Supervisions-Sitzung Lea Luise Marshall Berufsausbildung B 16
„Rückenschmerzen“
Die Klientin leidet an Rückenschmerzen, klagt zu Beginn der Sitzung über
einen unruhigen Unterbauch und ist leicht reizbar. In ihrem inneren Keller findet
sie eine eingesperrten Affen vor, sowie einen Haufen alter Knochen. Im Zusammenhang
mit dem Affen, der auch mit einem realen Erlebnis aus ihrer Kindheit gekoppelt
ist zeigt sich ihre Verachtung allen männlichen Familienmitgliedern gegenüber,
angefangen vom Opa bis hin zu ihrem Vater und Stiefvater. Die unterwürfige,
rückgratlose Haltung der männlichen Energien in ihr erstreckt sich weiter
bis in ihr heutiges Leben, in dem sie bisher nach ihren Worten nur Beziehungen
zu “Nieten” hatte. Nachdem die Klientin die unterdrückte Wut
mit dem Schlagstock ausagiert hat, kann der Affe aus dem Käfig befreit werden.
Sie erkennt, dass er sein Rückgrat und seinen Biss nie verloren hat. Am Ende
ist der Käfig voller Goldbarren, die ihren zukünftigen Erfolg spiegeln,
ihre Entwicklung von den Nieten zum “großen Los”. Im weiteren
Verlauf setzt sich die Klientin dann mit den weiblichen Ahnen auseinander, die
durch die Knochen repräsentiert werden. Da dieses Thema noch nicht ausreichend
bearbeitet werden kann, wird eine Vereinbarung für eine weitere Sitzung getroffen.
Die Klientin leidet am Tag der Session unter Rückenschmerzen. Sie muss während
der Entspannungsphase auf der Seite liegen, damit die Schmerzen erträglicher
sind. Außerdem beklagt sie einen unruhigen Unterbauch und ist leicht reizbar.
Laut Ruediger Dahlkes Buch „Krankheit als Sprache der Seele“ können
Rückenprobleme unter anderem mit Themen wie Aufrichtigkeit, Für-etwas-gerade-stehen,
Demut und Lastentragen zu tun haben.
Das Thema der Session möchte die Klientin nicht konkret festlegen. Stattdessen
stellt sie drei Themen zur Auswahl und möchte schauen, welches sich zeigen
wird. Die Themen sind die Trennung von ihrem Partner, der Hintergrund ihrer Rückenschmerzen
und der Hintergrund ihres unruhigen Unterbauchs. Die Klientin äußert
die Vermutung, dass auch mehrere dieser Themen zusammenhängen könnten.
Es handelt sich um die siebte Session der Klientin. Sie hat einige Prinzipien
der Synergetik Therapie (z. B. direkte Ansprache) gut verinnerlicht. Manche Funktionen
der Psyche (z. B. Müdigkeit als Reaktion auf ein heikles Thema) sind ihr
bereits aus psychologischer Arbeit bekannt.
Die Therapeutin wird im Folgenden mit „T“, die Klientin mit „K“
bezeichnet. Der Wortlaut der Session ist in Times-, die Kommentare sind in kursiver
Arial-Schrift in Klammern widergegeben. Die Klientin wird mit dem „Treppen-Entspannungstext“
in den Alphazustand begleitet.
T: Siehst du da schon was?
K: Ich seh´ keine Treppe im Moment.
T: Was ist da?
K: Nix. (Da die K. sonst einen guten Zugang zu ihren inneren Bildern besitzt,
könnte dies der erste Hinweis darauf sein, dass ein schwieriges Thema ansteht
und die Ablehnungshaltung der K., bewusst oder unbewusst, dementsprechend hoch
ist.)
T: Schwarz, oder...
K: Hm, hm.
T: Kannst mal gucken, ob du irgendwo Licht anmachen kannst. (Ein pragmatischer
Versuch meinerseits mehr Information sichtbar zu machen.)
K: Ich könnte mir vorstellen, dass ich in dem Flur bin von dem Haus meiner
Großeltern. (Das Unterbewusstsein der K. reagiert prompt. Der Anteil innerhalb
der K., der auf Klärung drängt, macht sich bemerkbar.)
T: Wie sieht ´s da aus?
K: Wie immer. Ich bin ungehalten, merk´ ich. Ich hab´ auch keinen
Bock zu erzählen. (Dies ist sicherlich keine Reaktion auf meine recht unaufdringliche
Fragerei. Die K. ist bereits gefühlsmäßig mit einem alten Muster
in Kontakt.)
T: Du könntest mal an dir runter gucken, wie du aussiehst, was du anhast.
(Ein Versuch heraus zu finden, ob die K. sich auch in ihren Bildern auf der Erinnerungsebene
befindet.)
K: Eine schwarze Hose. Ich seh´ aus wie ein Schornsteinfeger in schwarzen
Klamotten.
T: Wie alt bist du?
K: Weiß ich nicht. Ich weiß nicht, ob ich erwachsen bin oder klein.
T: Vielleicht kannst du mal deine Hände angucken. Da sieht man das ganz gut
dran. (Die inneren Bilder sagen immer die individuelle Wahrheit.)
K: Die sehen speckig aus mit Löchern drin. Von daher müsste ich kleiner
sein. Ich hab` Sodbrennen und bin sehr ungehalten. Ich hab` Kopfschmerzen. Ich
bin richtig scheiße drauf.
T: Guck mal, bist du alleine in dem Flur. (Noch einmal versuche ich mehr Information
über den „Standort“ der K. zu erhalten. Befindet sie sich bereits
auf der Erinnerungsebene?)
K: Ich bin da alleine.
T: Du hattest dir ja verschiedene Themen vorgenommen, wo du einfach gucken wolltest,
welches du davon jetzt nimmst, oder ob da vielleicht was zusammen hängt.
Du kannst ja mal gucken, ob auf den Türen...
K: Ich muss erst mal die Treppe runter! ( Ich folge diesem Impuls der K., bin
mir aber nicht sicher, ob sie vielleicht ausbüchsen möchte.)
T: Ja, wenn da eine Treppe ist, dann geh´ da runter.
K: Ja, da ist der Flur und vom Flur aus geht ´s ja in den Keller.
T: Ah ja, gut.
K: Ich möchte am liebsten überhaupt nichts machen. Ich möchte am
liebsten schlafen. Bin ich kaputt. Ich muss mich richtig zwingen. Ich möchte
schlafen. (Hier wird zweifellos klar, dass es sich um ein schwer zugängliches
Thema handelt.)
T: Gut, du musst es wissen, ob du schlafen möchtest oder eine Session machen.
(Ich fordere eine bewusste Entscheidung der K. ein. Wenn sie sich bewusst entscheidet,
das Thema anzugehen, wird es ihr leichter fallen mit Anteilen aus ihrem Unterbewusstsein,
die einer Lösung des Themas entgegenstehen, umzugehen.)
K: Nein, jetzt möchte ich eine Session machen. (Die Klientin klingt entschlossen.)
T: Ok.
K: Vielleicht hab´ ich auch meine Gründe schlafen zu wollen. (Die K.
durchschaut ihr eigenes Muster.)
T: Du kannst nachschauen.
K: Da ist so eine Tür, die ist aus so Profilbrettern zusammengesetzt.
T: Das ist jetzt die Tür vor der Kellertreppe?
K: Ja, das ist die Kellertreppentür.
T: Ok.
K: Da steckt ein Schlüssel drin und die hat eine kleine schwarze Metallklinke.
Ich mach mal jetzt auf und da schlägt mir schon der Duft von Äpfeln
entgegen und da ist wieder die Kellertreppe aus Holz mit einem Handlauf aus Holz;
der ist ganz glatt vom vielen Angefasst-werden und da werde ich jetzt mal runter
gehen. (Zuerst erscheint der Keller neutral oder sogar einladend...)
T: Ja.
K: Unschön ist es da. Da ist auch keine Tür. Da geht ´s gleich
weiter von diesem Kellertreppenvorraum in einen anderen Keller und wenn ich da
rein komme, liegen in der Ecke lauter Gebeine. (...um sich dann aus dem Verborgenen
heraus zu entpuppen. Abgespaltene Anteile könnten sich nicht offensichtlicher
als in Form von Knochen offenbaren.)
T: Ja.
K: Ich hab´ schon gewusst, dass ich da nicht hin will. Ich hatte absolut
keinen Bock (weint). (Hier spricht die K. ihre Ablehnung dem Thema gegenüber
offen aus.) Mir geht ´s schon so scheiße. All so menschliche Knochen
und Totenköpfe liegen da rum und so was. Ein richtig scheiße Bild.
T: Ist da sonst noch was in dem Raum, was dir auffällt? (Ich versuche mehr
Information zu bekommen.)
K: Da ist noch so ein Drahtverhau. Da sitzt ein Affe drin und springt immer rum.
Das ist Tierquälerei. Der soll da raus. Was soll der denn da im dunklen Keller?
Sauerei! (Hier liegt Energie gebunden, die im übertragenen Sinne eingesperrt
wurde.)
