1. Sitzung „Familienkonzert“

Zu Anfang der Sitzung erscheint die Schwiegertochter der Kl. und sie erinnert sie an ihre eigene Mutter. Aufgrund der aktuellen Lage (ihr Sohn hat sich von der Familie getrennt und sie selbst hat nur wenig Kontakt zur Familie, so hat sie ein immenses Mitteilungsbedürfnis) führt sie länger andauernde Dialoge mit der Schwiegertochter. Sie schweift auch immer wieder vom Thema ab, kommt ins Erzählen, der Th. muss sie ständig darauf hinweisen, direkt in Kontakt mit den Innenweltfiguren zu gehen. Sie weigert sich auch in die Gefühle zu gehen. Im Folgenden ein sehr zäher Verlauf.
Sie fühlt sich von ihrer Schwiegertochter gefordert und hat ein Schuldgefühl. Sie wird für die Trennung verantwortlich gemacht. Sie wehrt sich dagegen, macht ihr klar, dass sie nichts dafür kann. Die Schwiegertochter trägt einen Rucksack (steht symbolisch für die Last der Klientin) und das Bild wird undeutlich (was aussagt, dass die Kl. da nicht hinschauen will, zuviel Energie) Im Rucksack befinden sich zwei ihrer Enkel, die sie daran erinnern, dass sie auch einmal die Heimat verloren hat (hier findet direkte Projektion statt, aber das muss sie selbst herausfinden). Die Frage des Th., woher sie das kennt, übergeht sie. Sie erlebt verwundert wie es den Kindern gut geht und der Th. lässt sie auch nachfragen, ob es wirklich so ist. Sie spürt körperlich wie gut und befreiend es sich anfühlt.
Sie traut sich die Schwiegertochter mit deren Lügen zu konfrontieren Daraufhin ändert sich die Schwiegertochter, „Ich sehe dich endlich wieder einmal anders, das feindliche ist nicht mehr so stark.“ (Dies ist ein Zeichen, dass eine gewisse Entladung des Energiemusters stattgefunden hat). Sie traut sich auch Emotionen zu zeigen und kommt ins Handeln indem sie die Schw. vom Himmel runterholt. Der Th. unterstützt sie verbal dabei. Die Schw. wehrt sich nicht, was die Kl. verwundert. Die Kl. ergeht sich weiteren ausschweifenden verbalen Attacken, was ihr sichtbar gut tut. Sie kommt auf ein Thema zu sprechen was sie schon lang bewegt, dass sie mit ihrem Sohn und dessen Frau klärt. (Der Th. lässt die Sitzung einige Zeit so weiterlaufen, es fließt viel angestaute Energie ab. Er unterbricht nur immer wieder, um die Kl. zu fragen wie die Schw. reagiert. Dadurch wird das Gespräch im Fluss gehalten und immer wieder „aktualisiert“.)
