Praxislizenz Doris Schick-Nagel
5. Session, Ich bin ich.
Nachdem sich die Klientin die Frage gestellt hat: wer bin ich
überhaupt? befindet sie sich auf einer Straße und hat Holzschuhe
an mit einem Lederriemen darüber und sie möchte mit diesen Holzschuhen
rennen, aber die rutschen und sie hat keinen Halt. Sie ist Stolz auf diese Schuhe,
sie gefallen ihr. Nur für diesen Zweck, zum Rennen, sind sie völlig
ungeeignet. Auf die Frage von mir, woher sie das kennt, tauchen Situationen
auf, in denen sie sich erlebt, wie sehr sicher sie sich fühlt, wenn alles
vorher durchdacht ist und nichts dem Zufall überlassen wird. Das gibt Halt
und Sicherheit. Es taucht die Situation auf, da sie geärgert wird von ihren
Brüdern und auch Mitschülern und ihr Vater reagiert, das seien doch
nur Streiche von Jungens, die müssen so handeln, die beweisen sich eben
so.
Sie möchte gern, das der Vater es regeln soll. Er tut es nicht, sie soll
es selber regeln. Und er ist am weggehen. Sie ruft ihn zurück, aber er
sieht es nicht ein. Die Klientin merkt, das sie wieder kurzatmiger wird, die
Energie ist wieder im Kopf, der Muskel, den sie so angespannt kenngelernt hat,
zieht sich auch wieder zusammen. Sie wird aufgefordert, ihren Vater einzufordern,
er soll sie gefälligst ernst nehmen. Sie fängt an zu schreien: "komm
her, hilf mir jetzt" doch er steht wie angewurzelt. Sie merkt, das sie
sich noch nicht richtig traut, aber es hilft ihr, zu spüren, wie es ist
energisch zu sein.
Ein intuitiver Vorschlag von mir, zu üben mit Gläser schmeißen
wird gerne angenommen. Ich spiele von der Geräusche CD Gläser
schmeißen ein. Dazu schlägt sie wieder heftig und schreit "
los, los, komm, komm hier her." Die Reaktion: Da hat man wenigstens was
in den Händen, und ich schäm´ mich auch gar nicht." Die
Reaktion der Eltern ist, das sie so eine Tochter haben und damit sind sie ganz
ratlos. Diese Ratlosigkeit in ihrem Inneren zeigt, das dieses Bild am Kippen
ist. Nun kommt der Vorschlag von mir, die Eltern so richtig zu provozieren und
die Klientin hat eine Erinnerung, dass sie früher mal ein Haus angestrichen
haben. Das Dhyando ist der Pinsel und nun wird das Haus wild bemalt mit Farbe,
Dreck wird auch dazu geschmissen, Fenster werden eingeschmissen und die Klientin
sieht immer mehr frisch und rosig dabei aus. Und es ist schön zu sehen,
wie lebendig die Klientin inzwischen geworden ist und eine Kreativität
an den Tag legt, die am Anfang überhaupt nicht vorhanden war. Eine ganze
Weile wird auf diese Weise getobt. Die Eltern müssen sich das Ganze nun
anschauen und die Mutter distanziert sich davon, eher der Vater hat auch Lust,
dabei mit zu machen. Er wirft nun auch mit Dreck und findet es gut. Jetzt ist
sogar eine Lehmgrube da und der ganze Raum wird dabei eingenommen. Dabei spürt
sie, dass, wenn sie sich Grenzen setzt, sich auch Raum nehmen kann. Das Äffchen
taucht von selbst auf mit dem Spaß haben, Erde spüren, und damit
Verbundenheit. Hier ist das Spielerische von selbst entstanden und ihr geht
es sehr gut damit.
