Praxislizenz Petra Hagendorff

Zusammenfassung der 5. und 6. Sitzung.

Hier wird noch einmal wunderschön aufgezeigt, wie direkt die neuronale Struktur mit den psychosomatischen Symptomen kommuniziert. In ihrem Zusammenhang wird die Bedeutung der Verletzungen, die auf der seelischen Ebene stattgefunden haben und sich auf den körperlichen Bereich auswirken, sichtbar. Fühlt sich die Klientin unter Druck gesetzt, erleidet sie Lähmungserscheinungen in den Beinen und temporär am ganzen Körper, die sie zeitweise vollständig bewegungsunfähig machen. In dieser Sitzung erkennt sie, dass sie allein verantwortlich ist für den Druck, der sich bereits auf der körperlichen Ebene ausdrückt. Nur - aus dieser Erkenntnis heraus ist sie nicht in der Lage, aus ihrem Grundmuster herauszukommen. Ich erlebe oft, dass vom Ratio her den Leuten klar ist, woher was kommt und wie was entstanden ist. Sie können wunderbar "darüber" erzählen. Allein, das Wissen darum befähigt sie nicht dazu, etwas zu verändern, geschweige denn zu heilen. Hier fehlt der "Reflektionsbezug" über das "Erleben". Darum greifen reine Gesprächstherapien auch nicht. Durch die Arbeit in der Innenwelt (auf der Gefühlsebene) erfährt die Kl. direkt und "nachfühlbar", dass und wie sie sich den Druck selbst macht! Sie kann Freunden nichts ab-schlagen und hat noch ihr eigenes Tagespensum zu erledigen. Somit bürdet sie sich soviel auf, dass sie erst gar nicht in der Lage ist, anzufangen, wenn sie den Berg an Aufgaben vor sich sieht. Die Folge davon ist, dass sie ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn sie ihren eigenen Sachen nicht gerecht wird (Haushalt, Erziehung, Umschulung); und Verlustängste gegenüber ihren Freunden tauchen auf, wenn sie das von ihnen Geforderte nicht leisten kann. Dieses Gefühl ist energetisch so stark geladen, dass es ihren Körper zeitweise regelrecht pa-ralysiert. Es gilt herauszufinden, warum sie sich soviel auflädt und das ist die Ursache ihres Themas. Vordergründig und klar ist erst mal zu erkennen, der Druck, unter dem sie leidet und den sie sich selbst macht. Letztlich das Thema dahinter ist ein anderes. Bei der Kl. geht es um Zuwendung und Anerkennung, die sie in der Kindheit vermisst hat. Alle Störungen und Krankheiten sind in den "inneren neuronalen Energiebildern" als "innere Konfliktstruktur" repräsentiert und auch dort aufzufinden. Sie sind auf dieser Ebene vom Träger dieser Informationen selbst ~synergetisch~ abänderbar. Diese Erkenntnis fühlbar gemacht, erhebt die Kl. in den Status, dass nur sie alleine auch Heilerin ihrer Störungen und Krankheiten sein kann. Nur darüber kann aktive Veränderung passieren.

Sitzungsauszug:

Th. Kennst du das irgendwo her? Du willst was erledigen, oder was machen und nichts klappt? Kl. Ja….
Th. Woher kennst du das?
Kl. Meistens wenn ich morgens aufstehe... und will was machen und dann dreh ich mich nur im Kreis... fordere mich auf: "mach jetzt was, und....steh dann immer nur da rum, ...dann überlege ich, was ich alles noch machen muss und wie schnell….und dann geht nichts mehr.
Th. Du hast dann ganz, ganz viele Dinge im Kopf...und weil da so viele Dinge sind, kommst du gar nicht dazu anzufangen...?
Kl. Mhm, genau...
Th. Lass mal so eine Situation auftauchen.
Kl. Ja, heute Morgen...
Th. Ja, gehen wir da rein, was ist passiert heute Morgen, wie hast du dich gefühlt heute Morgen, als du aufgestanden bist?
