Schriftliche Supervision - Wortprotokoll einer Synergetik Therapie Sitzung mit erläuternder Kommentierung

Auszubildende: Roswitha Schneider - Berufsausbildung B 14/15
Mentorin: Frauke Dietz-Gerold
„Innerer Löwe“ (Verdacht auf Eierstock-Krebs)


Die 48-jährige Klientin möchte anstehende Lebensthemen aufräumen und sich dabei besonderes auch mit ihrem Eierstock beschäftigen, da ein Verdacht auf Krebs besteht.
In dieser zweiten Sitzung wird als unterstützende Instanz der „Innere Löwe“ installiert, der ihr dabei hilft, ihre Handlungskompetenz zu entwickeln.
Es tauchen zwei sehr prägende Situationen aus ihrem Leben auf. Im ersten Bild geht es um den frühen Tod der Mutter. Die Klientin greift in diese Szene jetzt handelnd ein und fordert zusammen mit dem Löwen die Mutter auf, zu kämpfen und bei ihr im Leben zu bleiben. Nachdem diese Transformation gelungen ist, folgt in zweiten Schritt die Auseinandersetzung mit dem Vater. Auch hier steht wieder der Löwe an der Seite der Klientin und fordert Liebe und Respekt. An dieser Stelle wird ein tiefer liegendes Familienthema sichtbar, welches jedoch direkt mit bearbeitet werden kann. Die Klientin fühlt sich am Ende der Sitzung erleichtert und „pudelwohl“. Sie hat das Gefühl, geliebt zu werden und wirklich dazu zu gehören. Der „Innere Löwe“ wird als stabile innere Instanz erlebt, mit-hilfe dessen Qualität sie jetzt auch in ihrem äußeren Leben kämpfen, handeln und für sich selbst besser eintreten kann.Vorbemerkung:
Die Klientin (ca. 48 Jahre alt, geschieden, zwei Kinder Im erwachsenen Alter) hat bei einer Auszubildenden der Grundausbildung bereits eine Sitzung absolviert und hat darüber Interesse an der synergetischen Arbeit gefunden. Sie formuliert ihr Anliegen dahingehend, dass sie generell mit Lebensthemen aufräumen möchte. Im Gespräch stellt sich weiterhin heraus, dass Verdacht auf Eierstock-Krebs besteht, der allerdings nur über eine Biopsie verifiziert werden könnte. Letztere würde allerdings die komplette Entfernung bedeuten. Da sie bereits einen Eierstock durch Operation verloren hat, lehnt die Klientin weitere schulmedizinische Behandlung (d.h. sowohl OP als Chemotherapie) ab.
Die Vereinbarung im Erstgespräch lautet, dass unspezifische synergetische Veränderungsarbeit zur Erhöhung der Resilienz und Stabilisierung ihrer psychischen und physischen Situation gewünscht ist. Die Klientin wird darüber informiert, dass eine gezielte Auflösung des Hintergrundes ihrer Eierstock-Erkrankung mittels Synergetik Therapie nicht erfolgen kann, da Synergetik Therapie unspezifisch arbeitet und demzufolge keine Heilung in Aussicht stellen darf bzw. kann. Die Klientin wünscht ungeachtet dessen mehrere Sitzungen.
Bei dem vorliegenden Wortprotokoll handelt es sich um die zweite Sitzung. Für die weitere Arbeit soll eine unterstützende Instanz installiert werden, deshalb wird das Thema „innerer Löwe“ vorgegeben. Der Entspannungstext führt übers Meer an einen Strand, auf dem die Klientin jetzt steht. Nachdem sie sich orientiert hat, teilt sie mit:


Kl: Vor mir sind Felsen und da ist eine Höhle.
Th.: Dann schau mal, welchen Impuls hast du? Du möchtest ja heute auf deiner In-nenweltreise die Bekanntschaft machen mit deinem inneren Löwen. (Das Thema wird noch einmal aufgerufen.) Kannst du mal gucken - vielleicht ist es sinnvoll, in die Höhle reinzuschauen. Vielleicht aber auch in den Wald hineinzugehen. Was ist dein Impuls? Y-Frage, um aufzurufen, wo für die Klientin die stärkste Attraktion liegt.
Kl: Ich möchte gerne in die Höhle reingucken.
Th.: Ja, dann mach das mal.
Kl: Es ist eine große. Stufen führen runter. Sehr tief.
Th.: Wie fühlt es sich an, da runter zu steigen?
Kl: Etwas beklemmend.
Th.: Wo spürst du das im Körper?
Kl: In der Herzgegend. (Die Beklemmung in Verbindung mit dem Körpergefühl zeigt bereits ein erstes Thema auf, das ich hier aber noch nicht aufgreife, da zunächst noch mehr Informationen gesammelt werden sollen.) Ich bin jetzt unten. Jetzt wird es sogar viel weiter und es öffnet sich so eine richtig große Höhle, und die ist seltsamerweise ganz hell.
Th.: Ja, dann schau dich mal um, ob das jetzt die Höhle deines Löwen ist oder wo du gelandet bist.
Kl: Nein, sieht nicht so aus. Die ist ganz glatt und da deutet nichts auf irgendeinen Löwen hin.
Th.: Schau dich mal um. Kannst du irgendetwas Auffälliges wahrnehmen - irgendetwas, das deine Aufmerksamkeit erregt? (Erneut die Frage, wo die Attraktion für die Klientin liegt.)
Kl: Von oben kommt Licht herein. Das sammelt sich in der Mitte. Das ist ein ganz heller Strahl.
Th: Ja.
Kl: Ich geh in die Mitte. Ich werde nach oben gezogen. Jetzt steh ich oben drauf. Das ist eine Art Lichtung. Ich geh einen Pfad entlang.
Th.: Was ist das da für eine Landschaft?
Kl: Es ist Wald und Felsen.
Th.: Ist das so etwas wie ein Dschungel oder....?
