Praxislizenz Anneliese Rönnefarth (2. Teil)
5. Session
- Machtlosigkeit
Klientin kommt nach der Entspannung
in einer Burg an.
Kl: Alles wirkt erdrückend.
Nur eine Fackel an der Wand brennt, Tisch, Stühle.....
Th: Was ist mit deinem Impuls, was möchtest du tun
Durch diese Frage wird vermieden, dass der Therapeut den Prozess in eine bestimte
Richtung lenkt. Sie macht zudem deutlich, wie weit der Klient handlungsfähig
ist.
Kl: Da ist jemand, aber ich kann ihn nur fühlen.
Th: Sprich dieses Gefühl einfach an.
Es taucht Franz aus der gestrigen Sitzung auf. Er will sie aus dem Hintergrund
begleiten.
Klientin bekommt Druck im Magen. Sie steht vor der Tür "Polizei".
Es zeigt sich im Laufe der Sitzung wie macht- und hilflos sich die Klientin
fühlt. Es kommen Bilder aus der realen Welt. Klientin sieht sich bei einem
Streitgespräch mit ihrem Mann, er hört ihr gar nicht zu und lässt
sich auch nicht auf ein Gespräch ein.
Eine neue Situation zeigt eine Runde im Lokal, die Klientin sitzt mit Freunden
beim Essen. Alles bestellen zunächst die Getränke, sie wird gar nicht
gefragt. Nachdem sie dann nachträglich bestellt hat, kommt das falsche
Getränk. Sie wird wieder nicht gehört und trinkt dann das was der
Kellner gebracht hat. Schließlich lässt eine Leere im Kopf ein Bild
aus der Kindheit auftauchen. Klientin sitzt als 8jährige mit den Geschwistern
am Tisch. Sie sind am Essen. Einer klaut dem anderen was vom Teller. Alle sind
lustig. Da kommt der Vater.
Kl: Der packt mich am Arm und zieht mich vom Stuhl weg und er brüllt mich
an, ich soll aufhören, ich wäre die Älteste.
Th: Wie reagieren deine Geschwister?
Kl: Die sind ganz entsetzt, die merken, da kommt noch mehr.
Klientin atmet sehr laut und schwer.
Er schlägt mich mit dem Holzgewehr von der Kirmes!
Klientin schreit, krümmt sich mit Schmerzen zusammen. Sie tritt mit den
Füßen. Klientin versucht sich verbal zu wehren. Sie ist der Situation
und der Macht des Vaters ausgeliefert. Die Großmutter taucht auf, sie
ist gegenüber dem Sohn genauso macht- und hilflos wie die Enkelin. Alle
Unterstützung von Seiten der Therapeutin helfen nicht, die Energie geht
zurück.
Th: Geh mal als erwachsene Marga in diese Situation und schau ob du der kleinen
Marga helfen kannst?
Kl: Ich spüre die Angst der kleinen Marga
schwerer Atem
Schmerzen im Bauch sind wieder da
Th: Lass dir vom Schmerz zeigen, was da ist.
Kl: Ich will ihr ja helfen, aber ich fühl mich so ohnmächtig.
Ihr Muster lähmt sich.
Kl: Als ob eine der anderen helfen will und nicht kann.
Letztlich kann nur die Klientin entscheiden wozu sie bereit ist ("Innere
Weisheit").
Klientin atmet sehr laut und tief
Pause
Th: Beschreib deinem Vater mal wie du dich fühlst, wenn du da jetzt stehst.
Den Vater interessiert das alles nicht, er erwartet nur Gehorsam. Die Klientin
entzieht sich den Bildern. Klientin wird in dieser Situation auch von Therapeutin
provokativ mit ihrer Machtlosigkeit konfrontiert.
Th: Die kleine Marga hat das doch verdient! Er darf das, er ist doch der Vater!
Kl: Nein, das darf er nicht!
Th: Es hindert ihn doch niemand. Schau ihn an. Der ist sich doch ganz sicher.
Er darf die kleine Marga schlagen, du tust doch auch nichts! Also darf er!
Die Schmerzen kommen wieder, Klientin krümmt sich. Klientin soll den Schmerz
ansprechen. Sie zieht sich wieder raus: alles ist schwarz, der Schmerz weg.
Rausziehen bedeutet immer Verdrängung.
Th: Schau dir doch deinen Vater an, wie sieht er aus?
Noch einmal im Konfrontationsversuch um die Klientin in die Energie zu bringen.
Kl: entsetzt
Er ist ganz groß, übergroß, mächtig sogar noch quer über
die Decke.
Th: Ja, er hat die Macht, spür das mal. Wo ist die Macht?
Kl: Die ist eindeutig bei ihm. Ich hab keine.
Sehr kleinlaut
Th: Also darf er! Jeder der Macht hat darf! Das ist immer so!!
Provokation seitens der Therapeutin um die Klientin in die Handlung zu bringen.
Kl: etwas lauter
Nein, der darf nicht! Das darfst du nicht!
Pause
Th: Woher soll er das wissen? Der Stärkere hat die Macht. Schau ihn an,
da steht der Mann, der dein Leben bestimmt. Du stehst vor ihm als Erwachsene
und bekommst kein einziges Wort gegen ihn raus. Du entscheidest ob er weitermachen
darf!!
Klientin erlebt sich noch einmal in ihrer Macht und Handlungsfähigkeit.
