Supervisions-Sitzung Paul Abegg -
Berufsausbildung B 5„Selbstwert“ (Berufliche Probleme)


Die 45-jährige Klientin hat berufliche Probleme. Es fällt ihr häufig sehr schwer, sich gegen ihre Kollegen abzugrenzen. Immer wieder lässt sie sich herum kommandieren oder übernimmt Tätigkeiten, die nicht zu ihrem Aufgabengebiet gehören. In diese Sitzung kommt sie mit dem Wunsch, wehrhafter und schlagfertiger zu werden.
Als erstes arbeitet sie intensiv mit ihrem Selbstwertgefühl und der Angst, dass etwas Schlimmes auf sie zukommen könnte. Diese Angst ist an Todesangst gekoppelt und führt die Klientin in den Mutterleib zurück. Dort erlebt sie noch einmal sehr intensiv, wie sie von ihrer Mutter bei der Geburt festgehalten wurde, weil diese Angst vor dem Leben hatte – Angst, es mit dem Kind nicht zu schaffen.
Das Gefühl der Enge im Mutterleib ist mit dem Grundgefühl der Klientin in der Firma identisch.
Sie folgt nun ihrem spontanen Impuls, befreit sich schreiend und um sich schlagend aus dem zu engen Bauch ihrer Mutter. Der Befreiung folgt das Gefühl, jetzt endlich richtig „ins Leben gehen“ zu können.
Dort wird sie sofort mit dem nächsten Thema konfrontiert. Sie nimmt wahr, dass sie aufgrund des vierwöchigen Klinikaufenthalts direkt nach der Geburt den Mustersatz „Die Welt ist so groß und ich bin so klein.“ entwickelt hat.
Am Ende der Sitzung zeigt sich schließlich noch ein weiteres wichtiges Thema. Ihr übermäßig ausgeprägtes Verantwortungsgefühl, welches ihr auch die Abgrenzung in der Firma erschwert, hängt mit der Verantwortung zusammen, die sie schon als Kind übernommen hat, ständige Harmonie zwischen den Eltern zu erzeugen, bzw. aufrecht zu erhalten. Sie spürt, wie sehr sie sich ein Leben lang damit überfordert hat und kann nun diese Last an ihre Eltern zurückgeben.
Am Ende der Sitzung darf die Klientin zum ersten Mal Kind sein und die Mama kommt von sich aus freudig auf sie zu. Sie wird endlich gesehen und akzeptiert, so wie sie ist. Die Folge davon ist lebendiger Selbstausdruck, den sie in der nächsten Zeit in ihrer Firma ausprobieren und trainieren darf. Klientin steigt die Treppe hinunter in den Gang.

Kl: Da ist nicht eine normale Türe, sondern so eine Drehtüre aus Metall, wie so auf einem Jahr-markt, so ein Drehkreuz.
Th: Wo ist dieses Drehkreuz im Gang? Ist es geradeaus, oder links, rechts. Kannst du es dre-hen?
Kl: Es ist geradeaus. Ich kann es drehen. Ich gehe jetzt mal da durch.
Ich steh jetzt hinter der Tür. Aber da ist alles schwarz alles dunkel. Wie in einem Tunnel.
Th: Schau mal da rechts an der Wand hat es einen Lichtschalter. Den kannst du andrehen.
Kl: Nein, ich sehe nichts. ... Aber da ist eine Art Fackel an der Wand.
Th: Genügt dir dieses Licht, kannst du damit was sehen?
Kl: Ja, ich nehm sie jetzt in die Hand.
Th: Wie fühlst du dich da, in diesem Tunnel.
Kl: Beengt. Eng ist das da.
Th: Sag das mal dem Tunnel.
Kl: „Du bist ganz schön eng da!“ ... Jetzt geht es schon besser. Ich geh jetzt mal etwas weiter hinein. Jetzt geht’s da ein bisschen rechts. Jetzt geht’s nicht weiter. Da ist eine Wand.
Th: Wie sieht diese Wand aus. Ist sie aus Be-ton, aus Stein?
Kl: Sie ist so schwarz angestrichen wie Teer oder so.
