Supervisions-Sitzung Anett Witscher - Berufsausbildung B
„Begegnung mit dem Tod“ (Krebs)

Die Klientin öffnet eine Tür mit der Aufschrift „Krebs“. Als erstes wird ein tiefes Bedürfnis nach Ruhe deutlich. Dann aber taucht die Angst vor dem Tod auf, welche mit dem frühen Tod ihrer Mutter gekoppelt ist. Die Klientin geht in der Innenwelt in Kontakt mit dem Energiebild der Mutter. Diese teilt ihr mit, dass sie die Angst vor dem Tod loslassen soll, indem sie ihr verzeiht, dass sie sie so früh alleine ließ. Dieser Schritt ist für die Klientin zunächst sehr schwierig. Erst nachdem sie der Mutter gezeigt hat, wie sehr sie sie vermisst hat und wie traurig sie war, kann sich die Klientin ihrem inneren Bild vom Tod nähern. Der Tod zeigt sich als dunkler Vogel, wird aber beim Näherkommen immer bunter, bis sie schließlich erkennt, dass er in Wirklichkeit ein farbenfroher Papagei ist. „Wie kann ich dich loslassen?“, fragt sie ihn, und er antwortet darauf „Lass mich einfach fliegen.“ Gemeinsam mit ihrer Mutter lässt sie den Papagei wegfliegen und so löst sich auch die Angst auf. Friede kehrt ein. Am Ende kann die Klientin ihre Mutter gehen lassen und sie selbst entscheidet sich dafür, im Leben zu bleiben.

Th.: Kannst du die Treppe schon sehen?
Kl.: Ja.
Th.: Wie fühlst du dich?
Kl.: Gut ... ich stehe an der ersten Stufe. ...
Th.: Magst du runter gehen ?
Kl.: Ja. ...
Th.: Läufst du schon nach unten?
Kl.: Ja ........
Th.: Wie fühlst du dich dabei ?
Kl.: Ich fühle mich dabei gut .
Th.: Und wie sieht die Treppe aus ?
Kl.: Am Anfang ist sie hell und führt dann so ins dunklere. ...
Th.: Dann geh langsam nach unten, bis du in dem langen Gang mit den vielen Türen ankommst.
Falls sich was verändert, sag es. ...
Kl.: Ich bin jetzt unten.
Th.: Dann schau in den gang mit den vielen Türen, und schau, ob auf einer das Wort
Krebs steht ? ... Kannst du die Türen sehen?
Kl.: Ja. ...
Th.: Oder gibt es eine die dich anzieht?
Klientin bekommt mindestens zwei Vorschläge, die Möglichkeit zum wählen,
Symmetriebrechung.
Kl.: Da ist eine große weiße Tür. ... Sieht aus wie so ein altes Tor. ... Ist rund oben.
Th.: Steht was drauf?
Kl.: In schwarz steht drauf „Krebs“.
Th.: Wie fühlst du dich vor dieser Tür?
Öfters Nachfragen nach dem Gefühl, um es bewußter oder besser sichtbar für Klientin zu
machen und real zu erleben.
Kl.: Ich fühle mich noch gut vor dieser Tür. Sie ist hell weiß und es macht mir keine Angst.
Th.: Dann sag das mal der Tür - du machst mir keine Angst.
Direkte Ansprache, um Konfrontation zu erhöhen.
Kl.: Du Tür, du machst mir keine Angst, auf der Krebs steht. ...
Th.: Magst du rein gehen?
Kl.: Ja. ...
Th.: Hast du die Türklinke schon in der Hand?
Kl.: Ich nehme sie jetzt in die Hand. ...
Th.: Dann kannst du sie ja langsam öffnen.
Kl.: Ja. ... Hinter der Tür ist eine Landschaft, die kann ich sehen. ... Vorne gleich ist Gras ...
weiter hinten ... da sind die Bäume. ...
Th.: Und du stehst mitten drin?
Kl.: Ja.
Th.: Und wie fühlst du dich da?
Kl.: Es ist ein schönes Gefühl, es ist nicht ... keine Angst ... es ist etwas Wind, aber es friert mich
etwas in dem Wind. ... Der Wind ist kalt.
Th.: Sag es dem Wind, du bist kalt.
Es ist wichtig, die Klientin mit ihrer Innenwelt kommunizieren zulassen. Wenn die Klientin
sich selbst reden hört, ist das viel wirkungsvoller und wirkt rückkoppelnd.
Kl.. Du bist kalt, es friert mich.
Th.. Reagiert er?
Kl.. Nein, er bläst weiter.
Th.: Wie ist das für dich, du sagst es ist kalt.
Kl.: Es ist nicht angenehm ... die Gegend ist schön, aber ...
Th.: Sag „du“, sprich sie an die Gegend und den Wind.
