Maria Gall
Kommentierte Zusammenfassung eines Therapieverlaufs
von 7 Sessions

1 Session "Mein Raum"
Ausgangspunkt der Session ist das innere Zittern des Kl. Es tritt auf, wenn er sich von Mutter oder Ersatzmutter, d.h. Partnerin verlassen fühlt. In einer Szene mit seiner letzten Partnerin sagt er: – wenn ich etwas nicht genauso mach wie sie wünscht, ist sie weg. In Szene aus seiner Kindheit berichtet er: Mutter sagt: wenn du jetzt nicht aufhörst, dann mag ich dich nicht mehr - und - Mutter ist beleidigt, wenn er nicht tut, was sie will. Das Beleidigtsein der Mutter muss so verletzend gewesen sein, dass Kl sich weigert, noch einmal in dieses Gefühl zu gehen. Das Beleidigtsein der Mutter lässt Kl sich einsam, hilflos und schuldig fühlen... bist du weggegangen, hast gesagt, dass du nicht mehr bös bist, bist aber nicht mehr ansprechbar. ... ich fühl mich scheusslich, ich zittere , ich trau mir doch nichts zu, ich zitter innerlich. Nichts als Unsicherheit hast du mir eingepflanzt.
Hinzu kommt, dass Mutter ihm keinen Raum zu eigenen Erfahrungen gibt. Mutter handelt aus ihrem Gefühl der gesellschaftlichen Minderwertigkeit heraus
Du hast ja nur gezittert, weil dein Mann weg war und du wieder bei deinen Eltern warst, das war unangenehm. Gesellschaftlicher Makel !! Und du hast ja nur von mir verlangt .... und ich habe nur Angst gehabt (wenn ich nicht alles richtig mache), dass du dann auch noch weg bist. Mutter verlangt von ihm, dass er alles sofort sehr gut macht (um den Makel wettzumachen) und verliert dann sehr schnell die Geduld und nimmt ihm alles aus der Hand. Hier wird der Grundstein gelegt für das Unvermögen, geordnet und eigenständig praktische Schritte zu unternehmen. Es gibt nur die perfekte Erledigung oder die Verwirrtheit und Verlustangst = kein Raum für Erfahrung und Entwicklung.
Ich hätte mir gewünscht, dass du mich selbst hättest tun lassen und wenn ich es geschafft habe, dass du mich gedrückt hättest und gesagt: prima! Oder dass du mir den Freiraum gibst, damit ich das ausprobiere, und wenn ich denn auf die Knie fall hebst mich halt auf und drückst mich und jammerst halt nicht lang.
Die fordernden Haltung der Mutter wird durch nichts kompensiert, im Gegenteil: sie schwächt zusätzlich sein Selbstwertgefühl und schiebt ihn von sich, als er (durch sie zu verantworten) schon früh scheitert: Du hast (den Misserfolg) ja gesehen und mir auch gesagt, dass aus mir nichts wird und mich deshalb in ein Internat gegeben.

Hier ist auch der Keim seines Suchtverhaltens zu erkennen:
Kl: dann lauf ich halt zu allem, was scheinbar einen Erfolg bringt (Alkohol, Sex). Das bringt aber keinen Erfolg... und seiner verqueren Beziehung zu Frauen: Und ich habe eine Mutter gesucht und hab immer gedacht, dass ich mal eine andere Frau treffe, mit der ich kann ... aber ich kann mit überhaupt niemandem. Ich kann ja nicht einmal mehr mit mir!
Mutter missbraucht die Mutter-Sohn–Beziehung zu einer pseudo-partnerschaftlichen Beziehung, aber ganz einseitig nur zu ihren Gunsten.
... dass du dich an mich gehängt hast, ich war ja dein ein und alles. Der Papa war bös, und mich hast halt gehabt. Das habe ich schon als Vierjähriger gewusst.
Th: schau dir mal die Mama an, wie sie sich an den kleinen A ... hängt, mit ihrem ganzen Gewicht, mach dir mal ein Bild davon. Wie fühlt sich das an für den kleinen A ... da hinten hängt die ganze grosse Mama dran ... Die Ordnung ist umgedreht, das Kind hängt normalerweise an der Mama ...
Kl: ja das ist mir alles zu viel. Sie hat mir ja nie Freiheit gelassen
Th: kann sie ja nicht, da wärst du ja weggelaufen ....
Th fordert auf, mehr ins Gefühl zu gehen ... was passiert da mit dir, wenn sie sich so an dich hängt. Und hier wird die ganze Ambivalenz sichtbar:
Kl: Es gab mir das Gefühl wahnsinniger Zärtlichkeit, nicht körperlich aber im Umgang – das ist die andere Seite. ... ich habe mich sehr geborgen und behütet gefühlt, auf der anderen Seite habe ich mich richtig gefangen gefühlt. Mir blieb die Luft weg, als wenn ... mir hat sich das Herz richtig verkrampft manchmal .... wenn du mir was weggenommen hast, ... Für mich war eigentlich jeder Schritt, den ich machen konnte ein Abenteuer, eine Anstrengung.
Th zieht Scheibchen zum Kippen des Musters dieser mehrschichtig ambivalenten Mutterbeziehung
Th: was fehlt deiner Mutter, damit sie dir deinen ganz normalen Freiraum geben kann.
Kl: ... (der Mutter) fehlt Leben, sie war platt und tot. Du hast uns kein Leben weitergeben können, weil du es nicht gelebt hast. (Aus ihrer familiären und gesellschaftlichen Situation heraus)... fühltest du dich als niemand und hast mich auch als niemand behandelt. Hier wird der über Generationen reichende psychisch-energetische Strom begreifbar, wie er wirkt.
