Praxislizenz Anneliese Rönnefarth (Teil 1)

Probesession

Beate, 32 Jahre, hat Beziehungsprobleme. Sie fühlt sich von ihrem Mann unverstanden und vom Alltag überfordert. Sie liebt Ihren Mann und ist auch überzeugt, daß er sie liebt. Trotzdem möchte sie sich von ihm trennen. Sie hat das Gefühl, so nicht weiterleben zu können und kommt sich vor als lebe sie in einem Irrgarten. Die Klientin redet sehr schnell und wirkt allgemein sehr nervös. In der Probesitzung öffnet sie drei ganz wichtige Türen zu ihrem Unterbewußtsein. In den ersten beiden Türen findet sie sich bei den Beziehungsproblemen ihrer Eltern wieder, die sie schon als Kind immer versuchte zu lösen. Endlich kann sie die Parallele zu ihren eigenen Beziehungsproblemen erkennen, den Eltern die Verantwortung für die Lösung ihrer Konflikte zurückgeben und die Freude in ihrer eigenen Beziehung wiederfinden. In der dritten Tür landet die Klientin bei der Geburt ihres mißgebildeten Sohnes, der kurz nach der Geburt verstarb. In dieser Szene gelingt es ihr nun, das Kind gemeinsam mit ihrem Mann zu verabschieden. Dadurch kann sie ihr totes Baby loslassen und mit ihrem Mann endlich wieder zu einer richtigen Einheit verschmelzen.


Entspannungstext: Treppe
Klientin geht über eine Treppe die nach unten führt und kommt in einem Kellerraum an.
(Symbolisch in die Tiefe gehen; in die Schattenbereiche der Seele)

Th: Schau dich mal in deinem Keller um.
Beschreibe mal was du siehst.
Kl: Es ist ganz düster, ich kann, kann was erkennen.
Th: Schau mal ob du Licht rein bringen kannst. Gibt es einen Schalter? Meistens ist der auf der rechten Seite oder gibt es da eine andere Möglichkeit wie du es heller machen kannst?
(Der Therapeut hat immer die Möglichkeit z.B. einen Lichtschalter in der Innenwelt der Klientin zu installieren)
Kl: Ja, da ist der Schalter.
Pause
Kl: Schön ist es hier aber nicht. Am liebsten will ich hier wieder raus. Hier ist es kalt.
Th: Du willst heute ja nur mal nachsehen, was es in deiner Innenwelt alles gibt.
Schau mal ob es in deinem Keller Türen gibt.
(Türen sind in der Innenwelt Eingänge zu den einzelnen Themen; den verdrängten Anteilen)
Klientin dreht den Knopf langsam hin und her.
Kl: Hier auf der rechten Seite gibt es zwei Türen, genau nebeneinander.
Th: OK, welche der Türen zieht dich am meisten an? Welche willst du zuerst öffnen?
Kl: Keine, wenn ich ganz ehrlich bin.
Th: Du kannst jederzeit wieder in den Keller zurück gehen, du willst heute ja nur nachsehen.
(Klientin fällt es sichtbar schwer die eigenen Schattenbereiche anzusehen)
Kl: Ich fang mit der ersten Tür hier rechts an.
Th: Ja, geh mal auf die Tür zu und laß dir von deinem Unterbewußtsein mit einem Wort darauf schreiben, welches Thema sich dahinter verbirgt.

Kl: Da steht "Freude"
Das klingt gut, da gehe ich rein.
Türknarren wird eingespielt
Geräusche unterstützen die Handlung
Klientin lacht etwas verkrampft.
Th: Das scheint eine lustige Situation zu sein?
Kl: Da sind ganz viele kleine Clowns. Die hopsen da nur rum. Ich weiß nicht..........
Th: Sprich sie doch mal an.
Kl: Was macht ihr denn da? Das sieht aus als wärt ihr schon ziemlich fertig. Ihr wirkt so verkrampft.
