Selbstheilung mit Synergetik Therapie

„Anerkennen, was ist“

Familienstellen in der Innenwelt


Die Klientin wuchs in einer Familie mit fünf Kindern auf. Ihre drei älteren Schwestern stammen von einer anderen Mutter, die sehr früh verstorben war. Der Vater hatte daraufhin schnell wieder geheiratet und mit seiner neuen Frau noch zwei weitere Töchter bekommen - die Klientin und ihre Schwester. Das Grundgefühl der Klientin, keine richtige Familie zu haben, sowie nicht als Individuum wahrgenommen und akzeptiert zu werden, wurde durch ein aktuelles Ereignis - die gesamte Familie traf sich zum 70. Geburtstag der Mutter - wieder sehr intensiv hochgeholt, so daß sie sich spontan zu einer Einzelsitzung entschloss.

Die Klientin öffnet eine Tür mit der Aufschrift „Geschwister“. Sie landet in einem sehr alten Gewölbekeller, in dem ihre drei älteren Schwestern stehen. Alle drei machen einen desinteressierten und unbeteiligten Eindruck und die Klientin fühlt sich sehr unwohl. Der Therapeut fordert zur direkten Kommunikation auf.

Kl: Ja, ihr seid alle ganz verschlossen und so oberflächlich. Da ist überhaupt keine Beziehung von euch zu mir und zur Gabi. Da ist nur so ein erbärmliches, maskenhaftes, aber kein echtes Verhältnis. Ich hab das Gefühl, wir sind gar keine echte Familie. Ich fühle gar nicht, daß ihr meine Schwestern seid. Ich möchte gerne, daß ich das fühlen kann und daß ihr das auch fühlen könnt. Für mich beutet Schwesternschaft so ein ganz starkes Gefühl der Verbundenheit und der Zusammengehörigkeit und des Verstehens. Aber ihr wollt das ja auch gar nicht, oder? - Tief in ihrem Inneren wollen sie es, aber nicht an der Oberfläche. Ich weiß ganz tief in meinem Inneren möchte ich auch den Kontakt, aber ihr habt mich so schlecht, so fies behandelt - mit weinerlicher Stimme - ich habe jahrzehntelang darum gekämpft, endlich mal anerkannt zu werden. Das hat so lange gedauert. Ihr habt mich dann erst halbwegs, soweit es in eurer Möglichkeit war, anerkannt, als ich Mutter war, als ich dieses ordentliche, gesittete normale Leben geführt habe. Und Mutti, jetzt kommst du auch noch dazu. Du hast mich dann auch erst anerkannt. Ihr habt mich als Rolle anerkannt und nicht als ich, wer ich bin. Und das ist so traurig.- fängt zu weinen an - Ich möchte so gerne anerkannt und gemocht werden, wie ich bin, nicht nur als Rolle, als Funktion. Das ist das Tiefste.

Th: Schau mal, ob du sie erreichst, dadurch daß du deine Gefühle so zeigst.

Kl: Die Mutti nimmt mich in den Arm. Aber es fällt dir schwer, Mutti, mich so in den Arm zu nehmen. Mutti, du hast so wenig Verständnis für mich. Es tut mir so zutiefst weh, daß du auch nur so oberflächlich Kontakt aufnimmst. Wir haben auch so eine verkorkste Kommunikation. Du verstehst gar nicht, was ich fühle und meine und ich kann es dir auch gar nicht rüberbringen. Deshalb verstehst du es auch nicht. Aber ich bin so oft verletzt worden, so oft unverstanden worden von dir. Ich kann meine Gefühle dir gegenüber gar nicht mehr ausdrücken. Du bist so wenig tief in deinen Empfindungen, aber du rückst auch nicht raus mit dem wirklich Bewegendem. Und genauso mache ich es ja auch. Wie könnten wir das denn hinkriegen? - Die Klientin soll sich in die Mutter hineinversetzen und deren Gefühle ausdrücken. - Ja, wenn ich dich, meine Tochter jetzt sehe, dann merke ich, ich kann das gar nicht nachvollziehen, wie es dir geht und ansonsten krieg ich von deinem Leben ja gar nichts mit. Du sagst mir ja gar nichts, du teilst mir ja die wirklich bewegenden Dinge gar nicht mit. Ich merke aber auch, wenn wir Gespräche führen, dann komme ich auch schnell immer wieder weg vom Thema. Ich bin gar nicht gewöhnt, tiefgehende Gespräche zu führen und ich will mich auch nicht mehr mit so tiefgehenden Dingen beschäftigen, weil ich Angst vor Verletzungen habe. Und dann kommst du daher und willst es und dann muß ich immer aufpassen und schnell unbewußte Ausweichmanöver in die Wege leiten.