Th: Ja, schau dich mal um. Geht’s da irgendwo weiter, oder möchtest du dich mit der Mauer weiter beschäftigen.
Kl: Es geht links weiter. Es ist wie so ein Winkel im Gang. Ich geh mal links weiter. Das wird aber auch immer enger. Und jetzt geht’s auch da nicht mehr weiter. Da ist alles zu. Also wenn ich da weiter will, muss ich ein Loch in die Wand sprengen.
Th: Wo möchtest du dieses Loch sprengen. In welche Wand müsste das sein?
Kl: Hier links müsste es sein. Aber nicht spren-gen, weil dann hab ich das Gefühl, alles da oben kommt runter. Ich weiss nicht genau was da oben drüber ist. Ich will jetzt mal einen Schlag-bohrer, damit ich erst mal ein Loch reinbohren kann. Geräusch wird eingespielt.
Hier zeigt sich bereits ein mögliches Muster. Sie will nicht sprengen, weil dann alles auf einmal runterkommt und sie die Kontrolle verlieren würde. „Ich weiss nicht genau, was da oben drüber ist“. Wenn sie sprengen würde, gäbe es ein Chaos. Das aber braucht viel Selbstvertrauen.
Th: Funktioniert das so?
Kl: Ja, das ist aber eine dicke Wand.
(Sie braucht zweimal das Geräusch)
Kl: So, jetzt kann ich da mal so einen Block her-auslösen. Da ist wieder so ein schmaler Schacht.
Die Klientin zwängt sich durch das Loch; macht ver-krampfte Ellenbogenbewegungen.
Sie traut sich nicht, sich genügend Platz zu verschaffen, und steckt dann prompt fest.
Kl: atmet tief durch. Jetzt klemm ich aber da fest zwischen den Mauern.
Th: Musst du da noch mehr bohren?
Kl: Nein.
Th: Was willst du jetzt tun?
Kl: Ich will da raus! „He, lass mich jetzt mal raus, ich will da raus!“ „Du zwängst mich ein!“ (der Tunnel) Die Klientin arbeitet und zwängt sich links und rechts frei.
Kl: Es geht jetzt senkrecht nach unten. Da ist an der Seite eine Leiter und da geh ich jetzt nach unten. Das ist wie eine grosse Röhre. Das ist ganz schön tief da.
Die Klientin atmet heftig während des Abstiegs.
Sie muss noch tiefer runtergehen, um an das Geschehnis heranzukommen.
Th: Was macht das mit dir? Was fühlst du jetzt?
Kl: Das ist so unheimlich. Ich seh jetzt einen Lift. Jetzt bin ich auf einer Zwischenebene. Jetzt geht es leicht rechts weiter.
Th: Ist das jetzt wieder ein Tunnel?
Kl: Nein das ist so eine Art Strasse. Da sind so ganz viele Lichtbäume an der rechten Seite. Ein Baum nach dem anderen. Die sind alle hell, und da saus ich jetzt so entlang. Wie so mit einem Hochgeschwindigkeitszug.
Th: Wie fühlt sich das an?
Kl: Neu. Ist ein ganz neues Gefühl, so fast zu fliegen. Ist noch etwas gewöhnungsbedürftig. Aber nach einer Weile ist das ok.
Th: Was ist daran gewöhnungsbedürftig?
Kl: Die Geschwindigkeit.
(nimmt ein paar tiefe Atemzüge)
Wir sind auf der Symbolebene. Die grosse Ge-schwindigkeit birgt die Gefahr in sich, dass die Kontrolle verloren geht. Im realen Leben heisst das zum Beispiel, dass sie erst hinterher merkt, was eigentlich abgelaufen ist. Es geht ihr zu schnell. (Sie möchte schlagfertiger sein)
Th: Fliegst du immer noch?
Kl: Ja, aber ich bin jetzt wo anders. Ich seh jetzt einen Drahtbogen linksherum und rechtsherum, und rechts und links davon sind zwei grosse runde Ku-geln die das Ganze im Gleichgewicht halten. Das wackelt so hin und her.
Die Klientin atmet wieder ganz tief durch.
Dieses Bild in der Symbolebene zeigt, dass das Gleichgewicht nur mit viel Aufwand (Kugeln und Drahtbogen) gehalten werden kann.