Die hören gar nicht auf. Ich pack mir mal einen. Die sind ganz klein.
Klientin greift mir der rechten Hand zu.
Kl: Der zeigt auf ein kleines Mädchen und schüttelt den Kopf.
Th. Geh doch mal zu ihm und sprich es an.
(Direktes Ansprechen bringt die Klientin besser in die energetische Situation)
Kl: Was machst du denn da? Du siehst traurig aus. Die wollen dich zum lachen bringen.
Pause
Kl: Sie kann nicht lachen.
Was hast du denn?
Sie schüttelt nur den Kopf.
Ich weiß nicht was ich jetzt tun kann.
Th: Vielleicht kann sie dir mal zeigen warum sie so traurig ist.
Kl: Komm, zeig mir mal was passiert ist.
Sie nimmt mich an der Hand und zieht mich weg. Wir gehen durch einen ganz langen, dunklen Flur. Ich fühl mich hier gar nicht wohl. Aber die Kleine zieht mich immer weiter.
Klientin atmet jetzt tiefer.
Kl: Wir stehen jetzt vor einer Tür und ich soll durch das Schlüsselloch schauen.
Pause
Kl: Da drin streiten sich meine Eltern! Die Mama schreit und der Papa ist wütend.
Th: Wie ist das für dich? Was willst du tun?


Harte Stimme
Kl: Das kann ich, sie streiten immer. Ich geh jetzt da rein und dann beruhige ich sie.
Th: Wo ist das kleine Mädchen?
Kl: Die versteckt sich hinter mir. Das ist meine kleine Schwester Bärbel. Sie läuft immer weg, wenn Mama und Papa sich streiten.
Th: Wie alt bist du, Beate?
Kl: Ich bin 8 Jahre alt.
Th: Spür mal wie du dich fühlst, so als 8-jähriges Kind. Was macht das ganze mit dir?
Kl: Was heißt fühlen?! Ich weiß nur daß ich da jetzt rein muß damit sie mit dem Streiten aufhören.
Sehr energisch
Komm!
(Klientin hat sich von den Gefühlen abgeschnitten – sie übergeht die Frage nach dem Fühlen)
Th: Was geschieht jetzt?
Kl: Sie haben sofort mit dem Streiten aufgehört als wir rein gekommen sind. Der Papa sitzt am Tisch und weint. Ich bin bei der Mama. Sie ist ganz aufgeregt und weint auch.
Th: Sag den beiden doch mal wie es dir jetzt geht.
So wird der Klientin die Gefühlssituation bewußter und es besteht die Möglichkeit, daß energetische Muster zu durchbrechen.
Kl: Ich finde das so furchtbar was ihr da macht. Die Bärbel war schon wieder weggelaufen.
Warum muß ich immer zwischen euch gehen? Ihr seid doch meine Eltern. Erwachsene Menschen. Ich muß immer alles für euch regeln.
Klientin spricht sehr laut, wütend.
Th: Wie reagieren sie denn auf dich?
Kl: Genau wie immer. Sie sagen, es tut ihnen leid.
Verzweifelt – Hoffnungslos
Kl: Das hilft mir aber überhaupt nicht.
Klientin weint.
(Klientin ist in der Probesession, daher gehe ich nicht unbedingt prozessorientiert vor)
TH: Sag ihnen mal was du dir von ihnen wünschst.
(Sie soll zunächst Ihre Gefühlsebene erleben)
Kl: Ich wünsch mir von euch so, daß ihr mich mal wie ein Kind behandelt.
Ich will auch spielen und lachen und ich will Eltern haben, die für mich sorgen, nicht umgekehrt.
Klientin weint - Musik wird eingespielt.
(Es ist wichtig, daß die Klientin in der Energie bleibt)
Th: Schau deine Eltern mal an. Wie reagieren sie wenn du ihnen sagst, was du gerne möchtest?