Th: Und wenn du jetzt Monikas älteren Schwestern siehst, wie ist das für dich?

Kl: Also, Monika, du hast ja letztens gefragt, wie ich die älteren empfinde und ich habe gesagt - „gleich“, weil ich das immer so vor euch gesagt habe, aber tief in meinem Inneren fühle ich doch eine stärkere Verbindung zu Gabi und dir, meine beiden eigenen Töchter. Aber ich durfte und wollte das den drei älteren nicht zeigen. Ich durfte es doch gar nicht spüren. Ich habe mir es ja nicht mal selbst zugestanden.

Th: Schau mal, ob du es ihnen jetzt sagen kannst, die spüren es ja wahrscheinlich eh.

Kl: Das brauchst du uns nicht zu sagen, das haben wir genau gespürt, kommt jetzt von der Hildegard. Und jetzt kommt von Inge - wir tun viel mehr für dich, wir tun alles und was ernten wir dafür von dir? Kuck mal, wir haben doch keine Mutter mehr. Du bist unser Mutterersatz, aber wir wissen genau, daß du nicht unsere Mutter bist und das verzeihen wir dir auch nicht. Und wir tun und machen so viel. Ich meine von Herzen kommt das nicht. Wir wollen über unser Tun letztendlich Anerkennung und Liebe bekommen. Und dazu bist du nicht in der Lage. Jetzt kommen Monika und Gabi und die sagen, ja wir spüren das auch, daß du gar nicht in der Lage bist, Liebe zu geben.

Th: Also, alle deine fünf Kinder sind eigentlich enttäuscht? - Klientin bejaht - Die einen, weil sie echte Kinder sind und es geht nicht und die anderen, weil sie sich bemühen und ganz viel machen.

Kl: Ja, und das kommt nur, weil ich euch alle gleich behandeln wollte, weil ich doch nur das Beste für euch wollte. - fängt an zu weinen - Ich habe doch das Beste versucht und ich habe gedacht, es ist das Beste. Und deswegen habe ich mich auch so zugemacht. Ich habe doch gar nicht die intensiveren Gefühle zu Monika und Gabi gespürt. Ich wollte eine gute Mutter für euch großen auch sein. Und ich merke doch, daß in anderen Familien mehr Herzlichkeit da ist und mehr Liebe zur Mutter und ich merke, daß ihr das nicht habt. Das ist alles so schwer. Ja, seid ihr mal in meiner Situation. Das ist so schwer, so einen zusammengewürfelten Haufen zu einen. Ich hatte doch auch keine Hilfestellung. Die Große, die Martha hat mich doch auch überhaupt nicht akzeptiert, als ich in die Familie kam. Du hast mich immer abgelehnt, weil ich deine Mutter ja nicht ersetzen kann. Und ich habe aber so getan. Ich wollte deine Mutter ersetzen, mir war das nicht klar, daß das nicht geht. Ich kann das gar nicht.

Th: Jetzt haben dich deine Kinder doch verletzt, an deinen Schmerz erinnert.

Kl: Ja, und deshalb mag ich auch gar nicht solche Gespräche führen, weil dann Verletzung kommt. Ich fühle mich dann so alleine und so wenig verstanden und so wenig akzeptiert. Der Vati ist weg und ich bin jetzt ganz alleine. Ich will es irgendwie nicht wahrhaben, daß ich nicht eure richtige Mutter bin. - Der Vater wird mit dazu geholt. - Ja, Anton kuck mal, du hast dich weggemacht und ich steh jetzt hier mit den Erwachsenen. Und jetzt sagen sie mir, daß sie alle fünf enttäuscht sind, daß ich ihnen das nicht gegeben habe. Wir haben das doch beide ausgeheckt oder gedacht, daß es besser ist, wenn wir den kleinen gar nicht sagen, daß wir so eine zusammengestückelte Familie sind. Und jetzt kommen die und sprechen das an und jetzt stehe ich hier und brauche eigentlich deine Unterstützung.