Th: Vielleicht hat sie sogar noch Leben genommen – deins z.B.?
Kl: Indirekt hast du schon auch Leben genommen
Th: Sag es ihr ruhig: du hast mir mein Leben genommen, anstatt deines zu Leben. .... Was hat deine Mutter gehindert, ihr Leben kraftvoll zu verteidigen, sich ihr Stück zu nehmen. - die Grosserltern, die auch schon tote Leute waren -
Th:. Hätte sie es trotzdem verteidigen können? Grossvater wird geholt.
Eine Auseinandersetzung mit dem Grossvater verweigert Kl. Er berichtet zwar von einem früheren Versuch der Behauptung, indem er ihn einmal einen Arsch genannt hat, was ihm eine Ohrfeige einbrachte. Fühlt sich dadurch erniedrigt und beschämt – anstelle eines Triumphgefühls!! Th fordert ihn auf, in diese Szene zu gehen, was er verweigert, weil er sich angeblich nicht mehr erinnert.
Kl: ich bin (heute) mal froh, dass ich mit meiner Mutter in den letzten Jahren halbwegs zurecht gekommen bin, aber das andere aus der Kindheit, da bin ich mir klar, dass das zum Teil dramatische Schmerzen waren. Das habe ich total verdrängt.
Musterkippen erscheint unter diesen Umständen nur auf sanfte Weise durch Farbe einlaufen lassen möglich. Grossvater fehlt Wärme, Humor und Licht (er erscheint im total dunkel), dazu wählt Kl orange. Farbe stockt aber. Das IK muss helfen und sagt ihm: Du musst zu dir selbst halten. Du brauchst nicht zu deiner Mutter zu halten oder zum Opa, du musst zu dir selbst halten. Das ist schon eine Musterkippung, wenn auch nicht in Umsetzung in ein Bild. – Die Blockade zum Grossvater ist aber so gross, dass nur über den Umweg über das IK die Wärme schliesslich in den Grossvater gelangt. Session endet, indem Kl als Kleinkind ganz allein Treppenstufen erklimmt. Das macht er mit kindlichem Vergnügen wieder und wieder.


2 Session 3 Der Inneren Mann (IM)
Schläfrigkeit und geringe Ansprechbarkeit zeigen den energetisch sehr schwachen Zustand des Kl an. Beide Innere Gestalten, Inneres Kind (IK) und Innerer Mann (IM) bringen Kl mit seiner Stärke in Kontakt. Gleichzeitig offenbaren sie seine zentralen Muster
Nicht abgenabelt sein von der Mutter
Angst vor Entwicklung, vor neuen Lebenserfahrungen, vorm fort-schreiten
Nach Entspannungstext ist Kl nur schwer zur Kommunikation mit Th zu bewegen, ist schläfrig und abwesend. Schliesslich trifft er seinen Inneren Mann (IM) der ein kleiner, rundlicher Mann ist, in sich ruhend mit viel Ausstrahlung in den Augen und dem ganzer Körper. Er besitzt sehr viel Energie. Er ist Aboriginal und Heiler. Wichtig: er lacht und ist fröhlich.
Dieser IM ist überaus positiv und bestärkend. Er spricht Kl Mut zu und gibt ihm Hinweise. Wichtig ist folgender, weil er ein Muster de Kl trifft: das nicht abgenabelt sein.
Kl: Er sagt, du bist jetzt in einer solchen Phase des Heilens, du heilst dich.
Th: Weißt Du genau, was er meint, lass es dir erklären, was du tun sollst.
Kl. Wichtig war, dass du dein inneres Kind kennen gelernt hast, jetzt musst du gross werden und die innere Nabelschnur durchtrennen.
IM verspricht bei ihm zu bleiben, was Kl ein wohliges Gefühl de Wärme, Schwere und Leichtigkeit gibt. Kl äussert Angst zu wachsen, IM ermahnt ihn, nicht immer zurückzufallen, sondern vorwärts zu gehen. Dies ist ein zentrales Muster, das noch in mehreren Sessions auftauchen wird.
Kl holt auch sein Inneres Kind (IK) ein Embryo dazu. Durch IM wird auch IK stark. Die Minderwertigkeit durch die (biographische) unvollständige Familie ist weiteres Muster. Inneres Zittern des IK aus Angst vor der Welt wird durch IM zum Spüren von innerer Kraft, eine Stärke, die los will. Kl spürt sich zum ersten Mal! Das Ungleichge-wicht des symbiotischen Paars von Angst und Energie spielt in weiteren Sessions immer wieder eine Rolle. IM sagt ihm: die Angst sind deine Selbstzweifel ... die vergehen, mach einfach Schritt für Schritt vorwärts. ... den Selbstzweifel hast du die ganze Zeit dazu trainiert, dich zurückzuhalten, du kannst den auch in die andere Richtung trainieren. Hier also die Klare Aufgabe, Angst in Energie zu transformieren, und zwar Schritt für Schritt. Mit dem Mass, den Massnahmen dies praktisch umzusetzen hat Kl grosse Probleme, daher auch Tendenz zu schwanken zwischen manischen und depressiven Phasen. IM gibt ihm auf sich zu sagen: ich kann, ich kann alles der Reihe nach machen.
Sein IK, das zusammen mit IM stark ist, sagt ihm ich bin dazu da, dass du siehst, wie stark du bist. Und IM sagt ihm du kannst fast alles. Durch bewusstes Atmen in den Bauch lässt Th Energie stärken und diese Affirmation laut und schreiend wiederholen.