Siehe Aussagen weiter unten.
Th: Was macht das mit dir? Was spürst du?
Kl: Ich spür irgendetwas im Körper.
Th: Wo im Körper spürst du was?
Kl: Ich kann es nicht sagen, aber da wird irgendetwas ins Gleichgewicht gebracht.
Die Klientin atmet tief und heftig.
Th: Wo spürst du es jetzt im Körper?
Die Klientin zeigt auf den oberen Körperteil.
Kl: Jetzt spür ich einen Druck hier am Hals.
Th: Sprich mal den Druck an. Für was stehst du?
Kl: Atmet tief. Er steht für meinen Selbstaus-druck.
Th: Ja. Lass mal deinen Selbstausdruck da sein. Lass ihn mal Gestalt annehmen.
Kl: Den hab ich gestern schon wahrgenommen. Wir waren eine Gruppe zusammen. In der Mitte war ein Teelicht, das plötzlich stark zu brennen anfing. Ich wollte aufstehen und das Teelicht ausblasen. Da war aber schon eine Kollegin aufgestanden und wollte das Licht ausblasen. Ich sah sofort, dass das so nicht geht, dass das schief gehen würde. Ich war aber in dem Mo-ment völlig blockiert. Ich konnte mich nicht be-wegen. Ich sah, dass das schief gehen würde, aber ich konnte nicht mal sagen: „stopp, das geht so nicht.“ Ich war so geschockt darüber, dass ich das wahrgenommen habe, und mich nicht bewegen konnte.
Klientin atmet tief und beginnt zu weinen.
In der Aussenwelt zeigt sich, was sie meint mit Selbstausdruck. Sie getraut sich nicht, zu sich und ihrer Wahrnehmung zu stehen. Damit blo-ckiert sie sehr viel Energie die rauswill, die ge-lebt werden möchte. Sie kann sich nicht bewe-gen. Ohnmacht kommt auf. Mit jedem Mal „sich verleugnen“ verletzt sie wiederum ihr eigenes inneres Kind.
Th: Geh mal in diesen Raum. Spür diese Blo-ckiertheit. Lass sie mal da sein und sprich sie mal an.
Kl: Da ist so eine Ohnmacht. Sie ist jetzt da und drückt mir auf den Hals. Und jetzt auch am Rücken zwischen den Schultern und zwischen den Rippen.
Th: Frag mal diese Ohnmacht, für was sie steht. Ohnmacht vor was?
Kl: Handlungsunfähig zu sein. Nicht in Hand-lung gehen zu können.
Die Klientin atmet tief.
Th: Lass mal die Ohnmacht Gestalt annehmen, damit du mit ihr sprechen kannst.
Klientin wartet lange.
Th: Siehst du was?
Kl: Da ist der Tod.
Th: Ja, wie sieht er aus?
Kl: Ich sehe ihn nicht, ich fühle ihn.
Th: Wie fühlt er sich an?
Kl: Kalt. Unheimlich.
Th: Ja. Wo fühlst du ihn?
Kl: Überall
Th: Sprich ihn mal an. Tod du bist so kalt, so unheimlich.
Kl: Lass mich ihn erst mal fühlen.
Th: Ja, gut.
Kl: ... Ich bin ihm schon mal begegnet. Und da hab ich so einen Schreck gekriegt. Da war er aber sofort wieder weg. Jetzt möchte ich ihn noch mehr fühlen.
Th: Gut, fühl ihn genau und sag mir was du spürst.
Kl: Ich fühl so ein kribbeln zwischen den Fin-gern, so wie Ameisenlaufen. ...
Th: Wie fühlst du dich dabei, wenn du das jetzt spürst?
Kl: Ich hab Angst. Immer diese Angst, die blo-ckiert so viel in mir. Diese Todesangst. Das ist diese Todesangst. Angst vor dem Unbekannten, nicht zu wissen was auf mich zukommt.
Th: Frag mal die Angst, ob sie dir was zeigen will.
Die Klientin spürt den Druck im Hals. Ihr wird wieder kalt.
Kl: Da ist irgendetwas, was ich festhalte. Mein Herz halte ich fest.