Kl. Mmmm...erst mal habe ich mir nicht die Zeit genommen richtig aufzuwachen...richtig aus dem Bett auszusteigen, ich bin aufgesprungen,... ich habe die Mira geweckt,...sie hat ein bisschen ver-schlafen ...und dann habe ich gedacht, jetzt... warte ich erst mal, dass sie zur Schule geht und dann mache ich mich fertig... und das dauerte mir wahnsinnig lange, bis Mira sich fertiggemacht hat...und dann ist sie gegangen...und ich bin trotzdem weiter sitzen geblieben...
Th. Hat Mira irgendetwas gesagt?
Kl. Nein, das war... wir haben uns... ganz gut da verabschiedet... das übliche – wie sehe ich aus?... und ich habe ihr viel Spass gewünscht ...und dass sie gut aussieht...aber irgendwie...aaa...habe ich erst mal gewartet bis sie weg ist und dann... sass ich noch einen Moment ...und habe Kaffee gekocht und gleichzeitig wollte ich duschen und...gleichzeitig wollte ich die Betten machen...und die Sachen weg-räumen... ich habe mich nur gedreht... und... ir-gendwie ging dann eine halbe Stunde vorbei...und ich habe gar nichts gemacht....und die ganze Zeit gesagt: jetzt mach mal was, jetzt...komm in die Pötte, mach mal fertig...aber irgendwie ging gar nichts, und dann habe ich das Bett gemacht und die Sachen weggeräumt...und dann habe ich die CD aufgenommen und gebrannt...und mich gleichzeitig gefragt: "hör mal, muss das jetzt unbedingt sein"? Das kannst du heute Mittag machen oder heute Abend….habe aber trotzdem weiter gemacht…..
Th. Wie fühlt sich das denn an? So zu fragen, leitet von der Verstandesebene auf die Gefühlsebene hin. Nur dort finden Prozesse statt und eben Klärung (Heilung).
Kl. Jaa... soo...und alles ist so unwichtig, dass ich denke: das ist jetzt so total sinnlos...und trotzdem mache ich das weiter.... und irgendwie jetzt... versuche ich die ganze Zeit runter zu kommen, von dem Druck!! und sage mir ...jetzt ganz ruhig... und ich spüre, dass ich noch in irgendeiner Erwartung bin...
Th. Was erwartest du denn?
Kl. Ich erwarte, dass ich mal das Gefühl bekomme, mich entspannen zu können...wie als jetzt so... einen Knopf zu drücken und jetzt entspann ich mich …
Th. Und es klappt nicht, weil du dich da wieder unter Druck setzt...?
Kl. Klappt nicht...dann versuche ich einfach so...mir zu sagen: O.K. jetzt bist du angespannt, lass mal und warte nicht ... es ist jetzt so...
Th. Und klappt es denn, dass du dir sagst O.K. es ist so? Und bist du damit zufrieden, Kary? Was macht es mit dir, wenn so viele Sachen liegen blei-ben?
Kl. Das bedrückt mich...das gibt mir kein gutes Gefühl...Pause...und dann in dieser Situation denke ich immer...wie ich mal früher...atmet auf... so vieles gemacht habe und das ging so einfach, und dann versuche ich mich in dieses Gefühl zu bringen...
Th. Was war das denn für eine Situation, was war das für ein Gefühl, als das alles so leicht war?
Kl. Da habe ich gar nicht überlegt, ...da habe ich gar keine Wertigkeit gesetzt, ich... habe einfach nur angefangen...ich habe mir nicht gesagt "ich muss das jetzt machen"!
Th. Hast du das gerne getan in dieser Situation?
Kl. Ja, das floss dann, das ging so einfach. Das Muss...das war einfach nicht da …
Th. Ja, wie war das denn heute Morgen? War da das "Muss" da?
Kl. Dann war das "Muss" da. Ich muss das und das schaffen, bevor ich zur Therapie gehe, und alles und dann habe ich gedacht, ach, dann müsstest du auch die Wäsche waschen...und wenn du das anfängst dann schaffst du das nicht und...weil du das machen musst, und wenn du da anfängst dann schaffst du das auch nicht...
Th. Hast du heute Morgen Spaß daran gehabt ir-gendetwas zu machen...
KL. Ja, aber dann habe ich etwas gemacht, was nicht wichtig war, ich habe das gemacht und ge-dacht, du bist bekloppt, du machst das jetzt so auf die Schnelle...und machst dann noch gleichzeitig fünf andere Sachen im Kopf..