Jetzt wird die Mutter eingefordert. Sie hat Angst, was das wohl für ein
Bild abgeben würde, wer müsste weggucken, wer müsste gehen. Das
sind ihre eigene Mutter, also die Oma, und die Schwestern der Mutter. Eine von
den Schwestern sitzt im Rollstuhl und die ist die Chefin. Dankbarkeit, Disziplin
und Ordnung sind die Lebensanschauung dieser Frau. Mit "Dreck werfen"
ist nicht tragbar. Die Mutter der Klientin war diejenige, von der sie sich fort
bewegen ließ, sie weiter geschoben hat. Der Vater (Opa) ermuntert seine
Tochter zum aus der Reihe tanzen und Spaß haben, aber sie (die Mutter)
schielt auf die im Rollstuhl hin. Auf meinen Vorschlag hin soll sie sich mal
einen Spaß mit ihrer Schwester im Rollstuhl erlauben und darauf hin schiebt
sie sie über einen holprigen Weg mit Schlaglöcher. Die Klientin steht
auf und schiebt imaginär ihre Großtante hin und her. (Musik wird
eingespielt und zwar gleichzeitig verschiedene CD´ s, um das Chaos zu
erhöhen und das "Durcheinander" zu demonstrieren). Die Großtante
ist durchgeschüttelt und die Mutter kriegt wieder Luft, wusste gar nicht,
das sie sich so bewegen kann. Auch ihr Körper fühlt sich durchgeschüttelt
an. Die Mutter wird gefragt, wie sie sich fühlt und antwortet, dass sie
den Rollstuhl zum festhalten gebraucht hat, aber sie hat sich jetzt bewegt und
ohne Hemmungen den Rollstuhl wild durch die Gegend gelenkt hat. Die andere Schwester
hat keine Meinung und eine gelähmte Hand. Die Klientin zeigt intuitiv ihre
rechte Hand, die Logik und der Verstand, männliche Durchsetzung, weiß
aber nicht ob es stimmt. Hier will die Mutter ihre Schwester an ihrem rechten
Arm (wir nehmen diesen) im Kreis herum schleudern. Sie steht wieder auf und
tut dies, wobei sie Geräusche von sich gibt wie "schschschsch".
Kl: Oh Gott, (atemlos) die ist weg geflogen. ........Und die Oma ist ganz blass.
Sie fragt, was mit der A. ist. Ich merke, dass die Oma auch keinen Standpunkt
hat. Oma, was machst Du denn jetzt, zeig´ mal Deinen Standpunkt. Hat sie
nicht. .......Ich hab´ Lust, die Oma zu boxen. ( Ich hole eine Schaumgummimatratze
und die Klientin boxt als Mutter die Oma, ruft ja, ja, ja, ja, ) weißt
Du, was von meiner Mutter wegbröckelt? Der dicke Bauch, der Schutzpanzer,
der bröckelt weg und sie steht als junge Frau da.
Th: Und wie ist das für Dich?
Kl: Na, die ist auf alt gemacht worden. Die hatten sie als Kind auch nicht ihre
eigenen Erfahrungen machen lassen. Sie durfte nie Kind sein. Du hast Deine Eltern
ja auch als bewegungsunfähig erlebt. .....Ja und der Opa, der, Du bist
doch ganz lebenslustig. Ach, er sagt, er will mit seiner Tochter jetzt im Auto
durch´ s Dorf fahren. Meine Mutter freut sich, dass sie chauffiert wird.
Das tut den beiden gut und sie genießt es richtig. ........Ja, und sie
genießt ihr Frau sein, sie ist jetzt ganz weiblich. (Musik wird eingespielt
und die Klientin genießt ihre junge Mutter). Alle inneren Gestalten freuen
sich mit ihr über den Spaß.
Kl: Aber jetzt ist mein Mann etwas skeptisch, ob das wohl so echt ist, was da
in mir abläuft.
Th: Wie ist denn das für Dich, wenn er das so sagt?
Kl: Ich will meinen Weg gehen. Mir nicht mehr dreinreden lassen. Mit tut es
gut. Er sagt, die Veränderung gefällt ihm wohl, er hält nicht
viel von der Synergetik, sagt er. Es ist halt etwas ganz Neues. ..........Ah,
er sagt, das Du jetzt etwas von mir weißt, was er nicht weiß. Eine
Art Eifersucht, Kontrolle.
