Praxislizenz Dorothée Lisseck

3. Sitzung: Apfelmus (9.4.2001)

Die Tür sieht aus wie ein riesengroßes Scheunentor mit einem verrosteten Riegel, alles aus altem Holz. Sie knackt es mit einem dicken Hammer. Es erscheint ein stockdunkles Verlies mit einem vergitterten Fensterchen, an der Decke hängt ein Seil, als sie daran zieht fällt ihr die Decke auf den Kopf, es staubt fürchterlich, ein dunkles Loch ist in der Decke entstanden, Steinplatten liegen am Boden, eine hat einen Eisenring.
Sie hat keine Lust den ganzen Schrott aufzuräumen. Sie erinnert sich an eine Situation, wo sie etwa drei Jahre alt war, in der sie vom Vater erstmals etwas auf den Po gehauen bekam und dann auch nie wieder. Sie hatte sich damals strickt geweigert Äpfel aufzuheben, die auf dem Boden lagen und die sie einfach so da hingeworfen hatte. Sie hatte einfach so Lust dazu. Der Vater wird wütend, weil sie sich weigert und gibt ihr eins auf den Hintern. Die Kleine schaut vorher schon sehr bedröppelt.
Die Klientin kann sich nicht mehr daran erinnern, später noch Äpfel gegessen zu haben, spätestens mit 8 Jahren wusste sie von dieser Apfelallergie. Sie hasst Äpfel!
Sie hebt die Äpfel auf, nachdem sie eins hinten drauf bekam. Von da an hat sie wohl öfter etwas gemacht, was sie nicht wollte in Anbetracht der Schläge. Sie fand es nicht gesund für ihre Entwicklung. Vater meint er müsse sich endlich durchsetzen und wollte sich nicht mehr auf der Nase herumtanzen lassen. Er fühlt sich ohnmächtig und hilflos, sie kennt ähnliche Reaktionen von sich bei ihrer Tochter.

Kl.: Vielleicht heb ich sie deshalb nicht auf, weil ich weis, dass ihm nichts einfällt. Ich will ihn ärgern. Mal sehen ob ihm doch noch etwas einfällt.

Th.: Und jetzt siehst du Äpfel, spürst Schmerz und Hilflosigkeit. Was willst du tun?

Kl.: Er soll sie selber aufheben, ich bin wütend und hab mich erschreckt, als er so ausgerastet ist. Ich hätte sie ja aufgehoben, aber nicht jetzt.
Sie schildert noch andere Situationen, wo sie sich bei Erwachsenen besser durchsetzen kann und wo sie sich hinterher richtig gut fühlt. Th. weist daraufhin, dass sie da ihren Löwen in sich gespürt hat, der auch zu ihr gehört. Klientin fordert jetzt den Vater auf, ihr zu helfen.Er tut es, sie verspricht ihm nicht, es nicht noch mal zutun. Der Vater ist jetzt sprachlos. Die Mutter steht daneben, beobachtet das Spiel und wünscht sich, er wäre etwas energischer, damit sie nicht immer alles machen müsste. Sie hatte sich aber vorgestellt, er würde mich behutsamer ansprechen, stattdessen befielt er jetzt nur mehrmals: Aufheben und dann haut er mich. Mutter denkt: ich hätte es lieber selber machen sollen, sie ist resigniert, dass er nichts anständiges zu Wege bringt (verkürzt).

Kl.: Aber ihr ist auch öfter mal die Hand ausgerutscht, sie fühlte sich auch oft machtlos. Meistens bestimmt sie sowieso alles und Vater hat jetzt Angst, dass ihm nur noch alle auf der Nase rumtanzen. Er hat jetzt keine Probleme mehr, dafür hab ich sie. Ich hab jetzt die Probleme mit meinen Kindern, vor allem mit der Tochter. Ich will nicht alles so hinnehmen, aber ich will sie auch nicht verprügeln. Es ist nur noch Gebrülle, ich will sie nicht zum Duckmäuser machen, deshalb will ich mich nicht so durchsetzen. Ich weis nicht mehr, was ich tun soll.