Th. Und dann haut nichts hin?
Kl. Es hat gar nicht hingehauen....und ich stand bis...ganz kurz vorm Gehen ...noch im Schlaf-zeug...und...
Th. Woher kennst du das in deinem Leben? Guck mal, du willst so viele Sachen auf einmal machen und dann schaffst du gar nichts… und so viele Dinge auf einmal sind auch gar nicht zu schaffen, oder?
Kl. Ja, durch... diese Perfektion und dass ich allen immer wieder zusage ...ich mach das, ich sage ihnen was zu...und vergesse, dass ich mich dann völlig überfordere.
Th. Ja, das kann ja auch gar keiner schaffen, auch wenn es ein so ganz genialer Mensch ist, das ginge gar nicht, was du da alles schon heute Morgen schaffen wolltest...Kl.: "ja das geht auch gar nicht"...Th....es müssten mindestens schon drei Leute sein – Wäsche waschen, Betten machen, CD´s brennen, spülen, Kaffee kochen...
Kl. Es ist alles fertig aber ich hätte es auch sein lassen können und mir eher ein bisschen... Ruhe gegönnt...
Th. Was wäre passiert, wenn du es sein gelassen hättest?
Kl. Ja, dann hätte ich mich geduscht und mei-ne...meine Körperpflege gemacht...
Th. Wie hättest du dich da gefühlt, wenn du das gemacht hättest, mach das mal in deiner Innen-welt….
Kl. Viel besser...wohler...aber ich habe mich wieder zur Seite gedrängt...
Th. Heisst das, dass du ...für dich gar nicht richtig sorgst...Kl. seufzt ... weil du für andere machst und für andere sorgst und für dich nicht?
Kl. So ...so irgendwie kommt mir das in diesen Situationen vor...

Th. Schenkst dir dann gar nicht wirklich die Beach-tung die du verdienst...
Kl. Ja...und dann ist alles Kacke!
Th. Was macht es denn mit dir, wenn du das jetzt so siehst, dass das Kacke ist?
Kl. Das zeigt mir das es mir wichtiger ist, das zu machen, auch wenn es Kacke ist..
Th. Was fühlst du denn dabei, wenn du das so erkennst, dass das Kacke ist?
Kl. Ja, ich fühle mich vernachlässigt in dem Mo-ment...
Th. Wer vernachlässigt dich denn?
Kl. Ich habe mich selbst vernachlässigt... für alles andere und für andere habe ich immer Zeit.. meine Bedürfnisse schiebe ich immer weg.
Th. Guck mal, kennst du das irgendwo her deine Bedürfnisse wegschieben?
Kl. Ja...
Th. Woher kennst du das?
Kl. Ja, dass ich immer wieder für andere dieses und jenes machen musste...
Th. Lass mal so eine Situation auftauchen!
Kl. Atmet tief und schwer ein... Verändertes Atmen als eine Reaktion auf Erinnerungen zeigt an, dass sie jetzt mit einem Thema konfrontiert wird, das unangenehm ist und sie verletzt hat. Mir kommt das so jetzt.... aus der Schule......
Th. Ja, lass mal die Situation da bleiben, guck mal wie alt bist du da?
Kl. Ich habe meine Hausaufgabe gemacht ...ich mache meine Hausaufgabe...und mache die für die Karla (ihre Schwester) auch...
Th. Wie alt bist du denn da?
Kl. Acht Jahre...zweite Schulklasse...
Th. Warum machst du für die Karla die Hausaufga-be?
Kl. Weil die müde ist und schläft...
Th. Aha, die ruht sich aus und du machst doppelt?
Kl. Ja, ich mache für sie auch...die Hausaufga-ben…die Stimme wird schwer und müde…
Th. Ja, dann guck dir das mal an, guck mal was da passiert, lass mal so einen Tag ablaufen, wie kommt es denn, das du Kartas Hausaufgaben machst? Kommt sie auf dich zu und bittet dich, oder gehst du hin und sagst, soll ich dir die Hausaufgaben machen?
Kl. Atmet gepresst und mühevoll ...Wir sind in der gleichen Schulklasse,...und sitzen zusam-men...Karla ist ein bisschen... faul und schläft im-mer.....