Th: Schau mal hin, wie die Kinder reagieren auf den Vater.

Kl: Es kommen Vorwürfe von den großen - warum hast du uns so eine Frau als Mutter vorgesetzt? Warum hast du so getan, als wäre das unsere Mutter? Die Inge sagt, ich vermisse meine eigene Mutter. Hildegard sagt, ja ich habe auch meine eigene Mutter vermißt und ich durfte es nicht mehr zeigen, ich durfte es nicht mehr sagen. Und das haben wir dann an Monika und Gabi weitergegeben - dieses blöde Grundgefühl, daß wir das nicht mehr sagen durften. Wir mußten so tun, als wärst du unsere Mutter und das stimmt nicht, du bist nicht unsere Mutter.

Th: Kannst du wahrnehmen unter welch einer Wahnsinns-Spannung diese drei Kinder jahrelang gelebt haben?

Kl: Das tut mir leid, sagt jetzt der Vati und nimmt die drei in den Arm, das wollte ich nicht, das war mir nie so klar.

Th: Die drei durften nie traurig sein, nie von ihr sprechen, nie nach ihr fragen. Sie mußten immer so tun, als ob es sie nie gegeben hätte.

Kl: Oh, jetzt möchte ich gerne die Mutter, die Emma kommen lassen, die Mutter von den dreien. Das ist komisch, ich fühle mich jetzt so in dieser Rolle drin. Ich möchte euch jetzt mal umarmen und ich möchte euch sagen, daß es mir leidtut, daß ich euch so früh verlassen habe, daß ihr so ohne mich groß werden mußtet. Ja, und es fällt mir auch sehr schwer, so totgeschwiegen zu werden, denn ich war eure Mutter und ich war gerne eure Mutter. - sie wendet sich ihrem Mann zu: Anton, warum hast du unseren drei Kindern nicht gestattet, daß sie um mich trauern? - Er antwortet: Ja, weil ich dann meine eigene Trauer um dich gespürt hätte und ich mußte doch funktionieren, als du nicht mehr da warst und ich stand mit den dreien alleine. Ach, ist das schwer, das ist so schwer. Das ist so eine Wahnsinns-Belastung, die du hattest, Anton, ich verstehe das gut. - Klientin atmet tief durch - Aber es ist nicht gut gelaufen.

Th: Schau mal, wie deine drei Kinder jetzt reagieren.

Kl: Sie sagen, ja, wenn das so offen gewesen wäre, das wäre so schön gewesen, das wäre gut gewesen. Es wäre notwendig gewesen für uns, daß wir unsere Trauer hätten ausdrücken dürfen. - Ja, aber Kinder, versteht mich doch, es ging für mich nicht. Wie wir das jetzt so klären, da sehe ich das, da spüre ich das. Ich weiß, das war für alle nicht gut. Und du Anne (seine zweite Frau), dich habe ich da auch in eine unlösbare Situation gebracht. - Das wichtigst ist, daß ihr drei um den Tod eurer Mutter trauern dürft und daß ihr ihr jetzt das alles sagen dürft. Ihr habt jetzt Gelegenheit dazu. - Ja, die drei sind jetzt so klein, wie sie waren, als die Emma gestorben ist. Die umklammern sie jetzt so und sagen, wir vermissen dich. Es ist traurig, daß du nicht mehr da bist. Aber es ist schön, daß wir dir das jetzt zeigen dürfen. Wir möchten was von dir bekommen. Deine immerwährende mütterliche Liebe, die möchten wir so als goldene Kugel bekommen. Ja, genau, die drei, die brauchen jetzt diese Liebeskugel.

Th: Schau dir das ganze jetzt mal aus deiner Perspektive an.

Kl: Ja, das sieht schön aus. Also, das ist eine schöne Familiengruppe. Ja, das fühlt sich gut an, sieht schön aus, daß ihr mal mit eurer Mutter zusammenseid und eure Mutti euch jetzt noch was geben kann. Das ist schön zu sehen und ich merke auch, daß da Liebe von Herzen fließt. Die strömt von der Mutter zu den Kindern.

Th: Und schau mal, wie es deiner Mutter dabei geht, wenn sie das wahrnimmt.