Kl.: Du Gegend bist schön, aber Wind, du bist zu kalt.
Th.. Was willst du von dem Wind?
Kl.: Ich will, dass er aufhört. ... Wind, ich will, dass du aufhörst. ... Und dass es mir warm wird.
Th.: Macht er es?
Kl.: Ja, er macht’s langsam. ... Jetzt hat er aufgehört. ... Jetzt kann ich die Sonnenstrahlen fühlen
... und dass es warm wird.
Th.: Dann schau dich noch mal um, ob du noch was entdeckst.
Kl.: Ich gehe mal ein Stück weiter ... und da ist noch eine Bank, da setze ich mich hin. ...
Th.: Wie ist denn dein Gefühl so in der Landschaft, auf der Bank?
Kl.: Es ist ein gutes Gefühl, da zu sitzen ... die Sonne wärmt mich.
Th.: Was möchtest du tun ? ... S spüre mal, ob es spontan einen Impuls gibt.
Kl.: Ich möchte einfach da sitzen. ...Zur Ruhe kommen. ...
Th.. Wem sagst du das?
Kl.. Mir selbst ... sag ich, dass ich da sitzen möchte.
Th.: Siehst du dich sitzen oder sitzt du selbst da?
Kl.. Nein, ich sehe mich sitzen.
Th.: Wie alt bist du da?
Kl.: So wie heute.
Th.. Dann sag ihr das alles einmal.
Kl.: Doris, ich möchte, dass du ruhig sitzt, die Landschaft genießt und mal zur Ruhe kommst. ...
Th.. Kann sie es?
Kl.. Ja.
Th.. Dann sag es ihr, wie du dich fühlst, dass sie endlich zur Ruhe kommt.
Kl.: Es ist ein sehr gutes Gefühl zu sehen, dass du zur Ruhe kommen kannst, ... einfach da sitzen
Kannst ... einfach ...
Th.: Möchtest du ihr sonst noch irgendwas mitteilen oder vielleicht hat sie irgendwas für dich.
Oder möchtest du sie etwas fragen?
Kl.: Nein, es ist gut so wie es ist.
Th.: Du kannst sie auch fragen, ob sie eine wichtige Mitteilung für dich hat, da du ja heute extra
die Tür mit der Aufschrift Krebs gewählt hast.
Kl.: ... Bist jetzt extra hier her gekommen und hast die Tür „Krebs“ aufgemacht ... was willst du
mir damit sagen? ...
Th.: Reagiert sie?
Kl.: Nein.
Th.: Wie ist das für dich, dass sie darauf gar nicht reagiert?
Kl.: Sie tut so, als interessiert sie das gar nicht.
Th.: Sprich sie an.
Kl.: Du tust so, als wenn es dich nicht interessiert.
Th.: Was macht das mit dir - es interessiert sie überhaupt nicht.
Kl.: ... Ich wäre schon neugierig, was es dazu zu sagen gibt.
Th.: Dann sag ihr das.
Kl.: Doris, ich bin neugierig, was es dazu zu sagen gäbe. ...
Th.: Schau mal hin, wie sie reagiert.
Kl.: ...
Th.: Reagiert sie?
Kl.: Nein ... ich stehe jetzt hinter ihr ... ich kann sie nicht mehr anschauen, nicht mehr ins Gesicht
schauen.
Th.: Was willst du tun ? ... Willst du eine Antwort von ihr?
Kl.: Ja.
Th.: Dann spüre, du kannst dich vor sie stellen oder sie soll sich rum drehen und sie soll dir eine
Antwort geben ... wenn du eine möchtest. ... Und sag ihr, wie du dich fühlst, wenn sie da
sitzt ohne Interesse.
Kl.: Ich hätte gerne eine Antwort darauf und ich fühle mich da so alleine gelassen mit, wenn ich
keine Antwort von dir kriege. ... Sie sagt nichts ... aber sie steht da auf ... stellt sich mir
gegenüber und nimmt mich in den Arm. ... Aber du sagst nichts.
Th.: Kannst du es fühlen, wie sie dich im Arm hat ?
Kl.: Ja.
Th.. Dann sag ihr das.
Kl.. Ich kann fühlen, wie du mich in den Arm nimmst.
Th.. Und wie ist das für dich?
Kl.: Es ist ein gutes Gefühl. ... Und ich habe keine Angst davor.
Th.: Und spüre, was du willst - sie ist zwar da und nimmt dich in den Arm, das ist gut, aber
Spüre auch, ob du eine Antwort willst von ihr.
Kl.: Ich möchte eine Antwort.
Th.: Schau sie an dabei.
Kl.: Gib mir eine Antwort! ...
Th.: Reagiert sie?
Kl.: Nein, aber ich hatte das Gefühl, dass ich ganz schwer bin, als würde eine 1000 kg Last an mir
hängen .