Th. Sag ihr das mal direkt (s. direkte Ansprache).
Kl. Du bist faul...und ich schäme mich für dich! Ich übernehme die Verantwortung für sie und will dass sie auch ... die Aufgaben gut löst, ich schreibe für sie auch im Unterricht mit..
Th. Sprich sie direkt an! Du schämst dich für sie?
Kl. Ja!
Th. Wieso schämst du dich für Karla?
Kl. Weil ich will, dass sie auch gut ist...
Th. Was macht es denn dann mit dir, wenn die Karla auch gut ist?
Kl. Dann bin ich auch stolz auf sie!
Th. Aha, und sonst bist du nicht stolz auf sie?
Kl. Ja sonst tut mir das leid, dass die anderen sie ...aaa... beschimpfen...
Th. Sag ihr das mal, sag ihr das jetzt mal alles, das du dich schämst und alles …. Die Kl. geht in den Dialog mit ihrer Schwester und sagt ihr alles, was sie bedrückt und ärgert.
Th. Mhm, was macht es denn mit ihr, wenn du ihr das alles sagst? Will sie das so?
Kl. Sie sagt, ich schaff das nicht...sie verschläft die ganze Unterrichtsstunde und ich schreibe für sie...Mathematik mit, auf zwei Seiten, in mein Heft und in ihr Heft, damit die Lehrerin auch in ihrem Heft sieht und ich mache ihre Schrift nach...ich bemogele die Lehrerin...
Th. Aha, du bemogelst die Lehrerin; wie fühlst du dich dabei, beim Mogeln?
Kl...Nicht gut...
Th. Hol mal die Lehrerin her und sag ihr, dass du für Karla mogelst!
Kl. Ich mogele für Karla!
Th. Und guck mal wie sie reagiert?
Kl. Sie sagt, ich soll das sein lassen und Karla muss alleine lernen...
Th. So - und jetzt?
Kl. Ich sage, aber sie kann das nicht, sie schläft ja...und sie sagt, ...sie muss geweckt werden...Die Lehrerin ist sauer, dass ich für die Karla schreibe, sie findet das nicht gut von mir...
Th. Aha, frag mal die Lehrerin, was das mit ihr macht, dass du sie so bemogelst und für die Karla schreibst?
Kl. Wie fühlst du dich?....Ja, betrogen...! Sie sagt, ich fühle mich betrogen... die Karla soll alleine lernen, und ich will sehen wie viel sie kann...
Th. Ja, kannst du das verstehen, Kary?
Kl. Jetzt , ja...
Th. Ja, dann guck doch mal, jetzt ist Karla da, sie schläft und du machst ihre Hausaufgaben. Sie fühlt sich nicht gut dabei, die Lehrerin fühlt sich nicht gut dabei, guck mal, was das alles für Kreise zieht, was macht das alles mit dir?
Kl. Das ist irgendwie... unwohl... ich fühle mich unwohl...Kl. spricht abgerissen
Th. Warum fühlst du dich denn unwohl? Weil du schummelst?
Kl. Ich schummele, ich lüge, ich betrüge...und für...unterbrochen... den Glauben, dass ich es gut mache...dass ich jemanden dabei helfe...
Th. Ja, spür mal wie das ist, spür mal, wie ent-täuscht die Lehrerin von dir ist, und spür mal wie sich das anfühlt...
Kl. Ich bin betroffen, dass jemand so enttäuscht ist, und dabei bin ich gut...und zeige nicht, dass ich so gut bin, weil ich selber so lüge, dann kann ich doch nicht gut sein...
Th. Aha, schau mal der Lehrerin in die Augen, guck sie mal an….. die Kl. weint verhalten, ich ermuntere sie, zu weinen, die Tränen warten darauf, geweint zu werden…...ja, lass alles da sein... Weinen ist energetische Entladung, hierdurch werden Spannungsmuster aufgelöst. Musik wird eingespielt. Musik unterstütz die Kl. in ihrer Emotion und es fällt leichter, loszulassen...