Zur Rückkopplung und Verankerung geht Kl im weiteren Verlauf mit IM durch seinen Alltag. Kritischer Punkt ist seine Sexsucht mit Prostituierten, der die Unfähigkeit zur Sexualität in einer normalen Beziehung gegenüber steht. IM deutet auch hier klar auf seine Unfähigkeit zum Gleichgewicht, indem er ihm sagt: Du machst dich schwach, dadurch dass du bezahlst, mach dich stark durch Liebe/Sex, indem du nicht bezahlst ... Bring dich in eine Position der Gleichwertigkeit. Seine Angst oder empfundene Minderwertigkeit gleicht er mit Geld aus anstatt mit innerer Energie/Liebe.

Die inneren energetischen Muster sind fraktal und zeigen sich in jedem Lebensbereich. 3 Session 4 Die Innere Frau (IF)
Die innere Frau (IF) ist überraschender Weise eine Wölfin. (Vielleicht muss man das als Gegenbild zum braven Schaf der Mutter sehen, das sich einfach ohne Gegenwehr das Leben verderben liess.) Da dieses Bild vom Kl. als absolut stimmig empfunden wird, wie Th durch mehrere Fragen geprüft hat, wurde es so stehen gelassen.
Diese Wölfin ist sehr zärtlich und anschmiegsam und teilt Kl. mit, dass sie schon immer da war. Er kann sich bei ihr anhalten (im Gegensatz zu seiner Mutter), sie ist immer für ihn da, ist ein Teil von ihm.
Besonderheit: auch IM und IK sind anwesend, IM aber als Vaterfigur, also irgendwie eine Familiensituation. Hier zeigt sich wieder das Muster: ich muss noch erwachsen werden.
Kl. Wölfin sagt, sie zieht uns beide gross.
Th: Wen zieht sie gross?
Kl: IK und mich.
Th: Bist du noch nicht gross? Wie gross oder klein bist du denn?
Kl: Ich bin 56.
Th: bist du klein – oder fühlst du dich klein? Das kann ja sein ...
Kl: Ja, ich fühl mich sehr klein.
Th: Beschreib mal, wie klein ...
Kl: Ich fühl mich manchmal überhaupt nicht mehr.... ich fühl mich manchmal so klein wie das IK, manchmal noch kleiner, manchmal überhaupt nicht mehr!! ... Die Wölfin leckt mich und jault ... ganz laut.
Th: (Wolfgeschrei wird eingeblendet) was jault sie denn da, wenn sie dich so klein sieht?
Kl: Ich drücke sie.
Th war wichtiger, den Kl. seine gefühlvolle, weibliche weiche Seite erleben zu lassen, da sich dies als Manko in den früheren Sessions gezeigt hat, anstatt hier nachzuhaken. Kl erlebt im Folgenden die gesunde, lebendige Seite der Weiblichkeit
Kl jault mit den Wölfen, um sich selbst zu fühlen, wie er ist. Das bereitet ihm Wärme im Herzen. Herz wird lockerer, weniger verkrampft, weil es nicht mehr so allein ist. Herz sieht das Lachen und die tiefe Entspannung des IM und fühlt die Anwesenheit der IF, ist nicht mehr so allein, Gefühl des eingebettet sein, es schlägt jetzt f ü r etwas.
Schon rutsch Kl in eines seiner Muster, Weiblichkeit = Mütterlichkeit. Sieht sich als Kind, das den Prozess des Erwachsenwerdens nachholen muss.
Kl: die Mutter Wolf sagt, toll dich rum und heul und wachs auf
Th: Frag sie mal, wie du das machen sollst, schliesslich bist du kein wirklicher Wolf, oder weißt du genau, was sie meint?
Kl: das heisst, fühl dich als Mensch und brüll los, sprich mit, werd lebendig. .... fühl dich, hab eine Seele! ... F ü h l e dich als Mensch. .... Wenn du nicht mitheulst, dann wirst du nie lebendig, dann merken die anderen nicht, dass du da bist. (Aufforderung zum Tun) Aber du bist ja da, fühl dich! ... Versuch des Musterkippens, indem Th Wolfsgeheul einspielt und Kl lange mitheulen lässt.
Anschliessend der Check und die Verankerung im Alltag. Im Büro, in dem Kl Schwierigkeiten durch zögerliches Verhalten und Langsamkeit hat, sagt ihm IF ... es ist nur deshalb uninteressant, weil du immer sagst, du kannst nicht. IF sagt also ganz klar, du bist nicht lebendig, weil du das Muster in dir hegst: ich kann nicht.
Die Begegnungsstätte mit der Weiblichkeit im Alltag des Kl ist der Saunaclub. IF/sein weiblicher Anteil weigert sich, dort hineinzugehen und will ihn daran hindern, d.h. es besteht keine Resonanz zwischen seinem weiblichen Anteil und der dort gelebten Weiblichkeit. Th überprüft nun, wie stark bzw. nachhaltig der Einfluss der IF ist, und schlägt vor, er solle doch mal probieren, trotzdem in Saunaclub zu gehen. Kann er sich durchsetzen? Ja, er kann – Pause – fühlt sich aber sehr betroffen, dass das möglich ist. – lange Pause –
Kl: Ich hab mich selber beiseite geschoben, ich bin noch, aber ich fühle mich ganz flach, ohne Gefühl. Bezeichnenderweise ist IF auch verschwunden. Bei Abfragen der Assoziationskette, woher er denn das Gefühl kennt:
Kl: Ich erinnere mich, ich hatte als Kind sehr viel Macht über meine Mutter (was total im Gegensatz zu seiner Abhängigkeit von ihr steht – auch hier werden wieder nur die Gegensätze empfunden und gelebt), und später habe ich sie beiseite geschoben (recht brutal), ich hab meine Grossmutter beiseite geschoben, ich hab sie alle beiseite geschoben, das fällt mir jetzt ein. ... oder auf, dass es diese Seite auch gibt.