Klientin spricht auch ganz langsam und schwer.
Th.: Dann sag ihr das mal.
Kl.: Doris, wenn du mich so anschaust und mir keine Antwort gibst ... das ist für mich als wenn
1000 kg an mir hängen und mich runter ziehen. ... Das ist ein unangenehmes Gefühl ...
als wenn mich das erdrücken will. ...
Th.: Reagiert sie denn, wenn du ihr sagst, wie schwer das alles für dich ist, wie du dich fühlst?
Kl.: Du schaust mich an ... und du sagst immer „loslassen ... einfach loslassen“.
Th.: Verstehst du das?
Kl.: Nein.
Th.: Dann sag ihr, dass du das nicht verstehst.
Kl.: Ich verstehe das nicht, was soll das heißen – loslassen? Von was soll ich loslassen? ...
Th.: Was passiert?
Kl.: Sie steht nur da. ... Was soll ich loslassen? ...
Th.: Reagiert sie? ... Versteht sie dich?
Kl.: Sie versteht es. ... Mir ist jetzt wieder ganz leicht ... der Druck geht weg. ... Sie sagt aber noch
nichts ... aber ich fühle mich leichter ... nicht mehr so erdrückt. Aber was soll ich
loslassen ... ich verstehe das nicht - was soll ich loslassen? ...Sie sagt mir jetzt, ich soll den
Tod loslassen ... und keine Furcht davor haben.
Th.: Wie ist das für dich?
Kl.: ... Komisch.
Th.: Sag es ihr direkt.
Kl.: Es ist für mich komisch ... weil ... wie kann man damit anders umgehen?
Th.: Frag sie.
Kl.: Doris, wie kann ich damit anders umgehen? ...
Th.: Antwortet sie dir?
Kl.: Nein, sie steht nur da.
Th.: Was macht das mit dir, wenn sie sagt du sollst den Tod loslassen?
Kl.: Das macht mich nachdenklich.
Th.: Dann sag ihr, dass es dich nachdenklich macht.
Kl.: Das macht mich sehr nachdenklich, wenn du sagst ich soll den Tod loslassen. ...
Th.: Und verstehst du das auch?
Kl.: Ein bißchen schon....
Th.: Dann sag ihr das auch.
Kl.: Ein bisschen glaub ich, kann ich es verstehen ... ich weiß nicht genau. ...Ich habe immer
Angst vor ihm ...dem Tod.
Th.: Sag ihr, dass du Angst hast vor dem Tod.
Kl.: Doris, ich habe Angst vor dem Tod.
Th.: Kannst du die Angst vor dem Tod im Körper spüren?
Verschiedene Ebenen sichtbar machen und verbinden, welches Gefühl sich wo zeigt im
Körper.
Kl.: Ja, es ist erdrückend ... schwer ... als wenn wieder eine Last auf mir wäre.
Th.: Dasselbe Gefühl von vorhin mit der 1000 kg Last?
Kl.: Ja ... nicht so intensiv ... ja, aber doch schon so.
Th.: Magst du den Tod auftauchen lassen in deiner Innenwelt? Oder magst du lieber Doris
weiter fragen?
Kl.: Ich will ihn mal auftauchen lassen.
Th.: Du kannst ihn einfach rufen und schauen, wie er auftaucht.
Kl.: Tod, du sollst mal herkommen ... ich will dich mal sehen. ...
Th.: Kommt er
Kl.: - fragend - Da erscheint wieder meine Mutter.
Th.: Frag sie, ob sie damit was zu tun hat - du hast den Tod gerufen und sie kommt.
Kl.: Mama, hast du damit was zu tun - ich rufe den Tod und du kommst. ... Sie sagt zu mir, ich
soll keine Angst davor haben. ... Ich soll einfach mein Leben leben und nicht nachdenken über
den Tod. ...
Th.: Ja der Tod erdrückt dich, sag ihr das, und wie du dich fühlst.
Kl.: Er erdrückt mich, ich kann das nicht einfach so ... wegschalten. ...
Th.: Sagt die Mama noch irgendwas?
Kl.: ... Sie steht nur da ... und nimmt mich an den Händen. ...
Th.: Möchte sie dir vielleicht was zeigen?
Kl.: ... Sie nimmt mich mit ... wir gehen ein Stück die Landschaft entlang. ...
Th.: Magst du sie fragen, wo sie hin will oder was sie vorhat?
Kl.: Was hast du vor mit mir ... wo gehen wir hin ? ... Sie sagt, sie will mir zeigen, wie schön mein
Leben ist. ... Ich soll nur richtig hin sehen. ...
Th.: Wie ist das für dich, dass sie dir das zeigen will? - Du hattest den Tod gerufen und jetzt will
sie dir zeigen, wie schön dein Leben ist.