Kl: Sie sagt, das verletzt mich auch ein bisschen, sie sagt, sie hat doch immer ihr Bestes versucht und getan und jetzt sind die drei großen undankbar ihr gegenüber. - Sie soll es den drei Kindern direkt sagen. - Es verletzt mich, daß ihr drei so froh seid, mit eurer Mutter so zusammen zu stehen und ich habe doch so viel für euch getan und ihr habt mir gegenüber nie so ein Gefühl gehabt und gezeigt. - Ja, du bist ja auch nicht unsere Mutter und dann warst du da und wir sollten dich als Mutter anerkennen. Aber das konnten wir nicht, weil es noch nicht geklärt war mit unserer Mutter. Das ging gar nicht. - Jetzt sagt sie, dann habe mich mein Leben lang, als Ehefrau von Anton und als Mutter seiner Kinder falsch gelebt. Das werft ihr mir jetzt vor? - Die sagen ihr, das nimmst du jetzt so wahr. Es ist nicht so gut gelaufen aber du solltest uns das jetzt einfach zubilligen und gönnen, daß wir jetzt hier so bei unserer Mutter stehen.

Th: Und sie kann ja einfach mal kucken, wo ihr Herz sie hinzieht.

Kl: Ja, dann bildet sich eine andere Gruppe. Sie kommt zu Vati und zu mir und zu Gabi. Und dann merke ich, daß ich jetzt als Monika ... - Die Klientin fängt zu weinen an - zum ersten Mal ein Gefühl von Familie zu euch spüre. Wir sind ja eine Familie. Das ist schön, das so spüren. Bisher war immer so eine Lüge, so eine Unwahrheit da. Das ist schön. - atmet tief durch - So durfte ich das nie spüren - nie, nie. So habe ich das nie gespürt. - Sie soll es ihren Eltern direkt sagen. - Das ist schön, das so zu spüren, so eine Familie zu sein, Das habe ich so vermißt. Ich merke jetzt erst, daß ich das vermißt habe und wie gut es mir tut, in dieser kleinen Familie zu sein. Das ist schön, das ist wirklich schön. Ich hab euch so gerne. - Die Klientin weint und atmet intensiv. - Das ist so schön, das zu spüren, daß ich euch gerne habe. - Vati und von Mutti sagen, ja, wir haben dich auch besonders gerne. Und dieses „besonders“, ich muß sagen, das ist so ... - Sie weint verzweifelt - Weil ihr uns so gleich gemacht habt, durfte keiner was besonderes sein. Und ich wollte so gerne als Monika, als Individuum, als eigenständiger Mensch von euch gesehen werden. Ihr habt mir das nie gegeben. - weint sehr heftig - Ich war immer eine von vielen und nie etwas Besonderes. Wir hatten einheitliche Kleidung teilweise, wir mußten einheitlich die Schule besuchen, weil keiner was besonderes machen durfte. Und jetzt kämpfen wir alle auf unsere Art, und manchmal auf eine ziemlich blöde Art darum, irgendwas Besonderes zu sein. Das ist ein Kampf. Weil ihr uns so gleich gemacht habt. Und jetzt kämpfen wir diesen blödsinnigen Kampf. Ich wolte als ein Individuum gesehen und anerkannt werden. Doris, wie ist das für dich? Ja, bei ihr ist das auch so. Und wie ist das für euch drei? Ja, das werfen sie uns kleinen auch vor. Aber wir wußten doch überhaupt nichts davon und wir haben unter eurer Behandlung immer so gelitten, die ganze Kindheit hindurch - weint wieder sehr - Das war so schwer. Wir wußten doch überhaupt nicht, warum ihr uns so behandelt habt. Wir haben uns so schäbig behandelt gefühlt - geliebt sowieso nicht, anerkannt sowieso nicht. Wir haben nur gefühlt, ihr benutzt uns, ihr nutzt uns aus, ihr manipuliert und mißbraucht uns. Ihr habt uns getriezt und schikaniert, wo ihr nur konntet und wir hatten keine Möglichkeit, uns zur Wehr zu setzen. Ihr wart größer, stärker ... einmal habe ich das versucht, mit zwölf, mich dir Hildegard körperlich zur Wehr zu setzen. Und ich war unterlegen. Das war so schlimm. Ich wollte kämpfen und endlich mal fühlen, was ich kann, aber ich konnte niemals gewinnen. Es war so mein Wunsch damals, mich endlich mal zu behaupten. Letztendlich kämpfen wir um alle Anerkennung und Liebe - meine ganze Herrkunftsfamilie kämpft darum. Das ist so erbärmlich, darum kämpfen zu müssen. Und jeder auf so eine blöde Art, weil er es nicht auf ehrliche Art und Weise zustandebringt. - atmet tief durch.