Er entschuldigt sich bei der Mutter mit den Worten: dass er halt gedacht hat, er könne alles. Im Büro noch empfindet er, dass er nichts kann.
Die Versöhnung mit den disparaten Aspekten von Weiblichkeit findet im Folgenden statt, innen und aussen.
Th. Regt an, der Mutter die IF zu zeigen. - Mutter hat Angst vor dem Ungestümen der Wölfin, die Grossmutter lacht, Schwester findet IF toll.
Th: Frag nach dem Grund, warum Mutter Schwierigkeiten mit Wölfin hat .... oder Wölfin mit der Mutter? ... Frag sie mal, ob Deine Mutter eine tolle Frau ist?
Kl: die Wölfin sagt, eine tolle Frau ist sie nicht, dazu fehlt ihr die Wildheit und das Ungestüme.
Th: hast du einen Impuls, möchtest du jetzt etwas tun? (Vielleicht findet Kl seinen individuellen Weg zur Kippung?) - Pause - möchtest du ihr etwas Wildheit geben --- möchte die Wölfin ihr etwas von ihrer Wildheit abgeben?
Kl: Mutter meint, sie sei nicht so (wie die IF), sie kann damit nichts anfangen.
Th: und wenn die Wölfin meint, sie bräuchte das? ----
Daraufhin überrennt die Wölfin die Mutter, er wirft sich auch auf sie und alle knuddeln. Schliesslich gefällt es der Mutter und sie lacht. Dies ist ein Zeichen, dass sich das Bild der Mutter verändert hat, denn Kl beklagt immer, dass sie nie lacht.
Th: Ist das etwas, was sie noch gar nicht kannte? ..... Kannst du dich von deiner ‚wilden’ Mutter umarmen lassen? Wie fühlt sich das an?
Kl: besser ... freier (hier wieder der spärliche Ausdruck für sein Empfinden)
Th: sag ihr doch mal, wie sie jetzt auf dich wirkt.
Kl: so mag ich dich! ... Ich nehm und drück sie und beginn zu tanzen. Ein schönes inneres Bild: Tanz als Ausdruck der Fröhlichkeit und der Bewegung (Schritte !!) = der Lebendigkeit. Es fühlt sich sehr gut an. Holt Schwester und Oma auch dazu. – Walzermusik -

4 Session 5 Abschied von der Mama
Session beginnt mit Beschäftigung mit Schmerz in linker Körperhälfte. Nerv sagt ihm, du hast dich schon als Kind so angespannt und verkrampft, du hast dich absichtlich minutenlang verkrampft, weil du Stärke gebraucht hast, und jetzt schaffe ich das nicht anders dir Stärke zu geben, indem ich mich wieder verkrampfe. Krampf statt Kampf!
Ich spüre meine Sexualität und ich will sie auch körperlich geniessen. Gleichzeitig will ich gar nicht zum Höhepunkt kommen, ich will einfach nur immer mehr haben. ... Ich will es und ich will es nicht, Ich will ein ganz liebevoller Mensch sein, der mit jemandem auskommt, der mit sich selber auskommt – ich will überhaupt keine Sexualität. . ...Nerv sagt: du willst Sexualität ausleben, bis es nicht mehr geht ... und immer noch weiter --- auf der anderen Seite lehnst du sie total ab und sagst ‚ich bin der letzte Arsch, dass ich so etwas mach.
Th: Der Nerv sagt, du stehst dazwischen, zwischen was stehst du denn?
Kl: auf der einen Seite steht, dass du Sexualität ganz ausleben willst, auf der anderen Seite steht, dass du gar keine Sexualität haben sollst.
Th: Sollst ... wer sagt das denn? Ist das die andere Seite von Sexualität? ......
Th: wer sagt, dass du ganz ohne Sexualität auskommen sollst? Bist du das? Bist du damit einverstanden?
Kl: Das ist meine Grossmutter --- meine Mutter, die wollte gern, dass ich Priester werde, die wollte mich am besten überhaupt nicht verlieren ...
Kl benutzt Sexualität aber als Mittel gegen seine Ängste, daher Sexsucht. Der Nerv sagt ihm: ... dass du in vielen Situationen Angst hast und mit Sexualität kompensierst....du willst nur deine Angst vergessen. Und stellt selbst die Beziehung zu seiner vorangegangenen Alkoholsucht her: Schau Mama, ich hab heute noch immer so viel Angst, dass ich mich lieber in gekaufte Sexualität flüchte, als mit mir allein zu sein. Früher bin ich halt in Alkohol geflüchtet. Und welche Rolle die Beziehung zur Mutter spielt: ich habe 56 Jahre keine echte Beziehung zur Sexualität gefunden ... Ich habe mich halt immer an dich geklammert ... ich brauch dich auch immer noch. An dieser Stelle versucht Th Kl in seine Handlungskompetenz zu bringen und damit eine Energieentladung zu erreichen, indem er seiner Mutter mal das ganze Ausmass des Desasters vor Augen führt. Es ist ihm immer noch unmöglich, ihr gegenüber seine Rechte zu behaupten, was im weiteren Verlauf überdeutlich wird.