Kl: Ja, so in der Art. Ich geh auf einem Felsenpfad und vor mir ist der Dschungel oder der Wald. (Tiergeräusche Savanne werden eingespielt, um die Wahrnehmung der Klientin zu unterstützen.)
Th.: Schau mal, was ist dein Impuls? Was möchtest du jetzt tun?
Kl: Weitergehen. Ich möchte in den Wald hinein. Ganz hohe Bäume. Es ist schön und grün alles – wunderschön....... Am liebsten würde ich mich hinlegen und einfach nur nach oben gucken. ......Ich geh noch weiter...... Jetzt kommt ein wunderschöner Platz.
Th: Ja. (Ich gebe der Klientin Zeit, damit der Schauplatz sich entfalten kann.)
Kl:. Und ich schau mal in die Runde. Unter mir sehe ich eine andere Höhle und da kommt ein Löwe raus. (Löwengeräusch wird eingespielt.) Er wirkt sehr bedrohlich.
Th.: Ist es ein männliches oder ein weibliches Tier?
Kl: Das ist ein männliches Tier. Ein schönes Tier.
Th.: Dann sag ihm das mal. (Nachdem sich die Szene entfaltet hat, fordere ich die Klientin zu einer ersten Rückkoppelung auf.)
Kl: Hör mal, du bist ein sehr schönes Tier, ich würde dich gerne anfassen.
Th: Ja...
Kl: Jetzt schaut er zu mir. Ich gehe den Pfad runter. Ich stehe ihm gegenüber. Boah, er ist riesig groß. Er guckt mich an. Er leckt mich ab.
Th.: Aha ...Wie ist das für dich? (Nachdem die Klientin mit dieser Energie des inneren Löwen Kontakt aufgenommen hat, ist es wichtig zu erfahren, wie sie dieser Energie gegenübersteht. Daraus lässt sich bereits ersehen, wie sie mit ihrer eigenen Vitalität, Durchsetzungskraft und Aggression umgeht. Dass der Löwe sie von sich aus ableckt und sie dies zulässt, zeigt bereits, dass sie über eine gute Verbindung zu dieser Energie verfügt.)
Kl: Das ist total irre. (lacht) Ich darf mich auf seinen Rücken setzen. Oh, das ist ein total irres Gefühl. Ich halt mich in seiner Mähne fest und er trottet mit mir nach vorne. (Wieder wird Tiergeräusch Savanne eingespielt.)
Th.: Ja ... Ist es so etwas, wie er nimmt dich mal mit in seine Welt?
Kl: Er nimmt mich mit.
Th.: Ja, dann schau mal, wo er dich hinführt.
Kl: Oh, das wird immer dichter alles..... Er kommt so auch nicht mehr weiter. Die Bäume versperren uns den Weg. Es ist alles total eng.
Th.: Was ist das für ein Gefühlt, dass ihr da jetzt nicht mehr weiter kommt?
Kl: Also ich fühle mich eigentlich sicher. Ich bin ja auf ihm drauf. Ich sitze ja noch auf ihm, aber er kommt auch nicht weiter.
Th.: Frag ihn doch mal, ob er das kennt – dieses „er kommt nicht weiter“.
Kl: Löwe kennst du das? Das Nichtweiterkommen? - Ja. Er sagt, er muss kämpfen. Er muss die Bäume umhauen, weg schlagen. Ich steig von ihm runter und er macht den Weg frei. Er reißt die Bäume einfach aus. (Hier zeigt sich ein möglicherweise wichtiges Thema der Klientin, nämlich, dass sie in ihrer Durchsetzungskraft gehemmt wird - es ist alles total eng, die Bäume versperren den Weg, das Nichtweiterkommen und das Kämpfen-Müssen.)
Th.: Wie ist das für dich – er reißt die Bäume einfach aus?
Kl: Ein Gefühl von Kraft und Stärke, ja, und beschützt werden. (Aber auch der Ge-genpol von Kraft, Stärke und Schutz ist vorhanden.)
Th.: Sag ihm das auch.
Kl: Du beschützt mich. Bei dir fühl ich mich sicher. Jetzt geh ich neben ihm her und er macht den Weg frei. Ich kann weiter gehen. Es ist zwar immer noch eng, aber es geht.
Th.: Schau mal, wo er dich jetzt hinführt?
Kl: Jetzt sind wir aus dem Wald raus. Jetzt sind wir in ganz hohem Gras..... Es geht momentan nicht weiter. Er steht einfach nur da.....Löwe, was sollen wir machen?.......
Wir gehen wieder zurück.......Jetzt stehen wir vor einem ganz hohen Felsvorsprung. Wir müssten rüber springen........
Er fragt mich, ob ich ihm das zutraue. Nach unten geht es ganz steil abwärts.
Th.: Ja, und traust du ihm das zu? (Die Szene, die sich hier von ganz allein entwi-ckelt hat, bietet nun die Chance, zu prüfen, wie stark das Vertrauen der Klientin in die eigenen Kräfte ist.)
Kl: Ich weiß nicht so recht (Klientin klingt sehr zögerlich). Er muss mich ja mitneh-men.
Th: Ja...
Kl: Wir versuchen es.
Th.: Ok., dann beschreib mir mal, was passiert.
Kl: Ich setz mich auf ihn. Er nimmt Anlauf und er springt. Oh, das ist knapp. (Löwen-geräusch wird zur Unterstützung eingespielt.) Er hält sich an dem Felsvorsprung fest und versucht hochzukommen. Es ist schwierig. Ich kann mich nur an ihm festhalten. Sonst bleibt mir keine Möglichkeit.
Th.: Was ist das jetzt für ein Gefühl?
Kl: Ja, ich muss mich auf ihn verlassen. Aber ich sage ihm, dass er das schafft. Mit aller Kraft zieht er sich hoch. Jetzt sind wir oben. (Klientin atmet heftig aus.)
Th.: Wie ist das jetzt für dich, dass es geschafft ist?
