühl zu unterstützen)
Th: Wie geht´s der Mama?
Kl: Gut! Sie sieht ganz zufrieden aus und lächelt. - Jetzt haben sie mich so´n bisschen eingepackt, damit ich nicht friere, so ein bisschen in Tüchern, hält sie mich im Arm.
Th: Mhm. Magst du mal die kleine Marianne nehmen?
(Hält ihr eine weiche, zusammengerollte Decke hin als Kind)
Kl: Ja. Genau so! (nimmt das „Baby“ liebevoll in den Arm)
Th: … kannst spüren, wie das ist für sie, bei der Mama und beim Papa.
(Kl genießt eine Weile dieses neue Gefühl mit den Eltern.)
Kl: Na, du kuscheliges Baby.
Th: Fühl einfach mal, wie es euch Dreien geht.
(Gibt Zeit, damit sich das neue Gefühl auf allen Ebenen verankern kann.)
Kl: Spür vielleicht auch mal in deinen Bauch und in deinen Hals, wo es vorher gedrückt hat.
Kl: Da ist es ok. - Ich glaub es ist ganz fei.
(Noch mehr Zeit zum Spüren.)
Th: Ja, und vorhin hattest du ja schon mal die Situation, wo der Papa dich mit deinem Kleidchen ganz vorsichtig durch das Fenster gehoben hat.
Vielleicht magst du ja einfach noch mal in die Situation gehen, da in dem Kohlenschacht, - wo der Papa dich nicht gehört hat oben - sich mit dem Kohlenmann unterhalten hat.
(Th dreht Lautstärke der Musik herunter)
Kl: Da bin ich jetzt gar nicht im Kohlenschacht. Da bin ich jetzt oben, und schippe von oben die Kohlen rein.
Th: Mhm. Mit Mama und Papa zusammen?
(Kl bestätigt.)
Th: Und deine Geschwister sind unten im Keller? (Kl bejaht. Th fragt, wie das für sie sei.)
Kl: Viel besser!
Th: Sag´s mal der Mama und dem Papa.
Kl: Bei dir fühl ich mich wohl, bei euch. - Da in dem Kohlenschacht hatte ich Angst.
(Th gibt ihr Bestätigung und wartet einen Moment ab, ob dieses Angstgefühl erneut aufkommt, oder sich das Wohlgefühl stabil hält.)
Th: Ja, dann schau mal, ob es da jetzt noch etwas zu tun gibt mit Mama und Papa.
(Die wichtigen Innenwelt“figuren“ werden am Ende der Sitzung abgefragt, ob es mit ihnen noch etwas zu klären gibt und gegebenenfalls wird eine Verabredung getroffen)
Kl: Da im Kohlenschacht oder wo?
Th: Ja, da – ruhig in der Situation, wo du jetzt bist. - Oder ob da in dem Keller noch etwas ist… -
Du kannst ja auch noch mal in den Keller gehen, wo du ganz am Anfang warst. - Ich glaub, da warst du ja auch schon ziemlich eingeengt.
Kl: Da war ich eingeengt, ja. -
Ja der sieht jetzt … Jetzt stehen die ganzen Sachen so am Rand. Vorher war alles so in der Mitte.
Th: Die Sachen sind noch da. Die Maschinen. Die Besen, der Kohlenhaufen …?
Kl: Die Sachen sind noch da. Ja, aber das ist alles jetzt am Rande und in der Mitte ist also viel Platz. Jetzt ist es alles ordentlich in Regale eingeräumt. (kein Chaos-Thema der Kl) - Ist aber immer noch ein Keller. (klingt, als hätte sie eine größere Veränderung erwartet)
Th: Vorher war da so eine kleine Luke. Schau mal.
(Die Veränderungen werden von der Kl beschrieben und somit können sie sich auf der neuronalen Ebene intensiver verankern.)
Kl: Das war dieser Schacht, wo praktisch die Kohle reingeschaufelt worden ist.
Ja, das ist jetzt frei und da kommt jetzt noch viel mehr Licht durch. Da sind jetzt Sonnenstrahlen, die dadurch scheinen.
Th: Was nimmst du noch wahr in dem Raum? Ist da noch etwas ganz wichtig für dich?
Kl: Jetzt steht meine Mutter da drin, mit Schürze und so. Und so jung, und jetzt sagt sie „Jetzt haben wir´s geschafft!“
Th: (leise) Ja. Spür das mal: Jetzt haben wir´s geschafft. -
Kannst du was damit anfangen? (Kl nickt.)
Th: Was bedeutet das für dich, wenn sie das sagt?