Kl. – immer noch recht ruhig – 56 Jahre ... ich hab eigentlich keine rechte Beziehung zu meinem Körper, ich konnte Sexualität eigentlich überhaupt nie richtig geniessen, das war für mich eher eine Flucht ins Vergessen. Dass das etwas unheimlich Schönes sein kann ... dass ich das geniesse, selbst das kauf ich mir heute noch. Auch hier eine völlig widersprüchliche Aussage. Auf die Frage, wie Mutter reagiert:
Kl: ach die schaut einfach nur zu Boden. Das ist es ja, die versinkt in den Boden und ist jetzt 4 Wochen lang depressiv.
In der folgenden Passage geht es darum, dass Kl tatsächlich lieber selbst depressiv wird, als das der Mutter zu überlassen. Mutter nimmt das aber gar nicht an, ist in ihrer Reaktion ganz normal und sagt, (verkürzt) das trag ich schon, leb du dein Leben. Daraufhin lässt Schmerz etwas nach.
Th kommt zurück auf ihre Einmischung in Fragen der Sexualität
Th: Was geht da in dir vor, wenn sie dir das so sagt, hat sie das früher auch so gesagt oder hat sie dir da ganz andere Sätze an den Kopf geschmissen? Wenn sie keine Ahnung hat, warum hat sie dir dann reingeredet? Es geht hier nicht um Deine Mutter ...
Kl: - verärgert - Es geht nicht nur um mich, im Moment berührt mich meine Mutter wesentlich mehr als ich.
Th: lebst du das Leben deiner Mutter?
Kl: - heftig – ja ich lebe das Leben meiner Mutter!!
Es folgt eine engagiert und laut geführtes Streitgespräch, in dem Mutter sagt, dass es ja sein kann, dass sie etwas falsch gemacht hat, immer wieder fordert sie heftigst den Sohn auf, jetzt aber von dieser fixen Idee abzulassen. Kl. nimmt es ihr nicht ab. Es folgt eine intensive Auseinandersetzung, wobei Kl an alten Mustern des Anhängens klebt, während Mutter nichts mehr wünscht, als dass Sohn loslässt und glücklich wird. Eigentlich übernimmt die Mutter die Rolle der Therapeutin. Sie gibt ihm so wichtige Sätze mit auf den Weg wie: versuch nicht, die Vergangenheit zu ändern, gestalte die Gegenwart . Diese Auseinandersetzung und der Abschied ist für Kl sehr schmerzhaft, und gelingt, indem Mutter ihn an sein Inneren Gestalten erinnert, die ihm alle helfen. Sie ist streng mit ihm und gibt ihm eine Bedingung vor, unter de sie ihm immer helfen wird: den kleinen A erwachsen werden zu lasse. (d.h. selbst erwachsen zu werden). Mutter verweist ihn abschliessend auf seine Inneren Helfer, seine inneren Anteile, also auf seine eigenen Kräfte, was ihn beruhigt.5 Session 6 Der Energiestrom
Kl ist im Kristall, der verdunkelt ist, weil über ihm sein Warenlager alter Klamotten ist, die kein Licht in den Kristall lassen.
Die Dinge sagen ihm „du hast uns aufgeladen, jetzt musst du schauen, wie du damit fertig wirst.“ Er empfindet sie zu schwer, er kann sich nicht mehr bewegen, sie erdrücken ihn, kann nicht leben. ...
Kl: Ich sammle sie ja, ich will sie gar nicht hergeben.
Th: Wer sitzt denn auf oder in deiner linken Körperhälfte?
Kl: meine Anspannung, meine Energie. ...
Kl: Ich liege im Kristall, lass das über mir ruhen – und leide. Es tut weh, es ist zu schwer. Sich zu befreien hat Kl Angst, weil dann alles weg und durcheinander ist. Kl fühlt sich so machtlos, wenn er es versucht bekommt er Schmerzen in der linken Körperhälfte. Angst vor chaotischem Zustand ist grösser als Wunsch nach Veränderung.
Th fordert auf, so richtig ins Leiden zu gehen. - Mach mal eine Leidensparty. – Durch Beschäftigung mit dem Haufen kommt die Energie schon etwas in Bewegung.
Kl: es ist heiss, kochend, langsam fliessend.
Die Dinge lachen und lachen – er soll mal richtig da rein gehen. .....
Kl: das ist wie wenn da Hochhäuser sind, und die Menschen schauen aus allen Fenstern und lachen über mich.
Th: Lass die mal richtig schön lachen und horch in dich hinein, was da in dir passiert.
Kl: Ich wird immer kleiner und dünner ... bis ich irgendwann so klein bin, dass ich das nicht mehr hör und spür. Und ich will auch nicht mehr zurückkommen. – Wie klein? – Wie ein Embryo, bei meiner Mutter – oder meiner IF ...
Th fordert auf, ihn diesen Wunsch ganz laut zu äussern ... und ein Embryo zu sein.
Kl: Ich will auch kein Embryo sein, ich will gar nicht mehr da sein.
Körperhälfte. – Aufforderung, mit Schmerz zu sprechen –
Hier wieder die ambivalente Einstellung zum Schmerz, den er auch braucht, um sich zu spüren, auch Ambivalenz zum gar nicht mehr da sein wollen.
Kl: Schmerz sagt, ich kann nicht aufhören, ich bin das, was dich trägt. Ich bin schmerzhafte Anspannung, das trägt dich. ........
Die nächsten Passagen sind wieder angefüllt mit der symbiotischen Beziehung zur jungen Mutter. Th fordert auf, ihr wirklich zu helfen, denn so verschafft er ihr keine Erleichterung. Immerhin schafft Kl, ihr die falsche Ordnung vorzuhalten, nicht aber seine Rechte einzuklagen.