Th: Warum hältst du dein Herz fest? Frag es mal.
Kl: „Herz, warum halt ich dich fest?“
Kl: Es sagt: „weil dir der Mut fehlt, zu leben, hundert Prozent zu leben.“
Th: Lass mal deinen Mut kommen. Lass ihn mal da sein. Wie sieht er aus, dein Mut?
Kl: Kraftvoll, klar.
Th: Wie gross ist er?
Kl: Lacht. „So gross!“
Macht eine ausladende, grosse Bewegung.
Th: Ah ja. Was hindert dich daran, deinen Mut einzusetzen, wenn er doch so kraftvoll und gross ist?
Kl: Den setze ich ja auch manchmal ein. Es ist ja nicht so, dass ich ihn nicht kenne.
Th: Ja, nur manchmal?
Kl: Ja, ich setze ihn manchmal da ein, wo ich eigentlich gar keinen Mut bräuchte. Er ist ir-gendwie verdreht. Er steht auf dem Kopf.
Th: Sag ihm das mal, du stehst auf dem Kopf, du bist so verdreht.
Kl: „Du stehst auf dem Kopf . Scheisse! Du bist verkehrt. Du bist da mutig, wo’s eigentlich Zu-rückhaltung erfordert, und wenn du nötig wärst, da bist du ganz klein.“
Th: Was sagt er dazu?
Kl: Er sagt: „das ist doch dein Problem!“
Th: Aha. Ist das wirklich dein Problem? Es ist ja dein Mut. Du müsstest doch eigentlich diesem Mut befehlen können, wann du ihn brauchst. Er müsste ja dir gehorchen.
Kl: Ja, das mein ich ja mit verdreht.
Th: Aha. Ja was willst du jetzt tun? Hast du eine Idee, was du verändern könntest, damit er dir gehorcht und das macht, was du willst.
Die Klientin spürt lange nach. Kauert sich zusammen. Auf eine Frage des Therapeuten sagt sie, das gehe ihr zu schnell, sie brauche mehr Zeit zum spü-ren.
Nach einer Weile sagt sie: „Da kommt Wut auf. Ich spüre Wut, gib mir den Schläger.“
Klientin schlägt. Zuerst zaghaft und hält dann inne.
Kl: Es hat was mit Grenze zu tun. Grenzen überschreiten. Zu sich stehen, und damit ande-ren wehtun. Aber das ist doch alles Scheisse!
An dieser Stelle würde sich auch gut eignen, den inneren Teufel erscheinen zu lassen. Der innere Teufel steht nicht für Dämon und Ge-meinheit, sondern für: sich durchsetzen; zu sei-nen Bedürfnissen stehen und damit auch ande-ren auf die Füsse treten müssen; anderen etwas Unangenehmes zumuten!
Th: Ja, dann überschreite mal diese Grenzen und schau was passiert.
Die Klientin schlägt ein paar mal kräftig, hört dann auf und will zurück auf die Matte.
Kl: Atmet tief durch. Pause. Ich bin ja blöd. Ich hab alles, aber ich will es nicht.
Th: Hm. Da scheint noch etwas anderes da zu sein. Schau es dir an, und nimm es dir.
Die Klientin beginnt stark zu weinen. Es schüttelt sie kräftig durch.
Kl: Ich bin der grösste Gegner von mir selber.
Beginnt wieder laut zu weinen, macht starke Töne unterstützt durch Musik.
Die Klientin beruhigt sich langsam und liegt zusam-mengekauert auf der Matte.
Th: Wo bist du jetzt?
Kl: Ich bin im Bauch meiner Mutter.
Th: Ah ja. Wie fühlt sich das an.
Kl: Es ist so eng hier. Ich will hier raus, aber sie lässt mich nicht.
Th: Ja, sag das deiner Mutter.
Kl: Ich will da raus, lass mich raus!
Hier taucht die Parallele auf zur Szene, als sie im Felsloch festgeklemmt war. Durch ihr nicht zu sich stehen, sperrt sie sich selber ein. Ihre Aus-sage: „Ich bin der grösste Gegner von mir selbst.“.
Th: Was sagt sie?
