Vorgespräch:

Die Klientin erscheint zur Sitzung und ist zu diesem Zeitpunkt noch ohne Arbeit. Mit dieser Situation ist sie sehr unzufrieden, ansonsten fühle sie sich ganz ok.

Sitzung:

Nach der üblichen Entspannungsphase kommt sie wieder in den Gang mit den neun Türen. Die „bearbeiteten“ Türen rutschen jeweils von der Mitte nach rechts und sind offen. Auf der Türe in der Mitte erscheint eine „Zwei“, was sie nicht einordnen kann. Das Türgeräusch erschreckt sie dieses Mal, und sie hat den Impuls, weg zu rennen. Sie steht sehr lange Zeit am Eingang und wagt es nicht den Raum zu betreten, weil dieser wie ein kaltes, nasses Gefängnis wirkt. Außerdem hat sie Bedenken, der Boden könne in der Mitte durchbrechen. Unter der Bedingung, die Tür offen lassen zu können und mit Riesenüberwindung folgt sie der Aufforderung des Raumes aus dem Fenster zu schauen. Der Blick aus dem Fenster zeigt ihr Natur, in der es alles “zweimal“ gibt (2 Bäume, 2 Hunde, 2 Menschen etc.), die Botschaft ist für sie folgende: in der Natur gibt es alles zweimal, sie ist alleine in dem Raum. Ihr Gefühl dabei beschreibt sie als traurig, aber es ginge ihr gut. Sie möchte auch nicht rausgehen in die Natur, auch wenn der Raum ihr nicht gefällt. Daraufhin antwortet der Raum, dass er traurig wäre, dass es ihn überhaupt gibt.

Wir fragen nach, wie lange der Raum schon existiert:

Kl: Der Raum ist entstanden kurz nachdem mein Zwilling gegangen ist.
Th: Wie geht es dir jetzt? ……. Beschreib mal dein Gefühl jetzt. ……. Kannst du es fühlen? Kannst du es wahrnehmen? ………. Geht es, dass du es spürst? Oder was machst du da gerade? (sehr lange Pause, deswegen frage ich immer wieder nach)
Kl: Ich bin irgendwie wütend. (Stimme fällt ab)
Th: Worauf bist du denn wütend?
Kl: (weinerlich) … dass der Raum von meinem Zwilling gesprochen hat.
Th: Sag es ihm. Drück dein Gefühl aus; dass du wütend bist, weil er von deinem Zwilling anfängt.
Kl: „Ich bin wütend auf dich, dass du mit meinem Zwilling angefangen hast.“
Th: Sag ihm auch, warum dich das wütend macht -
sag mal, wo du die Wut spürst in deinem Körper. Wo sitzt denn die Wut? (ich werde lauter)
Kl: Es ist so, als wenn sie um mich herum ist.
Th: Wie ist das, wenn sie um dich herum ist? Was macht die denn mit dir? …… Macht dich das freier oder beeinträchtigt dich das? Oder spürst du es gar nicht?
Kl: Es macht mich unruhig, und ich weiß nicht, wie ich sie los bringen soll. Solange keiner von meinem Zwilling spricht oder mich drauf anspricht, ist der Raum für mich ok.
Th: Und jetzt, wo er dich angesprochen hat?
Kl: Ich will nicht darüber reden, ich will ihn mit keinem teilen.
Der Klientin fällt es sehr schwer, Gefühle wie Wut oder Aggression wahrzunehmen oder gar auszudrücken. Sie ist auch dieses Mal nicht bereit, dieses Gefühl richtig zuzulassen. Ich ermuntere sie stärker zu atmen und die Wut zu fühlen. Sie beharrt jedoch darauf, dass keiner davon wissen darf und sie damit alleine sein möchte.
Kl: „Weißt du, wer es nicht wissen darf?“
Th: Weiß es der Raum ? …. Hast du eine Antwort von ihm gekriegt? ….. Was passiert gerade?
Kl: Ich will einfach nicht, dass es jemand weiß.
Th: Du bist in absoluter Abwehrhaltung, merkst du das? Kannst du das spüren? ….. Was passiert gerade? (durch spiegeln mache ich ihr ihre Gefühle mehr bewusst)
Kl: Ich will allein sein.