Kl: Mama komm her. Ich muss mich doch an dir festhalten können, nicht Du an mir.
Th: Genau, du bist der Kleine, nicht umgekehrt. Du hälst dich an ihr fest, du hast ein Recht auf ihre Mutterliebe, auf ihre Fürsorge, sag ihr das mal ganz laut und ganz eindringlich.
Kl: Komm her, ich nehm dich und drück dich – weint stark – grad als ich klein war hätt ich dich so gebraucht! Du hast mich so gebraucht, Mama ich weiss das, aber das geht doch nicht. – Mama soll sich das mal richtig anschauen – Sie hat es sich angeschaut, sie wusste genau, was sie mit mir gemacht hat.
Th: Jetzt nimm mal dein Recht in die Hand. Du hast ein Recht als kleines Kind umsorgt zu sein aber nicht zugeschüttet zu werden mit Sorgen von Erwachsenen.
Kl: die hat mich nicht zugeschüttet, das war so eine Symbiose .... Mama, du hast das ja nicht bewusst gemacht .... wir haben uns gegenseitig festgehalten, aber im Schmerz. Sie weiss es ... als sie älter ist sagt sie, mach was, tu was!!
Th erklärt, dass es hier nicht um Entschuldigungen geht, sondern um sein Recht .. er soll doch mal sein Lebensrecht einfordern.
Kl: Nein, hab ich nicht ... ich bin symbiotisch mit meiner Mutter verbunden.
Th: Ja, das ist auch schön und ganz natürlich, aber ist es wirklich Mutterliebe, dich in der Symbiose zu erdrücken? .... dann wehr dich doch mal
Kl: Nein, wenn sie doch Hilfe braucht.... Warum soll ich mich dagegen wehren?
Th: Entweder du nimmst dein Recht in der Hand oder du hilfst ihr wirklich – jetzt immerhin in deiner Fantasie. Hilf ihr mal echt, damit ihr da raus kommt aus dieser schmerzumhimmelten Symbiose. Hilf ihr echt oder du nimmst dein Recht in die Hand und sagst: Mama, es ist Deine Sache gewesen. ....
Kl: Wir komme da nicht raus, wir wollen ja beide diese Symbiose. An dieser Stelle macht Th ihm klar, dass er sich entscheiden muss, ob er etwas ändern will oder nicht, weil Session sonst keinen Sinn macht.
Th macht klar, dass die tote, unbewegliche Lava mal heiss, glühend, fliessend, also voller Energie war. Kl möchte doch mal zurückgehen, in diesen Zustand der Lava. Dadurch kommt Kl mit seiner Lebensenergie in Kontakt – ohne Schmerz. Er genisst das. Lava erklärt ihm, dass das Schwere, Unbewegliche eigentlich die von ihm zusammengedrückte Lebensenergie ist und er sie immer weiter zusammendrückt, wodurch sie dunkel wird und erstarrt.
Energetisch tritt Mutter wieder auf den Plan und nimmt ihm die Schuld/ Schmerz und stellt ihn energisch auf die Beine. Sie sagt Geh, geh doch endlich! Geh jetzt trotzdem, sinniere nicht umher, geh! Kl fühlt sich aber sehr unsicher, daher holt er sich Hilfe bei IM und IF, die hier die ideellen Elternteile übernehmen. Erst jetzt ist Familie komplett und Kl kippt in energetisch stabilen Zustand. Daraufhin kann IM auch Krempel wegwischen und sogar frühere Erfolge können immerhin angedacht werden.
Th: Gib doch deinem IM mal ein feed back, wie sich das jetzt für dich anfühlt.
Kl: der IM sagt: ich wisch dir das einfach weg, den ganzen alten Krempel. Die Vergangenheit ist nicht dazu da, dass du darüber nachdenkst und in der Vergangen-heit lebst, sondern dass du dir deine Erfolge merkst.
Zurück im Kristall:
Kl: ... IM sagt noch mal, geh Schritt für Schritt. Kristall wird auf einmal leer und strahlt. .... (gelöst) da kommt Licht rein, da kommt Energie rein ... da seh ich die Sonne und den Mond. .... wenn das Licht durch den Kristall auf den Lavastrom fällt, wird er ganz heiss und allmählich reine Energie. Das spür ich auch.
Wie hartnäckig das symbiotische Muster mit Mutter sitzt, zeigt sich, dass Mutter nicht mit in den Glanz des Kristalls genommen werden kann. Er fühlt sie immer noch zärtlich-schmerzhaft. Dennoch kippt das Muster:
Th: Möchtest du ihr etwas schicken, damit ihr Schmerz leichter wird?
Kl: ich schicke ihr Energie – dann ist der Schmerz weg. Von der Kristall-Energie, jetzt ist da nur noch ein Lächeln - oder sogar ein Lachen.

6 Session 7 Leben und Bequemlichkeit
Er fühlt sich wie aus Stein oder verholzt. Selbst sein Herz ist wie abgestorben, nur die Lunge atmet noch, aber irgendwie ist sie abgestorben. Eigentlich will er aber gar nicht atmen. Th rät ihm doch mal auszuprobieren, nicht zu atmen. Kl macht sehr ernsthaft praktische Übungen, während derer er zur wichtigen Erkenntnis kommt:
Kl: Nein, ich will aber doch nicht sterben. Wenn ich den Atem anhalte, dann merke ich, dass ich irgend wohin gehe, wozu ich noch nicht bereit bin. .... um diesen Schritt zu tun, müsste ich erst das Hier abgeschlossen haben, soweit bin ich noch nicht. – Kl hält noch einmal lange den Atem an, um sich zu vergewissern.