Sie kommt so weit, dass sie ihr sagen kann, dass sie froh ist sie nicht mehr zu sehen (Verhalten gekippt, zu Anfang hatte sie noch ein schlechtes Gewissen)
Im weiteren Verlauf wird sie ein weiteres Mal angeklagt. Der Th. fragt sie darauf: „Kennst du das aus deinem Leben, angeklagt zu sein? Schlecht zu sein“ Sie kommt an eine Szene aus ihrer Jugend wo sie für ihr Verhalten gegenüber Männern kritisiert wird: „Du bist doch eine Hure.“ Sie geht in das Erlebnis hinein, fühlt sich angeklagt und kritisiert und wehrt sich dann auch erfolgreich dagegen. (Auf der Realebene hat die Kl. es geklärt, jetzt galt es noch die Prägungsebene zu erreichen)
Auf den Vorschlag des Th. etwas zu tun, reagiert sie mit Widerstand. Widerstand gegen Befehle. Sie kommt auf die Ursache, ihr Stiefvater „Ganz spontan kommt mein Stiefvater, mein Onkel…Da gab es ja keine Widerrede, so wie er gepfiffen hat…“ (Dem Th. ist bekannt das sie schon bei anderen Th. das gleich Problem hatte)
Sie teilt ihrem Stiefvater mit, dass er sie das ganze Leben schon begleitet und wie sehr sie das beeinträchtigt. Sie äußert sich immer emotionaler, wird wütend (Dadurch fließt Energie ab) Sie geht wieder in die Verweigerung, der Th. macht ihr klar: „So bleiben die Bilder wie sie sind, schleppst sie das Leben lang mit dir rum. Es ist deine Entscheidung.“ Der Th. fragt sie dann, ob sie einen Inneren Löwen oder ein anders Krafttier hat. Sofort ist ihr Löwe da. (Diesen Löwen hatte sie bereits integriert, er steht für ihre Kraft und Durchsetzungsvermögen) Der Löwe zeigt sich sehr aggressiv und sie zeigt ihm den Stiefvater. Der Löwe geht gleich auf ihn los, die Kl. ist total begeisternd und unterstützt ihn verbal: „Pack ihn doch! “ (Unterstützung Löwengebrüll von der CD) Sie kommt derart in ihre Wut, dass sie ihm ins Gesicht schlagen will. Der Th. unterstützt den Prozess, indem er ihr ein Kissen hinhält, auf das sie einschlägt.
Sie erkennt ihn als einen der prägenden Figuren und macht ihn verlegen (Energie wird weniger) Ihr Partner taucht auf, der Th. empfiehlt ihr ihn mal mit in das Leben mit den Stiefeltern zu nehmen (dadurch wird Chaos erzeugt) Der Partner reagiert entsetzt und entschließt sich ihr zu helfen (Der Partner steht auch im Leben für Handlungskompetenz, als Gegenpol zu ihr selbst und wird jetzt als ihr eigener Teil aktiv) Der Partner schlägt den Stiefvater, der Th. fordert sie auf ihm zu helfen, was sie auch tut. (Th. spielt Musik ein um den Prozess zu unterstützen.) Eine längere Auseinandersetzung folgt, der Stiefvater ist wohl verletzt, aber nicht tot. Sie erschießt ihn, trifft ihn aber nicht tödlich. (Daraus wird ersichtlich, wie viel Energie der Stiefvater „hinterlassen hat“)
Die Kl. wird sehr müde und ausgepowert, sie will nicht mehr weitermachen: „Ich sehe dass du da noch rum läufst und weiß auch was du für ein zäher Typ bist, oberzäh. Aber, ich erschlag dich noch, auf irgendeine Art mache ich dich fertig. Das sage ich dir.“ Sie treffen eine Vereinbarung, dass sie sich in der nächsten Sitzung wieder treffen. (Die Situation wird quasi eingefroren) Der Th. macht den Vorschlag, ob sie ihren Partner fragen will, ob er ihr dabei helfen will, den Stiefvater zu demontieren. Er will, aber es ist ihm auch nicht geheuer (Angstpotential wird sichtbar)
Sie lässt noch einmal die Enkel da sein, die sie loben: „Oma das hast du gut gemacht.“ Auf die Frage der Kinder erklärt sie ihnen stolz, was sie getan hat. (Selbstwert wird dadurch erhöht) Sie spürt es auch körperlich, atmet ganz tief: „Ja. So ein Aufatmen, Gott sei Dank.“ (Wahrnehmung auf der Körperebene)
Ihr Sohn kommt auch dazu, seine Frau, alle sind entspannt. Die Kinder spielen alle ein Instrument so dass es der Kl. vorkommt wie ein Familienkonzert. Sie bleibt in den Bildern, der Th. spielt Musik ein.
(Das neue familiäre Bild am Ende der Sitzung zeigt, dass die Klientin nicht mehr im Spannungsfeld der Familie steht, sondern sich entspannt und integriert fühlt. Eine neue höhere Ordnung entsteht)