Zusammenfassung des Therapieverlaufs (Klientin B)
Die junge Klientin hatte in einem zeitlichen Abstand von ca.
14 Monaten ihren 2. epileptischen Anfall.
Die Umstände vor diesen beiden Anfällen waren jeweils sehr verschieden,
es konnte „im Außen“ kein Auslöser gefunden werden. Auf
Anraten ihres Umfeldes und der Ärzte lässt sie sich parallel schulmedizinisch
behandeln.
Gemäß Rüdiger Dahlke (Krankheit als Symbol) sind bei Epilepsie
auf der Körperebene vor allem Gehirn (Kommunikation, Logistik) und Nerven
(Nachrichtendienst) beteiligt. Auf der Symptomebene entlädt sich ein innerer
Stau, zurückgehaltene Wesensteile „brechen aus“. U.a. wird
der Anfall als Ausfall aus einer belagerten Festung beschrieben; als ein unerlöster
Versuch, sich gehen und fallen zu lassen. Die Bearbeitung dieser Themen kann
u.a. durch Spannung herauslassen und ausleben, Loslassen auf der ganzen Ebene
erfolgen. Die genannten Aspekte zeigen sich auch deutlich im Therapieverlauf.
Die Klientin bewegt sich in ihrer Innenwelt distanziert und energiearm. Häufig
sind Inpulse durch die Therapeutin notwendig. Die sehr hohe Hemmschwelle bezgl.
körperlichem und stimmlichem Ausdruck erfordert atem- und körperorientierte
Prozeßarbeit sowie immer wieder Ermutigung. Von Sitzung zu Sitzung wachsen
Handlungskompetenz und die Möglichkeiten des Selbstausdrucks.
Hinweis: Die Klientin hat die ST. durch einen Vortrag der Therapeutin und auch
im eigenen Umfeld bereits kennengelernt. Daher wird auf Wunsch der Klientin
keine Probesitzung durchgeführt.
In der 1. Sitzung tauchen ganz klar die Themen Kontrolle und Anpassung auf und
zwar in Bezug auf die Energiebilder Vater, Kirche, schlechtes Gewissen. Immer
wieder nimmt die Klientin Körpersymptome wahr, die in Zusammenhang mit
den Anfällen stehen. Im Verlauf des Konfrontationsprozesses mit den unter
Spannung stehenden Energiebildern wird die grundsätzlich sehr zurückhaltende
Klientin immer mutiger und lauter. Sie entwickelt Handlungskompetenz. Auch zeigt
sich ein starker Wille hin zur Veränderung und weg von der Anpassung. Die
Klientin erkennt sehr betroffen, dass sie aufgrund der Prägung von Kontrolle
und Anpassung keine eigene Identität besitzt. Zuletzt sind die Energiebilder
Kirche und schlechtes Gewissen sehr stark geschrumpft. Das Bild des Vaters bleibt
bis zuletzt unter so starker Spannung, dass sich die Klientin nur indirekt (Symbol
Männerschuhe/Photo vom Vater) mit ihm auseinandersetzen kann. Die Klientin
fühlt sich am Ende dieser Sitzung lebendiger, entspannt, warm und kann
freier atmen.
Im Verlauf der 2. Sitzung kann die Klientin sich mit dem Vater-Bild direkt konfrontieren.
Dabei fühlt sie Angst, Unsicherheit, Ohnmacht und einen sehr hohen Erwartungsdruck.
Außerdem nimmt sie wahr, dass sie nicht sprechen, sich nicht ausdrücken
kann. Die Konfrontation hat sie viel lebendiger gemacht. Der „innere Löwe“
ist mit der Vater-Energie identifiziert. In Kontakt mit diesem Löwen-Bild
setzt sich die Klientin mit ihrem Vater-Bild auf der Symbol-Ebene intensiv auseinander.
Als weiteres Muster-Bild zeigt sich eine Mauer. Im Verlauf der Konfrontation
fühlt die Klientin Schwäche und Schwindel. (Die Mauer zeigt sich also
ganz deutlich auf der Körperebene. Sobald sich die Klientin traut, ihre
Gefühle auszudrücken und Kontrolle abzugeben, zeigen sich ähnliche
Symptome wie bei ihren Anfällen. Hier ist das „Anpassungs-Muster“
erkennbar). Die Klientin spürt selbst den Zusammenhang zwischen Vater-Löwe-Mauer,
erkennt also die Muster-Strukturen. Zuletzt sind die Energiebilder Löwe
und Vater viel entspannter und die Klientin fühlt sich gelassen, leicht
und ohne Anspannung.
Gleich zu Beginn der 3. Sitzung ist das Mauer-Bild da. Die Klientin fühlt
sich steif und unbeweglich. Sie nimmt Enge und Druck wahr. Sie kann nicht schreien,
obwohl sie das gerne täte. (Hier zeigen sich ganz deutlich die Kontroll-Symptome
mit Parallelen zum Krankheitsbild). Das führt die Klientin zu der wichtigen
Erkenntnis, dass sie „aus sich selbst herausgehen“ muss. (Die innere
Weisheit kennt den Schlüssel zur Selbstheilung!).Gleichzeitig fühlt
die Klientin Kraft und Stärke. (Ergebnis der bisherigen Konfrontationen
und die dadurch freigewordene Energie). Im Prozeß „Wutanfall“
verliert sie die Kontrolle. Da wird ihr die innere starke Kontrolle zum 1. Mal
bewusst.