Kl.: Es ist schön so zum ansehen, aber ich weiß nicht warum sie mir das zeigt.
Th.: Sag es deiner Mama direkt.
Kl.: Ich weiß nicht, warum du mir das zeigst, aber es gefällt mir gut. ... Warum zeigst du mir das?
Th.: Antwortet sie dir?
Kl.: Sie sagt, damit ich sehe, worauf ich mich konzentrieren soll. ...Und sie sagt, alles kommt zu
seiner Zeit ... und der Tod ist noch nicht an der Zeit. Deshalb ist sie gekommen, um mir
das zu zeigen.
Th.: Wie ist das für dich? Oder willst du den Tod doch noch sehen?
Kl.: Das ist gut für mich ... ich fühle mich auch ganz leicht wieder. Die Schwere ist weg. ...
Th.: Spüre einfach, was du tun möchtest.
Kl.: Ich fühle nur die Leichtigkeit ... ich habe das Gefühl, als ob wir fliegen könnten ... das ist so
Luftig.
Th.: Fliegt ihr beide?
Kl.: Ja.
Th.: Über die Landschaft.
Kl.: Ja über die Landschaft ... das ist so lichtdurchflutet ganz hell. ...
Th.: Wenn du magst, kannst du sie auch mal fragen, ob sie eine Idee hat, wie du den Tod loslassen
kannst.
Kl.: Mama, wie soll ich den Tod loslassen? Wie kann ich das machen? ... Sie sagt, indem ich ihr
verzeihe.
Th.: Verstehst du was sie damit meint?
Kl.: Ja, ...cich glaube schon. Ich war nur traurig, dass sie mich so früh alleine gelassen hat.
Th.: Sag „du“, sprich sie an.
Kl.: Ich war traurig, dass du mich so früh alleine gelassen hast. Ich hätte sehen wollen, wie das
Leben geworden wäre, wenn du da gewesen wärst.
Th.: Sag ihr, wie du dich gefühlt hast.
Kl.: Da habe ich mich sehr alleine gelassen gefühlt. ... Sie sagt, ich soll es ihr verzeihen.
Th.: Kannst du das?
Kl.: Man muss es eben einfach so akzeptieren, wie es gewesen ist.
Th.: Wie fühlst du dich damit, dass du ihr verzeihen sollst?
Kl.: .... Es ist schwer für mich.
Th.: Dann sag es ihr.
Kl.: Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren.
Th.: Schau sie an dabei, wie sie reagiert ,was sie sagt.
Kl.: Sie sagt, wenn ich den Tod loslassen will ... dann muss ich es akzeptieren. ...
Th.: Wie ist das für dich, du mußt es akzeptieren, ... wenn du magst kannst du ihr auch mal deine
Traurigkeit zeigen oder mit ihr dahin gehen, wo du sie gebraucht hättest und sie nicht da war.
Ihr zeigen, wie traurig du damals warst.
Kl.: Ja, so zum Kuscheln habe ich dich vermißt ... einfach mal in den Arm genommen zu werden
von dir, Mama.
Th.: Magst du mal mit ihr zu einer Situation hin gehen, wo du noch klein bist?
Kl.: ... Ja. ...
Th.: Schau einfach, was auftaucht ... wie alt bist du?
Kl.: Gerade in die Schule gekommen. ...
Th.: Und was passiert da?
Kl.: Ich habe den Tornister auf dem Rücken ... und komme nachhause ... und will erzählen, wie
schön es war ... aber sie ist nicht da. ...
Th.: Kannst du sie mitnehmen und es ihr zeigen, wie traurig du warst?
Kl.: Schau Mama, ich stehe da und will es dir zeigen ... und erzählen, wie schön es ist ... aber du
warst nicht da. Ich konnte es dir nicht erzählen. ...
Th.: Sieht sie es und kann sie deine Traurigkeit fühlen? ... Magst du es ihr vielleicht jetzt
erzählen? ... Spüre was du magst ... oder magst du die kleine Doris mal mit deiner Mama
zusammen bringen?
Wenn möglich immer alles miteinander verbinden - alle inneren Figuren - und schauen, wie sie
aufeinander reagieren.
Kl.: ... Ja, ... sieh mal kleine Doris, das ist die Mama. ...
Th.: Sieht sie Sie?
Kl.: Sie nimmt sie an der Hand. ...
Th.: Die kleine Doris nimmt die Mama an die Hand?
Kl.: Ja, ... und sagt, komm ich zeige dir mal alles ... wie ich hier wohne ... wo meine Sachen stehen
... und nimmt sie mit ins Haus ... die Treppe rauf in ihr Zimmer. ...
Th.: Wie ist das denn für die Mama?
Kl.: Schön, die sieht sich alles an ... und freut sich, dass sie jetzt mal alles sehen kann. ...
