Praxislizenzarbeit Frauke Dietz - I. Therapieverlauf "Lebendigkeit"
6. Session:
Vertrauen und Höheres Selbst
6. Session:
Vertrauen und Höheres Selbst
Der Kl. steigt Panik hoch, sowie
sie sich hingelegt hat, so daß auf eine Einleitung verzichtet wird.
(Die Kl. ist bereits im Prozeß, so daß sie gar nicht mehr
dorthin geführt werden muß.)
Sie spürt die Panik in ihrem Magen. Sie soll sie als Gestalt auftauchen lassen,
diese sieht aus wie ein großer, roter Teufel. Auf die Frage, wie es ihr geht
bei seinem Anblick, bemerkt sie erstaunt, daß er gar nicht so schrecklich aussieht.
Die Th. läßt ihr die Wahl, ob sie versuchen will, sich ihrer Panik mal hinzugeben,
um zu sehen, wo sie von ihr hingeführt wird, oder ob sie der Panik in Gestalt
des Teufels zeigen will, daß sie die Macht hat über ihn, also den umgekehrten
Weg. Die Kl. möchte wissen, wann er entstanden ist, fürchtet aber, daß sie dann
wieder von der Panik überrollt wird. Die Th. schlägt ihr vor, es sich erstmal
von außen zeigen zu lassen.
(Bei sehr angstbesetzten Konfrontationen sind vorsichtige
Annäherungen oft hilfreich, um ein völliges Aussteigen zu verhindern.)
Zuerst meint der Teufel, dies ginge nicht, als jedoch die Kl. insistiert, ist
er bereit dazu. Er führt sie in eine Höhle, die immer enger wird.
(Vergleiche wieder die Geburtsszene aus der 1. Session!)
Ihre Panik wächst wieder, sie vertraut ihm aber, daß er ihr erst mal nur etwas
zeigt. Die Höhle kommt ihr bekannt vor, "als wenn ich hier schon mal eingeschlossen
war". Der Teufel betätigt dies. Die Panik wächst, daß sie wieder eingeschlossen
wird, sie entscheidet sich jedoch abermals zu vertrauen. Sie möchte sich die
Situation zeigen lassen, warum sie eingeschlossen wurde, es kommt aber kein
Bild. Sie soll mal die Höhle fragen, die sagt, sie sei ein Symbol für den Mutterleib.
Die Kl. zuckt mit den Füßen. Th: "Was wollen deine Füße machen?"
(Ein Ebenenwechsel, um die Energie in Gang zu bringen.)
Kl: "Sie wollen weglaufen. Ich habe Angst, wieder da in den
Mutterleib rein zu müssen". Auf Anregung der Th. läßt sich die Kl. von dem Teufel
versprechen, daß er mit ihr nochmal in die gestrige Situation reingeht, bei
ihr bleibt und ihr wieder raushilft.
(Ein weiteres Hilfsmittel, um sich der Angst nähern zu
können.)
Daraufhin schließt sich die Tür am Eingang der Höhle, es ist stockdunkel und
stickig, die Kl. bekommt Angst. Th: "Atme mal mehr, und laß
einfach mal passieren, was geschehen will". Die Kl. wundert sich, daß sie Luft
bekommt, saugt tief Luft ein, immer wieder. Die Panik steigt langsam an. Th:
"Sprich mal die Panik an, sag mal, ich spüre, daß du ansteigst". Kl:
"Ich spüre, daß du kommst. Aber irgendwo höre ich eine Stimme die sagt, vertraue,
laß es geschehen." Die Kl. muß heftig mehrere Male husten. Sie fühlt sich verlockt,
sich von einem unterirdischen Fluß wegtragen zu lassen, sagt ihm aber, daß sie
hier noch etwas zu tun hat. Dann steigt sie in ein Steinbett, das dort steht,
und bittet die Höhle, ihr zu zeigen, was sie hier soll. Die Höhle antwortet,
daß sie lernen muß, die Dunkelheit zu ertragen und zu vertrauen, daß es weitergeht.
Dann hört sie eine Stimme von irgendwo, die sagt, dies sei eine Einweihung.
Die Höhle verdichtet sich zu einem Sarg, der Deckel geht zu, und sie weiß, sie
wird es ertragen.
(Die Kl. ist hier symbolisch in ihrem – in der Einleitung
geschilderten – Trauma angekommen.)
Die Th. erinnert sie immer wieder daran, zu atmen und zu spüren, daß Luft da
ist. Wieder ertönt die Stimme, "3 Tage und 3 Nächte mußt du so bleiben". Die
Panik kommt immer wieder mal, die Kl. schafft es jedoch, sie wegzuatmen, sich
nicht überrollen zu lassen. Lange Zeit liegt sie schweigend und bewegungslos.