Kl. Ich stehe mit der Lehrerin da,...die hält mich an der Hand und die Karla auch...die steht zwischen uns...die sagt zur Karla, du muss alleine arbeiten, sie setzt sie woanders hin, und mich hat sie dann umarmt, und sagt, ich soll nicht mehr lügen, ich soll nur meine Sachen machen, und Karla wird auch alleine lernen können...
Th. Wie fühlst du dich dabei, wenn du das hörst?...
Kl. Ich entschuldige mich, und ich ...wimmert...schäme mich, dass ich sie belogen habe...
Th. Sag es ihr selbst!
Kl. Ich bin wirklich beschämt...und wollte das gut machen, und ich mache was ganz falsches...ich betrüge...
Th. Warum wolltest du das machen? Weswegen wolltest du das für die Karla machen, was war der Grund? Ab hier nähern wir uns der Ursache ihres Musters. In weiteren Verlauf kann man schön beob-achten, wie die Kl. vermeidet, dort hinzugucken.
Kl. Damit die nicht von der Lehrerin und der Mama beschimpft wird, damit die keinen Ärger kriegt... Sie geht von sich weg, weiss es aber nicht, da das ihre subjektive Wahrnehmung ist. Ich will sie dazu bringen, ihre Projektion zu erkennen, so dass sie sich mit ihrem inneren Anteil, der vermeidet, verbinden kann. Erst darüber ergeben sich Lösungsansätze.
Th. Hol mal deine Mama her. Guck mal wie geht es der Mama, wenn die weiss, was du für Karla ge-macht hast und das du die Lehrerin beschummelt und bemogelt hast...
Kl..Die ist entsetzt...
Th. Worüber ist die entsetzt?
Kl. Dass ich das gemacht habe...
Th. Wollte sie das denn gar nicht?
Kl. Die wollte das gar nicht...
Th. Aha, warum hast du das dann gemacht, Kary, guck mal genau hin? Hast du das wirklich für Karla gemacht? Es geht darum, dass die Kl. erkennt, dass ihr Verhalten nur einer Befürchtung entsprungen ist, die ihrem eigenen Wohl abträglich sein könnte. Das muss vorsichtig geschehen, denn ihre subjektive Sichtweise darf nicht infrage gestellt werden, sonst geschieht Beeinflussung durch den Therapeuten.
Kl. Ich habe das für Karla gemacht...
Th. Frag mal die Karla, ob die das wirklich wollte! Frag mal!
Kl. Wolltest du das wirklich? …….. Das fand sie ganz gut, das ist mir nie schwer gefallen...das war so für mich normal... Die Kl. bewegt sich noch deutlich in den Strukturen ihres Musters und befindet sich auch bereits auf dem Weg zur Neuorganisation ihrer neuronalen Energiebilder. Hier muss der Therapeut ganz einfühlsam vorgehen. Es geht darum, alle auftauchenden Teile einer Struktur zu konfrontieren, um sie dann zu "kippen". Alle auftauchenden Personen in der Innenwelt sind eigene Persönlichkeitsanteile, die unerlöst sind. Die gilt es, als assoziative Verbindungen im Beziehungsgeflecht zu erkennen und in ihre neuronale Ordnung zurückzuführen.
Th. Ja, aber guck mal, was da alles passiert ist, du enttäuschst deine Lehrerin, die ist völlig traurig darüber, du mogelst die Leute an, deine Mama ist völlig entsetzt.. du nimmst das Mogeln mit in deine Welt bis in dein Erwachsenenleben hinein, guck mal! Was wolltest du dir damit reinholen, was woll-test du dir damit Gutes tun, dass du der Karla hilfst...?
Kl. Ich wollte keinen Ärger kriegen...
Th. Was für ein Ärger hättest du denn gekriegt, mit wem hättest du den Ärger gekriegt?
Kl. Ich nicht, aber die Karla, die könnte dann nicht spielen...und...könnte nicht mit ihr Sachen ma-chen...
Th. Welche Sachen?
Kl. Rausgehen...
Th. Hast du es auch ein bisschen eigennützig ge-macht?
Kl. Ja, auch...habe ich auch... (!)