Th: Wiederhole es noch mal
Kl: Ich will allein sein.
Kassettenseite B
Ich fordere sie nun auf, den Zwilling herbei zu rufen, der zeigt sich traurig, weil er sieht, wie sich hier einsperrt. Auch ihm gegenüber bleibt sie hartnäckig und betont immer wieder, dass sie hier in diesem Raum niemanden haben möchte. Sie soll sich nun von ihm zeigen lassen, welchen Bereich dies in ihrem Leben betrifft und bekommt die Antwort: wenn es allgemein um Beziehung geht und wenn jemand auf sie zugehen will (ganz beiläufig hatte sie in einem Vorgespräch einen Mann erwähnt, der ganz interessant wäre. An den Bildern und ihrer Haltung zeigt sich deutlich ihre Beziehungsunfähigkeit)
Th: Du sperrst dich selbst ein. … Heißt das, du siehst das und es löst gar nichts in dir aus? (Basishandwerkszeug spiegeln und leichte Provokation)
Kl: Es ist mir egal, weil ich will hier drinnen keinen haben.
Th: In dem Raum willst du niemanden haben?
Kl: Ja.
Th: Da hast du sicher einen wichtigen Grund, dass du in dem Raum niemanden haben willst!?
Kl: Es ist mein Bereich, da kommt keiner hin.
Th: Weshalb darf keiner hin? Lass dich das mal spüren. Was ist so wichtig daran? Weshalb darf hier keiner rein in den Raum?
Kl: Dass mir keiner zu nahe kommt.
Th: Teile es mal dem Raum mit, deinem Zwilling und auch denen, die da näher kommen wollen. Sprich sie alle an: ich will nicht, dass ihr mir zu nahe kommt!
Kl: „Ich will nicht, dass ihr mir zu nahe kommt.“
Th: Und dann schau sie an!
Kl: Verstehen nicht, warum
Th: was verstehst du nicht?
Kl: DIE verstehen nicht!
Th: Die verstehen überhaupt nicht, warum sie nicht näher heran dürfen, ja?! Spür mal, ob du das auch in deinem Körper fühlst, wie du sie abhältst.
Kl: Es ist da ziemlich kalt.
Th: Wo genau? Mehr im Bauch oder mehr am Herzen?
Kl: Mehr in der Mitte.
Th: Schau mal jetzt zum Zwilling hin: ist das noch gleich?
Kl: Ich will auch nichts mit ihm zu tun haben, wenn ich in dem Raum bin.
Th: Sag ihm das
Kl: „Wenn ich da in dem Raum bin, möchte ich auch nichts mit dir zu tun haben!“
Th: Bist du noch am Fenster?
Kl: Ja.
Th: Schau mal ob die Tür noch offen ist
Kl: Ja
Th: Wie fühlst du dich gerade?
Kl: Leer.
Th: Teil es mal dem Raum mit
Kl: „Ich fühle mich leer!“
Th: Wo spürst du die Leere in dir? Kannst du sie fühlen?
Kl: Die ist überall (flache tonlose Stimme)
Th: Wie ist das, wenn du dich leer fühlst?
Kl: Da fühlt und denkt man nicht
Th: Sondern?
Kl: Es ist alles leer
Als sie die Leere auffordert, sich als Bild oder Symbol zu zeigen, kann sie nur den leeren Raum sehen. Der Raum sagt, die Auswirkungen dieser Leere sind Stillstand im beruflichen und privaten Bereich, auch bei Beziehungen. Sie soll sich nun zeigen lassen, wie diese Leere entstanden ist.
Die Erfahrung über den Verlust eines Zwillings, der wohl schon im Mutterleib gegangen ist, hat eine tiefe Grundstruktur bei ihr hinterlassen. Ihr Verhalten von Hilflosigkeit und Handlungsunfähigkeit, Starre und alles Geschehenlassen werden jetzt sehr deutlich.
Kl: „Bring mich dahin zurück, wo die Leere entstanden ist!“
Th: Und dann schau mal wo er dich hin bringt. Was zeigt er dir?
Kl: Ich bin noch nicht geboren.