Kl: Wir halten uns an den Händen. Es ist wie so ein Anfang. Sie wollen mir wirklich helfen aber es fällt mir alles noch ein bißchen schwer. Genau wie Ihnen. Ich hab aber das Gefühl, daß sie es wirklich wollen. Das alleine ist schon ein so schönes Gefühl.
(An das neu entstandene Bild sind auch neue Gefühle gekoppelt)
Th: Was ist mit Bärbel? Ist sie auch bei Euch?
Kl: Die Mama nimmt sie jetzt in den Arm. Das ist noch viel besser. Und der Papa legt jetzt den Arm um die Mama und ich fühl mich zum 1. Mal mittendrin und wie ein richtiges Kind.
Th: Ja, genieße das mal eine Weile.
Musik wird eingespielt.
Kl: Jetzt hüpfen alle Clowns um uns herum und die Bärbel und ich hüpfen mit.
Mama und Papa hüpfen nicht mit, aber das ist o.k. für mich.
(Neuronale Spannung hat sich gelöst- es kommt Bewegung in die Bilder)
Th: Beate, frag deine Eltern mal, ob sie auch weiterhin bereit sind mit Dir in den Sitzungen
Zu arbeiten.
Kl: Sie nicken beide. Ich will sie noch einmal umarmen.
Th: Ja, tu das nur. Folge immer deinem Impuls.
Kl: Das will ich jetzt so stehen lassen. Ich fühle mich wie ein Kind aber auch wie erwachsen.
Es fühlt sich so an wie ich. Weißt du was ich meine?
Th: Ja, so wie: "Ich kann mich wieder fühlen"?
(Muster bewußt machen)
Kl: Genau, jetzt wo du es sagst. Ich konnte mich vorher gar nicht fühlen.
Das habe ich gar nicht gemerkt.

Th: Du warst von deinen Gefühlen abgeschnitten. Jetzt bist du wieder mit dir im Kontakt.
Schau dir noch einmal das Bild vom Anfang an, das mit den Clowns.
Kl: Die sind jetzt viel lebendiger. Nicht mehr so müde und Bärbel hüpft mit. Das wirkt viel schöner.
(Auch kleine Veränderungen der Energiestruktur zeigen sich schon im Eingangsbild)
Th: Wie ist es mit der nächsten Tür?
Willst du mal nachschauen? Gehst du noch einmal in den Keller zurück?
Kl: Nachschauen kann ich ja.
(Klingt sehr zögernd)
Th: Steht auf der Tür schon was drauf?
Kl: "Frieden"
Die Tür ist jetzt heller als bei meiner Ankunft hier unten. Sie geht ganz alleine auf. Fast als hätte sie Angst das ich nicht rein gehe.
Klientin wirkt etwas angespannt
Kl: Das ist aber ein schöner Raum, alles ist sauber. So richtig perfekt.
Klientin dreht den Kopf hin und her
Th: Mhm, wie fühlst du dich denn, wenn du da so stehst in diesem Raum?
Kl: Ich fühl mich so isoliert. Mir ist kalt und ich will hier nicht bleiben.
Ich steh nur so da und ich kann mich nicht mal entscheiden zu gehen. Ich fühl mich wie gelähmt, so steif wie dieser Raum selbst.
(Neuronales Muster – Der Raum symbolisiert die Innenweltenergie)
Th: Sprich den Raum mal an. Frag ihn mal, vielleicht hat er eine Idee?
(Auch dieses Bild steht mit allem in Verbindung und kann daher auch antworten)
Kl: So wie du aussiehst kann ich mich hier nicht wohl fühlen. Ich friere. Was soll ich denn hier?
Pause
Kl: Da ist ein Bild an der Wand und es wird immer größer. Fast so groß wie die ganze Wand.
Das sieht aus! Das ist das Hochzeitsbild meiner Eltern. Da sehen die noch richtig glücklich aus.