Kl: Sie hat Angst. Angst vor der Geburt. Sie hat so grosse Angst, dass ich da gar nicht raus-komme, da ist alles zu.
Th: Was willst du jetzt tun?
Kl: Ja ich hab da ein Messer in der Hand und schneide ihr den Bauch auf.
Th: Ja gut, mach das mal.
Die Klientin macht rund um sich herum Schneidbe-wegungen und befreit sich.
Th: Was spürst du jetzt?
Kl: Wärme, mir ist ganz warm. Die Klientin be-wegt sich. Beginnt heftig zu atmen. Es würgt sie im Hals. Sie spuckt „Fruchtwasser“ aus. Die Klientin legt sich dann wieder hin und entspannt sich.
Th: Wie fühlst du dich jetzt?
Kl: Geschafft.
Th: Wo ist deine Mutter jetzt?
Kl: Die ist nicht hier.
Th: Ruf sie mal her.
Kl: „Mama komm mal her.“
Sie kommt nicht. Ich bin allein.
Th: Was macht das mit dir?
Kl: Da krieg ich Panik. Allein sein macht mir Angst, macht mir Panik.
Th: Sag das deiner Mutter.
Kl: Allein sein macht mir Angst, macht mir un-wohl, Mama. Weil ich so viel Fruchtwasser geschluckt hatte, musste ich vier Wochen ins Krankenhaus. Da war ich vier Wochen allein.
Th: War da die Mama nie da?
Kl: Sie war weit weg, nur von Weitem zu sehen.
Th: Sag mal deiner Mutter: Du bist so weit weg. Ich bin so allein.
Kl: „Mama, du bist so weit weg. Ich bin so allein. Alles ist so gross und ich bin so winzig.“
Diese Aussage ist Ausdruck dafür, wie klein ihr Selbstwert ist. (Hier könnte man auch ihr inneres Kind auftauchen lassen.)
Th: Sag deiner Mama, was du jetzt brauchst, was du möchtest.
Kl: „Mama, Ich möchte, dass du zu mir kuckst, dass du mich in den Arm nimmst.“
Th: Ja genau, dass sie dich annimmt. Das ist ja ihre Pflicht als Mutter.
Kl: „Ja genau, das musst du für mich tun.“
Th: Was sagt die Mutter dazu?
Kl: Für sie ist das nicht klar.
Th: Hol die Mutter mal her. Sie soll jetzt mal da sein und sich das mal anschauen. Sag ihr das ganz bestimmt.
Kl: „Mama komm mal her, schau dir mal diesen Mist an!“ Meine Mutter sitzt da wie eine Statue. Bewegt sich nicht. Sie ist da und doch nicht da.
Th: Sag ihr das mal direkt: du bist da und doch nicht da.
Kl: „Ja genau. Du bist da und doch nicht da.“
Th: Was macht das mit dir?
Kl: Das kenn ich, den Zustand. ...
Th: Was willst du jetzt tun? Hast du eine Idee, wie du das ändern könntest?
Kl: Hm. Ja ich muss sie fühlen, durch Körper-kontakt.
Th: Ja, geh mal auf sie zu. Nimm du sie mal in die Arme.
Kl: Ne ne, das hab ich ja immer gemacht. ...
Th: Aha, das hast du schon immer gemacht. Sag ihr das.
Kl: Ja, das hab ich als Kind immer gemacht. Jetzt nicht mehr. Ich bin doch nicht ihre Mutter. Hab ich als Kind immer gemacht, ihre Sachen getragen.
„Ich hab immer deine Sachen getragen für dich! Wenn du mit deinem Mann nicht klar kamst, bin ich immer dazwischen und habe das für dich ge-regelt, weil du deinen Platz nicht eingenommen hast.“
Th: Lass mal deinen Vater auch da sein. Lass mal diese Situation auftauchen, wo du zwischen den beiden bist.
Kl: Ja der ist auch da. Holt tief Luft Das ist, als ob ich zwischen zwei Mühlsteinen bin. Kampf der Giganten. Wer hat mehr Macht. „Ich war immer dazwischen, wenn die Mutter mit dir gekämpft hat, Papa. Eigentlich warst du immer schwach hast aber immer viel Wind gemacht. Mutter du hast immer gemeckert und hast aber doch gemacht, was Papa wollte.“
Th: Und du, wo bist du?
