Themen: Beziehungsprobleme, Depressionen, Schlaflosigkeit, Entscheidungsunfähigkeit,
Ängste
Einleitung:
Die Klientin, 63 Jahre alt, hat schon verschiedenste Kuren, Psychotherapien
u.ä. hinter sich. Auch hat sie jahrelang Psychopharmaka eingenommen, um
ihre Depressionen einzugrenzen.
Sie hat in den letzten Jahren mehrere Synergetiksitzungen bei anderen Therapeuten
genommen und sich aufgrund des aktuellen Leidensdrucks vorgenommen, eine Therapieserie
durchzuziehen.
Ein Grund die Therapie abzubrechen war übrigens, dass sie sich nicht gerne
vom Therapeuten sagen lassen will: Mach das oder versuche mal das…
Im Laufe der Therapiesitzungen entpuppte es sich als Widerstand und Trotz.
Der aktuelle Leidensdruck entstand unter anderem dadurch, dass sie sich bei
ihrem Lebenspartner total dominiert fühlte, wie ein kleines Kind das nicht
zu sagen hat. Es ist ihr nicht möglich, länger wie einen Tag am Stück
mit ihm zusammen zu sein, ohne dass sie es nicht mehr „aushält“.
Sie kann aber darüber nicht mit ihm sprechen. Sie hat das Gefühl für
vieles die Verantwortung tragen zu müssen.
Im Vorgespräch erzählte sie dem Therapeuten unter anderem:
- Sie wurde gezeugt, da man hoffte, dass durch die Schwangerschaft und das Kind
die Depressionen ihrer Mutter ein Ende nehmen. Die Mutter lehnte das Kind aber
von Anfang an ab.
- Aufgrund der Krankheit ihrer Mutter wurde sie als 3-Jährige für
eine Zeit von 6 Monaten in ein Kinderheim gegeben und selten besucht
- Ihr Vater starb, als sie 7 Jahre alt war. Er wollte sie nicht an seinem Totenbett
sehen, nur ihre jüngere Schwester
- 2 Monate nach dem Tod des Vaters nahm sich die Mutter das Leben
- Bei Ihren Stiefeltern erlebte sie einen absolut dominanten Stiefvater und
ein Stiefmutter die sich nicht wehrte, dafür den Druck an die Klientin
weitergab
- Sie weiß von einem sexuellen Missbrauch im Alter von 13 Jahren, den
sie aufgearbeitet hat
- Die 1. Ehe sowie ein eigenes Kind empfand sie als eine Befreiung aus ihrer
Lebenssituation.
- Eine weitere Ehe sowie weitere Beziehungen scheiterten immer wieder an ähnlichen
Gründen.
Die Dokumentation verzeichnet einen etwas zähen Therapieverlauf, der aufzeigt,
was es bedeuten kann ein 63 Jahre dauerndes Leben, indem sich immer wieder Muster
und Erfahrungen wiederholen, aufzuarbeiten. Es wird anschaulich wie Änderung,
innere Arbeit an sich, auch sehr mühsam sein kann. Aber letztlich doch
zu einem positiv veränderten Leben führt. Auch kleinste Änderungen
in Details sind hier wichtig.
Die Klientin hatte in den letzten Jahren in unregelmäßigen Abständen
bereits Synergetik-Sitzungen genommen, bei denen sie unter anderem ihren sexuellen
Missbrauch aufgearbeitet hat.
Die ersten Sitzungen verliefen wie schon beschrieben langatmig. Aus Sicht des
Therapeuten war es sehr wichtig, der Klientin ausreichend Raum für Dialoge,
Konfrontation sowie Ausdrücken der Gefühle zu geben. Viele Energiemuster
hängen zusammen und bedürfen der schrittweisen Bearbeitung.
Gerade bei sehr depressiven Menschen ist es wichtig, dass ihre Kommunikation
wieder in Fluss kommt. Was auch gelang, sie klärte in den Sitzungen sehr
viel mit den Menschen aus ihrem Umfeld, was sie auch im Außen umsetzen
konnte. Wichtig war zuerst die Klärung der Realebene mit ihrem Partner.
Es stellte sich im Verlaufe der Sitzungen heraus, dass ihr Stiefvater und Stiefmutter
wohl die Menschen waren, die sei am meisten geprägt hatten. Da sie nur
sehr schwer zu motivieren war in die Handlung zu gehen, lief diese Beziehung
wie ein roter Faden durch den Sitzungsverlauf.
Vor jeder Sitzung fand ein Gespräch statt, indem die Klientin reflektierte
was sich in ihrem Leben geändert hat. Wie in den Sitzungen gelebt und trainiert
konnte sie Mut fassen und sich ihrem Partner immer mehr öffnen. Sie spürte
auch wie „hinter“ ihrem Partner immer wieder ihr Stiefvater auftaucht,
der die gleichen Verhaltensweisen hatte.
Gleichzeitig schaffte sie es auch, sich mit ihm zu konfrontieren und ihm ihre
Meinung sagen. Die Angst vor Konsequenzen wurde während des Therapieverlaufs
immer geringer. Ihr Partner hörte ihr mehr zu und traute sich auch Gefühle
zu zeigen, indem er vor der Klientin weinte.
In jeder Sitzung weinte die Klientin sehr häufig. Dadurch konnte viel Schmerz
abfließen, der sich über Jahrzehnte angesammelt hatte. Nach jeder
Sitzung fühlte sich die Klientin etwas mehr befreit.
Auch der Kontakt mit ihrer Schwiegertochter hat sich verbessert, die Klientin
traut sich jetzt anzurufen ohne das Gespräch tagelang vor sich herzuschieben.
Sie holt ihre Enkel ab und die Schwiegertochter nimmt wieder Anteil an ihr.
Es wurde ihr klar, was das Wort Projektion bedeutet. In den ersten Sitzungen
projizierte sie ihre Ängste und Verhaltensweisen auf andere, was sich aber
Stück für Stück änderte. Sie konnte sich nach einigen Sitzungen
selbst erklären wie sie ihre eigenen Ängste vor dem Stiefvater in
ihren Partner hinein projizierte. Während des Therapieverlaufes passierte
es noch einige Mal, dass die Ängste hochkamen, aber sie ging bewusster
damit um.
Auffallend war, dass sie in der 5. und 6. Sitzung in die Handlung kam. Sie beschrieb
es nach den Sitzungen als ungemein befreiend, dass sie sich so ausagiert hatte.
Nach der 3. Sitzung interessierte sich auch der Partner für die Synergetik
Therapie und informierte sich gemeinsam mit der Klientin bei dem Therapeuten
darüber. Nach der 5. Sitzung bemerkte sie, dass sie ihren Humor wieder
gefunden hatte, den sie schon lange vermisst hatte. Sie kann wieder lachen.
Michael Budnik November 2003