Th: Können sie aus dem Bild raus steigen?(Eltern bedeuten meistens die Primärebene – die Ebene auf der die neuronalen Muster entstanden sind und deren Auswirkungen das ganze Leben beeinflussen)
Kl: Sie stehen schon vor mir. Das sieht sehr schön aus.
Th: Sag es ihnen mal direkt, wie sie auf dich wirken.
Kl: Ich finde euch so schön und so glücklich und friedlich. So wollte ich euch schon immer haben. Warum seid ihr so anders geworden? Was ist passiert?
Pause
Kl: Die schauen mich nur an.
Th: Laß dir doch von ihnen mal zeigen, was passiert ist.
(Die innere Weisheit führt sie zu den "richtigen" Bildern)
Kl: Zeigt mir doch mal was passiert ist.
Pause
Die Mama will das schon. Sie nimmt mich an der Hand aber der Papa, der will lieber hier bleiben. Das ist fast als wollte er die Sicherheit nicht verlassen.
(Solche Situationen zeigen immer die Energiequalität der Innenweltfiguren und da sie Projektionen sind, auch die der Klientin)
Th: Und was willst du?
(Klientin soll immer dem eigenen Impuls folgen)
Kl: Der soll mitkommen. Er trottet jetzt hinter uns her. Jetzt sind wir in einem langen Flur. Wie in einem ganz einfachen, billigen Hotel. Ganz viele Türen auf jeder Seite. Die Mama läßt mich einfach stehen und rennt von Tür zu Tür und sie reißt alle Türen auf.
Th: Ja?
Kl: Ich geh jetzt einfach hinterher und schau in die Zimmer rein. Das ist wie ein Film. Überall ist die Mama am arbeiten oder am schimpfen und der Papa sitzt nur da.
Das ist jetzt als könnte ich in alle Zimmer gleichzeitig schauen.
Klientin bekommt Panik, Druck. Sie atmet laut und gepreßt; sie ist ganz angespannt.
(Eine Situation, die unter starker Spannung steht, die Energie muß wieder ins Fließen kommen)
Th: Ja, laß es raus. Drück es aus. Schrei, beweg dich, tu was!
Provozierende Musik wird eingespielt.
Klientin schreit ohne Worte und sehr verkrampft.

(Dynamischer Ausdruck bringt Bewegung in die angespannte, festgefahrene Struktur – Veränderung wird jetzt möglich)
Ich schlage leicht provozierend mit dem Schlagstock auf den Boden und gebe der Klientin
gleichzeitig einen Schlagstock in die Hand. Sie wird dabei auch mit Worten von mir unterstützt: "Tu was, laß es raus, hau zu" usw.. Sie greift sofort danach, kniet sich hin und schlägt unkontrolliert auf den Boden.
Sie wird dabei von mir durch Anfeuern und Mitschlagen und durch die Musik unterstützt.
(Die gestaute Energie ist durchbrochen - die so lange aufrechterhaltene Kontrolle geht verloren – jetzt beginnt der Selbstorganisationsprozeß)
Klientin brüllt die Eltern abwechselnd an und schlägt immer weiter.
Kl: Ich will das du jetzt endlich was tust! Steh auf! Helft euch jetzt selbst! Du willst ein Mann sein?! Nein, ich nicht mehr! Nein! Nein! Nein!
Th: - schreit mit –
Ja, sags ihnen. Lauter, lauter, noch lauter!!
Die ganze angestaute Wut entlädt sich bis die Klientin weinend auf der Matratze liegt.
Kl: - jammernd –
Jetzt heulen wir alle. Die Mama ist ganz traurig.
Th: Schau sie mal an. Sprich sie an.
Kl: Oh Mamma....
Warum streitet ihr euch immer?
Pause
Klientin setzt sich hin.
Kl: Sie sagt, der Papa hört mir nie zu. Er hilft mir überhaupt nicht. Sie fühlt sich von ihm im Stich gelassen.
Th: Wo ist der Papa jetzt? Hol ihn dazu.