T: Schau Mal, was ist dein Impuls. Du hast grad gesagt, der soll da raus. Willst
du ihn da raus lassen? Oder gucken, wer ihn da eingesperrt hat? (Ich versuche
heraus zufinden, durch welches Ereignis diese Energie abgespalten wurde.)
K: Der Affe ist aggressiv und wenn ich den da raushole, ist das nicht ganz ungefährlich
für mich (weint) (Die K. fürchtet ihre eigene Aggression.) Aber der
muss da raus, weil ´s mir sonst schlecht geht, wenn der da drin bleibt.
(Die K. erkennt den Zusammenhang zwischen dem Zustand des Affen und ihrem eigenen
und sieht den Handlungsbedarf.) Ich hab´ auch letztens einen im Fernsehen
gesehen, der schon seit sieben Jahren eingesperrt war in so einem Käfig.
Das fand ich so furchtbar und das hat mich wieder so belastet (schluchzt) (Das
Außen spiegelt der K. ihr Innenleben wider.) Ich hab´ Angst und Kopfschmerzen.
Mir geht ´s scheiße.
T: Du kannst den Affen mal ansprechen. (Kontakt wird aufgebaut und Rückkopplung
provoziert.)
K: Ja, ich kann ihn mal ansprechen. Mal kucken. Hör mal zu, Affe, was machst
du denn hier? Der kreischt. Hatte ich mir schon gedacht. (Hier war eine sich selbst
erfüllende Prophezeiung am Werk.) (zum Affen:)Mit dir ist doch keine Konversation
möglich. Du kreischst nur rum. Ich will dir doch was Gutes tun, blödes
Viech. Warum schreiste denn so? Der streckt die Hand aus. (Der Anteil ist aus
sich heraus bestrebt in Kontakt zu gehen.) Ich glaube, der will mir in den Haaren
reißen. Das hatte ich ja schon mal als Kind. ( Hier offenbart sich die Erinnerungsebene
von selbst und ohne Nachfrage der Therapeutin.) Da hab´ ich Affen im Zoo
gefüttert und bin da zu nah dran gekommen. Da hatte ich so ein Hütchen
auf. Da haben sie mir am Hütchen gerissen. Haben mir das Band, glaub´
ich, abgerissen. (Die Klientin hatte mir schon einmal von diesem Ereignis berichtet,
daher weiß ich, dass ihre Mutter damals zugegen war.)
T: Hat das da was mit zu tun, diese Erinnerung? (Die Frage ist schlecht formuliert,
da sie das logische Denken der K. adressiert.)
K: Das weiß ich nicht. Keine Ahnung.
T: Du kannst ja mal reinspüren, oder frag mal den Affen. (Direkte Ansprache,
um die K. nicht in die Reflektion zu bringen.)
K: Sag mal, Affe, hast du da was mit zu tun. Ja, sagt der. Ja also der nickt.
T: Mit dieser Situation im Zoo?
K: Ja, muss wohl. Versteh´ ich nicht. Was mach´ ich denn jetzt?
T: Du kannst in die Situation mal rein gehen. Vielleicht kann dich der Affe mal
mitnehmen. (Versuch die Prägungsebene der K: aufzurufen.)
K (zeigt auf ihren Unterbauch): Das ist hier alles wie durchgebrochen.
T: Hat das was damit zu tun? (Ich versuche heraus zufinden, ob die Symptome im
Zusammenhang mit dem Thema auftreten, oder Ablenkungsmanöver des Unterbewusstseins
darstellen. Leider begehe ich dabei abermals den Fehler die K. in die Reflektion
zu bringen.)
K: Keine Ahnung. Mir tut der Rücken weh und der Kopf. Mir geht ´s so
scheiße.
T: Frag den Affen mal. (Direkte Ansprache, um die K. nicht in die Reflektion zu
bringen.)
K: Sag mal, Affe, weißt du, warum ´s mir so scheiße geht? Ja
sagt der. Der nickt. (zum Affen:) Ist doch Blödsinn. Du hast doch keine Ahnung.
(Die K. zensiert diesen Anteil mit dem Verstand) Erzähl´ doch keinen
Schiet. Immer will der mir an die Haare. (zum Affen:) Ich warn´ dich, weißt
du! (wird ungehalten) (Der Anteil versucht nachdrücklich Kontakt herzustellen,
was ihm auch gelingt. Die K. wird aggressiv.) Wenn du mir an die Haare gehst,
dann hau´ ich dir mal eine. (wird weinerlich) Ich lass´ mich nich´
von dir hier misshandeln. Ich hab´ dir nichts getan, hörst du? Ich
lass´ mir nicht in den Haaren reißen von dir. Ich hab´ dir nichts
getan. Ich hab´ dich nur füttern wollen, du blödes Stück!
T: Bist du jetzt in der Situation da bei dem Käfig?
K: Ich weiß es nicht (weint). Das geht alles so in einander über da,
im Zoo.
T: Wo ist deine Mama? Du hast mal gesagt, du warst mit deiner Mama da. Ist die
da auch? (Hier ziehe ich ein Scheibchen. Die Mutter der K. war schon mehrfach
Problemfaktor.)
K: Die schafuttert da schon wieder, (Die K. äfft die Mutter nach, wird affig,
die Energie des Affen ist bereits teilweise reaktiviert.) reißt schon wieder
die Klappe auf. Ist mal wieder in Panik hoch zehn, weil ich da so dicht am Käfig
stehe. Hätt´ sie mir ja gleich gesagt, da hätt´ ich nichts
zu suchen. Hinter der Absperrung hätte ich bleiben sollen. (zur Mutter:)
Hallt die Klappe, du blöde Alte! Die nervt mich.
T: Ja, sag ihr das mal. (Provokation von Rückkopplung.)
K: Du nervst mich, weißt du. Halt die Gosche. Mich nervt dieses Aufgebrachte.
Das Aufgebrachte an ihr ist das Aufgebrachte in mir.
T: Ja, sag ihr das mal, dass dich das nervt. (Konfrontation durch direkte Ansprache.)
K: Das nervt mich, Mama, dass ich genau so aufgebracht bin wie du. Dieses Aufgebrachte
geht mir verdammt auf ´n Keks . Ich kann das nicht ab. Ich will meine Ruhe
haben. Verstehst du?
T: Erzähl ihr auch mal wie ´s dir geht. (Versuch Betroffenheit des
Anteils sichtbar zu machen.)
K: Scheiße. Mir geht ´s absolut scheiße. Du hast mich immer
so in die Pflicht genommen, Mama. Du hast mich immer so, so...ja...Ich weiß
nicht. Irgendwie hast du ´s mir immer so schwer gemacht. Mit deinem vielen
Schafuttern hast du mich genervt.
T: Guck mal, wie sie reagiert.
K: Ja, die schafuttert noch mehr (äfft Mutter nach). Will sich rechtfertigen.
Du hast mich genervt, Mama.
T: Frag sie doch mal, ob sie was mit deiner Befindlichkeit zu tun hat.
K: Hat das was mit dir zu tun? Ach, die weist doch jede Schuld von sich. Das kennen
wir doch. Die doch nicht. Du weißt doch, die ist doch engelsrein. Ja, das
ist es eben, Mama, du bist doch engelsrein. (Hier tritt die Unfehlbarkeit als
Gegenstück zum triebhaften Affen in Erscheinung.)
T: Frag doch mal den Affen, was der sagt.
K: Der zeigt sich an den Kopf (lacht). Von wegen engelsrein. Mann, ehrlich. Die
hat ja nie was falsch gemacht. Die hat ja nie zugegeben, was falsch gemacht zu
haben die Alte. Ich glaub ´s nicht. Ja, engelsrein, genau. (Hier gerät
die K. ins Erzählen.)
T: Ja.
K: Besser kann man ´s gar nicht bezeichnen. Hammer! (zur Mutter:) Warum
sind dir eigentlich nicht schon zu Lebzeiten Flügel gewachsen? Sag mal! (Die
K. geht von selbst wieder zur direkten Ansprache über.)
T: Guck mal, wie sie reagiert:
K: Guckt so ganz butterweich. Und auch irgendwie böse ( Die Fassade bröckelt,
die Anteile beginnen sich zu vermischen.) weil ich sie durchschaue.
T: Hm, hm.
K: Du bist gar nicht nur engelsrein, Mama. Weißt du, du bist eine verlogene
Alte. Du bist keiner, der zu seinen Fehlern steht. Ich kann mich nicht erinnern,
dass du gesagt hättest...Doch! Das hast du schon gesagt. Nach Westfalen zu
kommen, das wäre ein Fehler gewesen. Ja.
T: Ein Fehler im Bezug auf dich, oder im Bezug auf ihr eigenes Wohl? (Ziehen eines
Scheibchens. Die K. erwähnte früher bereits, dass ihre Mutter oft die
K. als Grund für Fehlentscheidungen anführte. So habe die Mutter sich
selbst als Opfer dargestellt, das sich für die K. aufgibt.)
K (aufgebracht): Neeiin! Im Bezug auf sich selbst, nicht im Bezug auf mich!
T: Hm, hm.
K: Das hat sie doch gar nicht gejuckt, diese ganzen Querelen mit meinem Stiefvater.