Kl: Das ist gut. (Tiefes Ausatmen.) Ohne seine Hilfe hätte ich das nicht geschafft.
Th.: Sag dem Löwen mal, was du empfindest.
Kl: Ich hätte es ohne deine Hilfe Löwe nicht geschafft, Löwe. Ich danke dir, dass du so mutig warst.
Th.: Schau, wie er reagiert.
Kl: Er freut sich. Er stupst mich an (lacht) und er fordert mich auf, noch ein Stück mit ihm zu gehen. (Die Klientin hat jetzt die Erfahrung gemacht, dass ihr die innere In-stanz Löwe verlässlich zur Seite steht, ein Erlebnis, auf das in der weiteren Verände-rungsarbeit immer wieder zurückgegriffen werden kann.)
Th.: Dann tue das mal und bleib auch mal mit einem Teil deines Bewusstseins jetzt an dem Punkt, er hat sich ja jetzt offensichtlich als ein guter verlässlicher Begleiter erwiesen und vielleicht magst du ihm mal erzählen, warum du überhaupt in deine Innenwelt hineingehst, worum es für dich geht – mit deinen Worten – und ob er dir dazu etwas sagen kann, etwas zeigen kann, was dir weiter hilft. (Es geht jetzt darum, auf tieferliegende Erfahrungen der Klientin aus der Prägungsebene zuzugreifen und die innere Instanz zur Zusammenarbeit zu gewinnen.)
Kl: Löwe, ich bin in meiner Innenwelt, weil ich einiges für mich raus finden will. Weil ich krank bin und ich möchte, dass das wieder in Ordnung kommt und ich denke, dass du mir da auch helfen kannst. Vielleicht kannst du mich ein Stück führen und mir zeigen, wo ich kämpfen muss oder, wo ich was auflösen muss. (Hier formuliert die Klientin jetzt selbst, dass es um das Kämpfen geht.)
Th.: Ok., schau mal, wie er reagiert oder, was jetzt geschieht. Lass dich überraschen.
Kl: Er nickt und er schubst mich vorwärts. Er sagt, geh deinen Weg. Du bist auf dem richtigen Weg und ich bin bei dir – sagt er. Wir gehen wieder zu der Höhle. Aber es geht kein Weg da runter.
Th.: In die Höhle hinein, oder was meinst du?
Kl: Ja, die Treppe ist weg.
Th.: Ja, dann guck mal, was jetzt zu tun ist.
Kl: Wir gehen einen ganz schmalen Pfad hoch. Bis wir oben drauf stehen, wo ich raus gekommen bin. Wir werden förmlich eingesogen in das Loch und landen aber unten ganz weich.
Th.: Dann schau dich mal um, wer oder was ist dort unten?
Kl: Das ist alles sehr undeutlich. Es ist wie eine Haut, die Wand. Da innen pulsiert alles Mögliche.
Th.: Wie fühlst du dich dort?
Kl: Sehr eingeengt. Es fühlst sich an, als würde das immer näher alles rücken. Als wäre das nur noch ganz, ganz eng. Der Löwe brüllt, aber er schlägt jetzt um sich.
Th: Ja...
Kl: Jetzt steh ich ganz alleine da. Der ist wie verschluckt da vorne. Der Löwe ist, als wenn er verschluckt worden wäre.
Th.: Was ist das für ein Gefühl – der ist einfach weg?
Kl: Ja. Ich fühle mich alleine. Ich will ihn wieder haben.
Th.: Spür mal – woher kennst du das? Ich fühle mich alleingelassen.... (Durch die vorangegangene Szene in der Höhle wird jetzt ein offenkundig zentrales Thema der Klientin sichtbar. Dies gilt es nun, über Fragen deutlicher auszuschlüsseln.)
Kl: Ja, eigentlich von jeher – allein. Von jeher schon in der Gedankenwelt alleine.
Th.: Dann soll mal die Situation auftauchen, in der das das erste Mal passiert ist. (Dies ist der Versuch, die Prägungsebene aufzusuchen und eine Ursprungssituation ins Bild zu bekommen.)
Kl: Das erste Mal....
Th.: Du bist allein gelassen.......
Kl: Als meine Mutter so krank war. (Stimme wird leiser)
Th.: Dann sei jetzt mal in dieser Situation. Wie alt bist du? (Mit Hilfe gezielter Fragen soll die Klientin die Situation jetzt erneut durchlaufen. Dabei geht es um die Abfrage, welche Personen beteiligt sind und mit welchen Gefühlen diese Situation verknüpft ist. Wichtig wäre es hier auch gewesen, Körpersensationen mit einzubeziehen, dies habe ich jedoch – wie der weitere Verlauf zeigt - vergessen.
Kl: Elf.
Th.: Beschreib mal die Situation.
Kl: Ich durfte nicht mehr zu ihr. Es hieß immer, die Mama braucht Ruhe.
Th.: Wer sagt das?
Kl: Die Oma.
Th.: Ist die jetzt da?
Kl: Ja. Sie setzt sich einfach hin und sagt, ich soll beten.
Th.: Spür mal hin. Wie ist das?
Kl: Ich kann nicht beten. Ich versteh das nicht.
Th.: Sag’s der Oma.
Kl: Oma, ich versteh das nicht. Was ist los?..... Sie sagt, dass die Mama wahrscheinlich sterben wird.
Th.: Oh, ja. Spür mal. Wie ist das für dich, wenn du diese Worte hörst.
Kl: Ich versteh das auch nicht. Ich weiß nicht, warum? Warum muss uns das passieren? Will sie gehen? (Hier besteht das Risiko, dass die Klientin ins Überlegen gerät, deshalb ist es erforderlich, sie auf der Ebene des Gefühls zu halten.)
Th.: Spür mal, was fühlst du?
Kl: Angst, Alleinsein – aus dem Normalen rausgerissen.
Th.: Sag das der Oma, aber sag’s auch deiner Mama.
