6. Sitzung „Sexualität“
Nach der Tiefenentspannung findet sie sich wieder an derselben Treppe wie in
der letzten Sitzung. Mit Bahnhofsumgebung und Menschen die sie von Fotos erkennt.
Darunter ihre Mutter und eine Tante die sie als Kleine auf dem Schoß hält.
Sie fühlt sich als Mittelpunkt was exakt dem letzten Bild einer der vorangegangenen
Sitzungen entspricht. Sie fragt was sie wollen. Die Tante antwortet, sie würde
ihr leid tun. Der Th. schlägt vor, sie zu fragen was ihr leid tue. Daraufhin
antwortet die Tante, der Krieg in S.
„Da habe ich dich in den S. geholt“ Tante lacht und gibt ihr den
Hinweis zu schauen. Sie sieht ihre Schwester. Auf die Frage des Th. wie sie
sich fühlt, antwortet sie: „Wie auf dem Präsentierteller.“
Sie spürt dabei einen Widerstand und wehrt sich, macht sich steif. Auf
Vorschlag des Th. äußert sie sich: Ich will das nicht. Sie fühlt
sich im Alter von 2 Jahren, sieht auch ihre Mutter und stellt fest, dass Widerstand
in ihren Augen ist. Als ob sie böse ist auf jemand. Auf den Vorschlag des
Th. hin fragt sie ihre Mutter auf wen sie böse ist. Danach äußert
sie dem Th. gegenüber, sie hätte den Satz abgewandelt, weil sie zum
wiederholten Male das Gefühl hat, der Th. befiehlt ihr. (Hier wiederholt
sich die Verweigerung gegenüber scheinbaren Befehlen, was ein tiefgehend
verdrängtes Thema sein muss.)
Der Th. lässt sie den Widerstand in ihrem Körper spüren und sie
spürt ihn im Bauch. Der Th. empfiehlt ihr Kontakt mit dem Widerstand aufzunehmen,
wobei sie ihm sagt: „Ich fühle dich als unangenehm.“ Sie stellt
fest dass er sich wehrt und sagt ihm das auch. Es geht um Anordnungen. Auf Anraten
des Th. den Widerstand zu einer Figur oder Form werden zu lassen, entwickelt
sich daraus das Bild einer Tante. (So kann die Kl. in direkten Kontakt mit einem
Bild gehen, wo die Kommunikation leichter fällt) Sie erkennt die Tante
als Widerstand und sucht einen Ausweg um ihren Willen auszudrücken. Sie
äußert Wut und Trotz. Der Th. schlägt vor die Tante zu fragen
wo der Widerstand entstanden ist und kommt zu ihrer Mutter. Bei dieser erkennt
sie wieder Emotionen in den Augen, Bosheit. Auf eine weitere Anregung des Th.
sagt sie sie will nicht und geht wieder in den Widerstand. Dann öffnet
sie sich doch wieder und ihre Mutter macht auch einen netteren Eindruck (Sofortige
Umsetzung ihres eigenen Verhaltens wird hier deutlich) Der Widerstand zeigt
sich jetzt als die Tante, recht groß und massiv. (Was in der Sitzung auch
recht deutlich wird.) Der Th. macht ihr klar, dass sie jetzt die Möglichkeit
hat die Hintergründe für den Widerstand zu erkennen wenn sie sich
mit der Tante auseinandersetzt. Sie spricht sie darauf an warum sie groß
ist. Der Widerstand „windet“ sich. (Der Teil in ihr wehrt sich.)
Daraufhin wendet sie sich an die Mutter, da sie eine Ahnung bekommt. Sie spricht
ihre Mutter darauf an, dass sie sie als Kind abgelehnt hatte. (Eines der Themen
die sich durch die Sitzungen ziehen) Ihre Mutter antwortet darauf, sie hätte
ein schlechtes Gewissen, worauf ein Schatten erscheint. Ihr Vater, der auch
was mit dem Widerstand zu tun hat. Es stellt sich heraus, dass der Vater die
Mutter gezwungen hat, die Kl. zu zeugen. Die Kl. reagiert kaum darauf und kann
ihre Mutter nicht allein dafür verantwortlich machen. Dann taucht spontan
ihr Stiefvater auf und es kommen Emotionen hoch. (Es ist ihr seit einigen Sitzungen
bewusst, dass die Erlebnisse mit ihrem Stiefvater verantwortlich sind für
die Beziehungen zu Männern. Hier wurde sie entscheidend geprägt) Die
Stimmlage ändert sich und sie nimmt ihn gewalttätig wahr. Auf die
Frage des Th. was sie machen will, bemerkt sie sehr erstaunt, dass sie ihn friedlich
wahrnimmt (Hier zeigen sich die Folgen der vorangegangenen Sitzungen, die Dominanz
ist gebrochen, das Muster gekippt) Es zeigen sich Bilder des Stiefvaters als
verkleidete Frau. Sie fühlt nur einen leichten Widerstand gegen sie sich
selbst. Auf Vorschlag des Th. lässt sie sich selbst in der Innenwelt auftauchen.