T: Ja, sag ihr das mal. (Kontakt halten und Rückkopplung provozieren.)
K: Das hat dich doch gar nicht interessiert, Mama. Das ganze Theater, diese Spannungen.
Genau, da kommt diese ganze Kacke auch her! Dieses ganze sich...Immer, wo wir
hingingen, war nur Terz!
T: Krampf! (Dieses Wort hatte die K. bereits mehrfach im Zusammenhang mit ihrer
Mutter erwähnt.)
K: Immer Krampf. Wenn wir zu deinen Eltern gingen, meinen Großeltern, da
war auch immer nur Streit und Krampf (wird böse). Nur Streit und Krampf war
da. Da war keine Herzlichkeit, nichts.
T: Schau, wie deine Mama reagiert da drauf.
K: Die guckt böse.(Die K. wird böse.) Und später war ´s genau
so. Die hat das...Das stimmt! Die hat das Leben ihrer Eltern geführt. Genau,
das wird mir jetzt erst mal klar. Das war so eine eklige Atmosphäre. Giftig
war die, die Atmosphäre. Giftig! Jawoll, giftig!
T: Spür mal, ob das wichtig ist, dass du ihre Eltern auch dazuholst, deine
Großeltern. Oder vielleicht auch den zweiten Mann von deiner Mama. Oder
auch den ersten? (Ich ziehe ein Scheibchen. Wahrscheinlich liegt ein Familienthema
vor.)
K: Da war ´s genau so! Das waren alles so Duckmäuser, weißt du,
solche Schmoller. Die so nicht raus mit der Sprache entweder still hinlitten oder
eben schmollten und grollten. Aber, weißt du, nicht offen. Groll ist ja
so verborgen. Da gab ´s keine wirkliche Konfrontation. Nirgends. (Die K.
erzählt.)
T: Dann schau mal, gehören die auch dazu? Sollen die auch auftauchen?
K: Also meine Großeltern, die...Das ist jetzt alles da in dem Flur von dem
Haus meiner Großeltern. (Der bezeichnenderweise bereits am Anfang auftauchte.)
T: Hm, hm. Wer ist jetzt alles da?
K: Ich seh´ wieder die dicke Oma und den Opa und meinen Stiefvater, meinen
Vater auch und meine Mutter. Sind alle da.
T: Wie wirken die?
K: Ja, nicht glücklich. Unzufrieden wirken die. Allesamt. Unzufrieden.
T: Wie gucken die dich denn an?
K: Ja, eh...bisschen vorwurfsvoll. Weil ich ja jetzt hier Stunk mach´. Ich
deck ja was auf, oder ich sprech´ was an, was die gar nicht...wollten.
T: Die möchten da lieber drüber schmollen.
K: Hm, hm. Also, weißt du, so „da ist doch gar nichts. Was will die?
Was hat die für ´n Anliegen? Wie kommt die uns vor?“ Genau! So!
So ist das!
T: Du könntest denen ja mitteilen, was los ist. Dass da irgendwo irgendwer
einen Affen im Keller eingesperrt hat, dass ein Haufen Knochen rumliegt, bei ihnen
im Keller, bei dir im Keller. (Versuch Verbindungen zwischen dem Bild des Kellers
und den aufgetretenen Familienmitgliedern herzustellen um Information zu erlangen.
Was hängt wie zusammen?)
K: Genau, das sag´ ich denen mal! Hier bei euch in eurem scheiß Keller,
ne. Da bin ich eben mal runter gegangen. Wisst ihr, was da unten überhaupt
los ist. Erst duftet ´s schön nach Äpfeln, ne, und kaum kommste
um die Ecke rum, liegen da lauter Knochen, Menschenknochen, ja! (wird wütend)
Und ein Affe ist da unten eingesperrt, ja! Ja, da wird sich erst mal kräftig
aufgeregt so nach dem Motto, die spinnt wohl.
T: Ihr könnt ja zusammen runter gehen.
K: Genau, ich zeig´ euch die Scheiße mal. Geht mal da runter! Da trauen
sie sich nicht!
T: Hm!
K: Ne, ne, ihr traut euch nicht´. Aber ich kann da runter gehen, ne! Ich
kann da runter gehen! (weint) Ich kann mir die ganze Scheiße immer ankucken.
T: Hm, hm.
K: Ich kann mir die Scheiße ankucken.
T: Ja.
K: Mir hilft auch keiner. Ich muss immer alles alleine machen. (Hier spricht die
K. einen Mustersatz aus.)
T: Guck, wie die reagieren, wenn du das sagst.
K: Ja, hilfsbereit mit Sicherheit nicht, da kannste von ausgehen. Das juckt die
doch gar nicht. Ich nerve die nur.
T: Ja.
K: Ich konfrontier´ die mit etwas, oder weis´ die auf etwas hin, das
sie lieber totgeschwiegen wüssten.
T: Ja.
K: Und ihr geht jetzt in den Keller und wenn ich euch da eigenfüßig
´runterstoße. (Die K. sucht von selbst und ohne meine Anregung wieder
die Konfrontation.)
T: Genau!
K: Los, ihr Bande! Da rein jetzt! Ich zeig´ euch die Scheiße da unten.
T: Ja.
K: Ich hab´ Kopfschmerzen (weint). Mir geht ´s scheiße. Ich
hab´ immer so scheiße Bilder. Ich möchte mal eine Session haben,
wo ich eine Blumenwiese sehe oder ein schönes Schloss oder was. Nicht immer
so eingesperrte Tiere und Knochenhaufen. Immer so scheiße Bilder. Wie lange
soll das noch gehen?
T: Dann sag das denen mal.
K: Genau!
T: Sind doch immer wieder die gleichen Pappkamaraden, die da auftauchen.
K: Genau! Immer wieder die gleichen. (wird wütend) Ihr blöden Hunde,
ihr! Guckt euch mal die Scheiße an!
T: Ja.
K: Ich bin doch das Kind. Das habt ihr doch alle dahin gepackt! Was sind das für
scheiß Knochen? Wo kommen die her? Und dieser Affe hier. Wer hat den da
eingesperrt von euch? Ihr Sauhunde, ihr! Ich hab´ Kopfschmerzen wie verrückt!
Die werden immer schlimmer!
T: Du könntest die Kopfschmerzen mal ansprechen, dass sie sich mal umsetzen
in eine Erinnerung oder eine Gestalt oder...(Versuch herauszufinden, ob die Kopfschmerzen
Teil des Themas oder Ablenkung sind.)
K: Kopfschmerzen, warum seid ihr da? Was ist mit euch? Die stehen für den
Krampf! Für den Krampf stehen die!
T: Wie sieht denn der aus?
K: Der ist ganz verdreht. Wie so ein knorriger Baum oder was. So ganz verdreht
in einander alles (weint). Alles nur scheiß Bilder.
T: Ja.
K: Nur scheiß Bilder. Ich hab´ die Wut.
T: Ja.
K: Ich hab´ die Wut.
T: Bist du jetzt unten im Keller mit denen? Hast du die da runter gekriegt?
K: Jetzt stehen die da, aber die gehen gar nicht näher. Geht näher!
(wütend) Los, guckt euch den Mist an!
T: Willst du einen Kloppstock haben?
K: Nein, ich will erst mal sehen, was sich da ergibt. Ich will nicht wieder rumkloppen.
T: Kannst dich auch aufsetzen.
K: Nein, ich will liegen bleiben!
T: Ja.
K: Das ist ja wirklich schlimmer als eine Geburt, diese Sessions! (weinerlich)
Da krieg´ ich ja lieber ein Kind als so was! Guckt euch den Mist an! Was
sind das für Knochen? (wütend) Ihr sagt mir, was das für Knochen
sind!
T: Genau! Wer hat die dahin gepackt? Wer hat den Affen eingesperrt? Die sollen
sich mal melden! (Unterstützung des Prozesses.)
K: Genau! Was soll die Scheiße? Wer den Affen eingesperrt hat, der lässt
den raus! Das ist überhaupt nicht meine Aufgabe! Ihr lasst den raus! Wer
hat den Affen eingesperrt? Ich bin ´s nicht gewesen! Mein Opa hat den Affen
eingesperrt! Der Affe zeigt auf den! (zum Affen:) Du sollst den Opa an den Haaren
ziehen! (Die K. lässt erst einmal den Affen tun. Sie selbst hat noch zuviel
Scheu.)
T: Genau!
K: Au, au, au, schreit der. Der hat schon so weißes schütteres Haar
und wird jetzt kräftig...Zieh an dem Haar! Zieh ihm die Haare aus!
T: Genau!
K: Au, au, au, schreit der alle. Du Lüderken, sagt der. Der meint mich! Weil
ich ihn dahin geführt habe! (zum Opa:) Ich zeig dir gleich Lüderken.
Du bist das Luder, du Schweinehund. Du hast den Affen eingesperrt!
T: Guck mal, bist du die große K. oder die kleine oder? (Ich versuche herauszufinden,
ob sich die K. auf der Erinnerungsebene befindet. Wahrscheinlich handelt es sich
jedoch eher um die Symbolebene.)
K. Ich seh´ mich gar nicht.
T: Guck mal an dir runter.