Th.: Damit bist du wieder bei der Ohnmacht und Hilflosigkeit deines Vaters und der Mutter. Kl.: Ja, in vierfacher Ausführung, meinem Mann fällt auch nichts ein.

Th.: Wenn es dir jetzt reicht, dann lass doch die Ohnmacht und Hilflosigkeit deiner Eltern jetzt los. Lass sie aus deinem Körper rausfließen und gib sie ihnen wieder oder schau, was du damit machen willst.

Kl.: Wo soll ich denn mit dem ganzen Müll hin, den will ich ihnen nicht wiedergeben.

Th.: Dann pack alles vor deine Haustür und lass es vom kosmischen Müllservice abholen oder so, schau was geht.

Kl.: Das sieht jetzt aus wie eine riesige Schneekugel und reicht bis zur ersten Etage, da brauch ich schon einen Bagger.

Th.: Was machst du jetzt mit der Kugel?

Kl.: Ich stecke sie an! Th.: Geht das? Kl.: Ja klar und es bleibt nur noch ein Matschfleck übrig, der im Stein eingezogen ist.

Th.: Da, wo jetzt Platz geworden ist im Körper, lass mal neutrale Energie einfließen, bis du aufgefüllt bist.

Kl.: Das fließt überall, von den Füssen angefangen – Musik - Der Kopf bleibt noch leer.

Th.: Hol die Äpfel noch mal her, woran sind sie noch angekoppelt?

Kl.: Es juckt fürchterlich, alles wird dick, die Stimme geht weg, ich kann nur noch krächzen, wenn ich nur dran denke. Wenn ich sie nur schälen soll, jucken mir die Augen, ich mach seid zig Jahren einen großen Bogen um Äpfel. Es ist ein Unbehagen da, dass gleich etwas unerwartetes eintritt. Ich habe Angst vor Unerwartetem.

Kl. erinnert sich an eine Situation, in der Oma die Zeitung liest und sie als Kind "einen Rappel bekommt" und auf die Zeitung haut: obwohl Oma recht korpulent ist, flitzt sie unerwarteter weise hinter dem Kind her, dass sich zuletzt total erschreckt unter dem Tisch verkriecht.
Eine andere Situation bringt die Mutter auch in eine für das Kind unerwartete Reaktion: Das Kind stellt sich tot und legt sich in den Flur. Die Mutter erschreckt sich fürchterlich. Als die Tochter anfängt zu lachen, gibt ihr die Mutter eins hinter die Ohren.

Kl. erkennt, dass sie manchmal recht unüberlegte Sachen macht, bis heute und damit auch andere erschreckt, nur um Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn ihr heute keiner zuhört, explodiert sie auch unerwartet, weil sie keine andere Lösung kennt.
Keiner hat eine Idee, es gibt auch keinen Helfer. Vater hält alles für Quatsch, Kl. will sich auch nicht mehr wegen der Apfelallergie aufregen. Th. lässt noch einmal die Kleine mit den Äpfeln auftauchen und die Kl. soll sagen, was jetzt passiert.

Kl.: Sie steht da und lacht, die Äpfel hat sie in der Hand, Mama steht rum. Th.: Lass die Kleine mal in einen Apfel beißen. Kl. antwortet genervt: Nichts passiert. Die Große mag trotzdem keine Äpfel, die sind ihr zu sauer. Gemeinsam bewerfen wir uns jetzt mit einem ganzen Berg Äpfeln, stampfen darauf herum und machen daraus Apfelmus, das ist das Einzige was ich mag. Mutter lacht, Vater sagt, ihr seid verrückt aber das macht uns nichts.
- Musik - Th. lässt Kl. zum Anfangsbild gehen:

KL.: Die Steine sind wieder an der Decke, auf einem Holztisch steht eine Schale mit Äpfeln, der Schutt ist weg, das Fenster ist noch vergittert, aber der ganze Raum ist nicht mehr so finster.
Die Grosse und die Kleine stampfen weiter mit Wonne Apfelmus. – Herzleuchten - ...
Die Apfelallergie ist allerdings noch nicht ganz weg.



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Zuletzt aktualisiert am: 18-Dez-2002 13:47
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