Praxislizenzarbeit Agnes Ewerling

1. Sitzung: Chaos

Die Klientin kommt mit unterschiedlich starken körperlichen Dauerschmerzen im Kopf, im Rücken, in den Schultern und in allen Gelenken, sowie einer starken inneren Unruhe. Diese Symptome hindern sie oft daran ihren Alltag zu bewältigen bzw. stehen einer konstruktiven Lebensplanung massiv im Wege. Die Klientin hat sich folgendes Verhaltensmuster angeeignet: Wenn die Schmerzen und die Unruhe kommen, legt sie sich einfach ins Bett, zieht sich total in sich zurück und fühlt sich dann nur noch träge und wie gelähmt. In der Folge ist sie dann aber wieder unzufrieden, weil sie so ihre Ziele nicht erreichen kann. Im Therapieverlauf erkennt sie, dass ihre Schmerzen für all ihre verdrängten Gefühle stehen, tiefste Verzweiflung und Resignation, die bereits in der Geburt der Klientin ihren Ursprung haben und während eines dreimonatigen Krankenhausaufenthaltes in der frühen Kindheit verstärkt wurden. Die Klientin macht in den folgenden Sitzungen den Schritt, diese Gefühle immer mehr zu erlauben und sie nimmt zugleich wahr, dass ihre Hauptlebensaufgabe darin besteht, ihre Bedürfnisse und Impulse wahrzunehmen und durchzusetzen. Dazu ist ein enger Kontakt mit ihrem Körper notwendig und die Schmerzen sind wie ein Wegweiser auf diesem Weg. Die Klientin wagt sich immer mehr aus ihren "Ecken des Rückzuges" heraus und macht deutliche Schritte ins Leben und in Richtung Erfüllung ihrer Bedürfnisse und Lebensziele.Die Klientin kommt zu Beginn der Sitzung in eine Lebensphase, wo sie vielleicht gerne ein Kind gehabt hätte. Ihr Partner ist jedoch nicht bereit dazu. Sie spürt, dass sie da ihre Gefühle abschneidet, bzw. ihren Hund als Kind-Ersatz benutzt.

Im Umgang mit dem Hund kommt das Gefühl, dass sie Lebendigkeit nur in geringen Dosen zulassen kann, da sonst Angst und Panik auftauchen. Diese Ängste sind ausgelöst worden durch Unfälle in der Kindheit. In dieser Sitzung zeigt sich, dass die Klientin das Gefühl hat, dass sie deshalb zum Problem ihrer Eltern geworden ist. Aus diesem Grund zieht sie sich schon in der Kindheit immer mehr in sich selbst zurück und baut sich ihre eigene Welt. Für die Eltern sieht es so aus, als sei sie sehr selbständig und zufrieden. Ist sie in ihrer Welt, erscheint das Leben für sie auch problemlos. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Art Unverbindlichkeit, unter der sie heute leidet. Manchmal ist sie fast desinteressiert, wenn jemand etwas von ihr möchte und kann nicht ausdrücken, dass sie es ebenfalls will. Andererseits hat sie lange Zeit einen Beruf ausgeübt, in dem sie für andere Menschen Verantwortung übernehmen musste. Sie fühlt sich zur Zeit ausgelaugt und hat genug davon.

Während der Sitzung treten häufig Verwirrungszustände auf, da sie versuchen will, alles zu analysieren.
Sie hat das Bild, ihr Kopf sei ein großer Mülleimer, der gerade ausgekippt wird.