K (ungehalten): Ich bin der Schornsteinfeger, das weißt du doch! Bin ich
denn nicht auch einmal als Schornsteinfeger gegangen zu Karneval, als ich klein
war? Das kann schon sein, dass ich einmal als Schornsteinfeger gegangen bin mit
einem Zylinder auf dem Kopf. Das kann schon sein. Kommt mir so vor.
T: Ja, kuck mal. Ist da noch irgendwas? (Versuch mehr Information zu erlangen.)
K: Das weiß ich nicht mehr. Wer ist da gegangen? Vielleicht auch das andere
Mädchen. Ich weiß gar nicht mehr wie die hieß.
T: Spür mal, ob da noch irgendwas ist mit diesem Schornsteinfegerkostüm.
K: Ich weiß es nicht.
T: Da kommt nichts?
K: Da kommt nichts. Aber ich will jetzt hier unten diesen scheiß Keller
ausgeräumt haben (weint). Ihr sollt das wegmachen. (wird wütend) Und
ich will wissen, was da Sache ist! Das ist so geheimnisvoll, weißt du so,
immer überall den Lumpen drüber packen.
T: Da liegen Knochen rum. Da wird ein Affe eingesperrt. Wo kommt denn überhaupt
der Affe her? Was soll das? Was ist da los? (Versuch die Neugier der K. anzustacheln,
damit sie motiviert ist mehr Information aufzudecken.)
K: Was ist das für ein komisches Bild!
T: Ja.
K: Was ist das für ein widerliches Bild! Ich hasse so was! Ich will einen
schönen Keller haben! (Die K. wird von ihrer Unzufriedenheit angetrieben.)So,
Opa, was ist mit diesem Affen? Ja, den lasse ich jetzt raus, sagt er. Du sollst
den Affen dahin bringen, wo er hin will!
T: Frag ihn mal- also ich geh´ jetzt mal davon aus, dass dein Opa da nicht
wirklich einen Affen hatte, sondern, dass das symbolisch ist- frag ihn mal, was
das ist oder wo das passiert ist, dieses Einsperren des Affen. Was dahinter steckt.
(Direktes Einfordern der Prägungsebene.)
K: Ja, da steckt der ganze Krampf und das Gekreische drin. Gekreische und Krampf.
Diese Affen sind doch oft so...
T: .. wie aufgezogen.
K: Ja, und das steckt da alles drin. Das hat der da reingesperrt. Der war immer
so gedeckelt und so bedrückt. Ekelig! Der hat sich nie widersetzt und gewehrt.
T: So unterschwellig dann immer.
K: Oaah! Da hat der seinen eigenen Widerstand eingesperrt. Ekelig!
T: Ja, schau mal, nickt er oder schüttelt er den Kopf. Frag ihn mal, ob das
so ist. (Die Gedanken der K. klingen plausibel, trotzdem möchte ich sie mit
der Wahrheit des Bildes abgleiche und Rückkopplung provozieren.)
K: Opa, stimmt das, was ich dir sage, dass du da deinen Widerstand eingesperrt
hast? Jetzt rutscht der da mit dem Rücken an der Käfigwand runter und
sitzt am Boden und heult. (Der Großvater zeigt Betroffenheit.) (zum Opa:)
Du hast kein Rückgrad gehabt. Deine Frau, dieser Dragoner, die hat dich immer
nur gebügelt. Ich hab´ Bauchschmerzen. Ah, hab´ ich Bauchschmerzen.
T: Frag ihn mal, hat er damit zu tun? Oder die Oma vielleicht, seine Frau? (Dies
ist sehr naheliegend, da die Bauchschmerzen zum gleichen Zeitpunkt auftreten,
zu dem die Oma erwähnt wird.)
K: Mit meinen Bauchschmerzen? Wer hat mit meinen Bauchschmerzen zu tun? Melden!
Ich weiß es nicht. Zeigt euch! Wer hat damit zu tun? Melden! Meine Oma und
meine Mutter melden sich. Hm, das äußert sich dann in Blähungen,
das ist das was vorne nicht an Krach raus kommt, das sucht sich hinten einen Weg.
T: Dampf ablassen.
K: Genau. Wirklich so eine richtige Knechtschaft war das da. Mein Opa ist ein
Knecht gewesen. Ekelig! Ein Masochist regelrecht! Meine Oma ist ein solcher Berserker.
Ekelig! Und meine Mutter ist auch nicht viel anders.
T: Guck mal, wie die reagieren auf das, was du sagst. (Rückkopplung einfordern.)
K: Pffff.
T: Kann gar nicht sein?
K: Unterstellung! Unverschämte Unterstellung! Mein Vater und mein Stiefvater
ziehen fiese Gesichter. Was bringt die denn da ins Spiel? Was spricht die denn
da an? Das hätte man doch besser mal unter den Teppich gekehrt! (zu den Vätern:)
Da seid ihr groß drin, im Unter´n-Teppich-kehren. Lassen wir doch
mal fünfe grade sein! (Möglicherweise hat „grade“ hier mit
Rückgrad zu tun.) Nicht? Fünf Komma drei sieben lassen wir auch grade
sein. Eigentlich lassen wir alles grade sein. Es gibt ja nichts, das so schlimm
wäre, als das man es nicht grade sein lassen könnte! Immer alles grade
sein lassen und wenn ´s nicht grade ist, dann wird ´s grade gerückt!
Dieser Affe da unten! Dieser heulende Opa! Opa, du bist ekelhaft, weißt
du! Stell dich mal wieder hin! Ist ja widerlich, wie du da unten am Boden kauerst
und heulst! Stell dich hin, Memme! Ekelige Memme! Und die anderen zwei Kerle können
sich auch noch mit davor stellen, das sind genau solche Memmen! Mein Vater und
mein Stiefvater. Nur Memmen. Nur Memmen! Der eine säuft, dem anderen schlägt
´s auf ´s Herz und dem dritten auf ´n Magen. (Die K. klagt ebenfalls
über Magenprobleme.) Klasse seid ihr! Seid ihr Memmen! Das merk´ ich
jetzt erst mal, was das für eine beschissene, schwächliche, jämmerliche
männliche Energie ist, die da rüberkommt.
T: Hm, Jammerlappen.
K: Ja, Jammerlappen. Jammerlappen! Nur Jammerlappen! Ekelhaft! Das ist mir nie
so bewusst geworden. Das kennzeichnet die ja alle drei durch die Bank! Jammerlappen
und die Weiber Dragoner! (Hier wird sehr schön sichtbar, wie das eine ohne
das andere nicht kann, wie sich die Gegensätze suchen, gegenseitig bedingen
und von einander abhängen.)
T: Ja. Nicht schlecht!
K (lacht): Ich bin kein Dragoner. Nein, nein, nur nicht. Hi, hi, hi! (Die K. hat
mit der Möglichkeit selbst ein Dragoner zu sein kein Problem. Im Gegenteil
scheint es, als ob ihr diese Rolle Spaß mache. Ihr Ekel gilt dem gegenteiligen
abgespaltenen Anteil, der Memme.) Aber ich hab´ ja auch nur Jammerlappen
gehabt. Im Grunde waren das genau solche Jammerlappen!
T: Ja.
K: B., der die Schnauze nicht auf kriegte! W., dieser Jämmerling, der noch
nicht mal eine halbtote Katze überfahren konnte! T., der kein Rückgrad
hatte. Zwar irgendwie aufbrausend, aber letztlich kein Biss! Zu nichts gebracht!
Eine absolute Niete! Jeder auf seinem Gebiet! Was man sich grad so aussucht. Magen...Darm...,
oder eben völliges Fehlen von Grundlagen im Leben! Nieten! Nur Nieten letztlich!
T: Gehören die noch mit in diese Nietenparade? Willst du die da noch zustellen?
(Zuspitzung, um die Zusammenhänge noch deutlicher Herauszuarbeiten.)
K: Ja, die können da alle mit rein. Das ist ein Pott! Meinem Opa muss ich
ja noch zu Gute halten, dass er arbeitsam war. Die haben ´s ja auch weit
gebracht, mit dem Haus und allem. Aber letztlich war er vor meiner Oma ein Duckmäuser
ersten Ranges! (lacht) Was ´ne Nietenparade! Ja, ne Nietenparade! Das isses!
´ne absolute Nietenparade!
T: Und dir machen sie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und was nicht alles! (Anreiz
zur Handlung.)
K: Was geht mich die Scheiße an? Was hab´ ich damit zu tun? Wisst
ihr was? Behaltet doch eure Kacke. Das interessiert mich doch gar nicht! Was geht
mich euer Nietenleben an? Ihr könnt von mir aus so viel rumnieten, wie ihr
wollt! Lasst mich damit in Ruhe! Was soll die Scheiße? Ich soll immer alles
geraderücken hier, was? Ja, die kommt uns gerade recht. Die kann da alles
wieder gerade rücken! Die macht ja Synergetik! Das ist ja die Quelle zum
Geraderücken! Die kann das alles für uns machen! Ich werde für
euch überhaupt nichts tun! Ich will nur was für mich machen, ihr Arschlöcher!
Macht doch euren eigenen Dreck!