Das Energiebild eines Männchens, das Licht bringt und sehr glücklich
und leicht wirkt, taucht auf. (Hier zeigt sich, dass ein Teil der Spannungsenergie
insgesamt abgeflossen ist, denn ....)
Jetzt ist es der Klientin möglich, Menschen zu umarmen. Sie fühlt
Freude, Leichtigkeit, Kraft, Lebendigkeit und Verbindung zu anderen Menschen.
Auch im Kontakt mit dem Vater-Bild ist Nähe, Wärme, Licht da. Die
Klientin hat erheblich an Stärke (eine wichtige Ressource) gegenüber
der Mauer gewonnen und die Gewissheit, sie zu besiegen.
In der 4. Sitzung tauchen nach intensiver Atem- und Körperausdrucksarbeit
ein Licht und die Mauer gleichzeitig auf. Durch die Licht-Energie wirkt die
Mauer viel angenehmer. (Hier zeigt sich, dass die Struktur beginnt sich zu verändern).
Im Zusammenhang mit den Licht fühlt die Klientin die Qualitäten Geborgenheit,
Sicherheit, Wärme und gute Energie. Diese Qualitäten hat sie bei ihrem
Vater sehr vermißt. Im Verlauf des nachfolgenden Konfrontationsprozesses
stellt sie mit der erworbenen Handlungskompetenz die Verbindung zwischen ihrem
Vater-Bild und ihrem Großvater-Bild wieder her. Im weiteren Verlauf kippt
das Vater-Bild, so dass Kindheitserlebnisse mit dem Vater völlig anders
verlaufen wie erlebt. Aus Angst wird Freude! Die Klientin fühlt Wärme
und Geborgenheit. Das Licht zeigt ihr ganz klar, dass die Mauer noch als Aufgabe
zu erledigen ist.
Im Verlauf der 5. Sitzung zeigt sich eine dunkle schwere Masse als Symbol für
die vielen Gedanken im Kopf der Klientin, die sie nicht abstellen kann. Sie
nimmt die starke körperliche und geistige Belastung ganz deutlich wahr.
Der große Frust darüber lässt sie so wütend werden, dass
sie schreien und mit den Fäusten schlagen kann. Es taucht der Mustersatz
„Ich bin nicht gut genug“ und das damit verbundene Gefühl der
Wertlosigkeit auf. Dabei zeigt sich ein starker körperlicher Energieverlust!
(Hinweis auf das Krankheitsbild). Die Klientin erkennt ihr „inneres Programm“,
durch das sie den fehlenden Selbstwert ausgleichen will und die damit verbundene
Selbstzerstörung. Auslöser ist die fehlende Anerkennung durch den
Vater. Diese Thematik zieht sich wohl schon über Generationen hinweg durch.
Nach einem „inneren Familienstellen“ fühlt sich die Klientin
wertvoll und spürt Anerkennung durch den Vater.
In der 6. Sitzung zeigt sich die Mauer sehr groß und kalt. Auf ihr stehen
in roten Buchstaben die Worte „Flexibilität“ und „Offenheit“.
Die Klientin schließt daraus, dass sie spontan werden soll. Da kommt der
Satz „Nur nicht bewegen!“. Provozierende Sätze der Therapeutin
machen ihr bewusst, was diese „innere Mauer“ für sie selbst,
ihr Leben und vor allem für Ihre Gesundheit bedeutet. Im anschließenden
sehr intensiven Prozeß entlädt die Klientin durch Schreien und Schlagen
soviel angestaute Energie, dass die Mauer in Trümmern daliegt. (Die Klientin
ist aus sich herausgegangen!). Die Sonne scheint warm und hell auf das Trümmerfeld.
Die Klientin ist voller Energie und kann in ihrer Innenwelt neue überraschende
Erfahrungen durch spontanes Verhalten machen. Sie fühlt Flexibilität,
Lockerheit, Verbindung, Selbstwert und Befreiung vom schlechten Gewissen. (Hier
wird eine Verbindung zur 1. Sitzung hergestellt). Vom gekippten Vater-Bild fühlt
sie Unterstützung, Vertrauen und dass sie ernstgenommen wird. Sich selbst
erlebt sie als freier und größer. Das „Licht der Selbstheilung“
bereitet sich vom Kopf her immer weiter im Körper aus. Im Kopf ist es heller
und klarer geworden.
Nachbemerkungen: Durch eine längere Urlaubspause und Umzug der Klientin
in eine andere Stadt kam es zu keiner weiteren Sitzung. Die schulmedizinische
Behandlung wird fortgesetzt und ein erneutes EEG durch die Klientin veranlasst.
Die Klientin ist selbstbewusster (auch im stimmlich-sprachlichen Ausdruck) und
lebendiger geworden. Es fällt ihr viel leichter „Nein!“ zu
sagen. Sie hat sich sogar entschieden, einen Prüfungstermin bezgl. ihrer
Ausbildung nicht wie geplant vorzuziehen! Sie kann „die Dinge“ sozusagen
leichter nehmen und viel besser mit neuen oder veränderten Situationen
umgehen.