Sie fordert von ihrem Mann, dass er sie loslässt und erfährt dadurch,
dass er um die Partnerschaft fürchtet. Natürlich fürchtet sie
um die Partnerschaft und das wird dann auch gleich deutlich: Er sagt ihr, dass
er sie liebt und jetzt will die Klientin genau wissen, was er an ihr liebt und
sagt ihm das auch. Sie liebt sich nicht einmal selbst, wie kann er da so was
sagen? Da taucht auch der Vater wieder auf und mit ihm geht es leichter. "Ich
liebe Dich" sagt er zwar nicht, aber er lächelt und sagt ihr, wie
stolz er auf sie ist und das er nicht gedacht hätte, was sie so aus sich
macht. Das erstaunt sie doch sehr und findet, dass das ein dickes Lob ist. Toll,
wie die männliche Seite in ihr nun reagiert und viel flexibler geworden
ist. Auf die Anregung, jetzt ihren Mann dazu zu holen, sieht sie, wie er sich
jetzt auch entspannt. Sie will die Mutter noch dazu holen und die Mutter möchte
nun alles mit durchleben, was die Tochter jetzt hier so macht. Die Klientin
möchte auch sehr gerne die Mutter teilhaben lassen an ihren neuen Erfahrungen.
Und vor allem möchte sie in Zukunft immer mal wieder provozieren. Nun taucht
noch auf, dass da immer noch etwas Konkurrenz zwischen Mutter und Tochter ist,
weil der Vater so sehr stolz auf sie schaut. Auf welche Seite schlägt sie
sich mehr, Vater oder Mutter. Jetzt kommt das so genannte "Zuteilungsprogramm"
der Familie, das kommt vom Vater, der Mutter, der Tante, dem Onkel, das hat
sie von dem oder dem geerbt. Sie integriert diese "Kungeleien" sehr
schön in sich. Sie lässt sich die Ursache der Entstehung zeigen und
kommt in eine Situation, wo sich die Eltern um sie streiten. Letztendlich ruft
sie: "Ich gehöre nirgendwo hin, ich bin ich!"
Kl: Eigentlich zieht es mich nirgendwo hin, ich will auf keine Seite gezogen
werden. Ich bin nicht Vater, ich bin nicht Mutter, ich bin ich. Basta! .........Z.B.
Feinfühligkeit, die hab´ ich von Dir, Mutter. Auch die Kreativität
hab´ ich von Dir. Und die Geduld mit den Kindern, das Unternehmungslustige,
auch mal groß ein zu kaufen. Oh, sie fängt an, zu strahlen. Von Dir
Vater, hab´ ich den Witz, den Humor, die Schlagfertigkeit, das logische
Denken, die Musik, und er blüht jetzt auch auf.
Th: Alle zufrieden, keine Buhlerei? (Musik wird eingespielt)
Kl: Ne, keiner ist zu kurz gekommen. Sie schauen beide ganz zufrieden. Toll.
Th: O.K. Und was macht Dich ganz persönlich aus, spür´ mal nach.
Kl: Mmmhhm, also was ich, .........diese Talente, Fähigkeiten, zu erkennen,
einzusetzen, bei den Kindern, im Umfeld. Wo ich auf der Spur bin, mein Frausein
zu entdecken und mich daran zu freuen, ich sehe mich, wie ich im Kreis meiner
Lieben liebevoll angeschaut werde. Das ist so schön. Da taucht ´ne
Blumenwiese auf, Vögel zwitschern. Das ist Genuss, Urlaub. (Musik wird
eingespielt) Die Eltern stehen jetzt auch ganz dicht beieinander. Ich fühl´
mich ganz warm. ........wohl und entspannt. ...........Ich fühl´
auch so die Auflagefläche, ich werde getragen. ............ .
Th: Wenn Du magst, lass´ auch noch mal Deinen Mann da sein. Guck´
mal, wie das jetzt bei ihm ankommt.
Kl: Mmmhhm, guck´ mal, wer ich bin. Mmmmhhm, ......er setzt sich neben
mich, .........und ihm tut es einfach gut, meine Ausstrahlung. Er sonnt sich
richtig in meiner Aura. Diese Ausstrahlung zu spüren. ..........Meine Kinder
kommen auch. Meine Eltern setzen sich auch dazu. ................
Th: Und wenn Du Deinen Leander dazu holst, wo ist der dann?