Kl: Oma, ich fühle mich ganz alleine. Ich will jetzt zu der Mama.
Th.: Schau was passiert. (Die Ursprungsszene muss sich jetzt zunächst entfalten.)
Kl: Sie sagt, bitteschön, geh.
Th.: Also, sie lässt dich durch? Ist das die Mutter von deiner Mutter oder von deinem Vater?
Kl: Ja, von meiner Mutter.
Th: Okay, ja..
Kl: Mama, ich fühl mich ganz alleine, wenn du jetzt weggehst.
Th.: Beschreib mir mal die Mama. Wie alt ist die? Was hat die für einen Gesichtsausdruck? (Die Mutter der Klientin ist tatsächlich in einem frühen Alter gestorben. Da sie jetzt erstmalig in der Szene auftaucht, ist es erforderlich abzufragen, wie das Energiebild der Mutter aktuell gespeichert ist.)
Kl: Sie ist 36.
Th.: Wie sieht sie aus? Was nimmst du wahr?
Kl: Gequält......... Irgendwie unerreichbar.
Th.: Ja, das sag ihr mal.
Kl: Mama, du siehst gequält und unerreichbar aus. (Klientin beginnt zu weinen.)
Th.: Und schau, wie sie reagiert.
Kl: Sie sagt, sie hat Schmerzen. Sie möchte nicht mehr da sein. (Dies ist ein wichti-ger Hinweis, dass der innere Anteil sich verabschieden möchte.)
Th.: Oh ja...Wie ist das für dich, wenn sie das sagt?
Kl: Schlimm. (Klientin weint stärker.) Jetzt wird mir klar, sie ist für mich auch nicht mehr da. (D.h. die Mutter als innerer Anteil steht der Klientin nicht mehr zur Verfü-gung, es geht also darum, ihn „zurück zu gewinnen“. In der nun folgenden Sequenz geht es darum, die Klientin in ständiger Rückkoppelung zu halten.)
Th.: Ja, das sag ihr auch mal.
Kl: Mama, dann bist du für mich auch nicht mehr da und für den D. (Bruder) auch nicht. Wir sind dann ganz alleine.
Th: Genau.
Kl: Sie sagt, ihr habt die Oma noch. - Aber die Oma ist nicht du.
Th.: Genau ...Spür mal hin.... Was empfindest du, bei der Tatsache, dass die Mama gehen will und dich und deinen kleinen Bruder einfach alleine lässt.
Kl: Traurigkeit. Ich fühl mich eigentlich tief verletzt.
Th.: Das sag ihr auch.
Kl: Mama, das verletzt mich. Das tut mir weh, wenn du so etwas sagst. (Klientin weint andauernd.) Jetzt streichelt sie mich und sagt, es tut mir leid, aber ich kann nicht anders.
Th.: Wie ist das für dich?
Kl: Hilflos.
Th.: Was bedeutet das für dich, wenn sie sagt, ich kann nicht anders?
Kl: Ich fühl mich noch hilfloser.
Th.: Ist es so etwas, wie sie lässt dich im Stich?
Kl: Ja.
Th.: Das sag ihr auch.
Kl: Mama, ich habe das Gefühl, du lässt mich im Stich. Du denkst nur an dich. Du lässt mich hier alleine. Komm her in meinen Arm – sagt sie. Sie weint.
Th.: Hilft dir das, dass sie jetzt weint?
Kl: Nein, damit ist das ja nicht abgeräumt – abgewendet.
Th.: Sag ihr das auch.
Kl: Mama, das hilft mir nichts, wenn du weinst. Du sollst da bleiben! Bleib einfach da!
Th.: Wie reagiert sie? Du hast ja eine klare Ansage formuliert.
Kl: Sie sagt, wie soll ich das machen? .......Sie soll kämpfen. (Jetzt ändert sich die emotionale Verfassung der Klientin und damit ist der Ansatzpunkt für ein Kippen des Energiebildes geschaffen.) Sie soll nicht einfach mit sich geschehen lassen. Sie soll kämpfen. Mama auf, steh auf jetzt. (Hier nutzt die Klientin nun die innere Energie des Löwen im positiven Sinne, indem sie den inneren Anteil Mutter zur Handlungskompetenz auffordert.)
Th.: Schau, ob sie es tut.
Kl: Sie guckt mich ganz ungläubig an. Sie fragt – kann ich das?..... Du kannst es. Steh auf – lach all denen ins Gesicht, die sagen, du musst sterben.
Th.: Wer sind die, die sagen, sie soll sterben?
Kl: Ärzte.
Th.: Ja, dann hol die mal dazu.
Kl: Oma, Opa, alle glauben das.
Th.: Hol die alle mal her. (Hier geht es darum, alle an der Schlüsselszene beteiligten Figuren mit ins Bild zu holen, damit eine möglichst große Bandbreite an Fraktalen am Veränderungsprozess beteiligt sind.)
Kl: Guckt mal alle hier hin. Jetzt guckt euch die Mama an. Sie muss nicht sterben. Sie steht auf. Mama setzt sich.
Th.: Wie ist das?
Kl: Das ist schön. (Klientin weint.) Ich habe etwas bewirkt. Das ist wunderbar. Sie glaubt das. Oh, jetzt fängt sie an zu schimpfen. Sie schimpft die anderen aus. Was habt ihr mir eingeredet?
Th.: Braucht sie Unterstützung, ein bisschen? Weil du hast ja einen so tollen Löwen.
Kl: Ja, den hol ich jetzt. (Löwengebrüll wird eingespielt.) Mama hier, der Löwe, der hilft dir. Er steht dir auch zur Seite. Er schlägt zuerst den Arzt. Oma, Opa und Papa, die flüchten in die hinterste Ecke. Der Arzt ist verschwunden.
Th.: Na, dann hol mal Oma, Opa und Papa zurück. (Hier wurde der Arzt vergessen!)