Th.: Du beobachtest das alles?
Kl.: Ja.
Th.: Magst du mal in die kleine Doris hineinschlüpfen und fühlen, wie das alles so ist, wenn die
sechsjährige der Mama alles zeigt? Probiere einfach, ob du es kannst und schau mal aus ihren
Augen.
Kl.. Ja.
Th.: Wie ist es denn jetzt, wo die Mama für dich da ist?
Kl.: Es ist ein tolles Gefühl.
Th.: Dann sag es der Mama.
Kl.: Es ist ein tolles Gefühl, dir das alles zu zeigen ... und dass du da bist.
Th.: Spüre, was du ihr alles zeigen willst ... die Schule ... schau einfach ... oder was Wichtiges
erzählen ...
Kl.: Ich fühle mich immer gut, wenn du da bist, wenn ich dir das alles zeigen kann ... dass ich dich
anfassen kann. ...
Th.: Wie ist das, wenn du sie anfaßt?
Kl.: Wie Geborgenheit.
Th.: Sag es ihr, dass du dich geborgen fühlst.
Kl.: Ich fühle mich geborgen, wenn ich dich anfassen kann.
Th.: Wie reagiert sie denn auf das alles?
Kl.: Sie ist auch glücklich, weil sie sagt sie war auch traurig, dass sie gehen musste ... und nicht bei
mir bleiben konnte.
Th.: Wie ist das denn für dich, dass sie auch traurig war?
Kl.: Das macht mich auch traurig.
Th.: Magst du sie vielleicht fragen, ob sie Angst vor dem Tod hatte, ob es bei ihr auch so war mit
dem Druck und der Schwere?
Kl.: Hattest du auch Angst vorm Tod ... dass er dich erdrückt? ... Ja, sie sagt, immer hat sie Angst
gehabt ... sie hatte immer große Angst ... und dass sie sich schuldig fühlt, dass sie uns alleine
gelassen hat.
Th.: Verstehst du, was sie dir damit sagen will?
Es sollten keine „warum/wieso/weshalb-Fragen“ an den Klientin gestellt werden – nur
nachfragen, ob alles verstanden wurde, was eine Figur gesagt hat. Wenn nicht, dann von der
Figur erklären lassen.
Kl.: Nein.
Th.: Dann sag ihr das.
Kl.: Ich verstehe nicht, was du mir damit sagen willst. Du hast uns doch nicht absichtlich
alleine gelassen. ... Sie sagt trotzdem wäre sie gerne bei uns geblieben.
Th.: Was macht das mit dir?
Kl.: ... Auf der einen Seite macht es mich traurig ... dass ich dich nicht haben konnte ... so lebendig
... aber auf der anderen Seite ... bin ich froh, dass wir jetzt zu uns sprechen können ...
und uns das so sagen . ...
Th.: Wie reagiert sie?
Kl.: ... Sie nimmt mich in den Arm ... das ist ein schönes Gefühl. ...
Th.: Bist du denn noch die sechsjährige?
Kl.: Nein, ich bin so, wie ich heute bin.
Th.: Du kannst ja mal fragen, ob sie noch eine Botschaft für dich hat.
Kl.: Hast du irgendeine Botschaft für mich? ... Sie sagt, sie war immer in Gedanken bei mir, auch
wenn ich das nicht so fühlen konnte.
Th.: Sag ihr, dass du es nicht fühlen konntest.
Kl.: Ich habe das nicht so gefühlt, wenn du so in Gedanken bei mir warst.
Th.: Reagiert sie darauf?
Th: Sie sagt, das macht nichts. Ich soll es eben nicht vergessen, ich soll immer daran denken, dass
sie in Gedanken bei mir ist. ... Aber dass ich trotzdem eben mein Leben gehen muss. Aber
dass wenn ich möchte ... kann ich mit ihr reden ... wenn mir das hilft.
Th.: Und hilft dir das?
Kl.: Ja.
Th.: Dann sag ihr das.
Kl.: Das hilft mir schon.
Th.: Möchtest du sie jetzt noch etwas Wichtiges fragen?
Kl.: ... Ich will dich fragen, wie kann ich den Krebs gehen lassen? Weißt du eine Antwort?
Th.: Hat sie eine?
Kl.: ... Sie sagt ... ich soll den ... akzeptieren ... dann geht er weg.
Th.: Wie ist das für dich?
Kl.: Schwer zu verstehen.
Th.: Dann sag es ihr.
Kl.. Das ist sehr schwer für mich zu verstehen ... Man bekommt immer gesagt, man muss
Kämpfen.
Th.: Und was willst du? ... Willst du kämpfen?
Kl.: ... Eigentlich schon ...aber sie sagt, ich soll es in Frieden machen. ...