T: Ja, was willst du machen, mit der Nietenparade und den beiden Dragonern da?
Ein Haufen Knochen liegt in der Ecke, wo keiner für verantwortlich ist. (Rückverbindung
mit der Symbolebene.)
K: Das muss mit den Frauen zu tun haben. Das hat mit den Männern nichts zu
tun.
T: Die Knochen? Die Männer haben mit dem Affen zu tun und die Frauen mit
den Knochen? Ist das so?
K: Ja, ich schätze mal...
T: Frag die mal, die beiden Drachen.
K: Mir wird ganz warm jetzt. Oh, mir geht ´s nicht gut!
T: Ich meine, der Opa hatte ja mit dem Affen zu tun.
K: Hm, hm.
T: Du kannst ja mal die Nietenparade fragen, ob sie mit dem Affen alle zu tun
haben und die beiden Dragoner mal, ob sie mit den Knochen zu tun haben. Die sollen
mal nicken oder kopfschütteln jeweils. (Direkte Ansprache, um die Symbolik
aufzuschlüsseln.)
K: Habt ihr alle mit dem Affen zu tun, ihr blöden Nieten? (wird böse)
Wisst ihr eigentlich, dass ich euch verachte. Ich verachte euch, ihr Nieten! Genau,
ich verachte euch!
T: Ja, die sollen mal nicken oder kopfschütteln. (Einfordern der Wirklichkeit
der Bilder.)
K: Habt ihr mit dem Affen zu tun, ihr blöden Nieten? Ja! Ja! Jaa! Jaa! Die
ganze Bande! Die ganze Bande!
T: Ja.
K: Jaa! Jaa! Genau! Wir haben das Rückgrad im Käfig gelassen! Genau!
Das Widerstandleisten und das Rückgrad, das habt ihr im Käfig abgegeben,
ihr Nieten! Ihr habt ´s weggesperrt! Sind das Nieten! Ich hasse euch! Ich
verachte euch, dafür, dass ihr solche Nieten seid! Ich hasse euch! Ihr seid
Nieten!
T: Kloppstock?
K: Ich weiß es nicht! (zur Therapeutin) Lass mich in Ruhe!
T: Nimm erst mal.
K: Ich hab´ so eine Wut! (schlägt mit dem Schlagstock)Weil das alte
Nieten sind!
T: Ja!
K: Ich hasse Nieten! Ich will keine Nieten mehr! Ich will einen richtigen Mann!
T: Genau! Mach mal eine Ansage!
K (stößt im gleichen Moment auf, in dem die Prozessmusik einsetzt):
Hörste? Da kommt ´s!
T: Da kommt ´s.
K: Jetzt geht ´s nicht hinten, sondern vorne raus! (schlägt) Ich hab´
keinen Bock mehr auf Nieten! Ich hasse Nieten! Ich hasse alte Nieten! (schlägt)
Die Nieterei hab´ ich auch. Die will ich loswerden!
T: Rückgradlos!
K: Ja, das kommt von den scheiß Nieten, die ich da... (schlägt) Scheiß
Nieten! Ich hasse Nieten! Wo haue ich jetzt drauf? Wo haue ich die drauf? Was
mach´ ich mit denen?
T: Wo schlägt man ´ne Niete drauf? Auf den Kopf?
K: Ich hasse euch!
T: Was macht man mit einer Niete?
K: Die haut man in den Boden, damit sie ganz weg ist. Die ist doch schon so klein
mit Hut! Die Niete! Genau!
T: Genau!
K: Stellt euch auf, ihr Nieten! (schlägt) Das ist wie Nägel einschlagen,
weißt du? (schlägt und schreit)
T: Ja!
K: Immer Nieten! Nie das große Los!
T: Leider nicht gewonnen!
K: Jedes verdammte Mal! (schlägt, dann Pause)
T: Sind alle platt gehauen? Schau mal, wen siehst du da?
K: Sind alle platt. Da sind jetzt nur noch Nägelköpfe, die aus ´m
Boden kucken. Und der Affe der kreischt und kreischt in dem Käfig.
(Hier sind mehrere Sätze durch die laute Musik unverständlich. Die K.
bekundet an dieser Stelle ihren Wunsch den Affen aus dem Käfig zu befreien
und tut dies auch. Der Affe springt auf ihren Arm und sie bricht in Tränen
aus. Die Angst vor der Energie ist gewichen, da diese ausgelebt wurde. Die K.
legt sich wieder hin. Sie weint, hustet und würgt Die Anspannung löst
sich.)
T: Willst du dich noch mal aufsetzten?
K: Nein, nein. (Husten und Würgen werden schwächer. Die K. atmet tief.)
Diese Nieten ich hasse Nieten. Ich hasse Nieten. Der Affe ist der Einzige, der
sein Rückgrad behalten hat, obwohl sie ihn eingesperrt haben.
T: Deswegen musste er ja eingesperrt werden.
K: Ja, genau. Der freut sich, dass ich die kaputt gehauen hab´. (Die K.
freut sich über diese Tat.) Der freut sich so. Ooh! Du hast dein Rückgrad
behalten und deinen Biss. (Pause) Die sitzen jetzt aller inner Ecke die Kerle
und heulen.
T: Hm, hm.
K: Die halten sich die Augen und heulen. Die ganze Bande. (Die K. räuspert
sich. Dies wirkt wie eine Ankündigung.)
T: Was willst du machen?
K: Ich möchte´ mal wissen, was mit den Knochen los ist!
T: Ja, schau mal!
K: Meine Schwester ist da auch noch mit dabei. (Hier zeigt das Unterbewusstsein
aus sich heraus, dass noch jemand gefehlt hat.)
T: Bei den Jammerlappen oder bei den Dragonern?
K: Nein, bei den Frauen. Meine Mutter, meine Schwester und meine Oma:
T: Ja.
K: Ich hab´ Kopfschmerzen.
T: Ja. Ist das wieder der Krampf? Schau mal.
K: Das ist, dass da immer noch nicht alles in Ordnung ist, dass es da immer noch
was zu tun gibt. Ich kann es nicht mehr sehen! So, was ist denn jetzt mit euch?
Wollt ihr mir mal erzählen, was es mit den Knochen auf sich hat? Da habt
ihr doch was mit zu tun!
T: Ja.
K: Die gackern so wie die Hühner. Was will die von uns? Wir doch nicht! Ihr
wohl! Ihr wohl! Ich will wissen, was das für Knochen sind! Was habt ihr damit
zu tun? Mama! Komm! Du wirst es mir doch wohl sagen! Was hat ´s damit auf
sich? Ach, Kind, lass das doch einfach, sagt sie.
T: Ach ja.
K: Mama, ich will es aber nicht lassen. Merkst du nicht, es geht mir nicht gut!
Ich muss da reinen Tisch machen! Versteh das doch, (wird böse) blöde
Glucke, du!
T: Frag sie mal, ob sie das in Ordnung findet, dass es dir nicht gut geht.
K: Findest du das einfach in Ordnung, dass es dir nicht gut geht? (Hier hat sich
die K. ohne es zu merken versprochen. Sie meinte „mir“. Es wird deutlich,
wie fließend die Grenzen zwischen Innen und Außen sind und wie viel
gespiegelt wird.) Es wird schon wieder besser, sagt sie.
T: Ah ha.
K (aufgebracht) Du bist ja gut! So, dann kann ich ja warten, bis es besser wird,
ja? Alles wieder schön unter den Teppich kehren. Es wird schon besser! Das
hast du ja auch immer gut gekonnt, ne? Biste dran gestorben bist! Nur nicht hingucken
wollen! Du hast doch nie hingeguckt, du blöde Alte. Das isses. Nicht hingeguckt.
(Hier zeigt sich der Anteil der K., der nicht hinkucken will.)
T: Wenn du bei der keine Auskunft bekommst, könntest du auch mal die Knochen
an sich fragen. Vielleicht sind die gesprächiger. Oder vielleicht hast du
einen anderen Impuls.
K: Das wird dir noch Leid tun, Mama, dass du mir keine Auskunft gibst! Das sag´
ich dir jetzt schon mal!
T: Du kannst auch die anderen beiden Mal zur Rede stellen.
K: Ihr blöden Glucken hier! (Pause) Ich werd´ so müde. (Die Müdigkeit
tritt immer wieder auf. Sie ist mit allergrößter Wahrscheinlichkeit
eine Vermeidungstaktik des Unterbewusstseins.) Das strengt so an. Immer wieder
muss man bitteln und betteln und flehen.
T: Kuck mal. Kommst du bei denen weiter bei der R. und der Oma? (Ich versuche
die K. in Kontakt mit dem Thema zu halten.)
K: Was hat das mit euch zu tun? Was ist das mit den Knochen? Was habt ihr damit
zu tun? Ihr habt ja damit zu tun. Jetzt kucken sie betreten runter. Macht den
Mund auf! Ich will was wissen!
T: Genau.
K: Ja, wird können ´s dir nicht sagen. Wieso nicht? Was heißt
das, wir können ´s dir nicht sagen? Ihr wisst es doch auch! Wenn ihr
das wisst, kann ich das auch wissen! Du bist noch zu klein! Sei vorsichtig! Ich
zeig´ euch gleich, wer zu klein ist! Weil ich da so klein stehe mit meinem
schwarzen Anzug. Ja, ich bin höchstens fünf.