Th: Beschreib mal ganz genau, was du siehst
Kl: Ich bin auf einmal allein.
Th: Der soll noch mal zurückgehen. WIE genau ist die Leere entstanden? Schau, wo du da bist.
Kl: (mit flacher Stimme) Mein Zwilling ist weg.
Th: Woher weißt du, dass dein Zwilling weg ist?
Kl: Weil er gerade geht
Th: Siehst du ihn gehen?
Kl: Ja.
Th: Wie geht es Dir? Hat er sich verabschiedet?
Kl: Nein.
Th: Woher weißt du es, dass er geht?
Kl: Ich sehe es.
Th: Spür mal, was mit dir passiert, wenn du mitkriegst, dass er geht. …. Kannst du das fühlen? Hast du ein Gefühl, wenn du merkst, dass er geht?
Kl: Ich merke es da (zeigt auf Bauch-Herz, kann aber das Gefühl, wie so oft, nicht beschreiben)
Th: Geh noch ein Stück weiter zurück, wo du noch fühlst. Geh mal noch ein Stück zurück, wo du noch fühlen kannst. Schau mal, wo du bist.
Kl: Es ist alles noch in Ordnung. Mir geht es gut, bin glücklich.
Th: Wie alt bist du? Kannst du das erkennen? Oder spürst du es?
Kl: Ich spür es.
Th: Wie fühlt sich das an, wenn du glücklich bist?
Kl: Es ist warm.
Th: Was machst du gerade im Moment?
Kl: Ich schau meinen Zwilling an. Ich freu mich.
Th: … und er – was kriegst du von ihm mit?
Kl: Ihm geht es auch gut.
Th: Wie zeigt er das, dass es ihm gut geht?
Kl: Das sieht man.
Th: Woran siehst du das?
Kl: An seinem Gesicht.
Th: Schau, was weiter passiert. Jetzt im Moment bist du glücklich, und er auch. Was passiert da? Was macht ihr gerade? … sprich es mal aus … was siehst du gerade?.... Bist du noch glücklich?..... Was ist los? (sehr lange Pausen)
Kl: Ich sehe nur meinen Zwilling.
Th: Und was siehst du da?
Kl: Schmerzen, er blutet.
Th: Was passiert mit ihm? Frag ihn mal, was los ist
Kl: „Was ist los?“
Th: Weshalb blutest du? – frag ihn mal.
Kl: „Weshalb blutest du?“
Th: Was passiert da bei ihm? Ist er verletzt oder was ist mit ihm?
Kl: Er sagt nichts
Th: Spür mal, wie das für dich ist – er gibt dir keine Antwort
Kl: Er schaut bloß
Th: Was möchtest du machen – schau mal, was da passiert mit dir
Kl: Ich will ihm helfen
Th: Sag ihm: ich will dir helfen
Kl: „Ich will dir helfen“ (Stimme wird weinerlich)
Th: Schau ihn an und sag es noch mal: ich will dir helfen
Kl: „Ich will dir helfen!“
Th: Hört er dich jetzt? Frag ihn, ob er dich hören kann
Kl: „Kannst du mich hören?“
Th: Kann er dich hören?
Kl: Ja.
Th: Dann sag ihm noch mal, du willst ihm helfen
Kl: „Ich will dir helfen!“ Er sagt ich kann das nicht
Th: Was kannst du nicht?
Kl: Ich kann ihm nicht helfen.
Th: Finde mal heraus, warum du ihm nicht helfen kannst. Was passiert denn da? Sag ihm, du holst die Große, wenn es wichtig ist! Was braucht er für Hilfe – was ist da los?
Kl: „Was brauchst du für Hilfe?“
Th: Was passiert denn da bei ihm?
Kl: „Was passiert bei dir?“ Er muss gehen!
Th: Wer sagt, dass er gehen muss?