Th. So gar nicht so unbedingt für die Karla, damit sie auch die guten Noten kriegt, sondern vielleicht, damit du jemanden hast, mit dem du spielen kannst, oder wie? Dieses Fragen mit einer Vorgabe und einem Offenlassen (hier: oder wie, oder was?) entspricht der Ypsilonfragestellung in der Synergetik-Therapie. Dies gibt dem*) Kl. die Möglichkeit, über eine Vorgabe des Therapeuten, auch die Freiheit seiner eigenen Kreativität zu nutzen.
Kl. Ja, die konnte dann nur mit mir spielen, wenn die Hausaufgaben fertig waren...
Th. Aha, hast du da die Karla auch bemogelt? Hast ihr vorgetäuscht, ich mach was Gutes für dich, aber im Grunde genommen hast du für dich was getan, oder wie war das?
Kl. Ja!
Th. Sag ihr das mal!
Kl. Ich habe das für mich gemacht, damit ich mit dir spielen kann...
Th. Das war der Hintergrund?
Kl. Das war der Hintergrund...!
Th. Gar nicht, dass sie nicht gut ist in der Schule?
Kl. Auch, das sie keinen Ärger kriegt, damit sie nicht in der Klasse weiter nachsitzen muss, in den Pausen, damit sie auch mit rausgehen darf...dass sie keine schlechten Noten kriegt…und wenn sie schlechte Noten kriegt... und ihre Hausaufgaben nicht macht, dann kann sie auch nicht mit mir spie-len...
Th. Aha, sag ihr das mal und schau ihr dabei in die Augen und guck mal, wie Karla jetzt reagiert?
Kl. Sie sagt ich wäre egoistisch gewesen...
Th. Stimmt das?
Kl. Ich dachte, dass ich das gut mache für sie, und dabei habe ich es für mich gemacht...das ist Scheiße...
Th. Ja, spür das mal, Kary, was du da gemacht hast, guck dir das mal an, du hast ganz schön ge-mogelt, oder? Und das fühlt sich jetzt so an, spür das mal! Jetzt geht es darum, der Kl. die energeti-sche Realität sichtbar zu machen und alle Teile der inneren Struktur, die sie blockieren, herauszuarbeiten. Es geht darum, den Schwerpunkt auf die energetische Transformation zu lenken. Dies befähigt sie, ihre Handlungszusammenhänge zu erkennen und dadurch zu verändern.
Kl. Ja...
Th. Im Grunde genommen hat es der Karla gar nicht geholfen und auch nicht gut getan, oder?
Kl. Ja...Pause...das ist nicht fair, dass ich das ausgenutzt habe...
Th. Aha, und was macht das mit dir?...
Kl. Ich fühle mich nicht wohl dabei...es tut mir leid...
Th. Sag es ihr und guck mal, wie die Karla da drauf reagiert, wenn du ihr das sagst, wie kommt das an bei ihr?
Kl. Ja, es kommt an...sie sagt sie kann das verste-hen, aber sie ist doch sehr enttäuscht...sehr ent-täuscht...weil, es kam ihr so ehrlich vor, aber es war nicht ehrlich...
Th. Die hat geglaubt, dass du, ihr etwas Gutes tust?

Kl. Die hat sich gefreut, wegen dem Spielen, aber...jetzt, wo sie weiss, dass ich das... gemacht habe, damit ich spielen kann, findet sie das nicht gut...
Th. Was macht die denn jetzt? Was will sie ma-chen? Frag sie mal, was sie braucht oder was sie machen will?
Kl. Was willst du machen?...die ist...die dreht sich von mir weg...sehr traurig...
Th. Was heisst das denn, sie dreht sich von dir weg?
Kl. Sie will mit mir nichts mehr zu tun haben...die will gar nichts mit mir...auch nicht spielen, auch nicht meine Hilfe...
Th. Es ist klar, wenn man beschummelt wird, will man mit dem Menschen auch nichts mehr zu tun haben? Wie fühlst du dich dabei?
Kl. Ja, scheiße...abgestoßen...und weggeschoben...