Kl: Kommt mal wieder her. Guckt euch die Mama an. (Noch mal lautes Löwenge-brüll.) Die können das nicht glauben.
Th.: Was passiert?
Kl: Sie kommen nur ganz erstaunt ein Stückchen näher. Der Löwe steht zwischen uns. Die Mama streichelt ihm den Kopf und sie lacht.
Th.: Wie ist das für dich?
Kl: Total befreiend......... Sie sagt – redet mir noch einmal einer was ein!
Th.: Schau noch mal, wie die anderen reagieren.
Kl: Ganz ungläubig. Entsetzt zum Teil, aber sie geht an ihnen vorbei und geht zur Tür hinaus.
Th.: Spür mal. Wie fühlt sich das an?
Kl: Ich bin glücklich. Ich geh mit ihr. Sie hält mich an der Hand. (Klientin weint erneut stärker.)
Th.: Dann sag ihr auch mal, wie es dir geht.
Kl: Mama, das tut mir gut, dass du den Kampf aufgenommen hast und der Löwe steht dir jederzeit bei. Er wird dir auch helfen und er hilft mir auch. (Musik „Heaven and Hell“ wird eingespielt, damit soll die neue Wahrnehmung der Mutter geankert werden.)
Th.: Wo bist du jetzt? (Abfrage, was in den vergangenen 3-4 Minuten innerlich ge-schehen ist, damit jetzt die weitere Orientierung erfolgen kann.)
Kl: Ich bin jetzt in dem Löwen. Erst mit meiner Mutter zusammen eine Runde ge-dreht. Er konnte fliegen. Dann haben wir sie abgesetzt und dann bin ich mit ihm weg geflogen. Hab gewunken. Alles hat im Hof gestanden und hat gewunken und er hat über den Wolken seine Runden gedreht und dann sind wir im Sturzflug wieder da hin, wo er verschwunden war und er ist wieder zurückgekommen. Und er sagt, wir finden einen Weg hier raus.
Th.: Ok., dann möchte ich dich trotzdem bitten, geh noch mal kurz zurück in die Situ-ation, in der du als kleines Mädchen vor der Tür sitzt und Oma sagt, du darfst nicht rein. Die Mama wird sterben. Wie ist das jetzt? Schau mal, was passiert. (Jetzt muss überprüft werden, ob tatsächliche eine Veränderung geschehen ist, denn dann müssten die beteiligten Figuren anders handeln.)
Kl: Ich glaube es ihr nicht. Ich sage – Oma, das ist Blödsinn. Ich gehe jetzt zur Mama und sie steht dann auf. Das wird schon wieder alles in Ordnung kommen. (Klientin weint.)
Th.: Wie reagiert die Oma?
Kl: Sie fühlt sich an den Kopf und sagt, hast du sie noch alle? (Hier zeigt sich, dass die Oma von der Veränderung noch nicht betroffen ist, sie hätte sonst zustimmend reagieren müssen.)
Th.: Wie geht es dir damit?
Kl: Ich sage, ich hab sie noch alle. Ich weiß, was ich sage und es ist so.
Th.: Spür mal, woher kennst du das? Dass jemand zu dir sagt, oder dir vermittelt, hast du sie noch alle? Was taucht da auf? Woher kennst du das? (Es hätte die Mög-lichkeit bestanden, jetzt noch einmal direkt mit dem Teil der Oma zu arbeiten, statt-dessen frage ich jedoch nach, ob sich hier erneut ein tieferes Geschehen verbirgt, d.h. die Eröffnung eines neuen Schauplatzes mit einer Prägungssituation.)
Kl: Aus allen möglichen Situationen, wo ich halt anders reagiert habe, wie erwartet.
Th.: Dann soll die Wichtigste jetzt mal auftauchen. (Direkter Appell an das Unterbe-wußt.)
Kl: Da hatte ich von meinem ersten selbst verdienten Geld eine Bluse gekauft und ich war ganz stolz darauf.
Th.: Sei jetzt mal in der Situation. (Aufforderung: weg von der Erzählebene hin zur Erlebnisebene.)
Kl: Ich hab die Bluse gekauft und bin ganz stolz drauf.
Th.: Wie alt bist du? (Sondierung der Situation und Sammeln von Information.)
Kl: Ich bin 15. Mein Vater ist seit kurzem verheiratet. Wir sitzen am Tisch. Er kommt nach Hause. Es gibt Hähnchen und er ist angetrunken. Ich sage nur: „Papa, ich habe mir eine Bluse gekauft.“ Er sagt nicht, lass doch mal schauen. Er wettert sofort los. So ein Blödsinn, so ein Schwachsinn. Du hast sie nicht mehr alle.
Th: Spür mal – wie ist das für dich jetzt?
Kl: Das ist so kränkend. Das tut so weh - ich kann nicht mehr weiter essen. Ich steh auf und sage nur, ich pack meine Klamotten. Ich zieh jetzt aus. Er isst in aller Ruhe weiter. Die U. sagt keinen Ton. Der D. versteht das gar nicht. Ich geh nach oben ins Zimmer. Schmeiß ein paar Sachen in die Tasche und geh dann raus.
Th.: Wie fühlt sich das an?
Kl: Ich will es ihm heimzahlen.
Th.: Du willst es ihm heimzahlen?
Kl: Ja. Ich will ihm einfach zeigen, dass er so nicht mit mir umgehen kann. Aber ich laufe weg. Ich sag, ich geh jetzt zu meiner Tante und er steht dann nur da und schreit, du kommst hier hin – hier hin sofort. Ich sage, er soll sich einen Hund an-schaffen, dann kann er Befehle erteilen. Dann lauf ich aber, weil ich Angst habe. Ich bin weggelaufen.
Th.: Wie fühlt sich das an jetzt – ich bin weggelaufen? (Hier wäre es auch möglich gewesen, über den Aspekt der Angst zu gehen und dieses Gefühl zu vertiefen. Im Rückgriff auf den bereits positiv aufgetauchten Gesichtspunkt der Durchsetzungs-kraft, versuche ich jedoch, an einer anderen Stelle anzusetzen.)
