Praxislizenz Anneliese Rönnefarth (Teil 2)

2. Sitzung

Die Klientin erlebt in dieser Sitzung ihre Mutter als funktionierend. Sie geht wieder durch viele Situationen aus ihrer Kindheit.
Es fällt der Klientin sehr schwer auf Symptome im Körper ein Bild auftauchen zu lassen. Sie empfindet das als keine "Leistung" bringen.
Sie findet heraus, dass das Muster: "Nur wenn ich etwas leiste, bekomme ich Anerkennung, werde ich wahrgenommen", schon in ihrer Kindheit entstanden ist. Sie erkennt, dass diese Verhaltensmuster auch ihre Beziehung beeinflusst.

Auszug aus der 2. Sitzung:

Klientin ist neun Jahre alt und soll das ganze Haus alleine putzen.
Kl: Mama, das ist zuviel. Kannst du mir nicht dabei helfen?
Klingt noch sehr bittend
Pause
Th: Wie reagiert die Mama denn jetzt? Schau sie mal an.
Kl: Sie schaut ganz wütend.
Th: Was könntest du jetzt tun, dass sie dir hilft?
Kl: etwas lauter
Ich mach das nicht alleine!
Th: Ja, wehr dich, setz dich durch!
Therapeut schlägt mit dem Schlagstock animierend auf den Boden, gibt ihr einen Schlagstock in die Hand.
Meinst du nicht, dass du jetzt mal wirklich was unternehmen musst?
(unterstützende Musik wird eingespielt)
Kl: Ja schon, aber.........
Th: Knie dich mal hin und probier es aus.
Klientin kniet zögernd hin
So und jetzt schau dir deine Mutter noch mal an und sag und zeig ihr, dass du das Haus nicht alleine putzt.
Therapeutin schlägt kräftiger auf den Boden
Klientin beginnt mitzuschlagen
Th: Sag’s ihr auch mit Worten, ich will das nicht, ich nicht....
Kl: jetzt lauter
Ich will das nicht, mach’s alleine, nein, nein, lass mich in Ruhe
schlägt dabei mit dem Schlagstock auf den Boden, der Therapeutin unterstützt diese Aktion durch mitschlagen und mitschreien und mit Musik in hoher Lautstärke.
Klientin gibt relativ schnell auf, fühlt sich aber schon viel stärker. Sie trifft mit der Mutter eine Absprache, dass sie in der nächsten Sitzung mit ihr weitermacht.
Das Einstiegsbild hatte sich nach dieser Sitzung insofern geändert, dass ihr Keller viel heller war und jetzt ein bequemer Stuhl darinstand.
Im Nachgespräch gibt die Klientin an, dass es ihr sehr schwerfällt aus einem eigenen inneren Impuls etwas für sich zu erkämpfen. Das Schlagen habe ihr aber so ein Gefühl von Stärke vermittelt, dass es ihr beim nächsten Mal viel leichter fallen wird.

3. Sitzung

Klientin steht nach dem Entspannungstext sofort vor einer Tür in ihrem Innenweltkeller. Sie schreibt spontan "Mutter" auf ihre Tür und findet sich auch sofort in einer Situation als Neunjährige mit ihrer Mutter wieder.
Klientin soll im Stall helfen, sie hat schon den ganzen Nachmittag auf dem Feld mitgearbeitet und sie fühlt sich völlig erschöpft.

