Praxislizenz Petra G.
Klientin: Birgit (Name geändert)
Mentorin: Sylke Urhahn
Zusammenfassung von 8 Synergetik Therapie Sitzungen
Die Klientin hatte bis jetzt 16 Sitzungen bei mir, sie hatte vorher noch keine
Erfahrungen mit dieser oder einer anderen Therapieform. Sie lebte damals noch
mit ihrem Kind alleine, war sehr verzweifelt und hatte große Angst vor
der Zukunft. Sie brauchte zwei sehr lange Vorgespräche, bevor sie den Mut
zu ihrer ersten Sitzung hatte, doch dann war sie immer wieder überrascht
über die vielen Bilder und Gefühle, die sie während ihrer Sitzungen
hatte. In den ausführlichen Vorgesprächen und ihrer Erstsitzung, zeigten
sich ihr mehrere Hauptthemen, in denen sie gerne „Ordnung“ hätte.
- Ihr wurde bereits ein Knoten aus der linken Brust entfernt und ein weiterer
in der rechten Brust festgestellt. Sie wollte sofort wieder operiert werden,
obwohl ihr Arzt davon abriet, da der erste Knoten nicht bösartig war. Er
riet ihr, erst ihre Therapie zu machen (sie hat ihm von der Synergetik-Therapie
erzählt), und dann wieder zu kommen.
- Sie war so verzweifelt darüber, dass keiner ihrer Partner die sie bis
jetzt hatte nicht länger als 4-6 Monate bei ihr blieben. Dadurch klammerte
sie bei jeder neuen Beziehung mehr.
- Sie wurde sehr oft als Mannweib betitelt, da sie sehr maskulin auf andere
wirkte, dazu auch eine sehr dunkle Stimme hatte und sich kleidete wie ein Mann.
- Sie spürte negative Gedanken in sich hoch kommen, bei der Vorstellung,
dass ihr kleiner Sonnenschein (Sohn) bald ein Mann sein würde.
Auch bei dieser Klientin war wieder ganz schnell klar, wie wichtig die Arbeit
mit dem „Inneren Kind“ in der Synergetik Therapie ist. Viele Themen
basieren auf viele kleine verletzte, enttäuschte, wütende, traurige,
einsame und resignierte Kinder in uns allen. Die Annäherung an diese Anteile,
das spüren ihres Gefühls und das Verständnis für sie und
dann auch das Eintreten für sie und ihrer Bedürfnisse ist der Weg
aus alten krank machenden Mustern. Gerade bei dieser Klientin war das so gut
zu erkennen, immer, wirklich immer wenn sie sich einem ihrer inneren Kinder
annahm und dafür einstand, konnte eine Veränderung stattfinden. In
einer Sitzung tauchte eines dieser Kinder (ca. 4 Jahre) auf. Die Kleine kauerte
traurig und zitternd unter ihrem Bett und traute sich nicht hervor. Sie redete
kein Wort zeigte aber meiner Klientin viele Situationen die sie erlebt hatte
und in der sie immer ihre Mutter um Hilfe gebeten hatte aber nicht bekommen
hat. Schlimmer noch, ihre Mutter gab ihr immer die Schuld an den Geschehnissen.
Die Klientin war sehr berührt und weinte viel und heftig, besonders als
die Kleine ihr wortlos auf ihre operierte Brust (linke Seite: Mutter-Kind-Konflikt)
zeigte und ihr das Bild eines neuen Knotens zeigte. Sie weinte sehr und fing
an mit der Kleinen zu sprechen, sie zu trösten, mit ihr in die verschiedenen
negativ erlebten Situationen zu gehen und dort für sie zu kämpfen
und ihre Bedürfnisse zu befriedigen, sie schmusten und kuschelten sehr
lange. Für die Kleine war es sehr wichtig zu spüren, dass Mama für
sie da ist und sich für sie einsetzt. Sie musste ihre Liebe spüren
– geliebt zu werden spüren. Erst als sie sich das alles von ihrer
Mutter geholt hatte und ihre Bedürfnisse in diese Richtung gestillt waren,
konnte Veränderung stattfinden. Die Kleine legte ihre Hand auf die linke
Brust der Klientin und sagte ihr, sie sei auf dem richtigen Weg und solle nun
keine Angst mehr vor neuen Knoten haben. Die Klientin spürte ein warmes
Kribbeln in ihrer Brust und bedankte sich bei der Kleinen. (In solchen Momenten
ist es wichtig dem Klienten viel Zeit zum spüren zu geben. Mama ist für
mich da, sie kämpft für mich, ich kann mich auf sie verlassen und
kann Vertrauen haben. Sie liebt mich so wie ich bin).