Sie nimmt sich als 7-jährige wahr, auf die sie sauer ist, weil sie so brav
ist im Beisein des Stiefvaters. Daraufhin streckt die Kleine die Zunge raus,
die Kl. macht es auch und äußert sich. Dabei kommt wieder der Widerstand
hoch, den Anregungen des Th. zu folgen. Der Th. lässt sie immer wieder
den Satz wiederholen: „Ich will nicht“. Dabei kommt heraus, dass
sie nicht will was andere von ihr wollen. „Ich will nicht was du willst.“
Dabei taucht ihr Stiefvater auf. Die Kl. bekommt einen verbalen Wutausbruch
mit Schimpfwörtern, der Stiefvater wehrt sich nicht dagegen. Dabei wird
ihr klar, dass sie sich nie wehren durfte. Im weiteren Verlauf wird deutlich,
dass es ihr das ganze Leben schon einfacher fällt traurig zu sein wie wütend.
Sie macht das ihrem Stiefvater deutlich. „Ich habe einen Zorn auf Dich!“
Der Th. unterstützt verbal sowie mit Musik. Dabei wird ihr auch klar, dass
ihre Stiefmutter sie unterstützt hat, sich nicht zu wehren. Ihre Hilflosigkeit
wird ihr bewusst. Der Stiefvater wird auch traurig. Die Kl. wird immer wütender.
Dabei taucht wieder der Widerstand gegen die Vorschläge des Th. auf. „Ich
muss doch.“ Der Th. übergeht bewusst diesen Widerstand und die Kl.
kommt wieder in die Wut gegenüber dem Stiefvater. (Die Kl. erlaubt sich
immer mehr wütend zu sein, dieses Verhalten stabilisiert sich.) Der Stiefvater
bekommt jetzt Angst, was die Kl. zufrieden stellt. Auf den Hinweis des Th. ob
es evtl. nur eine Finte des Stiefvaters ist und sie es mal testen soll, erscheint
ihr Partner (Der in allen Sitzungen für Handlungskompetenz steht) und schlägt
auf den Stiefvater (Die nun einmal aufgebrachte Energie verselbständigt
sich quasi schon)
Der Th. fordert die Kl. auf dem Partner zu helfen, da taucht die Stiefmutter
auf und hält sie zurück. Der Kl. wird schlagartig bewusst, dass diese
Stiefmutter immer dafür gesorgt hat, dass sie sich nicht wehren soll. Spontan
verselbständigt sich auch die Stiefmutter und schlägt auch auf ihren
Mann. Die Klientin genießt, dass da zwei Menschen auf ihrem Stiefvater
rumschlagen. Sie folgt dem Hinweis des Th. die zwei in ihrer Innenwelt zu unterstützen
und nimmt das Schlagrohr um den Stiefvater zu schlagen. Der Th. unterstützt
verbal und durch Musik. Die Kl. nimmt danach den Stiefvater als „geschlagen“
wahr. Sie ekelt sich vor ihm und traut sich ihn zu beschimpfen und drückt
sich in weiteren Schlägen und Beschimpfungen aus. (Die Klientin hat mit
diesem Stiefvater sehr viele Beschimpfungen und Erniedrigungen erlebt, hier
geht es darum ihm alles zurück zu geben)
Sie drückt ihren Hass auch aus indem sie erlebt, wie ihre Stiefmutter den
Stiefvater „bearbeitet“. Sie nimmt die Stiefmutter daraufhin völlig
verändert wahr. „Du siehst richtig gut aus“.