(Innenweltfiguren immer direkt konfrontieren)
Kl: Der steht vor uns und ist völlig hilflos. Papa warum hörst du der Mama nie zu? Warum hilfst du ihr nicht?
Der Papa sagt, die Mama redet und redet. Immer will sie was von mir.
Klientin schaut zur Seite
Kl: Jetzt steht mein Mann neben meinem Vater und sagt das auch zu mir.
Th: Was sagt er auch zu dir?


(Durch die Wiederholung des Satzes, durch das Aussprechen, wird der Klientin die Aussage bewußter)
Kl: Er sagt, daß ihn mein vieles Reden oft ganz dusselig macht. Wenn der jetzt neben Papa steht sind die zwei genau gleich.
Klaus sagt, ich würde gar nicht auf eine Antwort von ihm warten.
Klientin schnappt nach Luft
Th: Was macht das mit dir?
Kl: Ich merk jetzt, daß ich neben der Mama steh und die nimmt meine Hand.
Ich muß schon wieder heulen!
Klientin sucht ihr Taschentuch – Ich gebe ich eines in die Hand
Kl: Er hat ja recht. Aber.......
Th: Sag es ihm selbst, er steht ja da.
Klientin nimmt innerlich einen richtigen Anlauf zum Reden – So klingt dann auch die Antwort
Kl: Klaus, ich weiß daß du ein bißchen recht hast aber du könntest ja auch mal mit mir reden, wenn ich nicht so in Rage bin und was von dir will!
Klientin beginnt zu lachen. Sie lacht immer lauter, bis ihr Tränen vom Lachen über das Gesicht laufen.
(Auch das Lachen ist eine Reaktion bei der die Energie wieder ins Fließen kommt. Auch dabei geschieht Heilung)
Th: Du läßt mich am Besten mit lachen.
Kl: - immer noch lachend –
Wir sitzen alle vier am Boden und lachen uns schief, weil der Klaus gesagt hat, da käme er auf höchstens 10 Minuten Sprechzeit am Tag!
Wir lachen noch eine Weile gemeinsam weiter
Kl: Das ist jetzt so schön, so entspannt alle. So waren wir noch nie zusammen.
Vielleicht sollten wir mal einen Lachkurs machen.
Th: Das ist eine gute Idee. Machen denn da auch alle mit?
(Überprüfung ob alle Figuren energetisch so weit sind)
Kl: Alle nicken. Da sind wir uns einig.
Th: Laß mal die Volkshochschule in eurer Stadt auftauchen. Da gibt es ein solches Seminar.
Schau mal, wer sich alles anmeldet.
(Test, ob die neue Struktur stabil ist)Kl: Wir stehen alle vier an der Anmeldung und es gibt schon wieder was zu lachen, weil der Papa den Zettel ausfüllen muß. Das hat nämlich bisher immer die Mama gemacht.
Th: Das funktioniert ja sehr gut.
Pause
Klientin lacht noch eine Weile
Th: Geh jetzt noch mal in das "perfekte" Zimmer vom Anfang zurück. Wie sieht es da aus?
(Auch da muß sich was verändert haben - es repräsentiert ja die Energiestrukturen der Klientin)
Kl: Ja, das ist jetzt ein Zimmer zum wohl fühlen. Kissen überall. Und angenehm warm ist es hier.
(Wärme ist immer ein Zeichen für das Fließen der Energie)
Th: Was ist mit dem Hochzeitsbild?
Kl: Das hängt jetzt zwischen ganz vielen anderen Bildern. Alles Familienbilder. So, wie ich mir das immer gewünscht habe. Viele lachende Gesichter.
Th: Schau nach, ob du hier noch irgend etwas tun willst.
Wenn nicht, kannst du noch einmal in deinen Keller zurückgehen.
Kl: Hier kann ich alles so lassen. Was soll ich da noch verlassen?