T: Ja.
K: Ja, die verheimlichen mir was. Alle drei verheimlichen die mir was. Ihr alten
Hexen, ihr Schlangen, ihr verheimlicht mir was. Die nehmen mich gar nicht ernst.
Ich geh jetzt mal als die Große hinzu! (Die K. kennt diese Vorgehensweise
aus vorherigen Sessions und wendet sie nun selbstständig an.)
T: Ja.
K: So! Jetzt hört mir mal zu hier! Das Kind hat ein Recht darauf zu erfahren,
was hier vor sich geht! Ja? Und wenn ihr nicht bereit seid zu sprechen, dann bringe
ich euch dazu! (Pause) Ich werd´ so müde. (Erneut tritt Müdigkeit
als Reaktion auf die Knochen auf.)
T: Reagieren die?
K: Hm, hm.
T: Du könntest, wie gesagt, mal die Knochen ansprechen. Vielleicht können
die dir mehr sagen, was los ist. (Ich versuche die Klientin wach und am Thema
zu halten.)
K: Ist auch interessant, dass ich so schrecklich kaputt bin. (Die Klientin erkennt
ihren Zustand mit dem Verstand.)
T: Hm.
K: Knochen, was ist mit euch? Wir sind liegen geblieben, sagen die. Was soll das
heißen? Ihr seid liegen geblieben. Ich kann damit nichts anfangen. Uns gibt
´s schon lange. (Hier liegt, wie es zu erwarten war, ein altes Thema zugrunde.)
Ja, das hab´ ich mir schon gedacht. Weil ´s ja auch so ein Haufen
ist.
T: Vielleicht können sie dich mal mit zurücknehmen.
K: Könnt ihr mich mal mit zurücknehmen? Ja, da bin ich doch wieder im
Wald, wo das Männlein wohnt, auf so einer großen Lichtung. (Das Männlein
ist eine Art Kobold, ein Helfer der K.. Sie holt sich also Hilfe für das
anstehende Thema.)
T: Ja.
K: Dahin nehmen mich die Knochen mit. Was ist denn mit euch, ihr Knochen? Was
ist denn hier los? Warum seid ihr denn jetzt Knochen? Wo seid ihr denn von liegen
geblieben? Ich versteh´ das alles überhaupt nicht. Ich bin da auch
ganz alleine. Da ist auch keiner weiter. Die haben mich einfach nur dahin gebracht.
Was soll denn das?
T: Sind die jetzt wieder weg, die Knochen?
K: Ja, da ist nix. Nur dieser freie Platz mit dem Brunnen, wo das Männchen
auch oft ist.
T: Ist das Männchen da?
K: Nein. Doch, jetzt kommt ´s. (lacht) Hallo, guten Tag! Es hat so die Büsche
aus einander gemacht und dann war ´s da.
T: Ah ja.
K: Guten Tag! (lacht) Der hüpft mir auf den Arm! Hallo, guten Tag! Der drückt
mich. (Der helfende Anteil geht von selbst in Kontakt.) Dankeschön! (lacht)
Und gibt mir einen Kuss auf die Wange! Du bist ja lustig! Na, Männlein, wolltest
du mir was zeigen? Hm? Ja, ich soll mitkommen. (Wenn das Männlein ihr hilft,
kann die K. das Thema angehen.)
T: Hm, hm.
K: Na gut, dann gehen wir zusammen.
T: Ja.
K: Jetzt gehen wir einen Pfad runter, so durch Dickicht. Inne Höhle. Da geht
´s in eine Höhle oder in so einen Tunnel. Da gehen wir rein. (Die K.
geht tiefer in ihr Unterbewusstsein.) Der ist ganz schwarz. Ich hab´ Bauchschmerzen.
Bauchdrücken hab´ ich...und Kopfschmerzen. Ach, mir geht ´s nicht
gut. Wo geht ´s denn hin, Männlein? Was muss ich wieder für Reisen
unternehmen? Ein ganz schwarzer Tunnel. Nur schwarz. Ich sehe nix. Ich seh´
nur schwarz. Männchen, ich seh´ nur schwarz. (Das Unterbewusstsein
der K. blockiert.) Wo sind wir, Männchen? Wir sind wieder bei diesem See.
Wo diese, ja, Nymphen oder was drin schwimmen.
T: Hm, hm. Ja, was gibt ´s denn da zu kucken?
K: Was gibt ´s denn da zu kucken? Ah ja, das sind diese Menschen. Meine
Vorfahren sind das. Da sind die noch Menschen und noch keine Kochen. (In den Knochen
liegt eine große Menge Energie gebunden. Die Vorfahren symbolisieren gleichzeitig
Rückhalt und Prägung.)
T: Ah ja.
K: Hm, hm und die kommen so von hinten. Das ist ´ne groooße Menge.
Und das ist, an diesem See, ist alles sehr schön beleuchtet. So goldenes
Licht. (Es kommt Licht in die Sache.) So als wenn man so Lampen angeordnet hätte
am Boden, die so hoch strahlen. Was ist denn mit denen jetzt, mit diesen Vorfahren,
Männlein?
T: Also, die sind später dann die Knochen geworden?
K: Ja, das denk´ ich doch.
T: Du könntest sie mal fragen.
K: Ich könnte mal das Männlein oder diese Leute fragen.
T: Ja.
K: Männlein, sind das die Knochen da unten im Keller? (pfeift) Macht der.
Ja, ja. Hm, hm. (K. ist am Einschlafen.) Ich weiß nicht, was ich machen
soll. Ich hab´ keinen Impuls.
T: Frag mal das Männlein oder die Leute, ob die dir sagen können, was
du machen solltest.
K: Könnt ihr mir sagen, was ich machen soll? Die zeigen so alle mit dem Finger
auf mich. Alle zusammen auf mich.
T: Hm, hm. Kannst du damit was anfangen?
K: Nein, ich soll irgendwas tun für die, glaub ich. Ach, ich muss doch immer
irgendwas tun. (Ein Mustersatz.)
T: Sag´ denen das mal.
K: Ich muss immer was tun. Am besten kann ich euch ein Massengrab schaufeln, wo
dann eure ganzen Knochen rein kommen. Das muss ja keiner machen außer mir.
T: Schau mal, wie die reagieren.
K: Stutzig. Die stutzen.
T: Hm, hm.
K (ist am einschlafen): Ich bin so müde. Was soll das? Warum zeigt ihr auf
mich? Ich versteh´ es nicht.
T: Die sollen ´s mal erklären. (Ich versuche die Klientin wach und
am Thema zu halten und gleichzeitig Information zu bekommen.)
K: Was ist denn mit mir?
T: Ja.
K: Ja, ich wüsste was.
T: Ah ha, ok.
K: Was weiß ich denn. Ich weiß doch gar nichts.
T: Vielleicht können sie ja mal konkreter werden, wenn du ´s nicht
verstehst, was sie sagen. Frag nach.
K: Könnt ihr nicht mal konkreter werden? Ich versteh´ euch nicht. Du
musst es doch wissen, sagen die. Was denn? Was denn? Was muss ich denn wissen?
Hä?
T: Hm?
K: Das mit C/Karmen.
T: Mit C/Karmen?
K: Das mit C/Karmen.
T: Ah ha, ok. Sagt dir das was?
K: Nein. Was ist das denn? Was ist das? Ist das eine Person oder ist das die Mehrzahl
von Karma?
T: Tja, frag.
K: Was ist denn das, das mit K/Carmen? (K. ist am Einschlafen.)
T: Geben die Antwort?
K: Ja, unverständlich. Das setzt sich und kommt und geht. Das versteh´
ich alles nicht.
T: Vielleicht kann mal einer aus der Masse hervortreten mit dem du sprechen kannst,
dann sind das nicht so viele. Die quatschen ja vielleicht durch einander oder
so. Wenn da nur eine Person ist, ist es vielleicht leichter mit der zu kommunizieren.
(Versuch die Energie der K. zu konzentrieren und ihrem Gefühl der Überforderung
zeitweilig entgegenzuwirken, damit sie das Thema angehen kann.)
K: Da ist einer namens Eric.
T: Hm, hm.
K: Der hat so Kniebundhosen an. Was meint ihr denn? Was weiß ich denn?
T: Genau.
K: Du weißt Rat, sagt der, du kannst uns helfen. Wobei denn? Wobei kann
ich euch denn helfen? Dass sie wieder lachen können. Was kann ich denn da
tun für euch? Du kannst uns beerdigen. Also doch. Heißt das ich soll
eure Knochen begraben? Ja. (Möglicherweise hat das Beerdigen die Funktion
des Verdrängens, oder es steht symbolisch für einen letzten abschließenden
Dienst, also die Erledigung des Themas. Vielleicht vermischen sich hier auch beide
Konnotationen.)Soll ich das ganz alleine machen. Ja, das kann nur ich, sagen die.
Tja, dann muss ich das wohl tun, wenn ich doch keine Hilfe kriege dafür.