Dabei wird ihr aber erneut bewusst, dass es die Stiefmutter war, die ihr nicht
erlaubt hat, sich zu wehren. Der Stiefvater wehrt sich noch ein bisschen (da
wird die Prägung immer noch deutlich)
Der Th. fragt: „Wer hat die Macht?“ Die Kl. merkt daraufhin, dass
sie es ist, die die Macht jetzt hat und drückt sich gegenüber dem
Stiefvater aus. Sie spürt die Macht jetzt körperlich, der Stiefvater
gibt auf. Und sie macht ihm klar, dass sie jetzt die Richtung bestimmt. Der
Th. lässt ihren Partner auftauchen, der dem Stiefvater die Pfeife abgenommen
hat. (Handlungskompetenz) Er sagt ihr, sie soll das selbst machen. Die Kl. ergreift
wieder das Schlagrohr und schlägt den Stiefvater. (Die Schwelle sich zu
wehren und sich auszudrücken ist sehr niedrig geworden) Der Stiefvater
bekommt Angst und die Kl. genießt es. Auf Anraten des Th. lässt sie
ihn auf allen vieren kriechen, vorwärts, rückwärts, auf dem Rücken,
auf dem Bauch (hier geht es darum die Struktur absolut zu brechen) Ihre Stimmlage
verändert sich in einen Befehlston (den sie ja ausschließlich von
ihm kannte, hier besetzt sie jetzt den Gegenpol) Sie macht ihm eine lange Nase
und beschimpft ihn weiterhin.
Im weiteren Verlauf sieht sie einen Penis im Mund des Stiefvaters und es entwickeln
sich schnell Bilder aus dem Schlafzimmer ihrer Stiefeltern. Sie nimmt sich als
junges Mädchen neben dem Stiefvater wahr. Der Th. weist die Kl. an zu atmen
(Energiezufuhr ankurbeln) Kl.: „Da ist eine Berührungsangst.“
(Ein Thema, welches sich in ihrer Partnerschaft mit Männern immer wieder
spiegelt.) Der Th. lässt sie die Angst spüren und sie nimmt von der
Seite des Stiefvaters etwas Undefinierbares wahr. Dahinter erscheint im Hintergrund
das Bild eines weiteren Onkels. Pause. (Die Kl. benötigt viel Zeit)
Sie nimmt die Erregung des Stiefvaters wahr, sieht auch Bilder dazu. Auf die
Frage wie sich die Kl. fühlt, nimmt sie erstaunt wahr, dass sie selbst
erregt ist und nicht mehr ängstlich ist. Sie teilt dem Stiefvater mit,
dass sein Anblick eine Erregung in ihr auslöst. Auf die Frage wie die Kl.
jetzt zur Berührungsangst steht, antwortet sie: „Die habe ich ganz
stark in meinem Leben und das stört mich ungemein.“ Der Th. schlägt
ihr vor wieder zurück in die Situation zu gehen und sich noch mal reinzuversetzen.
Kl.: „Jetzt legt sich der Stiefvater auf mich.“ Auf die Frage wie
sie sich fühlt, antwortet sie: „Ziemlich angenehm“ Sie kann
das dem Stiefvater auch mitteilen. Der Th. empfiehlt ihr, als große M.
mit ihrem heutigen Bewusstsein sich mal die Situation anzuschauen. Kl.: „Mein
Stiefvater schläft mit mir, befriedigt sich an mir.“ Sie empfindet
es zuerst als undefinierbar, dann als Sexualität und Lustgefühl. Auf
die Frage des Th. ob es in Ordnung ist, was sie da sieht, antwortet sie klar
und deutlich: „Ja. Mehr in Ordnung als nicht.“ Th: „Dann nimm
es wahr, das es in Ordnung ist, was da passiert.“ Die Kl. spürt eine
Leere, Sehnsucht die danach verlangt ausgefüllt zu werden. Und erkennt,
dass durch nicht gelebte, verbotene Sexualität so eine Leere entsteht.
Der Th. fragt sie: „Schau mal, ob das was du da siehst, weiterhin verboten
bleiben muss, oder ob du zu deinen Gefühlen stehen magst Stiefvater hin
oder her.“ Die Kl. bleibt weiterhin in dem für sie angenehmen Gefühl
und entscheidet sich, dass dieses Gefühl in Ordnung ist. Sie erlaubt sich
Gefühle zu haben. Kl.: „Ich erlaube mir Gefühle zu haben und
sie zu zeigen.“ Der Th. lässt sie ihren Partner dazu holen und ihm
die Situation zu zeigen. Hier zeigt sich, dass er mit ihr schlafen will. Die
Kl. sagt ihm gleich was sie will (was sie in der Außenwelt nie konnte
und ein großes Problem darstellte, völlig neues Verhalten) Sie macht
ihm klar wer sie wirklich war. Unehrlich, ängstlich. Auf Anraten des Th.