Th.: Sag ihr, wenn du etwas nicht verstehst oder wenn sie dir was erklären soll.
Kl.: Wie kann ich es in Frieden machen ? ...
Th.: Sagt sie etwas?
Kl.: Nein.
Th.: Willst du eine Antwort?
Kl.: Ja.
Th.: Dann sag es ihr.
Kl.: Ich will eine Antwort, wie kann ich es in Frieden machen ? ...
Th.: Du kannst sie auch fragen, ob sie überhaupt eine Antwort weiß, oder ob sie dir jemanden
zeigen kann, der eine Antwort kennt oder weiter helfen kann.
Kl.: Hast du eine Antwort? ... Oder gibt es jemanden, der mir eine geben kann? ...
Th.: Sagt sie was?
Kl.: Nein.
Th.: Wie ist das für dich, stehst vor deiner Mama mit einer wichtigen Frage ...
Kl.: ... Es macht mich etwas ratlos.
Th.: Dann sag ihr das.
Kl.: Du machst mich etwas ratlos ... weil ich hätte doch gerne eine Antwort. ...
Th.: Und passiert etwas?
Kl.: ... Sie sagt, sie weiß die Antwort nicht so richtig. ...
Th.: Kennt sie jemanden, der dir dabei helfen kann?
Kl.: Kennst du jemand, der mir dabei hilft? Der mir eine Antwort gibt? ...
Th.: Und?
Kl.: ... Nein ... im Moment weiß sie keinen.
Th.: Wie ist das für dich? Was passiert?
Kl.: ... Wir stehen einfach nur da.
Th.: Schaut sie dich an?
Kl.: ... Ja.
Th.: Was willst du von ihr?
Kl.: ... Ich will von ihr eine Antwort.
Th.: Sag es direkt.
Kl.: Ich will von dir eine Antwort ... ich habe nach dem Tod gerufen und du bist gekommen ...
und jetzt will ich eine Antwort haben. ...
Th.: Passiert etwas?
Kl.: Nein.
Th.: Wie fühlst du dich, sie steht wieder einfach nur da, was macht es mit dir?
Kl.: Ich hätte schon gerne eine Antwort ... aber ... ich bin nicht ungeduldig. ...
Th.: Heißt das, du bist geduldig und bleibst jetzt hier stehen, bis du eine Antwort hast?
Kl.: Ich kann sie nicht zwingen, mir eine Antwort zu geben.
Th.: Dann sag es ihr direkt, ich kann dich nicht zwingen.
Kl.: Ich kann dich nicht dazu zwingen, mir eine Antwort zu geben, aber wenn du eine weißt dann
sag sie mir irgendwann.
Th.: Reagiert sie?
Kl.: Ja, sie sagt ja ... sie wird nach der Antwort suchen und wenn sie sie weiß, dann
sagt sie es mir.
Th.: Ist das denn o.k. für dich?
Kl.: Wenn es nicht zu lange dauert ... und ich die Antwort dann auch bekomme. ...
Th.: Ich hätte noch eine Idee, wenn du magst ruf doch den Tod noch einmal dazu, wenn die
Mama mit dabei steht. ... Spüre was du tun willst.
Kl: ... Tod, willst du mal dazu kommen? ...
Th.: Und kommt er?
Kl.: ... Nein.
Th.: Willst du denn, dass er kommt?
Kl.: ... Das macht mir schon ein bisschen Unbehagen . ...
Th.: Kannst du das Unbehagen im Körper fühlen?
Kl.: Ja, es ist hier so im Bauch ... so ein Druck ... ein Krampf ...
Th.: Willst du denn, dass der Tod kommt, vielleicht auch nur mal von ganz weitem erst einmal?
Kl.: Ja vielleicht mal ganz von weitem. ...Tod, komme noch mal ... nicht so nahe ... lieber erst
einmal von weitem schauen. ...
Th.: Ist er da?
Kl.: ... Ich sehe so einen dunklen Vogel....
Th.: Frag ihn, ob er der Tod ist?
Kl.: Du dunkler Vogel, bist du der Tod? ... Ja. ... meine Mama ist noch bei mir. ...
Th.: Sie soll ihn sich auch anschauen ... kann sie ihn auch sehen?
Figuren wenn möglich miteinander verbinden oder begegnen lassen, konfrontieren.
Kl.: Ja. ...
Th.: Wie fühlst du dich jetzt wo der Tod da ist?
Kl.: Nicht gut.
Th.: Dann sag es ihm.
Kl.: Ich fühle mich bedrängt und beklemmt ... wenn du da bist ... kann ich nicht frei atmen. ...
Th.: Reagiert er auf dich?
Kl.: Er sagt, ich soll keine Angst haben ... er tut mir nichts. ...
Th.: Kannst du das so annehmen was er sagt?
Kl.: Schwer ...