Kl: „Wer sagt, dass du gehen musst?“
Th: Weshalb muss er gehen? Finde es mal heraus
Kl: „Weshalb musst du gehen?“ (mit erstickter Stimme)
Th: Was ist da los? Finde das mal heraus. Was passiert denn da? Er sagt, er muss gehen und blutet. Was ist los mit ihm? … was ist da los? Wer sagt, dass er gehen muss? (ich werde mit meiner Stimme lauter – energischer)
(Hintergrundgeräusch: Totenglocken)
Th: Was passiert da gerade? Was passiert gerade – schau hin! Atme mal mehr, hol mehr Luft! Atme dich da mal durch. Hol mal mehr Luft! (ich fordere sie immer wieder energisch auf)
Kl: (tiefes Atmen)
Th: (ich fordere sie energisch zum tiefer atmen auf)
Th: Jawohl, jetzt schau hin. Kuck hin, was da los ist! Bemerkst du, was da passiert? Kannst du sehen, was passiert?
Kl: Er muss gehen.
(Da sie alles ziemlich regungslos über sich ergehen lässt, bleib ich sehr energisch und versuch so den Kontakt in Gang zu halten)
Th: Spür mal, was das mit dir macht, dass er gehen muss. Spür mal, was mit dir passiert! Spür, was mit dir passiert! Er kann dich noch hören. Drück das mal aus – er hört dich noch.
Kl: (unverständlich leise)
Th: (energischer Ton) dann sag es ihm
Kl: „Ich will nicht, dass du gehst!“
Th: Sag es ihm noch mal und hör, was er jetzt sagt.
Kl: „Ich will nicht, dass du gehst“
(Hintergrundgeräusch: Totenglocken; es geht hier nicht ausschließlich darum, den Ablauf des Erlebten sichtbar zu machen oder zu bewerten. Das Energiebild des Zwillings als toter Anteil und der nicht handlungsfähigen bzw. handlungswilligen Mutter wirken in ihr.)
Th: Hört er dich? Sprichs noch mal aus, sprich aus: ich will nicht, dass du gehst!
Kl: (leise) „ich will nicht, dass du gehst“
Th: Hört er dich? ….. sprich es aus, was mit dir passiert. ….Drück das aus!!!! Was ist da los, dass er gehen muss? .... Finde mal heraus, warum er gehen muss
Kl: „Warum musst du gehen?“
Th: Und atme weiter. Und weiter atmen! Weshalb muss er gehen?
Kl: (schniefen) die Mama will ihn nicht
Th: Ist das der Grund, warum er gehen muss?
Kl: (unverständlich leise)
Th: Bleib mit ihm in Verbindung. Sprich es aus, wie es dir geht! Spür mal, wie es dir geht. Die Mama will ihn nicht, und er geht jetzt.
Kl: Mir ist egal, was die Mama will!
Th: Genau – dir ist egal, was die Mama will.
Kl: Ich will, dass er bleibt.
Th: Ich will, dass du bleibst (direkte Ansprache)
Kl: „Ich will, dass du bleibst!“
Th: Hört er dich? Kann er dich hören?
Kl: Ja. Er kann aber nicht bleiben, sagt er.
(Hintergrund: dramatische Musik)
Th: Spür mal, wie das für dich ist: er ist am gehen! Du bist noch mit ihm in Verbindung. Atme mal weiter. Spür mal, was du ausdrücken möchtest; spür mal, was du ihm jetzt sagen willst. Bleib mit ihm in Verbindung. Drück mal aus, was das da drinnen ist, in dir! Kannst du es noch fühlen, die Leere hier? Oder was ist da jetzt?
Kl: Ich will nicht, dass er geht…
Th: Ich will nicht, dass DU gehst!
Kl: „Ich will nicht, dass du gehst!“
Th: Bleib dran. Sprich deine Gefühle aus. (Ich fordere sie immer wieder auf, ihre Gefühle auszudrücken um den Prozess in Gang zu halten und die Energie und den Schmerz abfließen zu lassen)
Kl: (weinend) „du sollst bei mir bleiben“
Th: Genau, sag es ihm noch mal: du sollst bei mir bleiben
Kl: „Du sollst bei mir bleiben!“
Th: Ja - das ist das, was du möchtest! Hört er dich? Guck ihm mal in die Augen
Kl: (schweres durchatmen)
Th: Genau. Lass das Gefühl mal zu. Lass es mal zu. … schau ihn an, lass mal dein Gefühl raus, lass mal den alten Schmerz raus. Teil ihm mit, was du möchtest.