Der Atem/ das Leben sagt ihm: du hast hier noch so vieles zu tun.
Th: Ist das ok, eigentlich wolltest du ja nichts mehr tun. Eigentlich müsstest du dich jetzt heftigst beklagen bei deinem Atem.
Kl: nein, das tu ich nicht. Ich will eigentlich nicht hier sein. Der Atem sagt, ich atme dich aber. Ich öffne dich wieder, du hast hier noch verschiedenes auszuprobieren. Du fühlst dich jetzt weniger verholzt, ich atme dich jetzt freier. Und ich sage zu ihm, mach das, aber ich tu es nicht. Der Atem lacht nur und sagt, du machst mit! Und er sagt, wenn du tot sein willst, dann atme nicht mehr. Es gibt hier noch was zu tun, das weißt du. Du willst noch nicht tot sein. Also atme, tu das jetzt. ... Also zieh die Konsequenz, dann sei hier !!! .... - praktiziert verbundenen Atem –
Kl atmet lange – schliesslich sagt der Atem: es ist dein Wille, nicht zu wollen.
Th: sprich doch mal diesen Willen an.
Kl: Hallo Bequemlichkeit! ...
Die Bequemlichkeit macht Kl steif und hält ihn wie in einer Zange. Im Folgenden geht es um ein Hin und Her zwischen Leben/Atem und Bequemlichkeit/eingeschränktes Leben.
Kl: Der Atem sagt, ich helf dir, wir sprengen die jetzt. Die Bequemlichkeit kontert:
ich bin ein Schutz, du fällst dann.
Kl: ohne die Bequemlichkeit würde ich viel mehr zittern, wenn etwas von aussen auf mich zukommt. Dann würde alles so viel direkter an mich herankommen. Da hast du mir sehr geholfen, du hast mir auch geholfen, dass ich nicht recht verantwortlich bin für mich ... ich weiss gar nicht, ob ich dich verlieren will.
Sowohl das Leben wie die Bequemlichkeit sagen ihm: Hier hast du noch gar nicht angefangen richtig zu leben.
Der Atem sagt: die Bequemlichkeit hilft dir nicht zu atmen, zu leben, die hat dir nur geholfen, das Leben zu meiden. .... , sie schützt dich vor der Lebensfreude ....
Der Atem sagt, es ist im Moment ganz wichtig, sprenge sie weg!
Und in dem Moment, in dem Kl für die Sprengung etwas tun muss, lehnt er sich innerlich zurück und verweigert, ist müde etc.
Kl: Genau, da ist die Bequemlichkeit, die sagt, die Schale ist viel zu dick, ich bin zu müde
Kl: Wie soll ich es denn machen? Ich bin nur müde jetzt.
Th: Du weißt ja warum. Schau mal, ist da dein Atem noch. Deine Lebensenergie? – verneint – Die hat sich verkrümelt, die hat da nichts mehr zu suchen, kein Platz. ---
Schau doch mal, wie gross bist du und wie gross ist die Bequemlichkeit? Guck euch beide mal an. – Kl sieht nichts mehr –
Tja, ich kann dich nicht im Kinderwagen zur Sprengung deiner Bequemlichkeit fahren, das geht einfach nicht, die lässt sich nur von dir beseitigen, nicht von mir. Du hast jetzt ganz genau gesehen, was in dir kämpft: dein Lebenswille und deine Bequemlichkeit. Und es liegt bei dir, ob du der Knecht der Bequemlichkeit sein möchtest oder ob du die Freiheit des Lebens erringen möchtest. E N D E

Nachtrag: Im Nachhinein kommen natürlich Gedanken, ob und wie es auch anders hätte laufen können. Eine Möglichkeit wäre wahrscheinlich, die Bequemlichkeit zu fragen, was sie braucht, um zu gehen. Sie erschien im vorherigen Verlauf allerdings nicht resistent. Und Kl sieht nichts mehr und geht auf Frage zum Grössenvergleich nicht mehr ein, was praktisch auf Verweigerung hinausläuft. Dennoch bin ich überzeugt, dass Abbruch eine sinnvolle, weil konsequente Haltung war: es ist die praktische Demonstration seines Musters.

7 Session 13 Ich bin der Beste
So wie in vorangehenden Sessions trifft Kl auch hier sofort auf sein zentrales Problem: nicht vorwärts gehen zu können, hier als Bild im Dunkeln vor Angst nicht gehen zu können. Die Dunkelheit ist die Angst vor sich selbst, vor allem Neuen. Immerhin treten gleich zwei innere Helfer, das IK und die IF auf. Die Assoziation zum gleichen Gefühl führt ihn zu seinem ersten Schultag, wo er am liebsten unsichtbar „in der Dunkelheit verschwinden“ würde. Ich möchte eigentlich niemand sein, denn ich bin ein Mensch, den man nicht mag, den man hasst, der eigentlich gar nicht da sein sollte. Der Grund für dieses negative Selbstwertgefühl liegt in der existenziellen Verwundung durch die Mutter, die sagt, es wäre am besten, ich hätte dich gar nicht bekommen. Th regt an, diesem Wunsch der Mutter mal zu folgen und langsam den Weg zurück ins Nichts anzutreten - mit der Absicht, die Echtheit der Aussage zu prüfen, bzw. den Kl erfahren zu lassen, dass dies nicht stimmt. Mutter wehrt sich vehement dagegen und beteuert bitte bleib hier, ich will dich doch, ich hab das doch bloss gesagt im Zorn, weil ich auf deinen Vater bös war. Womit sie auf die zugrundeliegende familiäre Verwicklung hinweist. Der Sohn wird anstelle des Vaters bestraft. Aufgrund der Doppelbödigkeit der Mutter kann der Sohn ihr ihre Beteuerungen nicht abnehmen. Im Laufe der Auseinandersetzung wird einmal mehr deutlich, dass der Sohn das geringe Selbstwertgefühl und die Depressivität der Mutter übernommen hat, wenn er sagt: dass ich mich für mich selbst geniert habe, so wie du. Das ging immer weiter, bis ich in der Psychiatrie gesessen bin. Wie tief die Verletzung durch die Mutter geht drückt Kl so aus: Anstatt dass ich gefühlt habe, dass ich ICH bin, hab ich mich gar nicht gefühlt, dass ich überhaupt existiere!