"Ich spüre eine vollkommene Ruhe und Gelöstheit, als würde dieser Fluß durch
mich hindurchfließen. Ich bin leicht und frei, gleichzeitig weiß ich, daß ich
in diesem Sarg liege... Immer wieder wird es hell, ein weißgoldenes Licht...
Dieser Zustand kann süchtig machen... Ich möchte, daß er nie wieder aufhört.
Ich habe das Gefühl, ich bin zuhause." Wieder lange Zeit Schweigen.
"Ich weiß, daß ich im Sarg liege, aber jetzt sehe ich eine Art Paradies, eine
luftige Wiese. Ich weiß, daß ich von hier komme und verstehe nicht, wie ich
das jemals vergessen konnte". Sie betritt die ätherische Landschaft, ihr begegnen
Einhörner und dann eine schlanke Gestalt, in weiß gekleidet, das ist ihr Höheres
Selbst. Die Gestalt umarmt sie "ich habe so lange auf dich gewartet". Th:
"Willst du ihr auch was sagen?" Kl: "Ich habe so lange nach
dir gesucht, mich nach dem Kontakt mit dir gesehnt. Daß du mich führst, daß
ich verstehe, wie du mich führst, denn du allein weißt, was gut für mich ist.
Ich vertraue dir, daß du mich richtig führst. Daß ich alles im Vertrauen auf
dich geschehen lassen kann". Die Gestalt nickt darauf und freut sich. Th:
"Vielleicht magst du dir ja mal von ihr etwas zeigen lassen, was du nicht verstehst,
oder sie etwas fragen". Die Gestalt antwortet, daß es jetzt für sie an der Zeit
sei, sich dem Leben und ihrer Führung zu öffnen, wie dem Fluß, der durch sie
hindurchgeflossen ist. Sie soll nicht immer so viel agieren, erzwingen wollen,
handeln, sondern geschehen lassen.- Pause -. Th: "Vielleicht
möchtest du ja mal ausprobieren, wie es ist, sich dem Fluß des Lebens hinzugeben.
Aber vielleicht ist es jetzt auch erst mal noch wichtig, mit deinem Höheren
Selbst zu sprechen, spür mal in dich rein." Die Kl. entscheidet sich, weiter
auf der Wiese zu bleiben. Transzendente Musik wird eingespielt. Dann
erscheinen die Höheren Selbste von Mutter, Vater, ihrem Partner, ihren Kindern,
von Kurt und anderen, die sie nicht erkennt. Sie bilden eine Halbkreis und haben
alle weiße Gewänder an. Dann spürt sie, daß sie zum Abschied gekommen sind,
und es jetzt Zeit ist, in den Fluß zu steigen. Ihr Höheres Selbst sagt ihr,
daß sie immer da ist, und sie soll sie nicht wieder vergessen. Dann steigt die
Kl. in das Wasser, das golden, kalt und warm zugleich ist, erfrischend und wärmend.
Das Geräusch von sprudelndem Wasser wird eingespielt. Sie sieht die
Landschaft an sich vorbeiziehen, die sich allmählich verändert und irdischer
wird. Sie spürt dann, daß es Zeit ist rauszugehen. Sie geht auf einem Weg, den
sie bereits aus ihrer Phantasie kennt. Es ist ein imaginärer Ort, an dem sie
schon lange in einer Blockhütte mit Kurt lebt. Sie ist heute allein dort und
betritt die Blockhütte. Sie fühlt Vertrauen, daß er wiederkommen wird, auch
die Blockhütte bestätigt ihr dies auf Nachfragen. Th: "Wie
sieht denn dein Vertrauen aus, laß es mal auftauchen als Gestalt". Es erscheint
eine jesusähnliche Gestalt. Sie bittet ihn, immer bei ihr zu bleiben. Er sagt
ihr, daß er schon immer da war, nur habe sie ihn nicht wahrgenommen. Die Kl.
setzt sich in die Blockhütte und beginnt zu warten. Sie soll mal spüren, wie
es für sie ist, dort zu warten, ob es einen Unterschied gibt zu sonst. Sie merkt,
daß es völlig in Ordnung ist für sie, weil sie weiß, daß er wieder kommt. Th:
"Wo spürst du dieses Vertrauen, daß er wieder kommen wird?" Sie spürt es im
Herzen. Sie soll es mal ganz bewußt wahrnehmen, ausdehnen lassen. – Pause
-. Th: "Frag doch mal deine Hütte, warum du jetzt dort bist,
wo der Zusammenhang ist zu deiner heutigen Reise.". Sie antwortet, daß es Zeit
war, nachhause zu kommen. Zuerst war sie in ihrem himmlischen zuhause, jetzt
sei sie auf der Erde und soll hier ankommen, ihre hiesigen Aufgaben wahrnehmen.