Kl: (unverständlich leise)
Ich fordere sie auf, die Mutter herzuholen, und ihr zu zeigen, was gerade geschieht. Die Mutter taucht mit eiskaltem Blick auf und wirkt uninteressiert.
Dieses Energiebild wirkt natürlich auch in ihr, deshalb fordere ich sie immer wieder zur Konfrontation auf.
Th: Hol sie mit her, sie soll es sich mit anschauen! Schau ihr mal in die Augen. Und atme weiter. Erlaube nicht, dass der Teil wegschaut. Sie soll sich angucken, was jetzt passiert.
Kl: Schau dir an was passiert!

Th: Du schleppst die Leere schon dein ganzes Leben mit dir herum. … Schaut sie hin? Die soll sich genau anschauen, was passiert, wenn er jetzt geht. Sie will ihn nicht, sie hat das zu verantworten, sag ihr das! Fordere sie auf! Fordere sie auf; sie will, dass er geht! Jetzt soll sie auch hinschauen.
Kl: Es ist ihr egal
Th: Wie, meinst du, dass es ihr egal ist? Guckt sie nicht hin oder was? Oder schaut sie eiskalt zu?
Kl: Sie schaut eiskalt zu.
Th: Und sage ihr, dein Kind geht jetzt, weil du es nicht willst.
Kl: Es ist mein Zwilling und nicht ihr Kind
Th: Sag es ihr: mein Zwilling geht jetzt
Kl: „Mein Zwilling geht jetzt!“
Th: …..und er geht wegen ihr
Kl: „Und er geht wegen Dir!“ (weinend)
Th: Guck sie mal an. Spür mal, wie das für dich ist, dass sie so eiskalt zuschaut. Sie lässt ihn gehen! Spür wie das für dich ist, sie lässt ihn gehen. Was macht das mit dir?
Kl: Sie ist schuld, dass er geht!
Th: Sag es ihr!
Kl: „Du bist schuld, dass er geht!“
Th: Ist sie immer noch uninteressiert? Frag sie mal, ob sie das weiß, dass er jetzt geht.
Kl: „Weißt du, dass er jetzt geht?“
Th: Frag sie mal, ob sie weiß, dass er jetzt stirbt.
Kl: „Weißt du, dass er jetzt stirbt?“ ja.
Th: Spür mal, wie das für dich ist: sie weiß, dass er jetzt stirbt. Was ist da bei dir? Was passiert mit dir?....Du kriegst es mit!.....Du kriegst die ganze Gefühlskälte von ihr mit. Was macht das mit dir? Drück aus, was los ist. Lässt dich das auch kalt, dass sie so ist? Das ist die Mama von euch! Spür mal, ob dich das auch kalt lässt, wie sie ist.
Kl: Mich interessiert nicht sie
Th: Dann sag ihm das doch! Was musst du machen, damit der Kontakt nicht abreißt? Was musst du jetzt tun? Spür mal! Was ist da in dir?
Kl: Ich kann nichts dagegen machen (Mustersatz)
Th: Frag ihn, ob du nichts dagegen machen kannst?
Kl: Ich kann nichts dagegen machen
Th: Frag ihn! Sag ihm, du hast das Gefühl, du kannst nichts dagegen machen
Kl: „Ich habe das Gefühl, ich kann nichts dagegen machen“
Th: Hört er dich noch? Guck mal hin, wo blutet er? Oder hat es aufgehört?
Kl: …blutet noch
Th: Zeig es der Mama, dass er blutet! Wo blutet er denn?
Kl: …. am Kreuz
Th: Frag mal, ob er sich verletzt hat oder was ist passiert, dass er blutet?
Kl: „Was ist passiert, dass du blutest?“ Das war die Mama.
Th: Wie ist das passiert?
Kl: Man hat ihn erstochen
Th: Schau hin! .. schau hin und atme weiter. Schau, was die da macht! Kannst du es sehen?
Kl: Ja.
(Prozessmusik läuft)
Th: Wie geht es dir damit? Du siehst es jetzt, wie es passiert ist!