Neu ist, dass er sich schon mal eine grosse Wut auf die Mutter erlaubt. Die Kippung des Musters Depression und negatives Selbstwertgefühl erfolgt in dieser Session über das Bewusstmachen und Aussprechen seiner Bedürfnisse und Forderung an die Mutter. Ich brauch jemand, der mich herzt und küsst und nur gut zu mir ist. Mit dem ich auch mich auseinandersetzen kann, der im Innern mir aber zeigt, dass er ganz zufrieden mit mir ist. Der zu mir steht.
Hier ist jetzt so ein Bifurkationpunkt erreicht, der die Form des Kippens bestimmt.

Th: Ist sie bereit es dir zu geben?
Kl: - zögert – Ich nehm sie jetzt mal an die Hand und sag, komm Mama ... Hier fällt der Kl für einen Moment in sein altes Muster der Verdrehung der Generationen zurück (er sei die Stütze für die Mutter)
Th: Verlang es von ihr!
Kl: Mama, jetzt beugst dich mal zu mir runter, jetzt nimmst mich mal und schaust mich nur an und sagst mir, du bist der Beste. Damit fordert er sein volles Daseinsreicht ein! – Und meine Mutter schaut mich jetzt an und sagt (laut und engagiert) natürlich bist du der Beste. Das sind die erlösenden Worte, hier kippt das Muster.
Th checkt noch einmal und sucht den Weg zur Verankerung:
Th: Glaubst du ihr, nimmst du es ihr ab? – Jetzt schon – Willst du, dass sie etwas tut, damit sie es nicht nur sagt, sondern du es auch spüren kannst?
Der gesamte weitere fröhliche und laute Verlauf der Session zeigt, welch gewaltiger Energiestrom sich jetzt ergiesst in das entsprechend ausgetrocknete Bett der Sehnsucht nach nicht enden wollender Bestätigung. Die Wandlung ist schriftlich nicht adäquat wiederzugeben, da der Kl durch seine total veränderte Stimme und Stimmung eine ganz neue Persönlichkeit zum Ausdruck bringt.
Der weitere Verlauf der Session dient der Verankerung, die der Kl mit grösster Bereitwilligkeit sich selbst erarbeitet, indem er ungezählte Male sich selbst bestätigt bzw. bestätigen lässt: ICH BIN DER BESTE!
Er holt sich ausserdem eine Art doppelter Bestätigung von der Mutter, dass sie ihm mütterlich unterstützend bei seinen Schwächen hilft, ohne Vorwürfe und Ressentiments, und dass er auf seinen (eigenen, inneren) Beinen stehen kann.
KL: Mama, ich hab das Gefühl, mir fallen die Füsse weg. Und die Mama nimmt mich hoch und stellt mich auf die Füsse und sagt, schau, ich glaub es dir, aber schau, du stehst ganz fest auf den Beinen, schau, wie gut du schon stehen kannst. Aaach, das ist soooo gut, Mama, wenn du mich hebst und wieder draufstellst. (laut) Mama, das ist Spitze!!!!
In Variationen werden jetzt die Bestätigungen vom Opa und der Oma eingeholt. Beim zurückgehen in vorhergegangene Situationen (in Session), zeigt er jetzt seinen Freunden auf der Eislaufbahn sein neues Glück, natürlich lässt er sich jetzt nicht mehr umrempeln.
In einem wunderbar passend Bild wird der neue Schulbeginn erlebt, in dem die neue gesund Mutter-Sohn-Beziehung zum Ausdruck kommt.
Kl: Wir gehen Hand in Hand zu Schule und lachen und ich sag zu ihr, so jetzt lass mich mal los, ich will nicht, dass du mich an der Hand zur Schule führst. Und wir lachen – Mutter zeigt Verständnis – Und dann sagt sie, mach’s mal gut, du weißt: du bist der Beste! Und ich sag: ja ich bin der Beste. Und ich stürm in die Klasse rein und lache und geh auf den ersten zu und sag, hallo, ich bin der A.
Er trifft auch noch einmal auf das Dunkel und die Angst. Die Angst ist aber mehr zur Fürsorge geworden. Th führt ihn nun auch in zwei Konfliktfelder seines Alltagslebens. Hier allerdings lässt die Energie nach. Th macht darauf aufmerksam.
Th: Irgend jemand hat dir die Überzeugung gestohlen, wer ist der Dieb?
Kl: - lange Pause – Ich muss meinen Vater mit einbeziehen.
Kl bezieht dann den Vater und auch die Schwester mit ein, so dass nun in der Umarmung die Familie komplett ist, in deren Mittelpunkt er steht. Energetisch ist die Sache jetzt ‚rund’.
Abschliessende Szene an der Treppe, die nun nach oben führt (nicht mehr ins beängstigende Dunkel) in einen Empfangssaal und eine Galerie, die er seiner Familie zeigt.