Th:
Ja, wie geht es deinem Vater, wenn er so sieht, was er da alles so in Gang gesetzt hat?

Kl: Es tut ihm so leid. Er nimmt mich in den Arm und meint, ich habe das wirklich nicht gewußt und gewollt, daß das solche Auswirkungen hat in deinem Leben.

Th: Es läßt sich alles reduzieren auf seinen Schmerz den er nicht spüren wollte, daß seine Frau gegangen ist. Was hat ihm gefehlt, daß er diesen Schmerz nicht erlauben konnte?

Kl: Ja, ich sehe diesen Panzer bei ihm, damit der Schmerz nicht da sein konnte. Was hat dir gefehlt, Vati, damit du diesen Schmerz da sein lassen konntest und diesen Panzer, diesen Schutz nicht brauchtest? - Ja, letztendlich die Eigenliebe zu sich, um dann zu wissen, daß er trotzdem existiert und ihm der Boden nicht unter den Füßen weggezogen wird, wenn seine Frau stirbt und er mit den Kindern alleine da ist. Die Liebe zu sich, die stabilisiert das ganze Leben.

Th: Frag ihn mal, wenn diese Qualität eine Farbe wäre, welche Farbe wäre das? - Die Klientin nennt rosa und grün. Sie läßt die Farbe zuerst in sich selbst einfließen und sie soll dabei darauf achten, wie sich das in ihrem Körper anfühlt. - Meine linke Körperhälte wird grün und die rechte Körperhälfte wird rosa. Ah und ich hab das Gefühl, mein Oberkörper, mein Brustraum dehnt sich aus, er wird riesengroß. Das ist, wie wenn er die ganze Erde oder noch mehr einnehmen würde. Das ist so eine wahnsinnige Weite. Das geht noch weiter, über die Erde hinaus. Das dehnt sich wahnsinnig aus. Ach, ich glaube, das ganze Universum ist das jetzt. - atmet seufzend tief durch. - Dann läßt sie die Farbe durch sich hindurch zu ihrem Vater fließen. - Also, es ist jetzt was ganz Komisches. Der Vati löst sich auf und geht jetzt ein in dieses Universum. Das ist so - er ist jetzt Teil vom Universum. - Die Klientin seufzt und atmet intensiv - Das ist auch körperlich so ein starkes Gefühl. So vom Herz, es strömt ganz viel im Herzbereich. Es ist ganz intensiv im Herzbereich, ich fühle das ganz wahnsinnig intensiv. Wahnsinnig pulsierend und lebendig und beweglich ist alles. - Vati, wie ist das? Triffst du jetzt eine andere Entscheidung als damals?

- Ich bin jetzt dort, wo die Frau stirbt und ich sehe den Vati und ich sehe, wie er sie umarmt und ganz traurig ist. Sie ist gestorben und er umarmt sie und spürt seine Traurigkeit. Und jetzt holt er Inge, Hildegard und Helga dazu zur Mutter und läßt die auch trauern. Er hat sie jetzt extra geholt und sie trauern jetzt so zu viert. Er nimmt sie in den Arm und er ist da für die drei. Er spürt seinen eigenen Schmerz und trotzdem hat er auch die Kraft, den dreien Schutz zu geben in ihrem Schmerz und das alles so auf dem toten Körper von der Mutter. Das ist gut, das ist schön, daß die Mutter das auch noch mitkriegt. - Nun sagt der Vati zu den dreien, jetzt habe ich ein Problem: Ich muß Geld verdienen, damit wir leben können und ich kann aber nicht gleichzeitig zuhause bleiben und mich um euch kümmern. Deshalb werde ich jetzt schnell kucken, daß ich eine Frau finde, eine neue Beziehung eingehe, damit ihr wieder aufgehoben seid. Dann werde ich eine neue Familie gründen, damit ihr versorgt seid. Wie ist das für euch? Ja, das wäre schön, wenn wir nicht aufgeteilt werden bei verschiedenen Verwandten. Wir möchten gerne eine neue Familie gründen.