Pause
Kl: Ich steh jetzt wieder im Keller. Da ist alles viel heller. Viel größer. Ich fühl mich hier ganz gut. Auf der linken Seite gibt es jetzt noch eine Tür, die war vorher aber nicht da.
Th: Das scheint aber eine wichtige Tür zu sein. Willst du mal rein gehen?
Was steht denn auf der Tür?
Kl: "Mein Leben"
Ich spür jetzt einen richtigen Druck auf der Brust.
Klientin stöhnt
Kl: Nein, da will ich jetzt nicht hin sehen. Ich will wieder zurück.
Th: Beschreib einfach mal was du siehst. Laß es einfach mal dasein.
Klientin weint leise
Kl: Ich liege im Krankenhaus. Ich hab den kleinen Nico im Arm. Er sieht so anders aus. So armselig. Ich wußte es ja schon lange, daß er mißgebildet ist und sie haben es mir auch gesagt. Aber jetzt ist es doch so schlimm. So schlimm. Oh......
Klientin weintKl: Ich hab ihn doch so lieb....
Ich lege der Klientin die Babypuppe in den Arm. Sie nimmt sie ganz liebevoll an sich und streichelt sie ganz zart.
Th: Sag dem Nico jetzt mal alles was dir auf dem Herzen liegt.
Ganz leise, der Stimmung angepaßte Musik wird eingespielt.
Kl: leise weinend
Oh, mein Nico, ich habe dich doch so lieb. Ich will so gerne das du lebst. Ich hab mich so auf dich gefreut. Ich fühl mich so hilflos, weil ich dir nicht helfen kann.
Th: Wo ist der Papa?
Kl: Der sitzt hier am Bett und weint. Er ist auch traurig und enttäuscht.
Th: Kann er den Nico auch mal in den Arm nehmen? Kannst du ihm das Baby mal geben?
Klientin drückt die Puppe fester an sich und schüttelt den Kopf
Kl: Der will das nicht.
Th: Sagt er das so?
Kl: schüttelt den Kopf
Nein, er kann es nicht. Er......
Pause
Kl: Ich will ihm den Nico nicht geben.
Th: Mhm
Kl: Ich hab Angst, das er dann bei ihm stirbt und ich.....
Klientin weint wieder und streichelt die Babypuppe
Th: Schau den Klaus doch mal an.
Kl: Ach Gott, es geht ihm genauso wie mir. Er kann es nur nicht so richtig zeigen.
Pause
Klientin gibt jetzt die Puppe ganz vorsichtig an mich ab. Sie wirkt jetzt viel entspannter.
Th: Wie ist das jetzt für dich, wenn Klaus den kleinen Nico im Arm hält?
Kl: Das ist so ein schönes Bild, so weich. Da ist um die Beiden ganz viel Licht. So als würden sie strahlen. Ich fühl mich ganz leicht.
Auch diese Situation wird weiter mit leiser Musik geankert
Lange Pause(Das neue Bild braucht Zeit um sich in der Innenwelt zu installieren)
Kl: Wir liegen jetzt alle drei hier und ich kann so richtig fühlen, daß Nico jetzt unser Baby ist.
Er ist zwischen uns einfach eingeschlafen.
Jetzt sieht er völlig normal aus. Das ist fast so als hätten wir ihn geheilt.
Th: Das ist ganz sicher so.
Vielleicht kann euch der Nico mal ein Bild schicken, von dem Ort, wo er jetzt ist.
Pause
Klientin atmet tief ein und hält kurz die Luft an, dann lacht sie leise
Kl: Der Nico spielt auf einer ganz großen Blumenwiese, mit ganz vielen anderen Kindern und er ist völlig gesund. Er winkt uns zu.
Das ist so schön und Klaus nimmt mich in den Arm. Es ist als wären wir alle hier zu Hause.
(Zuhause ist immer ein "Urgefühl" wenn etwas "heil" ist)
Klientin genießt noch eine Weile diese Situation. Naturgeräusche mit Musik unterstützen diese Zeit, in der die Heilung der Gefühle stattfindet.