Th.: Sag ihm das.
Kl.: Ich kann das schwer annehmen . ...
Th.: Glaubst du ihm das? ... Oder was willst du von ihm?
Kl.: Ich will einfach dass ... er ... geht ... oder dass wenn ich ihn sehe, ich nicht mehr so ein Gefühl
habe ... die Schwere und so.
Th.. Sag es ihm direkt, sprich ihn an.
Kl.: Ich möchte dich betrachten, ohne Angst zu haben ... ohne so ein schweres Gefühl haben zu
müssen.
Th.: Hört er dich?
Kl.: Ja ... er sagt, ich brauche keine Angst zu haben ... er ist nicht böse.
Th.: Wie ist das für dich, er ist nicht böse?
Kl.: Es ist ein ungutes Gefühl ... und er sagt, er will nichts von mir ... und er kann mich verstehen
... warum man angst hat vor ihm.
Th.: Magst du es ihm sagen?
Kl.: Ich habe Angst ... davor ...dass dann alles so endgültig ist ... und dass ich die, die ich lieb habe
nicht mitnehmen kann ... dass ich dann alleine gehen muss. ...
Th.: Hat er es gehört?
Kl.: Ja. ...
Th.: Magst du vielleicht mal näher ran gehen an den Tod?
Kl.: Ja.
Th.: Geh ganz langsam ... sagt er was dazu?
Kl.: Nein ... von Weitem dachte man, es wäre ein dunkler Vogel ... ganz schwarz. ... Je näher er
kommt ... er ist auch bunt ... nicht so dunkel. ...
Th.: Wie ist das für dich, dass der Tod plötzlich bunt wird?
Kl.: ... Das nimmt mir den Druck.
Th.: Sag es ihm.
Kl.: Das nimmt mir den Druck, dass du nicht so schwarz bist ... sondern doch auch bunt ...
und eher lebendig. ... Je näher ich darauf zu gehe ... desto mehr wird es wie ein bunter
Papagei.
Th.: Sieh mal, je näher du zu dem Tod gehst umso bunter und lebendiger wird er. Bist du schon
nahe dran?
Kl.: Ja ... du siehst ganz bunt aus, wie ein Papagei ... und gar nicht so fürchterlich. ...
Th.: Sagt er irgendwas dazu?
Kl.: Er sagt, er ist nicht so wie alle sagen. ...
Th.: Und wie ist das für dich?
Kl.: Da bin ich erstaunt.
Th.: Dann sag ihm das.
Kl.: Ich bin sehr erstaunt, dass du so lebendig und so bunt bist ... und dass ich vor dir
stehen kann und ... du mir nicht so die Angst machst ... die ich vorher hatte, als ich
dich von Weitem gesehen habe und du noch so dunkel warst. Ich habe ihn angefasst, er ist
ganz weich.
Th.: Sag - du bist ganz weich.
Klientin immer wieder auf die direkte Ansprache hinweisen.
Kl.: Du bist ganz weich. ... Und er kommt und schmiegt so den Kopf an meinen Finger.
Th.: Dann spüre das mal richtig, wie bunt der Tod ist, wie lebendig er kommt zu dir ...
Kl.: Meine Mama sagt, jetzt siehst du, du brauchst keine Angst haben.
Th.: Mag deine Mama den Tod auch mal anfassen?
Kl.: Ja den bunten Papagei ...
Th.: Und wie ist es für sie?
Kl.: Es ist ok.
Th.: Was möchtest du tun mit dem Tod, dem bunten Papagei? ... Vielleicht magst du ihn noch mal
fragen wie du ihn loslassen kannst?
Kl.: Er sagt einfach, ich soll ihn fliegen lassen ... ich soll ihn auf den Arm nehmen ... und ihn
einfach hoch halten ... und weg fliegen lassen. ...
Th.: Magst du dazu mit ihm in die schöne Landschaft gehen?
Kl.: Ja.
Th.: Wie ist das für dich mit dem Fliegen lassen ... verstehst du das?
Kl.: Ja, ich glaube ja.
Th.: Dann sag das ihm auch.
Kl.: Ich verstehe, was du von mir willst. ... Ich nehme dich jetzt auf meine Arm ... und halte dich
Hoch ... und mit dem nächsten Windstoß kannst du fliegen ... und ich habe keine Angst mehr
vor dir, weil ich weiß, dass du schön bunt bist ... und nicht so wie alle sagen. ... Und weg
fliegt er ... der Wind trägt ihn fort. ... Jetzt ist er weg. ...
Th.: Magst du die Mama fragen, ob es für sie auch so ein schönes Gefühl ist, weil sie ja anfangs
auch Angst hatte?
Kl.: Mama, wie ist das Gefühl für dich? ... Ist das o.k. so? ... Ja, sie sagt, sie findet das gut - so
hat sie das noch nie erlebt ... und es ist schön, dass sie es mit mir zusammen erlebt hat.