Kann ich mir den wenigstens einen Bagger zur Hand nehmen? Ja. Das ist sonst zuviel,
diese vielen Knochen begraben.
T: Ich meine, du kannst auch deine Familienmitglieder mit einspannen, deine Mutter
und deine Großmutter. Du kannst ja mal fragen, ob das geht. Dann musst du
da nur den Aufseher spielen und kannst die arbeiten lassen. Frag mal. (Verbindung
zwischen den einzelnen Bildern herstellen.)
K: Können die nicht für mich arbeiten? Nein.
T: Ok.
K: Nein, ich muss das alleine machen. Aber ich mach das mit einem Bagger, ich
schwör ´s euch. Ich nehm´ mir Hilfsgeräte. Ich kann das
nicht alles. Vierzig Skelette. Ah, ich hab´ so Kopfschmerzen.
T: Schau mal, wo die Kopfschmerzen herkommen. Vielleicht können die sich
mal zeigen.
K: Ja, das ist der Krampf. Der knorrige Krampf.
T: Kannst ihn ja mal fragen, was er jetzt, hier an dieser Stelle, will.
K: Ja, ich muss ja jetzt das Grab ausheben.
T: Das macht dann Krampf?
K (ungehalten): Das weiß ich nicht! Ich muss den großen Bagger fahren.
(Der Krampf ist auf die K. übergesprungen.)
T: Hm, hm. Sprich den Krampf doch mal an.
K: Krampf! Was soll ich dem denn sagen? Wo kommst du denn her? Ich muss mich auf
die Seite legen, mir tut der Rücken so weh. Oh! Krampf lass nach. Was ist
denn mit dir, du komischer Krampf? Warum bist du so knorrig und verdreht? Der
kann nicht anders.
T: Hm, hm.
K: Wo kommst du denn her? Wo bist du denn entstanden? Im Krieg. Im Krieg. Bist
du von meiner Mama, als die im Krieg war? Ja. (K. ist am Einschlafen.) Ich bin
müde. (Möglicherweise sind Kriegserfahrungen der Mutter, die auf das
Kind übergegangen sind, ein zentraler Teil des Themas.) Was kann ich denn
mit dir machen, dass du wieder gerade wirst? (Auch hier scheint wieder die Verbindung
zum Rückgrad aufzutreten.) Der sagt auch, ich muss alle beerdigen. Hm. (hustet)
(Das Husten erscheint wie ein verkappter Wunsch zu sprechen.)
T: Gut, wie geht ´s dir damit? Du sollst die alle unter die Erde bringen.
K: Tja, eine große Aufgabe.
T: Wie geht ´s dir damit?
K: Ja, das ist schwer. Schwer ist das für mich. Und ich kann ja gar keinen
Bagger fahren. Ich weiß ja gar nicht, wie das geht und die Gräber ausschachten.
Das wäre furchtbar.
T: Hm, hm.
K: Damit wäre ich ja völlig überfordert. (Die K. verbalisiert hier
erstmalig direkt ihre Überforderung.)
T: Sag´ das mal diesen Leuten oder dem Krampf. Sag´ das mal den Vorfahren.
K: Ich hab´ so ein Grimmen im Unterbauch. Ah!
T: Sag´ denen das mal.
K: Ich hab´ Grimmen im Unterbauch. Ich kann das nicht, was ihr von mir verlangt.
T: Genau. Sag´ denen mal, ich bin überfordert.
K: Es ist auch gemein. Das ist doch gemein. (weint und hustet) Ich kann doch nichts
dafür, dass eure Knochen da rumliegen. Ich hab´ sie doch da nicht hingelegt.
Warum soll ich das denn weg machen? Warum? Immer muss ich mich für alles
verantwortlich fühlen. (Ein weiterer Mustersatz.) Ach, mit geht ´s
nicht gut. Mir geht ´s nicht gut.
T: Schau mal, wie die reagieren, wenn du denen sagst, dass sie dich überfordern.
Oder du diesem Krampf sagst, dass er dich überfordert.
K: Nein, sagen die, nein.
T: Nein?
K: Sind die gemein. Die nehmen mich ja nicht ernst.
T: Hm. Also die setzen fest, ob du überfordert bist oder nicht.
K: Ja, die sagen ich kann das. (Die K. ist in dieser Frage offensichtlich fremdbestimmt.)
T: Ah ja. Gut, willst du das so hinnehmen?
K: Nein, ich kann das nicht. Wisst ihr, das kann ich nicht. Ihr seid gemein.
T: Du könntest dir auch mal Hilfe holen. Du hattest da vorhin diese drei
Frauen, die R., deine Mutter und deine Oma, die bei diesem Knochenhaufen irgendwie
dazugehörten. (Ich ziehe ein Scheibchen, um mehr Bewegung in den Ablauf zu
bringen.)
K: Genau!
T: Wie sieht ´s denn mit denen aus? Vielleicht legen die mal ein Wort für
dich ein.
K: Genau! Und außerdem ihr könnt das doch machen. Warum soll ich das
denn machen? Ihr wollt euch da doch nur wieder von frei machen. Ihr wollt das
auf mich abwälzen!
T: Schau, wie sie reagieren. (Einfordern von Rückkopplung.)
K: Och, pfff. So nach dem Motto, hab´ dich mal nicht so. Ich find´
kein Gehör da. Ich find´ kein Gehör. (Ein weiterer Mustersatz.)
Das kenn´ ich ja.
T: Und deine Mutter mit ihrem Krampf da aus dem Krieg, den könntest du ihr
auch mal wiedergeben. Ist doch ihrer, oder nicht?
K: Hm, hm. Mama, hier ist ein Krampf. Der gehört dir. Igitt! Sagt die.
T: Ah ja.
K: Ja, igitt isser auch. Ich will den Krampf nicht mehr haben. Ich schmeiß´
ihn dir da hin. Der ist so knorrig, wenn der auf die Erde fällt, zerbricht
der in tausend Stücke.
T: Ah ja. Nimmt sie den an?
K: Nein, die kuckt da hin und wieder weg. Als wenn sie sagen wollte, ich hab´
damit überhaupt nichts zu tun.
T: Und mit dieser Knochenansammlung, die da unter die Erde soll, haben die auch
alle drei nichts zu tun. Oder wie sieht ´s da aus? (Ein Teil der K. trivialisiert
ihren eigenen Zustand.)
K: Ihr habt doch was mit den Knochen zu tun, stimmt ´s? Jetzt sagt doch
mal... Jetzt bekennt doch mal Farbe. Was habt ihr mit den Knochen zu tun? (gähnt)
Das ist wirklich anstrengend, sehr, sehr anstrengend. (Abermals blockiert die
Müdigkeit die K.)
T: Ja, sag denen das mal. Was sie dir da für Steine in den Weg legen.
K: Das ist so anstrengend. Ihr seht gar nicht, wie kaputt ich bin.
T: Frag sie mal.
K: Seht ihr eigentlich nicht, wie kaputt ich bin. Wieso? Wieso kaputt? Sagen die.
Seht ihr den nicht, dass ich nicht kann. Das ist doch für mich gar nicht
zu bewältigen. All die vielen Knochen unter die Erde zu bringen. Tja, die
nehmen sich nichts davon an.
T: Hm, hm.
K: Und selbst du, Mama. Das find´ ich gemein von dir. Du lässt mich
mit dieser ganzen Arbeit alleine. Du bist gemein. Ich kann das gar nicht alleine.
T: Wie reagiert denn deine Mutter?
K: Die kuckt ganz ernst und drohend. Kuck nicht so drohend, du alte Schlampe!
T: Genau.
K: Kriegst gleich eine rein! Wenn ich nur nicht so kaputt wär´ hätt´
ich dir schon längst eine rein gehauen. (Die Müdigkeit verhindert das
abfließen der Aggression. Das spiegele ich der K.)
T: Ja, kann ihr ganz recht sein, wenn du immer schön schlapp bist. Das ist
so ein bisschen wie im Flugzeug mit dem Sauerstoff, den sie immer so ein bisschen
runterdrehen, dann werden die Gäste nicht so schnell aufmüpfig. Nicht?
(Pause)
T: Was ist dein Impuls? (Ich fordere die K. auf, am Thema zu bleiben und nicht
einzuschlafen.)
K: Tja, ich weiß auch nicht, Es muss was mit den Knochen passieren. Die
Sache muss ja rund werden. Die Knochen müssen unter die Erde. (Die K. erkennt
die Notwendigkeit zu handeln, hat aber gleichzeitig mit ihrer Müdigkeit zu
kämpfen.) Also ich weiß nicht, ich finde...ich finde, dass mich das
überhaupt nichts angeht.
T: Wen geht ´s an deiner Ansicht nach?
K: Also, die meinen ich könnte das gut organisieren. Das geht alle anderen
an. Was weiß ich, die Nachkommen dieser Leute. Nicht? Ich mein´, dass
ist doch immer so, dass die Kinder die Eltern beerdigen.
T: Dann sag denen doch, sie sollen ´s machen!
K: Genau!
T: Oder willst du dir das von denen einfach so...
K: ...aufdrücken lassen. (gähnt) Ich finde...