zeigt sie ihrem Partner die Situation mit dem Stiefvater, wo sie ehrlich ist
und genießt. (Es wird ihr dadurch bewusst, dass es eine M. gibt, die nicht
blockiert ist, die Sexualität genießen kann, spüren, fühlen
kann) Kl.: „Die sich wichtig nimmt. Oder mutig. Die sich wichtig nimmt.“
Dabei kommt ihr die gelebte Seite ins Bewusstsein und es fällt ihr leicht
zu sagen, wie schlecht sie ist. Der Th. schlägt ihr vor die soeben beschriebene
auftauchen zu lassen, die klein und süß ist. Dabei begegnet sie ihrer
Schwester die ihr immer schon schöner vorkommt (Mangelndes Selbstwertgefühl
wird hier deutlich) Die Kl. sagt ihr wie sie sich fühlt und trifft auf
Verständnis bei ihrer Schwester, die sich selbst abgelehnt fühlte.
Die Kl. nimmt sie in eine erlebte Situation mit und zeigt ihr auf, wie es war.
Aufgrund eines weiteren Vorschlags des Th. geht die Kl. wieder in den Widerstand.
Th.: „Ich bin jetzt dann der 3. Therapeut der das Handtuch hinwirft. Ich
habe jetzt keine Lust mehr.“(Durch Ausdruck seines Empfindens macht der
Th. der Kl. klar, dass er nicht länger gewillt ist, dieses Spiel weiterhin
mitzuspielen. Er ist mittlerweile der 3. Therapeut, bei dem sie Sitzungen nimmt.)
Die Kl. spürt ihren Widerstand und dann taucht ihre Stiefmutter auf. Kl.:
„Sag das, sag das!“ Sie nimmt Kontakt zu ihr auf und merkt dass
sie bestraft wird, für das was sie bei ihr gelernt hat. Selbst durch Therapeuten.
Aufgrund dieser Intervention des Th. kommt die Kl. derart in ihre Emotionen,
dass ein wahrer Ausbruch erfolgt. (Hier zeigt sich wo eines ihren prägenden
Lebensthemen entstanden ist) Es wird der Kl. bewusst, dass sie ein Leben lang
nur geschauspielert hat und dass die Stiefmutter sie gequält hat. Es folgt
ein längerer Prozess in dem sie die Stiefmutter anklagt, beschimpft, schlägt.
Der Th. setzt den Boxsack ein auf den sie längere Zeit einschlägt,
mit dem Bild der Stiefmutter vor sich. (Sie darf sich jetzt Zorn erlauben, stellt
fest, dass Handlungsfähigkeit entsteht…) Der Th. fordert sie auch
auf Töne zu den Schlägen zu machen (Über „Töne machen“
wird weitere Energie freigesetzt) Sie stellt fest, dass die Stiefmutter die
richtige Adresse ist, da ist der Widerstand entstanden. Nach diesem Prozess
ändert sich die Stiefmutter zu einer hübschen, netten Frau, die jetzt
den Anweisungen der Klientin folgt. (Im Verlaufe der Sitzungen hat die Kl. noch
nie so agiert wie in der aktuellen) Die Klientin fühlt sich müde,
„so etwas wie Ausgleich, da hat sich etwas verschoben, ich habe auch etwas
zu sagen gehabt, gutes Gefühl.“ Der Th. lässt sie ihren Partner
und die anderen Beteiligten (Um die Veränderung sich zeigen zu lassen)
dazu nehmen. Ihr Partner lobt sie. Aus dem Stiefvater ist ein Mann geworden
der sich wie ein kleines Lamm verhält, brav. Die Mutter ist fröhlich,
der Vater und ihre Schwester kommen auch dazu, alle wirken gut gelaunt. Die
Kl. beobachtet wie eine Partystimmung entsteht, Waldfest. Der Th. lässt
Geräusche eines Festes sowie Musik einspielen um die Wirkung zu festigen.
Die Klientin fühlt sich gut. Der Th. lässt noch etwas Musik laufen
und die Kl. will in den Bildern bleiben.
Die Grundhaltung der Klientin, sich nicht zu wehren hat sie von ihrer Stiefmutter
unbewusst übernommen. Dieses Energiemuster wurde neuronal aus der Erfahrung
geprägt und bestimmte ständig ihr Verhalten.