Kl: Och, Ich wurde da einfach rumgezogen, wer mich einfach gerade am besten benutzen konnte.
Th: Was sagen deine Eltern dazu?
Kl: Das hätten sie nie so gesehen. ... „Das kann ich mir gut vorstellen, dass ihr das nie so gesehen habt, aber ich hab das so gefühlt.“
Th: Sag mal deinen Eltern was du jetzt möch-test. Wie es für dich richtig sein sollte.
Kl: Ich schaue sie an. „Und ihr steht nebenein-ander und es ist Frieden. Ich möchte ganz ein-fach Frieden.“ Beginnt zu schluchzen
Th: Verstehen sie das?
Kl: Ich glaube schon. Das ist ja das, was sie auch schon immer gewünscht haben, ein neues Leben bekommen. Ich war immer diejenige, die versucht hat, die Balance zu halten, und war damit immer überfordert. Ihr habt mich perma-nent überfordert.
Schluchzt. Musik wird eingespielt.
Hier zeigt sich das symbolische Bild für das Gleichgewicht mit den Kugeln und dem Gestell im Aussen. Sie versucht immer zwischen den Eltern auszugleichen. Es kostet sie enorm viel Kraft und Aufwand, hier die Balance zu halten. Ihre Aussage: „Kampf der Giganten!“
Th: Was meinen sie dazu?
Kl: Es tut ihnen leid. ...
Th: Was möchtest du, dass sie tun? Was wünschst du dir?
Kl: Dass sie auf mich achten, wie Eltern auf ihre Kinder achten. Dass ich ihnen wichtig bin. Dass sie mich sehen. „Dass ihr mich seht! Dass ihr mich so akzeptiert wie ich bin!“ Schluchzt
„Mama kannst du mich auch mal fragen wie’s mir geht? Es geht nicht immer nur um dich und dass ich zu dir komme.“ Weint
Th: Möchtest du, dass dich die Mama jetzt in die Arme nimmt.
Kl: Das hab ich in anderen Sitzungen schon gemacht. Das geht schon, aber ich möchte sie fühlen. Es geht um das da sein und doch nicht da sein. Das ist genau der Punkt. Und ich weiss nicht, wie ich das machen soll.
Th: Frag mal deine Mama, ob sie da eine Idee hat.
Kl: Ja mir geht es auch so, wenn ich Angst kriege oder so, dann krieg ich keinen Kontakt. Ich schneide den Kontakt ab. Ich hab ja fünf Jahre gebraucht, um ihr zu sagen, wie es mir gegangen ist als junges Mädchen. Sie ist da anfangs weggelaufen, die ist hysterisch gewor-den, als ich nur davon angefangen habe, über-haupt meine Gefühle auszudrücken.
Th: Und wie ist das jetzt?
Kl: Das kann ich jetzt machen. Das hat aber fünf Jahre gedauert.
Th: Und was fehlt jetzt noch für dieses Ver-ständnis. Was fehlt da noch?
Kl: Wenn ich nichts mehr tue, dann kommt von ihr nichts.
Th: Sag ihr das mal direkt.
Kl: „Wenn ich nicht zu dir komme, dann kommt nichts von dir. Du wohnst ja direkt neben mir. Wenn ich längere Zeit nicht gekommen bin, dann sagst du: du wohnst ja nur zwanzig Schritte von mir, Wieso kommst du nicht zu mir? Stattdessen machst du mir Vorwürfe.“
Th: Was sagt sie denn, wenn du ihr sagst, wie das für dich ist?
Kl: Das hab ich ihr noch gar nie gesagt.
Th: Aha, ja dann sag ihr mal jetzt direkt, wie das ist für dich ist.
Kl: Pause Ich krieg keinen klaren Gedanken mehr hin. Meine Nase ist total zu.
Th: Du kannst also deiner Mutter nichts sagen, weil deine Nase zu ist.
Kl: Ne, weil ich abgeschweift bin. Es fällt mir schwer.
Vermeidungshaltung, wenn es darum geht, zu ihrer Wahrnehmung zu stehen.