Kl: Ich will ihn festhalten
Th: Dann halte ihn fest! Fass ihn an.
Kl: Ich kann es nicht
Th: Probier es! Strecke mal die Hände aus nach ihm.
(sie streckt ihre Hände aus)Th: Guck mal, was mit der Wunde passiert. (Ich teste ab, ob von irgendwoher eine Reaktion kommt)
Kl: Sie blutet
Th: Reagiert er darauf, wenn du ihn anfasst? Schau mal, was passiert, wenn du ihn berührst.
Kl: Er hat bloß die Augen aufgemacht
Th: Was heißt das?
Kl: Er weiß gar nicht genau, was passiert ist
Th: Dann sag ihm mal, was passiert ist. Du hast es gesehen. Erzähle ihm, was passiert ist.
Kl: „Die Mama hat dich verletzt!“
Th: Hört er dich?
Kl: Ja.
Ich fordere sie immer wieder auf, mit dem Zwilling in Kontakt zu bleiben, verbal und über die Berührung. Er bittet sie dazubleiben, sie hat jedoch immer noch das Gefühl, sie kann nichts machen. Sie erklärt sich dann endlich bereit, ihn zu halten.

Cassette 2 - Seite A
Th: Schau mal was passiert, wenn du ihn hältst.
(Hintergrund: Vangelis 1492 C)
Kl: Er macht die Augen zu. (Klientin weint die ganze Zeit und atmet schwer dabei)
Th: Sprich es aus!
Kl: (schweres Atmen)
Th: Sprich es aus. Spürst du ihn? … Hm …. ja …. was passiert gerade?
Kl: Er hört auf zu atmen
Th: Wie geht’s dir?
Kl: Ich will, dass er weiter lebt (weint)
Th: Sag es ihm
Kl: „Ich will, dass du weiter lebst“ Es geht nicht (hoffnungslose Stimme)
Th: Spür wie es dir geht damit. Er will nicht bleiben. Er kann nicht bleiben oder was auch immer. Atme weiter, halte das Gefühl nicht fest. …Wie geht’s dir denn? … Und lass die Mama dabei sein in dem Moment, wo er geht.
Kl: Ich will nicht loslassen.
Th: Sag es ihm. Und sag es auch der Mama. Es ist wichtig, dass sie es sieht. Dass sie den Moment mitkriegt, wenn er stirbt, wenn er geht. Sag ihr, sie soll herschauen.
Kl: Schau zu (tonlos)
Th: Sag: krieg das mit, dass er geht. … Schaut sie hin? aha … Beobachte mal ihren Blick. Wie nimmst du ihn wahr?
Kl: Ich will sie nicht anschauen (sie bleibt immer noch in ihrer Abwehrhaltung der Mutter gegenüber und deshalb lasse ich nicht locker sie zu konfrontieren.)
Als sie endlich die Mutter anschaut, stellt sie fest, dass deren Blick nicht mehr so kalt ist, wie vorher. Ich unterstütze weiter den Kontakt mit ihrem Zwilling, er liegt in ihrem Arm und ist tot. Sie spürt, sie kann ihn nicht loslassen. Die Mutter ist mit Blick nach unten da und die Klientin bekundet immer wieder: du interessierst mich nicht. Als ich sie nach ihrem Gefühl frage, meint sie, sie spüre jetzt gar nichts mehr. Ich mache sie noch mal auf das Gefühl der Leere aufmerksam und frage nach, weshalb die Mutter sie nicht interessiert.


Th: Dich interessiert nicht, was die Mama denkt und fühlt. Du hast für nichts mehr Interesse. Jetzt kommt die Leere. Und die bleibt! Fühl mal nach, warum dich die Mama nicht interessiert.
Kl: Sie hat mir meinen Zwilling genommen.
Th: Sag´s ihr
Kl: „Du hast mir meinen Zwilling genommen!“
Th: Spür mal, ob es wirklich Desinteresse ist. Oder was du da machst. Dann mach DIR mal klar, sie hat dir deinen Zwilling genommen! Schau DU mal richtig hin! (Basishandwerkszeug Provokation, düstere Prozessmusik zur Unterstützung)
Kl: Ich hasse sie dafür.