Kl: Flucht. Ja feige, will ich nicht direkt sagen, aber irgendwo schon.
Th.: Dann spür mal, was willst du jetzt anders machen? (Betonung der Handlungs-kompetenz.)
Kl: Ich sag ihm jetzt direkt, was für ein Idiot er ist.
Th.: Sag es ihm!
Kl: Weißt du, dass du ein Idiot bist? Ein besoffener, blöder Idiot. Du kannst nur rum krakelen und deine Scheiße von dir geben, aber nicht einmal vernünftig mit irgend-jemandem reden. Du hast nur deinen Schwachsinn im Kopf.
Th.: Genau. Was fühlst du, wenn du ihm das sagst?
Kl: Das ist für mich befreiend und wenn er mir jetzt eine schmieren würde, das wäre mir noch egal. Das ist für mich so befreiend.
Th.: Was ist da für ein Gefühl im Hintergrund? Ist es Zorn oder Wut, Hass, Ärger, Verletztheit?
Kl: Es ist Zorn, Verletztheit, ja und auch Wut, dass er überhaupt mit mir so umgeht.
Th.: Spür das mal. Lass die Wut mal da allein. Das Gefühl soll unterstützt werden und sich entfalten können. Wo kannst du sie spüren – im Körper?
Kl: Also im Moment spüre ich nur meine Niere. (Klientin weint.)
Th: Ja....
Kl: So ein Arschloch.
Th.: Was würdest du am liebsten tun mit diesem Arschloch? Ganz ehrlich, tabufrei.
Kl: Ihm einfach mal die Faust ins Gesicht hauen.
Th.: Okay, dann tue das jetzt. Komm noch ein Stück vor. Fixiere ihn. (Aufforderung an die Klientin, wirklich auf das Bild und nicht daneben zu schlagen.)
Klientin schlägt mit dem Schlagstock zu und schreit und lässt alle Aggressionen raus.
Kl: Ich will es nicht mehr.....Du hast mein ganzes Leben ruiniert..... (Prozessmusik wird eingespielt.) Jetzt ist Schluss....
Das hat gut getan.....Mir geht’s super.....Es geht mir jetzt viel besser.
Jetzt hast du endlich das bekommen, wo ich mein Leben drauf gewartet hab.....Verdammt spät, aber immerhin........Er kann die Welt nicht verstehen, dass ihm das passieren muss.
Th.: Liegt er am Boden, oder was ist mit ihm? (Nach der Arbeit mit dem Schlagstock muss geprüft werden, wie die Situation sich darstellt.)
Kl: Er sitzt da. Er starrt nur vor sich hin und schüttelt mit dem Kopf und er versteht es nicht. Er versteht es immer noch nicht. (Klientin ist immer noch wütend.)
Th.: Wie geht es dir damit, dass er es immer noch nicht versteht?
Kl: Ich halte ihn langsam für blöd. Er hat sein Gehirn versoffen.
Th.: Sag ihm das.
Kl: Du bist so doof. Du hast wirklich dein Gehirn versoffen. Du weißt schon gar nicht mehr, was du machst. Du weißt nicht mehr, was du sagst. Du reagierst überhaupt nicht mehr – Du bist ein lebender Toter......
Th: Ja...
Kl: Mach endlich mal was – einmal in deinem Leben.
Th.: Guck, wie er reagiert.
Kl: Ja, ich mein ja nur. Ich mein ja nur.
Th.: Guck mal, was willst du mit einem solchen lebenden Toten in deiner Innenwelt? (Die Aussage der Klientin greife ich auf, denn die vorausgegangene Arbeit mit dem Schlagstock muss jetzt noch komplettiert werden, da das Bild des Vaters noch nicht nachhaltig gekippt ist.)
Kl: Er muss raus.
Th.: Ja. Wie kannst du das machen? Was ist dein Impuls? Was willst du tun?
Kl: Kann ich ihn zum Leben erwecken?
Th: Wer kann Dir helfen?
Kl: Der Löwe...
Th: Dann lass den mal da sein...
Kl: Ja er steht jetzt neben mir und er ....(Löwengebrüll wird eingespielt.)
Th.: Was passiert?
Kl: Er hat ihm einen vollen Kick nach dem anderen ausgeteilt. Er hat ihn wegge-schleudert. Er hat ihn wiedergeholt und er ist so klein und er sitzt in der Ecke und sagt nur, lass mich, ich lass dich auch in Ruhe.
Th.: Ah ja, willst du dich darauf einlassen? (Hier besteht das Risiko, dass die Klientin mit dem bis jetzt Erreichten zufrieden ist und weitere Anstrengung vermieden möchte, deshalb die eher provokante Frage.)
Kl: Mir wäre es lieber, er würde sich einfach mal damit beschäftigen, was er so von sich gibt. Ob er vielleicht mal nachdenkt, mal überlegt, wie verletzend und wie ekel-haft er manchmal ist.
Th.: Dann sag ihm das.
Kl: Er ist ja so klein. Ich packe ihn. Überleg mal bitte, was du sagst. Überleg mal, was du tust. Überleg mal, wie verletzend du bist, wie gemein und hinterhältig und ich lass mir das von dir nicht mehr bieten. Jetzt ist endgültig Schluss damit. Und wenn es nicht anders geht, dann musst du aus meiner Welt verschwinden.
Th.: Ok, das sind klare Worte. Guck, wie er reagiert.
Kl: Er fragt, was soll ich denn machen?
Th.: Was möchtest du, dass er tut?
Kl: Ein bisschen mehr Gefühl für andere entwickeln. Im speziellen auch für mich.
Th.: Guck, wie er reagiert.
Kl: Mal ein bisschen darüber nachdenken, wenn du etwas sagst. Was du da loslässt. Mal ein bisschen Liebe – wenn das möglich ist – entgegenbringen. Und vielleicht auch ein bisschen Verständnis.