Th.: Wie ist das für dich, wenn sie das so sagt?
Kl.: Das tut gut.
Th.: Dann sag es ihr.
Kl.: Das ist schön, dass ich das mit dir erleben konnte ... und das gibt mir ein gutes Gefühl.
Th.: Und was für ein Gefühl?
Kl.: Dass sie mir niemand weg gerissen hat ... in so was Dunkles, Bedrohliches, sondern dass es
auch bunt ist und freundlich. ... Sie sagt, sie geht jetzt wieder ... in ihre bunte Welt ... und ich
soll in meiner bleiben.
Th.: Dann könnt ihr euch voneinander verabschieden ... und du kannst die Mama ja noch mal
fragen, ob sie dir hilft, wenn du mal wieder was hast.
Kl.: Mama, wenn ich Hilfe brauche in meiner Innenwelt, kann ich dich dann rufen? Hilfst du mir
dann? ... Ja, sie kommt dann und hilft mir und hört mir zu. ... Dann lass ich sie jetzt gehen.
... Sie dreht sich noch mal um und winkt. Ich winke auch zurück. ... Jetzt ist sie weg.
Th.: Wo stehst du?
Kl.: Ich stehe auf der grünen Wiese.
Th.: Ist die Bank noch in der Nähe?
Kl.: Ja, ich gehe jetzt dahin und setze mich dahin ... und guck so ... in die schöne Landschaft ... die
so ganz viel Ruhe ausstrahlt.
Th.: Möchtest du noch einen Moment da sitzen und die Ruhe genießen?
Kl.: Ja ... ein bisschen.
Musik zum Ankern eingespielt für ein paar Minuten. Die Klientin möchte nicht weiter
schauen. Sie holt noch ihren Mann und ihre Tochter auf die Bank, um mit ihnen zusammen
die Ruhe und die schöne Landschaft zu genießen. - Musik läuft noch ganz leise weiter.
Kl.: Wenn ich so hinter mich schaue, sehe ich die offene Tür, das weiße runde Tor ... und da
steht nichts mehr drauf.
Th.: Die Tür, wo vorher „Krebs“ drauf stand?
Kl.: Ja.
Th.: Wie ist das für dich?
Kl.: Es ist ein gutes Gefühl.
Th.: Magst du den Krebs auftauchen lassen und es ihm sagen?
Kl.: Ja. ...Krebs, zeige dich mal, ich will dir was sagen. ... Hier vor mir erscheint eine
Katze. ... Bist du der Krebs? ... Ja, sagt er jetzt. ... Du bist weg gestrichen aus meinem
Leben ... kannst gehen ... ich brauche dich nicht ... kann ganz gut ohne dich leben.
Th.: Und schau hin, wie die Katze, dein Krebs reagiert.
Kl.: Sie sitzt da und schaut mich an.
Th.: Versteht sie dich?
Kl.: Ja ... und den Tod habe ich auch gesehen und der ist bunt!!!! ... und nicht so dunkel wie alle
Sagen. ... Er steht auf und geht weg.
Th.: Ist das in Ordnung für dich?
Kl.: Das ist in Ordnung so, ich lass sie gehen.
Th.: Und wie ist das für dich, dass sie geht?
Kl.: Ich finde gut, dass du gehst ... gehe ruhig ...und du brauchst auch nicht wieder
kommen ... ich brauche dich nicht. ... Es ist ok. So. ... Sie ist weg.
Th.: Magst du es deinem Mann und deiner Tochter zeigen, dass der Krebs weg ist?
Kl.: Ja ... guckt mal, hinter euch die Schrift ist weg ... die Tür ist ganz weiß ... und der Krebs,
der sich mir als Katze gezeigt hat, ist gegangen ... und ich habe ihm gesagt, er soll
nicht wieder kommen, er braucht nicht wieder kommen. ... Die beiden sind froh, es ist ok. so.
Th.: Möchtest du denn noch weiter schauen heute zur nächsten Tür, oder reicht es für heute.
Kl.: Nein, es reicht.
Th.: Wollt ihr euch denn zu dritt noch etwas auf den Rasen legen oder wieder auf die Bank?
Kl.: Ja.
Th.: Wenn du magst kannst du alle noch mal auftauchen lassen, um dich bei ihnen zu bedanken,
dass sie da waren und dir so viel gezeigt haben.
Kl.: Ich habe sie alle auftauchen lassen und wieder gehen lassen. Wir setzen uns alle wider auf die
Bank.
Th.: Dann genießt das alles zu dritt.
Ich lasse Klientin für ca. 10 Minuten alleine, lasse Musik laufen. Die Klientin kann sich
ausruhen und alles noch mal in Ruhe reflektieren.