Im weiteren Verlauf der Sitzung geht die Kl. durch Emotionen wie "ich fühle mich wertlos, abgelehnt, traurig, einsam"...und dann sagt sie:
Kl. Ich wollte dir zeigen, dass ich besser bin..... Dieser Satz ist eine Kardinalsaussage! Da ist es – hierum geht es. Hinter dieser Emotion liegt eine energetische Ladung, die auf die Ursprungsverlet-zung hinweist und die gilt es, zu heilen .Die Kl. geht mit ihrer Schwester in Konkurrenz. Diese Aussage zu übergehen hiesse, an dem Thema dieser Sitzung vorbeizutherapieren. Jetzt geht es darum aufzuspüren, welches Ereignis in ihrer Kindheit sie dazu gebracht hat, besser sein zu wollen. Die Schwester (ihr eigener Persönlichkeitsanteil) will eine Entschuldigung lange Zeit nicht annehmen. Hieran erkennt man, dass dahinter ein tiefes Trauma liegt. Alles, was sie ihr an Wiedergutmachung unterbreitet, zieht nicht.
Th. Was braucht die Karla, damit sie dir verzeihen kann?
Kl. Was brauchst du, dass du mir verzeihen kannst?...Die guckt mich nur an...die will mir nicht verzeihen...
Th. Was macht das denn mit dir, Kary?
Kl. Ich stehe da wie gefesselt und kann nichts, nichts tun (!!) ...ich habe gemogelt, ich habe sie betrogen, ich habe sie benutzt...
Th. Sag ihr das doch einfach mal, so wie es wirklich war und guck mal, wie sie darauf reagiert....
Kl. Ich habe dich benutzt, ich habe gemogelt...ich habe das aus eigennützigem Interesse heraus ge-macht...
Kl. Die will nicht! Das ist irgendwie alles so schwer...
Th. Ja, dann musst du es so lassen, dann musst du es respektieren, dass sie dir nicht verzeihen will...oder?
Kl. Ja, aber das ist so schwer...
Th. Ja, sag ihr das mal!
Kl. Das ist mir so schwer, aber ich kann dich nicht zwingen...ich möchte gerne, dass du das nur weisst, das es mir sehr leid tut...
Th. Mhm, sag ihr das mal und schau ihr dabei ganz tief in die Augen, nimm mal ihre Hand...
Kl. Zittert, wimmert...ich möchte, dass du weisst, dass es mir sehr leid tut...und das ich dich bemogelt habe...und ausgenutzt habe aus eigennützigem Interesse...das tut mir wirklich leid für dich... und für mich...das musst du einfach wissen... und ich werde so dir gegenüber nie wieder auftreten...und wenn du mir verzeihen kannst, dann tu das....Die Schwester bleibt unzugänglich. Erst als ich ihr anbiete, zu schauen, was der Kl. selber, im umgedrehten Fall als Entschuldigung gefallen würde, platzt der Kno-ten. Solche Vorgehensweise ermöglicht der Kl. aus der Identifikation mit ihrem Verhaltensmuster herauszutreten, erst mal, ohne dass eine Kippung erfolgt sein muss. Sie bekommt einen bewussten Überblick und kann aus diesem Zustand heraus agieren (s. auch: aus den Augen des anderen schauen zu lassen, in die andere Person hineinzu-schlüpfen zu lassen und einmal zu spüren, wie diese empfindet, fühlt, etc.).
Kl. Ich biete ihr an, mich nicht mehr in ihre Angele-genheiten einzumischen, ihre Aufgaben nicht unge-fragt zu übernehmen...und sie zu respektieren.

Kl. Erstaunt….Jetzt reagiert sie. Das tut ihr jetzt sogar auch alles leid. Ja...wir nehmen uns jetzt an die Hand und haben uns umarmt...Wir haben uns beide umarmt...wimmert...Musik wird eingespielt. Die Kl. weint hemmungslos…
Kl. Die Karla weint auch...und wir streicheln uns an den Wangen...wir haben uns lieb...wir lieben uns...
Th. Ja, spürst du das?
Kl. Ja... Karla sagt, die versteht mich, die verzeiht mir... Musterkippung hat stattgefunden, Musik wird zur Ankerung eingespielt. Nach einer angemessen Zeit, verbinde ich alle "inneren Gestalten" auf den verschiedenen Ebenen miteinander (Rückkoppelungsschleifen). Hierüber kann der Therapeut noch einmal zu testen, ob Musterkippung wirklich stattgefunden hat. Th. Gut, dann geh doch mal mit diesem Gefühl das du jetzt hast, in die Schulsituation rein und guck mal, was passiert jetzt? Ihr sitzt nebeneinander, in der gleichen Klasse, was passiert jetzt?...