Th: Marga, sag deiner Mutter mal mit deinen eigenen Worten, wie du dich fühlst.
Klientin weint
Kl: Mama, ich bin so müde, meine Beine tun mir weh, ich kann nicht mehr.
Pause
Sie arbeitet einfach weiter, sie sagt sie sei auch müde.
Th: Ja, das ist sicher so, aber du bist doch noch ein Kind!
Kl: Genau, Mama, du bist erwachsen und ich bin doch noch ein Kind. Ich muss noch Hausaufgaben machen und spielen möchte ich auch mal.
Pause
Die Mama hat den Besen weggestellt und den Papa gerufen.
Klientin wirkt jetzt sehr angespannt
Th: Wie reagiert der Papa denn?
Kl: atmet laut
Der ist wütend und schreit. Er schreit wegen der Hausaufgaben, das will er gar nicht hören.
Weint
Th: Sprich ihn mal direkt an.
Kl: Papa, ich muss hier noch soviel tun, und wenn ich wieder eine schlechte Note schreibe, dann schimpfst du auch mit mir.
Pause
Th: Was sagt der Papa jetzt?
Kl: Das ist egal, das liegt am Lehrer.
Th: OK, lass den Lehrer mal dasein.
Kl: Der versteht überhaupt nicht, was er hier soll.
Th: Erkläre es ihm mal. Vielleicht hat er eine Idee was du tun kannst.
Kl: Hallo Herr Klaus, ich muss hier soviel arbeiten und dann schaff ich die Hausaufgaben nicht mehr und in der Schule bin ich so müde und Mama und Papa verstehen das überhaupt nicht.
Der Lehrer versucht mit den Eltern zu reden. Die Eltern gehen mit in eine Schulsituation. Sie schließen mit der Klientin ein Abkommen. Die Klientin erlebt das Ganze als Kompromiss. In zwei weiteren Situationen aus der Kindheit wird sie noch einmal mit ihrer eigenen Machtlosigkeit konfrontiert.
Kl: das ist ja entsetzlich, der lässt mich einfach hier stehen!
Th: Und du, du lässt dir das so gefallen?!!!
Kl: schreit
Papa, du kommst jetzt zurück, das lasse ich so nicht stehen, du gehst leer weg und ich soll alles alleine tragen.
Th: unterstützt diesen Prozess mit Worten - jetzt zeig’s ihm, wehr dich, mach dich frei -
schlägt mit dem Stock auf den Boden, laute provozierende Musik
Kl: greift nach dem Schlagstock und schlägt jetzt das erste Mal aus eigenem Impuls zu
Kl: Du nimmst jetzt was mit!! Und ob!! Mit mir nicht mehr, ich bin nicht dein Sklave!! Ab jetzt nicht mehr, nie wieder!
Therapeut unterstützt diesen Prozess bis die Klientin durch ist, mit Schlagen, anfeuern und lauter Musik
Klientin völlig erschöpft
Kl: Das hast du nun davon!!
Th: Wie sieht dein Vater denn jetzt aus?
Kl: Der ist ganz klein und hält die Hände über den Kopf.
Th: Sprich ihn mal an. Hat er verstanden, was du willst?
Kl: Hast du kapiert, was ich will? Ab jetzt läuft es so. laute Stimme Er nickt. Der hat’s kapiert.
Th: OK, wollen wir mal ausprobieren, ob er es wirklich verstanden hat?
Kl: Klar, zeig ob du es verstanden hast.
Th: Dann lass mal die Situation vom Anfang auftauchen, als er so wütend war, weil du Hausaufgaben machen wolltest.
Pause
Kl: Das ist gut, er nimmt mir den Besen aus der Hand und schickt mich in Haus. Das fällt ihm nicht gerade leicht, aber er tut es.
Th: Was macht deine Mutter?
Kl: Die steht mit offenem Mund da, aber sie sagt nichts dagegen.
Th: Und dein Lehrer?
Kl: Der ist ja auch noch da, der steht ganz an der Seite. Er kommt jetzt auf mich zu und er sagt, er hilft mir bei den Hausaufgaben.
Th: Wie ist das jetzt so für dich? Wie fühlt sich das an?
Kl: Ich bin jetzt ganz groß und total stolz auf mich. Ich gehe jetzt mit dem Lehrer richtig siegesbewusst ins Haus.
Am Ende der Sitzung stellt die Klientin fest, dass ihr Keller immer wohnlicher wird. Jetzt hat er ein Fenster und es ist nicht mehr so kalt in dem Raum.



Synergetik Therapie Institut
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Zuletzt aktualisiert am: 18-Dez-2002 13:22
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