Kl: Sie hat ja auch genau so unter den Zwängen von unserem Vater gelitten wie ich. Und sogar noch mehr!
Es ist für sie ja auch eine Befreiung, wenn sie ihn ein bisschen lieber kennen lernt. - Nicht nur die Arbeit. Sondern auch ein bisschen was Liebhaftes, Lebhaftes. Was Freundlicheres.
(Die Mutter in der Innenwelt ist ein Anteil von ihr und somit auch Ausdruck für das eigene Gefühl der Befreiung.)
Th: Ja. Spür das mal.
Und schau mal an dir runter, wie du jetzt da bist. Die Mama ist Jung mit Schürze …
Kl: Ich hab `nen Rock an. Von Mama ein genähter Faltenrock! (Stolz klingt an)
Th: Ja, wie fühlst du dich mit deinem Rock?
Kl: Rock und Zöpfe. Mhm, gut!
Th: Magst du dich mal dem Papa zeigen?
(Innenweltgestalten miteinander verknüpfen)
Kl: Ja. Papa, guck mal, wie ich jetzt hier aussehe mit der Mama zusammen.
(Atmet tief durch) Jetzt stellt er sich da hinter uns.
Th: Wie fühlt sich das an, wenn der Papa jetzt da hinter euch steht?
Kl: Gut.
Th: Sag´s ihm mal.
Kl: Papa, so ist es schön, wenn du bei uns bist, uns in den Arm nimmst.
Th: Magst du auch noch mal vor die Tür schauen, durch die du heute rein gekommen bist?
Kl: (schluck) : Da steht jetzt „Liebe“.
(Kl ist berührt. Th wartet ein paar Sekunden.)
Th: Wenn du magst, kannst du es ja auch noch der Mama und dem Papa zeigen. Die sind ja da bei dir im Keller. (Rückkopplung)
Kl: Mama, kommt mal raus. Ich zeig euch, was jetzt an der Tür steht.
Die stehen da und „boah, mit so großen Buchstaben?!“
(lächelt)
Th: Ja. Nimm das mal in dich auf. (Th atmet laut, um Kl zur Atmung anzuregen)
(Kl atmet tief durch.)
Und dann schau mal Marianne, ob noch irgendetwas heute da wichtig ist, dann kann es sich jetzt noch melden. Ob in dem Keller noch etwas sich zu Wort melden will.
Kl: Ja, mein Bruder steht da und sagt, ich bin immer für dich da gewesen.
(Bruder ist in dieser Sitzung kaum aufgetaucht.)
Th: Dann hol ihn mal dazu. Und schau mal: wo stellt er sich hin?
Kl: Neben mich.
Th: Ist das stimmig so? Ok?
Kl: Das ist stimmig, obwohl ich mit dem auch noch irgendwann mal bearbeiten muss.
Th: Ja. Sag es ihm.
Kl: (lacht) Hans, mit dir habe ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Aber das ist nicht wie ich Kind war, das ist dann später.
(Th bestätigt hier und lässt es so stehen.)
Th: Dann schau mal, wenn du jetzt noch einen Ort aufsuchst, wo du dich ausruhen kannst, vielleicht mit Mama und Papa, vielleicht auch noch mit Hans …
Kl: Meine Schwester steht da auch noch und sagt, sie möchte auch noch mit dabei sein.
Th: Genau. Kommt sie?
Kl: Ja, die ist jetzt auch da. – Und ich denke, wir machen jetzt gemeinsam irgendwo einen schönen Spaziergang.
(Sie gehen in die Berge, oben auf den Berggipfel.)
(Kl kuschelt sich in Decke und rollt sich auf die Seite. Th spielt Entspannungsmusik mit Bach und Vogelzwitschern ein und lässt Kl eine Weile (ca. 10 Minuten) allein.)
(In dieser Phase können sich die neu organisierten Gefühle und Bilder verankern.)


Im Nachgespräch erzählt die Klientin, dass sie zunächst erschrocken war, als sie den Vorschlag bekam, wieder in die Geburtsszene zu gehen, weil sie Angst hatte, dieses Trauma noch einmal zu durchleben.
Am Ende der Sitzung zeigte sich an den veränderten Bildern eine Neuorganisation, doch da die Klientin noch zu lange in ihrem Trauma verhaftet blieb, war sie vielleicht noch nicht tiefgreifend genug.
In der folgenden Sitzung ging es auch noch einmal darum, sich mit seiner Meinung und seinen Gefühlen zu zeigen, um die Zweifel oder den Mut, das zu tun, was das Herz wünscht oder sich dem Druck zu beugen, das zu tun, was Andere wollen. Der Einfluss der Tanten wurde weiter bearbeitet.