Th: Und das nimmst du alles mit nach innen. All deine Gefühle nimmst du mit nach innen und machst den Raum leer. Spür mal, ob du bereit bist, den Hass wirklich zu fühlen, der da ist. Bist du bereit, den zu fühlen?
Kl: Nein
Th: Lass dir mal von dem Raum zeigen, was das für Auswirkungen hat, wenn du das Gefühl nicht zulässt. Sprich mal den Raum an. (Da sie sich sträubt, in dieses Gefühl zu gehen, muss ihr die Auswirkung des blockierten Gefühls bewusst werden)
Kl: „Was hat das für Auswirkungen, wenn ich das Gefühl nicht zulasse?“
Th: Kannst du es sehen?
Kl: Ja.
Th: Bist du bereit, das alles zu tragen? Beschreib mal, was das heißt.
Kl: Ich will nicht fühlen
Th: Was passiert denn, wenn du fühlst?
Kl: Da kommt alles
(Ich versuche ihr ein Stück Sicherheit zu geben und provoziere und spiegle weiter)
Th: Du bist in deiner Innenwelt, und da lebt das weiter. Deine Mama ist schon längst tot. Dein Zwilling ist längst tot. Aber du schleppst es noch mit dir herum. Du hältst all die Gefühle fest und hebst sie auf. Du trägst es tatsächlich dein ganzes Leben mit dir herum. Spürst du, was du da mit dir machst? Du bist die Einzige, die es noch mit herumschleppt! Spürst du das? Merkst du, was da läuft?
Kl: Ja.
Sie soll sich jetzt von dem Raum zeigen lassen, ob es sich wirklich lohnt, diese Gefühle festzuhalten und ob sie damit ihre Mutter wirklich erreicht. Sie meint daraufhin, sie würde ihre Mutter halt nicht gehen lassen, auch wenn diese schon tot wäre. Das sei ein befriedigendes Gefühl der Rache für sie. Es ist für sie wichtiger, der Mutter geht es schlecht, als wenn es ihr gut geht. Da sie hartnäckig an ihrer Art der Rache festhält, lasse ich ihr all das noch mal ihrem Zwilling zeigen. Er sagt ihr, ihm macht es Angst, dass sie sich von allem so abschneidet. Sie bleibt weiter in der Haltung: Mama ist schuld, und wenn es ihr selbst damit schlecht, macht ihr das alles gar nichts aus. Ich mache ihr nun den Vorschlag, sie soll doch mal einen Blick nach „drüben“ werfen, ob denn ihre Rache auch so ankäme. Ich mache deutlich, dass die Mutter, welche die Klientin zu ignorieren versucht, einen großen Raum einnimmt und in Wirklichkeit ihr Leben bestimmt. Sie stellt fest, für die Mutter ist es ganz ok, da wo sie jetzt ist. Die Klientin spürt, jetzt hat sie keine Kraft mehr und am liebsten würde sie den Raum verlassen. Das war nicht das, was sie erreichen wollte. Ich mache ihr deutlich, sie könne jederzeit raus, aber den Raum wird es weiterhin in ihr geben. Sie fragt ihren Zwilling, was sie denn jetzt machen soll: sie soll ihre Gefühle für die Mama klären und sie loslassen. Auch der Raum meint, sie solle ihre Gefühle spüren.
Da die Sitzung bereits 2,5 Std. dauert, und die Klientin recht gefordert wirkt, weiße ich sie noch mal darauf hin, dass es hier eine Entscheidung zu treffen gibt und lasse ihr eine Vereinbarung mit der Mutter und ihrem Zwilling treffen. Da sie auf ihre Gefühle wie Wut und Hass nicht einsteigen wollte, konnte ich nur sichtbar machen, was bei ihr am Wirken ist


Zum Abschluss beschreibt sie den Raum so: aus dem Fenster ist eine Tür geworden, die Gitter sind weg. Die Mitte, vor der sie Angst hatte ist stabiler geworden. Ich fordere sie auf, das auszuprobieren und sie sagt, da traue sie sich jetzt drauf, der Boden sei fest. Sie entscheidet sich für eine Bearbeitung des Themas. Ende