Die Konfrontation mit einer Szene aus der realen Welt (Ehesituation) vom Anfang
der Sitzung bringt sie schließlich doch noch zum Schlagen. Das ganze Schlagen
ist aber mehr mechanisch. Der richtige innere Impuls fehlt. So haben sich auch
die Anfangsbilder kaum verändert.
Nur wenn wirklich Veränderung durch Kippen passiert ist, haben sich die
Einstiegsbilder geändert.
Nach dieser Sitzung schildert die Klientin, wie identisch ihre reale Situation
in ihrer Beziehung mit dieser soeben erlebten Innenwelt ist. Das war ihr bis
jetzt gefühlmäßig noch nie bewusst gewesen.
Wir verabreden uns für die morgige Session eine Begegnung mit ihrem "Inneren
Mann".
6. Session
- "Innerer Mann"
Klientin trifft ihrem Inneren Mann
erst nachdem sie das Gefühl der Wertlosigkeit dasein lassen konnte. Klientin
ist in Tränen aufgelöst, sie sieht keine Bilder.
Th: Beschreib einfach mal wie du
dich jetzt fühlst. Lass es einfach mal zu.
Kl: (weinend und ganz abgehackt) wie eine Null noch nicht mal das kann ich.
Wieder weinen
Muster: Nur über Leistung bin ich wertvoll.
Th: Kennst du das Gefühl aus deinem Leben? Lass mal ein Bild dazu auftauchen.
Kl: Ich bin nur von mir ganz enttäuscht.
Th: Sprich vielleicht einfach Deine Enttäuschung an, sie soll sich als
Symbol zeigen.
Es zeigt sich nur Leere, die Leere ist im Kopf. Klientin fühlt sich in
der Leere. Auf Nachfragen stellt sie fest, sie befindet sich in einer Luftblase
und sie kann sich darin leicht bewegen. Sie erkennt, dass die Blase ihr Schutz
gibt. Therapeutin fordert die Klientin auf sich von der Blase (sie ist durchsichtig)
mal dahin bringen zu lassen wo sie ihren Inneren Mann treffen kann.
Sie landet auf einer Bergwiese. Sie ist jetzt außerhalb der Hülle.
Sie fühlt sich gut.
Th: Was machst du mit der Hülle? Nimmst du sie mit oder lässt du sie
liegen?
Langes Zögern
Es stellt sich heraus, dass sie die Hülle zwar gerne mitnehmen möchte,
aber sie möchte es auch ohne schaffen. Sie nimmt sie schließlich
doch mit, weil sie dieses sichere Gefühl mit dabei haben will. So fühlt
sie sich geborgener. Klientin geht das erste Mal liebevoll (etwas zaghaft) mit
sich um.
Klientin weint leise
Zarter Kontakt zu sich selbst.
Diese Gefühl wird mit Musik geankert. Klientin begegnet ihrem Inneren Mann,
zunächst nur als Schatten
Der Innere Mann verkörpert die aktive Seite der Klientin.
Sie stellt fest, dass der Innere Mann schon die ganze Zeit hinter ihr steht.
Innerer Mann hatte bis jetzt ein Schattendasein (Aktion in den Schatten gedrängt).
Er sagt ihr, er habe bis jetzt bei ihr nur als Schatten gelebt. Sie schaut ihn
erst mal richtig an.
Die männliche Energie in den Schatten verdrängt. Das Agieren, das
Handeln.
Kl: Der Mann sieht aus wie ein Mann aus der Natur.
Th: Sags ihm selbst wie du ihn wahrnimmst.
Auch hier wichtig direkten Kontakt aufnehmen.
Kl: Du bist ein richtiger Mann. Ich glaub ich kenn dich, du bist mir doch irgendwie
vertraut.
Ganz begeistert
Du siehst toll aus. Es ist so schön wie du lachst und du wirkst sehr naturverbunden.
So stell ich mir einen Mann vor.
Sie geht mit dem Inneren Mann in seine Welt und erlebt sie in angenehmer Weise.
Harmonie, Wärme und Natürlichkeit.
Alles was sie in ihrer Welt vermisst.
Klientin bittet jetzt den Inneren Mann mit in ihre reale Welt zu gehen.
Sie zeigt ihm das Haus in dem sie wohnt und er sagt, dass er sich da nicht so
gut fühlt, es fehlt in ihrer Welt in ihrem Haus die Wärme, die Gemütlichkeit
und auch die Luft zum Atmen. Sie kann sich voll und ganz mit den Gefühlen
ihres Inneren Mannes identifizieren. Am Ende der Sitzung kann sie den Inneren
Mann ganz leicht in ihre rechte Körperseite aufnehmen.
Klientin streckt sich und bewegt sich hin und her.
Kl: Das ist ein wunderbares Gefühl. Das fühlt sich für mich viel
kräftiger an, einfach nur gut.
Die Klientin genießt dieses Gefühl sehr ausgiebig und ist bereit
morgen die Innere Frau zu treffen. Klientin wollte die Innere Frau unbedingt
in einer eignen Sitzung treffen. Das war für mich auch ok.
Diese Seite weiter empfehlen! |
Amselweg 1 35649 Bischoffen-Roßbach Tel.: (0 64 44)13 59 + 60 14 Fax.: (0 64 44) 61 36 Umatzsteuer-Identifikations-Nr. 039 832 30246 Zuletzt aktualisiert am: 18-Dez-2002 13:25 made by Kerstin Kellermann |