– Langes Schweigen -. Th: "Was geschieht denn?"
(Die Kl. fühlt sich zwar offensichtlich wohl, die Th.
hat jedoch den Eindruck, daß sich die Qualität des Erlebten nicht wesentlich
unterscheidet von ihren Tagträumen, die sie sonst zuhause hat. Daher will sie
wissen, wo die Kl. gerade ist.)
Die Kl. erzählt, daß sie im Einklang mit sich ihre Aufgaben erledigt, ganz im
Augenblick ist und sich auf Kurt freut. Sie soll mal mit dieser Gefühlsqualität
in ihren Alltag gehen und probieren, ob es sich in ihrem realen Leben auch so
anfühlt.
(Hier wird die Probe aufs Exempel gemacht, ob ihre innere
Erfahrung tragfähig ist in der Realität.)
Zurück in ihrem zuhause merkt sie jedoch, daß sie nicht mehr ganz so bei sich
ist, sie fühlt sich gestört durch ihren Partner. Sie soll es ihm selber sagen.
"Ich kann nicht so wie ich will, du bringst mich immer aus meiner Ruhe. Ich
wünsche mir, daß du deinen Weg gehst". Sie soll prüfen, ob es ihr mit Kurt ebenso
geht, daß sie nicht bei sich bleiben kann. Sie merkt, daß es ihr da genauso
geht. Sie soll ihr Höheres Selbst fragen, wie sie das machen soll, bei sich
zu bleiben. Das Höhere Selbst sagt, sie müsse loslassen, ihre eigene Bindung
würde sie hindern. Die Th. schlägt vor, sie soll die Bindung mal Gestalt annehmen
lassen. Es erscheinen eklige, klebrige Fäden, mit denen sie die Männer umwickelt.
Th:"Wann sind sie denn entstanden?" Die Kl. sieht, wie ihre Mutter
sie in den Kindergarten bringt und sie Angst hat, daß sie nie wieder kommt und
deshalb sie mit diesen klebrigen Fäden umwickelt. Sie soll mal die Gestalt ihres
Vertrauens rufen. Er kommt, nimmt sie auf den Arm, und sie kann die Mutter ohne
Angst loslassen, die klebrigen Fäden können verschwinden. Die Th. fordert sie
auf, mehrere Tage hintereinander zuzuschauen, wie sie sich verabschieden, die
Mutter aber jedesmal wieder kommt. Bei der Überprüfung in ihrem heutigen zuhause
merkt sie, daß es viel besser geworden ist, sie ist mehr bei sich selbst und
immer bei dem, was jetzt gerade ist. Gleichzeitig spürt sie aber auch, daß es
noch Restfäden gibt.
(Hier kündigt sich ein neues Thema an, was jetzt, gegen
Ende der Session, nicht mehr sinnvoll ist zu bearbeiten.)
Sie verabredet sich mit ihnen für die nächste Session und wünscht sich von ihnen,
daß sie ihr bis dahin ein Signal senden, wenn sie wieder da sind. Sie wollen
sich über die Atmung melden. Die Th. reflektiert es ihr noch einmal: "Bei deiner
Atmung kommt ja so deine Panik vor Verlassenheit und Eingeschlossensein - die
Mutter kommt nicht mehr - und deswegen sind die Fäden da: geh nicht weg!" Die
Kl. stimmt zu. Die Th. fordert die Kl. auf, noch einmal in die Höhle zu gehen.
Es ist ihr unangenehm dort, aber sie weiß auch, daß sie die Einweihung bestanden
hat. Sie bittet ihre Panikgestalt, den Teufel, ihr wieder den Sargdeckel aufzumachen.
Er macht es auch sofort und sie stellt fest, daß er sich in der Zwischenzeit
in ihre Vertrauensgestalt verwandelt hat, die beiden Gestalten also identisch
sind. Sie gehen gemeinsam aus der Höhle auf eine Wiese.
Zum Abschluß soll die Kl. noch mal alle Personen und Gestalten auftauchen lassen,
die während des gesamten Therapieverlaufs erschienen waren. Es ist ein friedliches
Miteinander, mit dem diese Session und der gesamte Prozeß über die sechs Sessions
vorläufig abgeschlossen wird.
Ausklang mit entspannender Musik.
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