Th.: Und wie reagiert er darauf, was du da möchtest von ihm?
Kl: Er zittert ja immer noch....Ich will es ja versuchen – wie mach ich das denn?
Soll ich ihm da auch noch helfen? (Hier spricht die Klientin mich direkt an, darauf darf ich jedoch nicht eingehen, sie ist in ihrer Innenweltsituation zu halten.)
Th.: Spür mal hin, was ist dein Impuls? Was willst du anfangen mit ihm?
Kl: Also jetzt tut er mir so leid. (Jetzt wird ein weiterer Gefühlsaspekt in Hinblick auf die Figur Vater deutlich.) Der ist so gefangen in seiner Welt da irgendwo. (D.h. die Klientin ist gefangen in ihrer Welt, das scheint mir ein Hinweis darauf, dass die Situation mit dem Vater auf einer noch tieferen Ebene geklärt werden muss, deshalb erfolgt jetzt die Frage nach einer weiteren Prägungssituation aus dem morphischen Familienfeld.)
Th.: Frag ihn doch mal. Was ist passiert, dass er so gefangen ist. Oder wer hält ihn gefangen?
Kl: Was ist einfach passiert, dass du so an allem fest hältst, was so ein Unsinn ist -
kein Gefühl.................Er hat auch keine schöne Kindheit gehabt.
Th.: Sagt er das jetzt? (Prüfen, ob das die Meinung der Klientin ist oder ob diese Auskunft von dem inneren Anteil selbst kommt.)
Kl: Ja.
Th: Dann soll er dir etwas dazu zeigen.
Kl: Er hat viel Prügel bekommen.
Th: Prügel? Von wem?
Kl: Von seinem Vater.....
Th: Ok, dann lass den doch jetzt da mal rein. Das ist ja dann dein Großvater. (Hin-weis auf die Verbindung, die die Klientin selbst mit diesem Aspekt hat.)
Kl: Opa, komm mal her. Guck dir mal deinen Jungen an, was du mit dem gemacht hast.
Th.: Schau, wie dein Großvater reagiert.
Kl: Sucht und ......Du hast einen Krüppel aus ihm gemacht. (Klientin weint erneut.)
Th: Genau...... (längere Pause) (Die Klientin ist stark im Gefühl, gibt aber keine ver-bale Rückmeldung, deshalb Erinnerung daran, dass sie im Kontakt bleiben soll.) Ja.....
Kl: Er versteht es nicht.
Th.: Wie geht es dir damit, dass der das nicht versteht?
Kl: Nicht gut, weil es ändert sich ja nichts. (Klientin weint immer noch – es ist deut-lich, dass jetzt etwas geschehen muss, damit sie nicht in Resignation geht, deshalb folgende Aufforderung:
Th.: Und schau mal, was empfindest du gegenüber diesem Großvater, der deinen Vater so verkrüppelt hat und du bist diejenige, die jetzt die Konsequenzen trägt. (Der Rückbezug soll bewusst gemacht und gespiegelt werden.)
Kl: Dieser Idiot!!!
Th: Aha.
Kl: Tja, der Löwe.
Th: Was ist mit dem Löwen?
Kl: Der kommt. Tja Opa, jetzt schau dir das an. Jetzt überlegt mal genau, was du al-les mit deinem Jungen gemacht hast. (Löwengebrüll wird eingespielt zur Unterstüt-zung der Szene.) Jetzt schaut er ganz entsetzt.
Th.: Schau mal, willst du dem Löwen helfen? (Es muss abgefragt werden, ob die Klientin jetzt noch mal aktiv körperlich in Bewegung gehen sollte.)
Kl: Ich glaub, ich brauch dem nicht zu helfen. Ich muss jetzt nichts mehr sagen, sagt er. Es tut mir leid. (Löwengebrüll, um über Wahrnehmung zu unterstützen – Kipp-Punkt ist erreicht.)
Th.: Was passiert und schau doch mal, wie dein Vater jetzt reagiert.
Kl: Es tut ihm leid, weil er sagt, er hätte es nicht anders gewusst.
Th.: Was ist mit deinem Großvater jetzt?
Kl: Ich sag einfach, Opa nimm dein Kind mal in den Arm.
Th.: Und macht er das?
Kl: Es macht es. Er nimmt ihn in den Arm. Er hat ihn ganz fest.
Th.: Spür mal, wie ist das? (Nachfrage, um abzuklären, ob die Klientin energetisch eine andere Qualität empfindet.)
Kl: Das ist schön. Er hat ihn wirklich gern, das merkt man.
Th.: Wie geht es dir damit? Was fühlst du?
Kl: Mir tut das auch gut. Weil er jetzt endlich die Liebe erfährt, auf die er ewig ge-wartet hat?
Th.: Ja, frag ihn doch.
Kl: Ist es das, was dir immer gefehlt hat? -....Er weint. Er sagt ja. (Klientin weint wie-der stark, Einspielen von Musik „Song of the lamp“. Ankerung der Veränderung, Zeit wird gegeben, Klientin hat Zeit nachzuspüren und ausgiebig zu weinen.)
Th.: Beschreib mal, was ist jetzt? (Abfragen der Situation, um gegen zu prüfen, ob sich eine neue Energiebild- und Gefühlssituation eingestellt hat.)
Kl: Er ist ganz anders. Er sieht auch freier und glücklicher aus.
Th.: Was ist mit Opa?
Kl: Dem Opa geht es auch besser. Er sieht, was er Positives bewirkt hat. Das ist halt ein anderes Verhalten.
Th.: Dann geh doch jetzt bitte noch mal zurück in die Situation, in der du dir eine Blu-se gekauft hast und schau mal, was jetzt passiert. (Es geht jetzt daum, zu überprü-fen, ob eine tatsächliche Veränderung stattgefunden hat.)