Klientin hebt abwechselnd beide Arme, mit offenen Händen. Es sieht aus als ob sie mit etwas spielt.
Th: Es sieht aus als würdest du mitspielen.
Kl: Ich kann das nicht beschreiben. Alles hat sich aufgelöst und jetzt fliegen ganz leichte rosa und hellblaue Bällchen durch die Luft. Sie sind fast durchsichtig und sehr zart aber trotzdem sehr lebendig. Es fliegt immer mal wieder einer auf unsere Hände und wir lassen sie dann wieder hochfliegen.
Jetzt ist alles gut so wie es ist. Auch für Klaus. Wir sind jetzt wie eine Einheit.
Th: O.k., dann laß mal eine Situation aus der realen Welt auftauchen.
Klientin beginnt zu weinen – eher glückliches weinen
Wir sind beide an meinem Platz im Wald. Klaus ist das erste Mal hier. Er wußte gar nicht das es diesen Platz gibt. Das ist mein heimliches Grab von Nico. Es gibt kein Grab auf dem Friedhof, da hab ich mir selbst eins gemacht, im Wald. Ich bin so glücklich, daß Klaus jetzt auch hier ist.
Th: Schau dem Klaus mal in die Augen. Was willst du ihm noch sagen?
Kl: Klaus, ich liebe dich so sehr. Ich bin so glücklich, daß du hier mit mir stehst.
Pause
Kl: Eben hat Klaus die längste Rede seines Lebens gehalten! Und du hast gemerkt, ich hab ihm zugehört! Es war so schön was er gesagt hat. Das war nur für mich.
Klientin legt beide Hände auf die Brust.
Th: Ja, nimm diese Worte ganz fest in dein Herz und genieße noch eine Weile diese Gemeinsamkeit an diesem Ort.
Pause
Kl: Wir waren jetzt das letzte Mal hier. Ich brauch dieses Grab nicht mehr und Klaus auch nicht. Wir haben alles eben gemacht. Nur das kleine Bäumchen, das lassen wir weiter wachsen. Es ist für uns als hätten wir uns eben erst kennengelernt. Wir sind jetzt auf dem
Heimweg. Im wahrsten Sinne des Wortes.
(Die neuronalen Verknüpfungen haben sich gelöst – eine neue Struktur ist entstanden- sie ist stabil, wie sich hier zeigt)
Lange Pause mit schöner, leicht beschwingter Musik
Th: Schau mal ob du jetzt wieder zurück kommen kannst oder willst du da noch etwas tun?
Kl: Nein, hier ist alles gut.
Th: Dann schau noch mal in deinem Keller vorbei, was sich da getan hat.
Pause
Kl: Der Raum ist jetzt beheizt, das fällt mir als aller erstes auf. Es ist hell. Es gibt jetzt Fenster, durch die die Sonne scheint. Die Sonne, genau da will ich jetzt hin. Noch mal mit Klaus auf den Heimweg.
Th: Das kannst du jetzt auch. Genieße es und lasse einfach alles ausklingen. Ich lasse dich jetzt für 10 Minuten allein und dann komme ich wieder.

Nachgespräch
Klientin strahlt über das ganze Gesicht. Sie hat das Gefühl, daß sie sich viel leichter bewegt.
Auffallend für sie war, daß sie sich nach den ersten beiden Türen so müde gefühlt hat und jetzt ist da so ein Gefühl, als könnte sie die Welt aus den Angeln heben. Sie erkennt jetzt klar, daß da mit Mama und Papa noch einiges "zu bearbeiten" ist. Wir haben noch fünf weitere Sitzungstermine abgesprochen.
Sie meint, wenn in jeder Sitzung so viel mit ihr passiert wie heute, dann verändert sie wirklich die ganze Welt.



Synergetik Therapie Institut
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Zuletzt aktualisiert am: 18-Dez-2002 13:10
made by Kerstin Kellermann