Kl. Ich sage der Karla, sie soll aufwachen und auf-passen ...und die bedankt sich jetzt bei mir. Sie fragt die Lehrerin das, was sie nicht versteht...die macht das jetzt alleine...
Th. Wie reagiert die Lehrerin jetzt, auf diese Situation?
Kl. Die hilft ihr, die findet das gut...das ist gut...die lächelt mich auch an...
Th. Weisst du was das bedeutet?
Kl. Ja...
Th. Was bedeutet das?
Kl. Das es richtig ist, dass ich Karla...alleine arbei-ten lasse...
Th. Ihr beide versteht euch jetzt, du und die Lehre-rin, nicht? Wie fühlt sich das an?
Kl. Stark...
Th. Ja, stärkt dich das?
Kl. Stark...jetzt habe ich was Gutes gemacht...
Th. Ja, ja, spür mal wie das ist!
Kl. Jetzt habe ich auch keine Angst vor der Lehre-rin...
Th. Guck mal, könnt ihr nach dem Lernen was ma-chen, könnt ihr danach spielen, oder geht das nicht?
Kl. Wir können spielen.....wir sind beide mit unseren Aufgaben gleichzeitig fertig...und dann spielen wir…
Kl. Ja, das ist ehrlich...meine Mama sagt das wir fleißig sind, beide..!
Th. Aha, ist sie stolz auf euch beide?
Kl. Ja!
Th. Schau mal deiner Mama in die Augen, guck mal wie sie dich jetzt sieht?
Kl. Die ist glücklich...
Th. Sag ihr das mal!
Kl. Schnieft...du bist glücklich, Mama...ja...die sieht uns beide arbeiten...
Musik...Pause...Kl. weint...In dieser Sequenz wird deutlich, dass die ganze Sitzung auf diesen einen Augenblick hinaus ausgerichtet war. Die Verletzung, das Trauma der Kl. lag, wie eingangs aufgezeigt, in nicht erhaltener Zuwendung und Anerkennung. Dies galt es für die Kl. zu heilen. Über die Rückkoppelungsschleifen können Bewusstseinsveränderungen und neues Verhalten geprüft werden. Die neue Ordnung der neuronalen Verknüpfungen zeigt an, dass Musterkippung stattgefunden hat.
Th. Wie fühlst du dich jetzt, Kary?
Kl. Schön...leicht...zufrieden...wieder angenom-men...wieder angenommen...wieder rein.. ich sel-ber...
Th. Was macht der Druck in deinem Kopf?
Kl. Das ist einfach leicht jetzt...ganz...ganz leicht... und klar!
Th. Deine Beine, dein Körper, wie fühlen die sich an? Es ist immer wichtig dies am Ende einer Sit-zung nachzufragen und sicherzustellen, dass die körperlichen Reaktionen, die im Prozessverlauf stattgefunden haben, nicht mit in die Realwelt hin-ausgenommen werden.
Kl. Gut… es fühlt sich leicht und frei an…
In einer Reise nach Vorne auf der Zeitachse lasse ich sie jetzt, mit dieser neuen Qualität, noch einmal einen Tag in ihrem Leben anschauen. Sie erlebt ihn jetzt durchorganisiert, kann überblicken, was relevant ist und entscheidet, wann und ob sie Aufträge von ihren Freunden übernimmt oder diese ablehnt, ohne Verlustängste zu erleiden.
Th. Ja, dann spür noch mal diese Leichtigkeit und diese Klarheit und geniess einfach dieses Gefühl. Und komm in deiner Zeit und deiner Geschwindig-keit wieder hier an. Musik = Ankerung = Wirkung in der Aussenwelt!


*) Anmerkung des Autors: Wenn ich im Verlauf der Ausführungen von "der Klientin" spreche, handelt es sich um Erfahrungswerte der Person innerhalb des Therapieverlaufs. Wenn ich von "dem Klienten" spreche, sind das Erfahrungswerte, die allgemein gültig sind.


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Zuletzt aktualisiert am: 23-Sep-2003 12:18
made by Kerstin Kellermann