Kl: Wir sitzen alle am Tisch. Er kommt von der Arbeit und setzt sich dazu. Ich sag, Papa guck mal, ich hab mir eine Bluse gekauft. Er guckt mich an. Zeig mal, sagt er zu mir. Ich bin ganz stolz. Ich zeig sie ihm. Zieh mal an. Zieh ich sie an und er sagt, sie sieht super aus. Sie ist schön.
Th.: Wie fühlt sich das an?
Kl: Ja, bestätigend und einfach ja Liebe. (Klientin weint.)
Th.: Dann hol auch mal den Großvater dazu.
Kl: Opa, guck’s dir an. - Er nickt.
Th.: Und dann hol mal die Mama dazu. (Die in der Sitzung beteiligten wichtigen inneren Figuren werden jetzt noch einmal aufgerufen.)
Kl: Mama guckt auch.
Th.: Wie reagiert die?
Kl: Die findet es so toll. Ihr geht es gut.
Th.: Und dann bleibt noch die Oma. Schau mal, was mit der ist.
Kl: Oma guck mal. Ist das in Ordnung? Ja, so soll es sein, sagt sie.
Th.: Spür mal, wie geht es dir jetzt damit? Was fühlst du? (Abfrage der emotionalen Situation.)
Kl: Erleichterung. Ich habe das Gefühl, geliebt zu werden – jetzt geliebt zu werden. Dazu zu gehören und wirklich seine Tochter zu sein.
Th.: Sag ihm das. (Aufforderung zur Rückkoppelung, damit sich das Erreichte veran-kern kann.)
Kl: Papa, so geht es mir gut. So fühle ich mich mit dir verbunden. Ich bin glücklich, wenn du mich akzeptierst. Wenn du mich spüren lässt, dass du mich gern hast und nur so kann es gehen.
Th.: Dann spür das einfach mal. Lass das wirken, das Gefühl. (Musik „Bilitis“ wird eingespielt und Zeit zur Vertiefung gegeben.)
Th.: Wie ist die Situation jetzt? (Gegentesten und Überprüfen, welche Veränderung eingetreten ist und wie sich diese bildhaft und energetisch ausdrückt.)
Kl: Ich steh immer noch am Küchentisch. Es sind ganz viele Leute dazugerückt und es ist einfach ein fröhliches Familienfest.
Th.: Ah, ja. Schau mal, ob du denen vielleicht deinen Löwen auch zeigen möchtest?
Kl: Guckt Euch mal meinen Löwen an, wirklich ein wunderschöner Kerl. (Löwenge-brüll im Hintergrund, damit sich die Verbindung noch einmal stabilisieren kann.)
Th.: Dann schau doch einfach mal, du hast ja in deiner Innenwelt immer die Möglichkeit mit der Zeit nach hinten oder nach vorne zu gehen und schau doch mal, wenn du nach vorne gehst, wie es ist, wenn du deinen Löwen jetzt mit ins Leben nimmst – so wie du ihn heute kennen gelernt hast. Schau zum Beispiel mal, wie dein Vater dir begegnet, wenn du ihn wieder siehst, was weiß ich, in 2 Tagen, in 10 Tagen, in 14 Tagen, keine Ahnung. Guck mal, was auftaucht. (Zusätzlicher Aspekt der Verankerung, um der Klientin positives Erleben mit dem jetzt Erreichten zu vermitteln.)
Kl: Ja. Ich kann ihm klar und deutlich sagen, dass er sich mir gegenüber anders verhält.
Th.: Ja ...Guck auch mal, wie reagiert er?
Kl: Er reagiert nachdenklich...... Er überlegt..... Er weist also nicht direkt ab, wie er es sonst immer gemacht hat.
Th.: Jetzt schau mal, in welche Situation möchtest du den Löwen jetzt noch mitneh-men? Wem möchtest du ihn zeigen? Vielleicht deinen Kindern? Deinem Lebensge-fährten? Wer sollte ihn sehen?
Kl: Den kann eigentlich jeder sehen. Ich bin froh, dass ich ihn habe. Dass er dabei ist.
Th.: Ja, genau. Dann geh doch bitte mit deinem Löwen noch einmal in die Anfangs-situation rein, in das Anfangsbild und schau mal, wie es da jetzt aussieht. (Gegen-prüfen, was Gesamtresultat der Sitzung ist.)
Kl: Also, ich bin jetzt aus dieser Enge mit ihm zusammen rausgekrabbelt und es ist wie eine Geburt. Ich lieg dann da als Baby, aber er ist dabei und er achtet auf mich.
Th.: Spür mal, wie fühlt es sich an?
Kl: Einfach schön. Ich fühl mich ganz sicher. Mir geht es wunderbar – geborgen.
Th.: Sag ihm das auch.
Kl: Ich fühl mich pudelwohl bei dir und ich bin froh, dass es dich gibt und dass du mir hilfst. (Musik wird eingespielt zur abschließenden Verankerung.)
Th.: Schau mal, wie reagiert der Löwe und frag ihn mal, ob er dir jetzt heute noch irgendetwas zu sagen hat.
Kl: Hast du mir noch etwas zu sagen? Willst du mir noch etwas anderes zeigen?
Es sagt, nein. Ich kann alles tun und lassen, was ich will. Er steht neben mir.
Th.: Wie fühlt sich das an?
Kl: Schön. Ein ganz verlässlicher Freund. Also anfangen muss ich, wenn ich kämpfen will. Er steht mir zur Seite. (Das Thema kämpfen zeigt sich hier in positiver Aspektierung, da die Klientin auf ihre eigene Handlungskompetenz anspricht und diese betont. Musik wird eingespielt „life is life“.)
Th.: Wie geht es dir jetzt?
Kl: Mir geht es blendend.
Th.: Gut, dann schau mal, ob du dir gemeinsam mit dem Löwen oder alleine einen schönen Platz suchst und das einfach nachwirken lässt. Soll ich dir noch Musik rein-spielen? Nimm Dir Zeit......