Th:. :Frage den Mülleimer, was du mit dem ganzen Müll tun sollst.
Kl.: Wenn ich alles entsorge, bleibt mir gar nichts mehr. Wo sind die Dinge, die noch zu gebrauchen sind? Alle Schmerzen, Blockaden und alte Denkmuster können weg. – Ich drehe jetzt den Film zurück, damit alles wieder in den Mülleimer zurückfliegt, sonst begegnet es mir laufend wieder. – Jetzt zünde ich den Mülleimer an. Ich bekomme fast Panik. Ich habe nicht nachkontrolliert, was da alles verbrennt.
Th: Hast du Panik, weil du etwas verlieren könntest, das du noch nicht hattest?
Kl.: Eher, dass etwas verbrennt, was ich noch brauche.......wie gute Ideen ........ gute Vorsätze........diese Verwirrung........ wo sind denn die guten Sachen? ..........alle verbrannt............alle weg.......
Th: Wie fühlt sich das an?
Kl.: Ich warte, dass meine Schmerzen wieder kommen.
Th: Brauchst du sie noch?
Kl.. Ich will sie nicht mehr, aber in meinem Körper ist so viel Spannung.
Ich lasse die Spannungen in Bilder umsetzen aus ihrem Leben.
Sie erlebt in der Kindheit und der Pubertät, dass sie immer die anderen klein machen muß, um
sich selbst groß und überlegen zu fühlen. Wenn sie sich klein und schwach fühlt,
zieht sie sich in ihre Welt zurück, um sich anderen so nicht zu zeigen. Sie
erkennt, dass sie hier ein wichtiges Muster gefunden hat, das heute noch wirkt.
Wenn ihre Schmerzen zu stark werden, zieht sie sich auch oft vor sich selbst zurück.
Th: Mit welchen Gefühlen bringen dich die Schmerzen in Kontakt?
Kl.: Ich muss etwas verändern, aber was?? Ich mache eine Sitzung nach der anderen, aber bin mitten im dicksten Chaos.
Th: Laß dich auf deine Gefühle ein und hau nicht dauernd ab. Du läufst vor dir selbst weg, willst immer alles kontrollieren, sogar den Sitzungsverlauf. Bekommst du das mit?

Immer, wenn ich sie nach Gefühlen frage, tauchen Kopfschmerzen auf. Der Kopf ist voller Asche und die Klientin packt diese in eine Urne, die sie verschließt. Die Schmerzen verschwinden und es bleibt wieder Spannung erhalten.
Sie will immer nur den Schmerz loswerden, am liebsten auf der Symbolebene, aber nicht spüren, welche schmerzhaften Gefühle dahinter sind. Da blockiert sie und geht nicht auf die Anregungen und Vorschläge der Therapeutin ein.
Sie erlebt eine Szene aus ihrer Kindheit, wo sie als kleines Mädchen Küken aus
ihrem Auslauf in den Garten gelassen hat. Der Vater schimpft mit ihr, da er Angst
hat, die Küken schlüpfen durch den Zaun in die Gärten der Nachbarn. Sie kann den
Vater überzeugen, wie wichtig Freiheit – für diese Tiere – und auch für sie selbst ist. Er überträgt ihr nun die Verantwortung für diese Küken.
In einer anderen Situation bekommt sie wieder Rückenschmerzen. Sie fühlt sich
durch gewisse Verbote ihrer Mutter regelrecht zerbrochen. Die Rückenschmerzen
fühlen sich nach der Auseinandersetzung mit der Mutter nicht mehr so schlimm an,
doch bleibt wieder die Spannung bestehen.
Die Klientin kommt über ihre Schmerzen in Bilder und Zusammenhänge, jedoch nicht an die Gefühle, die dahinter liegen und sicher sehr heftig sind, denn der Körper drückt es ständig aus durch seine Schmerzen. Dazu kommt noch die Angst vor den Schmerzen, die immer wieder zu Blockierungen und Lähmungen auch während der Sitzungen führen.

 

Synergetik Institut

Homepage: www.synergetik.net
  Amselweg 1
35649 Bischoffen-Roßbach
Tel.: (0 64 44)13 59 + 60 14
Fax.: (0 64 44) 61 36
Umatzsteuer-Identifikations-Nr. 039 832 30246
Zuletzt aktualisiert am: 07-Mai-2017 13:24
made by Kerstin Kellermann