Th: Versuchs mal. Bleib mal dran bei deiner Mutter. Sag ihr, wie beschissen das ist für dich. Sag’s ihr jetzt.
Kl: „Weißt du, ich find das ganz schön Scheisse und mies von dir. Du machst mir nur Schuldge-fühle und ich hab dich ein Leben lang vermisst. Ich habe ein Leben lang meine Mutter vermisst.“ Versucht die Nase frei zu kriegen „Du nimmst mir die Luft. Ich hab die Nase voll von dir. Ich hab sie echt voll von dir, bis hier oben hin hab ich sie voll.“ ...
Th: Sag ihr das mal ganz laut und deutlich: ich hab die Nase voll von dir.
Kl: „Ich hab die Nase voll von dir!“ - „Aber ich fühl das noch nicht so richtig.“
Th: Sag’s noch viel lauter und bestimmter.
Kl: „Ich hab die Nase voll von dir. Ich hab die Nase voll von dir.“
Th: Noch lauter!
Kl: „Ich hab die Nase voll von dir. Du nimmst mir die Luft. Jetzt hab ich aber dir Nase richtig voll von dir.“ Schlägt kräftig mit dem Schlag-stock auf den Boden „Ich hab die Nase voll von dir. Ich will dass du mit mir redest und dass du mich ernst nimmst. Ich will, dass du mich auch besuchen kommst.“ Schlägt dazu einige Zeit kräftig
Th: Was macht die Mama?
Kl: Wir sitzen jetzt am Küchentisch, trinken Kaffee und unterhalten uns.
Th: Ist sie zu dir gekommen?
Kl: Ja sie ist gekommen.
Th: Wie fühlt sich das an?
Kl: Schön, ja.
Die Klientin legt sich zurück auf die Matte
Und jetzt möchte ich Farbe einfliessen lassen.
Th: Gut ja, welche Farbe brauchst du denn jetzt, und für welche Qualität brauchst du diese Farbe?
Kl: Grün für Herzensqualität.
Th: Ok, dann öffne dein Scheitelchakra und lass die grüne Farbe aus dem Kosmos in deinen Körper einfliessen.
Kl: Es kommt nicht über das Scheitelchakra herein, es kommt hier auf der Seite in die Arme rein. Klientin schluchzt heftig und beruhigt sich dann. Die Füsse die brauchen rot.
Th: Ok, dann lassen wir die rote Farbe fliessen für die Füsse.
Kl: Klientin lacht Jetzt hab ich ein rotes Bein und ein oranges Bein und grüne Arme. ... Jetzt brauch ich die Musik mit Kinderlachen für das Herz.
Th: Ok, es kommt gleich. Musik wird eingespielt
Th: Wie geht’s dir, wie geht es deiner Mutter?
Kl: Gut, sie hat mich umarmt.
Th: Schön. Was möchtest du jetzt noch tun?
Kl: Es gibt im Moment nichts mehr zu tun.
Th: Gut, dann schlag ich vor. Geh doch noch mal zu dieser Drehtür und schau mal wie das jetzt aussieht.
Kl: Hm. Das ist jetzt ein grosses Drehkreuz. Das war es vorher schon, aber da hatte es nur vorne und hinten einen Durchgang, und jetzt hat es vier Richtungen. Da kannst du jetzt dich dre-hen und es geht dazwischen hin und her. Es ist nicht mehr dunkel und da steht jetzt ein Kinder-spielplatz. Da oben steht das Haus meiner El-tern und meine Eltern stehen davor und kucken mir zu, wie ich auf dem Spielplatz spiele.
Th: Möchtest du noch ein bisschen auf dem Spielplatz spielen?
Kl: Ja genau.
Th: Gut, dann machen wir noch etwas Musik. Ich lass dich noch eine Weile allein. Ruh dich aus und spüre nach.
Das Eingangsbild mit dem Drehkreuz, das in einen dunklen schwarzen Tunnel führte, ist zu einem Drehkreuz mit 4 Richtungen gewor-den; d.h. sie ist beweglicher geworden. Sie kann sich in alle 4 Richtungen bewegen. Der Tunnel wurde zum Kinderspielplatz und das Thema Eltern und Elternhaus wurde auch neu verknüpft.