T: Du machst es denen schön einfach. Schläfst ein und hinter her bist
du schön taufrisch und kannst aufstehen und deren Arbeit tun. (Spiegelung
und Provokation von Aggression und Handlung.)
K: Ich werd´ das mal so machen, dass ich das Ganze...Das kann ich nämlich.
Ich kann das Ganze überwachen. Das kann ich gut. Ich kann auch berechnen,
wie groß das Grab sein muss für vierzig Skelette. Also, ich würd´
sagen, die müssen ja neben einander bestattet werden, wir nehmen mal pro
Skelett einen Meter, also machen wir das grab vierzig Meter lang. Und dann machen
wir es zweieinhalb Meter breit und auch so tief. Das kann ich wohl. Genau. Das
werd´ ich jetzt überwachen. Und ich werd´ auch nicht den Bagger
fahren. Ich bin doch nicht bescheuert. Macht euren Scheiß doch selber. Das
ist nicht mein Ding.
T: Und jetzt schau mal, wie die reagieren.
K: Erstaunt! Die reagieren erstaunt. Wisst ihr, ich bin sehr müde und ihr
könnt mich mal am Arsch lecken. Ihr braucht das gar nicht zu verstehen. Ihr
könnt es auch ruhig nicht glauben. Das ist mir auch egal. Ich bin so müde.
Ich mach´ eure Arbeit nicht. Ich hab´ genug mit meiner eigenen zu
tun
T: Ja, wie reagieren die?
K: Ja, das erstaunt die. (Die Anteile zeigen eine neue Reaktion, da die K. ein
neues Verhalten zeigt.) Die dachten ich wär´ das Mädchen für
alles.
T: Sind die bereit mit zu machen? So wie du es gesagt hast?
K: Die Weiber hier, die drei...
T: Hm. Was ist mit denen?
K: Die müssen die Fäden ziehen, die Bänder spannen, damit das Grab
festgelegt wird in seinen Umrissen. Macht das mal, ihr blöden Kühe!
T: Genau.
K: Ich tret´ die erst mal ein bisschen in den Hintern. (Im Bild kann die
K. ihre Aggression bereits ausdrücken. Dies ist vergleichbar mit der Stelle,
an der sie den Affen aufforderte, dem Opa in den Haaren zu ziehen. An dieser Stelle
bleibt es jedoch bei dem bildlichen Ausdruck und es kommt nicht, anders als an
der vorherigen Stelle, zu einem körperlichen Ausagieren.) Au, schreit die
Oma. Ja, so geht ´s.
T: So kann ´s gehen. Möchtest du den Kloppstock, um die an zu treiben?
K: Nein, ich hab´ keinen Bock mehr auf Kloppen. (Die K. ist noch nicht bereit
die in diesem Anteil gebundene Aggression körperlich auszuleben.)
T: Die halten dich ganz schön zurück. Du könntest jetzt hingehen
und sagen zack, zack, ihr alten Weiber, los geht ´s. Die machen dich ja
ganz schön...halten dich ja ganz schön flach. (Ich spiegele der K. nochmals
den Zusammenhang.)
K: Ja, ich bin ja so furchtbar müde.
T: Ja, das mein´ ich ja.
K: Ja, ich weiß nicht, woher das kommt
T: Frag sie halt mal, ob sie mit deiner Müdigkeit zu tun haben. (Die K. scheint
den Zusammenhang zwischen dem Thema und ihrer Müdigkeit nicht wirklich nachvollziehen
zu können oder zu wollen. Ich lasse sie daher ihre Bilder fragen, damit diese
ihr Antwort geben.)
K. Habt ihr mit meiner Müdigkeit zu tun? Nicht, dass wir wüssten.
T: Ah ja. Was heißt das den jetzt? Ja oder nein?
K: Da wird so hinterhältig gelacht. (Die Anteile drücken sich vor der
Antwort, dies deckt sich mit der Müdigkeit an sich.)
T: Ah ha.
K: So hämisch.
T: Die sollen mal nicken oder kopfschütteln.
K: Habt ihr damit zu tun? Ja, die nicken.
T: Hm, dann machen sie ja ganze Arbeit.
K: Sie machen die ganze Arbeit da?
T: An dir machen die ganze Arbeit. Wenn die mit deiner Müdigkeit zu tun haben,
dann machen die dich grad ganz schön runter. Ich meine, du hast nicht mal
mehr Lust, denen auf die Köppe zu schlagen, wie sie es vielleicht verdient
hätten.
K: Nee.
T: Funktioniert ganz gut.
K: Ja, stimmt. (gähnt)
T: Nur, dass du ´s mal wahrnimmst, wie die dich ausbremsen die drei.
K: Ich lass´ die aber trotzdem jetzt die Arbeit machen. Wisst ihr was, ihr
habt das jetzt hier abgemessen, seht zu, wie ihr damit klar kommt und ich ruh´
mich jetzt ´ne Weile aus und, wenn ich wieder fit bin, dann habt ihr das
Grab ausgehoben. Ist das klar? Ja, das machen sie schon.
T: Ok.(Pause) Sind die am Werke?
K: Ich weiß es nicht. Ich bin am Einschlafen.
T: Also ich kann dir auch eins sagen. Du hast ja heute auch schon gearbeitet und
es kann auch sein, dass du davon einfach kaputt bist zum Teil, aber es ist sehr
plausibel, dass die auch...Also die haben ja auch gesagt, sie haben mit deiner
Müdigkeit zu tun. Und du hast ja auch gesagt, du hast irgendwo den Wunsch
der Alten einen drauf zu geben, aber bist zu müde, das zu tun. (Ich spiegele
der K. den Zusammenhang noch mal.)
K: Ja.
T: Ich denke schon, dass das noch mal nötig ist, dass du dir die drei noch
mal vorknöpfst. Wenn sich ´s für dich stimmig anfühlt. Meiner
Einschätzung nach ist es sehr naheliegend. Aber ich weiß ja nicht,
wie es sich für dich anfühlt.
K: Für mich fühlt es sich alles nur müde an.
T: Alles nur müde.
K. Soll ich mich mit denen da verabreden?
T: Ja, du könntest…Also ich will dir das jetzt nicht aufdiktieren.
Aber meiner Ansicht nach ist es offensichtlich, dass die sich immer selbst erhalten
in dir, dadurch, dass sie dich so müde machen, dass du nicht mehr die Kraft
hast, ihnen auf die Köppe zu schlagen. Die erhalten sich ja prima selber,
diese Bilder.
K: Hm. Ja, die sollen das Grab fertig machen und da ist auch schon alles fertig,
alles reingepackt und oben drauf ist so ´ne lange Reihe von Kreuzen.
T: Ja.
K: Ob ich damit so zufrieden wäre. Ja, ich bin zufrieden.
T: Gut. Gibt ´s noch was zu tun?
K: Hm, nee. Ich wüßt´ nicht was.
T: Gut. Dann kannst du ja noch mal in den Eingangsraum zurückgehen, das war
ja dieser Kellerraum, und mal schauen, wie es da jetzt aussieht.
K: Also die Knochen sind da weg.
T: Ah ja. Ok.
K: Dieser Käfig ist da noch. Da sind Goldbarren drin gestapelt.
T: Oh!
K: Ja, so sieht das da aus.
T: Du könntest die Goldbarren noch fragen, wofür sie stehen, oder vielleicht
ist es dir auch klar.
K: Wofür steht ihr denn? Für Erfolg stehen die.
T: Hm, hm. Den du hattest? Den du haben wirst?
K: Für welchen Erfolg steht ihr denn? Ja, für meinen, sagen sie. Für
welchen denn? Den gewesenen oder den künftigen? Für den künftigen.
(Möglicherweise bedeutet der künftige Erfolg die Bearbeitung des noch
nicht erledigten Themas.)
T: Ah ja. Möchtest du da noch mehr drüber erfahren oder reicht dir das
so?
K: Das reicht mir so.
T: Ok. Ja, also, wenn du das Gefühl hast, es ist so rund für heute.
K: Hm.
T: Soll ich dir dann noch ein bisschen Musik anmachen?
K: Hm, hm. Ja.
T: Gut...Du könntest dich auch noch mal mit diesen drei Damen verabreden.
Ich persönlich würd´ es für sehr sinnvoll halten, aber letzten
Endes muss es sich für dich...
K: Ja, wir können uns ja noch mal treffen. Dann wollen wir doch dieses Thema
Müdigkeit noch mal abklären.
T: Ja. Ok. Gut, ich lass´ dich jetzt ein bisschen liegen und komm´
gleich wieder.
Das Begraben der Knochen war, wie zu erwarten war, noch nicht ausreichend. In
der nächsten Session zeigte sich der Knochenhaufen im Keller erneut. Die
K. reagierte zwar mit Angst und Ekel, jedoch nicht mehr mit Müdigkeit. Ein
Zeichen, dass sie den alten Schutzmechanismus nicht mehr brauchte und das Thema
angehen konnte. Hinter den Knochen steckte hauptsächlich eine Situation in
der die Mutter der K. sich in Kur befand und die bei ihren Großeltern untergebrachte
kleine K. sich von ihr verraten und verlassen fühlte.