Th: Schau mal, ob der Vater seinen Kindern eine lebenslange Beziehung zu ihrer Mutter erlauben kann.

Kl: Ja, sie sind jetzt noch in dem Zimmer, wo die Mutter gestorben ist und er sagt, ihr könnt jederzeit Kontakt aufnehmen zu eurer Mutter. Das war und ist und bleibt für immer eure Mutter. Ich setze euch keine andere Frau als eure Mutter vor. Das hier ist eure Mutter und sie wird vom Himmel aus bei euch sein. Ihr könnt sie jederzeit rufen und mit ihr sprechen und sie wird da sein. - Ja, da sind so goldene Bänder von der Muter zu jedem Kind hin. Die symbolisieren so die Verbindungen. Die münden im Herzbereich als diese goldene Kugel, die ich vorhin schon gesehen habe, so daß diese Verbindung niemals so rausgerissen werden kann. Die kann niemals zerstört werden. Und die Mutter hat auch so eine goldene Kugel in sich. - atmet tief durch - Der Vati und die Mutti lassen sich aber los, damit er sich ganz auf seine neue Frau einlassen kann. Das ist gut. Da sind ganz viele verschiedene Verbindungsstränge. Die werden durchtrennt von beiden Seiten. Und Vati zieht die restlichen Verbindungsfäden in seinen Körper wieder ein, weil es zu ihm gehört. Und die Emma macht das auch so. Die Klientin atmet noch einmal ganz tief durch.

Th: Ja, und dann schau mal, wie er seine zweite Frau kennenlernt - deine Mutter - und wie es sich jetzt weiterentwickelt.

Kl: Auf einem Verwandtentreffen sieht er die Mutti und verliebt sich in sie. Und jetzt spüre ich auch wieder dieses Glücksgefühl oder dieses Pulsieren im Herzen. Und die Mutti hat das auch, und das ist auch schön. Ich merke das jetzt, daß das wirklich wichtig ist, daß da Liebe da ist zwischen den beiden und daß Vati nicht nur diese Ehe eingeht, damit seine drei Kinder versorgt werden. Vati, für eure gemeinsamen Kinder ist das wirklich die Lebensbasis, daß ihr euch liebt. Und jetzt sehe ich, wie er Mutti den dreien vorstellt. Und die Mutti sagt, ich liebe euren Vater und wir möchten gerne heiraten und dann würde ich auch gerne für euch sorgen, als seine Frau. Ich weiß ja, daß ich nicht eure Mutter bin, aber ich würde gerne die Stellvertreterin eurer Mutter sein und euch erziehen und euch lieben und euch begleiten in euer Leben hinein. Wie ist das für euch? Ja, so ist das für sie in Ordnung, wenn sie sich nicht als Mutter aufspielt, sondern als offizielle Stellvertreterin, als Lebensbegleiterin.- Klientin atmet tief durch. - Das erleichtert. - Und jetzt sehe ich, wie ich geboren bin. Vati ruft jetzt die drei dazu, daß sie mich ankucken dürfen und sie wollen mich auf den Arm nehmen und das ist schön.

Th: Sei mal das kleine Baby.

Kl: Ja, ich spüre das. - fängt an zu weinen - Das ist schön, daß ihr euch freut, daß ihr mich auf den Arm nehmen wollt. Martha sagt, ich achte dich als meine kleine Schwester.- Klientin atmet tief durch - Das ist viel, das ist ganz viel, daß du mich achtest. ... Und jetzt sehe ich mich als fünfjährige und ich sage zu ihnen - ihr seid doch meine Schwestern? Und sie sagen, ja, wir sind deine Schwestern, aber wir haben eine andere Mutter als die Mutti, die du kennst. Ich frage sie, wie ist das für euch? Ja, das ist in Ordnung und schön, daß wir dir das so sagen können. Für mich ist das auch gut, wenn die das so selbstverständlich sagen. Es ist so schön. Diese Ehrlichkeit, die ist das Beste überhaupt. - Klientin fängt an zu weinen. - Das ihr alle ehrlich seid, daß ich in dieser Ehrlichkeit groß werde - ahhhhh - mein Gott, mein Gott! - tiefes Durchatmen - Jetzt kucke ich noch mal, wenn ich zwölf bin. Es ist anders, es ist ganz anders. Ihr seid überhaupt nicht fies zu mir. Ihr laßt mich sogar teilhaben an eurem Leben, ah ist das toll. Da ist also mehr als nur Akzeptanz, ihr teilt. Ach, ist das schön, soviel habe ich nie, nie, nie kennengelernt. Daß ihr mich so anerkennt, ja mehr noch, daß ihr mit mir teilen wollt, das ist soooo toll. Ah!!! - Ja, Gabi, wir brauchen uns jetzt gar nicht so zu verbrüdern oder zu verschwestern gegen die Großen. Wir haben jetzt wirkliche Schwestern.