Kl: Der,....der möchte sich nicht dazu setzen, der möchte aufpassen.
...das er mich warnen kann, das ich mir diesen Zugang zu mir selber bewahre
und das so äußere Einflüsse wie Stress, mich aus der Mitte bringen,
das er mich da verteidigen möchte. Dann kann auch eins nach dem anderen
kommen kann. Das tut mir auch gut so...Ja, wenn ich bei mir bin, bin ich auch
bei meiner Kraftquelle. Sie passt in Zukunft auf und ist wachsam, eine Sensibilität
hat sich entwickelt, die vorher nicht da war.
Th: Ach ja, dann lass´ auch noch mal Deine Elfe da sein.
Kl: Die,.....die legt, die hält den Kopf, legt die Hände auf die Schultern.
....Jetzt merk´ ich, wie so ihre Energie über die Schultern in meinen
Körper strömt. Es ist nicht der Kopf, sie hat ihre Hände auf
meinen Schultern. ............
Th: das heißt, Du bist nicht im Kopf?
Kl: Ja genau. Sonst würde sich ja mein Muskelkamm anspannen. Mmmhhm, es
fließt.
Th: So, dann würde ich noch gerne den Löwen auftauchen lassen, wohin
trottet der?
Kl: Der trottet vor die Füße, ich kann meine Füße auf
sein kuscheliges Fell legen. Der sitzt, guckt auch ein bisschen mit, hilft dem
Leander, aber ich kann mit meinen Füssen bei ihm kuscheln......Das bin
ich. ....(immer noch Musik)....Ja, Wut raus und Spaß rein.....Die Wut
sehe ich jetzt als so klaren, hellen Energiestrahl, ..während die Aggression
so komisch, wie so nebulös und nicht greifbar ist. ....Das ist wie wenn
die Wut als Energie mich rechts wärmt. Schön, wie die Wut angenommen
wurde als Energie, mit der sie sich durchsetzt.
Th: Wow, toll.
Die Klientin genießt noch eine Weile diesen Zustand "Ich bin ich
und danach taucht noch einmal die Mutter auf, die noch nicht ganz dem entspricht,
was sie sich von ihr wünscht. Der Großvater mütterlicherseits
taucht auf, weil er sehr impulsiv gelebt hat und die Mutter unter seinem Jähzorn
sehr gelitten hat und ihr auch viel Angst einjagte. Die Klientin spürt
aber viel Herzensnähe zu ihm. Sie zeigt ihm ihren Energiestrahl der Wut
und er zeigt ihr seinen. Es ist viel Lebendigkeit und Spaß dabei. Als
die Mutter das sieht, sagt sie, das sei ihr schon klar und das sie viel von
ihrem Vater (Opa) hat und ihr deshalb auch den Zornteufel austreiben müsse,
als Kind. Weil sie vor diesen Gefühlsausbrüchen Angst hatte und sie
mit ihr auch nicht fertig würde. Sie zeigt der Mutter jetzt, was aus ihr
geworden ist mit der Krankheit, wenn die Wut nicht raus darf, zeigt ihr den
Leander, der hilft, und die Mutter rückt dabei näher zu ihr hin. Ohne
ihren Leander (Zornteufel) wäre kein Frühwarnsystem da und sie würde
von der Krankheit aufgesogen. Die Mutter ist überrascht und erleichtert,
dass das so eine Einheit ist. Das sich die Tochter jetzt Raum nimmt, sich frei
fühlt. Sie spürt den Raum um sich auch groß und luftig. Sie
schaut noch einmal in die Lunge und ihr Herz und die Mutter freut sich über
die Gesundheit der Tochter. Sie empfindet sich jetzt als neugierig und tatkräftig
und freut sich auf die Familie und die Arbeit. Sie nimmt sich vor, in der Meditation
diese Fähigkeiten zu intensivieren und bei Bedarf weitere Sessions zu nehmen.
Im Abschlussbild geht sie noch einmal auf die Straße in ihr Eingangsbild.
Sie staunt, dass sie keine Schuhe an hat, sondern barfuss läuft und in
einer Lehmgrube mit Dreck um sich schmeißt, andere Menschen da sind und
sie mit einander Spaß haben.