Gerade weil wir wissen, daß es Halbschwestern sind, sind es richtige Schwestern. Ah! Das ist so schön. - Und ich muß jetzt mal spüren, Gabi, ob du was Besonderes für mich bist im Gegensatz zu den anderen dreien. Ja, es ist noch mehr Verbundenheit zu dir und zur Mutti, aber es ist nicht so ein gewaltiger Unterschied, wie das bisher immer war. Und wir können uns jetzt im Kreis aufstellen, so wie eine Familie. Ja, wir sind jetzt im Kreis und das ist so, das verstehe ich jetzt nicht. Mutti steht neben der Martha und dann kommt der Vati und dann kommen ich und die Gabi. Mutti, warum stehst du neben der Martha, wo der Vati doch die stärkere Verbindung zu den älteren drei hat? Die sagt, es ist egal, wenn das offen ist, sind die Positionen auch austauschbar. Man könnte auch einen ganz anderen Kreis herstellen.

Ja, ich merke jetzt, es ist nicht dieses Krampfhafte - so muß Familie sein, so gehört sich das - da ist der Vater, da ist die Mutter, da sind die Kinder der Reihenfolge nach, so wie bei Hellinger, sondern wenn jeder seine Individualität hat und seine feste Verankerung durch diese Liebe oder was auch immer geschehen ist heute, wenn jeder diesen festen Stand hat, dann ist es unerheblich, wo die Position sich befindet, jeder fühlt sich wohl auf seinem Platz. Da würde Hellinger sich wahrscheinlich die Haare raufen, aber ich fühle das jetzt so.

Th: Ja, gut er kommt von den Ordnungen her und nicht von der individuellen Aufarbeitung und Entwicklung des einzelnen. Kann sein, daß das nicht so eine Betonung bei ihm hat, vom Tiefenansatz her.

Kl: Aber es ist schön, das einfach zu erleben, daß ich in der Innenwelt jetzt ein sehr gutes Gefühl zu allen aus der Familie habe. Das habe ich noch nie vorher gehabt. - Die Klientin soll sich jetzt nochmal auf das Geburtstagsfest der Mutter begeben. - Oh, das ist spannend, ja, mal kckken. Ich umarme euch jetzt zur Begrüßung alle drei und es ist eine Herzensverbindung da, es ist eine Liebesverbindung da.

Th: Wenn du das alles so siehst, hast du das Gefühl, eine Familie zu haben?

Kl: Wir sitzen alle Kreis und ihr habt Interesse an mir. Ihr wendet euch mir zu und fragt, was ich mache. Das ist das erste Mal in meinem Leben, daß ich nicht um Aufmerksamkeit bitten oder kämpfen muß. Wir sitzen als Familie im Kreis. - Das ist Familie, so habe ich mir Familie gewünscht, daß wir echtes Interesse aneinander haben und daß wir einander teilhaben lassen, an dem was wir erleben. Das ist eigentlich so das größte Geschenk. Das gemeinsame teilen, das empfinde ich als was ganz großes. - Bert Hellinger wird mit dazu gerufen und nach seiner Meinung zum Familienstellen per Synergetik Therapie befragt. In der Innenwelt antwortet Bert Hellinger folgendes: Das ist etwas neues. Es beinhaltet mehr Individualität, es ist beweglicher. - Hellinger ist sehr erstaunt und meint: Das ist eigentlich noch eine Stufe darüber in meinem System.

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