Auch in den nächsten vier Sitzungen zeigten sich ihr noch mehrere innere
Kinder (von ganz kleinen bis hin ins Teenager-Alter), deren Bedürfnisse
von ihrer Mutter nicht erfüllt worden sind und noch mit ihrer Hilfe gestillt
werden mussten. Jedes mal, wenn das Vertrauen in ihre Mutter geweckt war und
ihre Bedürfnisse gestillt waren, zeigten die Kinder auf die linke Brust
und wiederholten immer den Satz – du bist auf dem richtigen Weg, du brauchst
keine Angst mehr vor neuen Knoten haben. Nur eines dieser Kinder zeigte zusätzlich
auf die rechte Brust und fing zu weinen an. In den folgenden Sitzungen zeigte
sich ganz massiv ein gestörtes Männerverhältnis – Papa/Stiefvater/Stiefbrüder
und deren Freunde. Ihr leiblicher Vater war sehr krank, konnte sich nicht um
sie kümmern und starb als sie fünf Jahre alt war. Ihr Stiefvater,
der zwei fast erwachsene Söhne mit in die Ehe brachte, war Alkoholiker
und wurde oft gewalttätig gegen sie und ihre Mutter (die Söhne waren
selber sehr aggressiv und gewalttätig und wurden so vom Vater verschont).
Auch unter den Stiefbrüdern und deren Freunden hatte sie sehr zu leiden,
wurde oft verletzt und in der Entwicklung ihrer Weiblichkeit gestört und
eingeschränkt.
Hier war es wichtig, dass sie erst ihren leiblichen Vater an ihrer Seite spüren
konnte, und ihn für sie da sein zu lassen, um ihre Bedürfnisse zu
erfüllen, die sie vermisst hat. Für sie war es auch sehr wichtig,
die Liebe ihres Vaters zu ihr spüren zu können. Damit hatte sie dann
die Kraft und den Mut – mit ihrem Vater im Rücken – in weitere
negativ erlebte Situationen, Bilder und Gefühle gehen zu können. Also
holte sie immer wieder ihren leiblichen Vater in ihre Innenwelt und ging mit
ihm in Situationen, wo sie ihn sehr vermisst hatte und sehr gebraucht hätte.
Sie spürte seine Kraft, die zu ihrer wurde, spürte seine große
Liebe zu ihr und ihrer Mutter, und empfand seine Krankheit nicht mehr als bedrohliches
Schicksal. Er versprach immer bei ihr zu sein und zu helfen, auch wenn er nicht
mehr sichtbar für sie sei. Sie konnten sich voller Liebe und in Frieden
von einander verabschieden. Nachdem nun der Vater von ihr angenommen und akzeptiert
wurde, und der Vater sie als Tochter und als Mädchen akzeptierte und von
nun an für sie da war, konnte dieses Gefühl in mehreren Sitzungen
manifestiert werden.
Jetzt erst hatte sie den Mut eine weitere Tür aus ihrer Erstsitzung zu
öffnen.
Sie ging zielstrebig auf die Tür mit der Aufschrift „Partnerschaft“
zu, öffnete sie und ging hinein. Dort saß sie als sieben jährige
am Küchentisch und versuchte Schulaufgaben zu machen. Die Kleine zitterte
am ganzen Körper, sie hatte furchtbare Angst. Die Klientin wollte zu der
Kleinen und sie beruhigen, doch plötzlich hielt sie den Atem an und flüsterte
kaum hörbar: „Er kommt, er kommt!“ Der Stiefvater kam betrunken
und laut grölend zur Tür herein, beschimpfte die Kleine und schlug
auf sie ein. Er wiederholte mehrfach den Satz „Du bist für alles
zu blöd, wie alle Weiber, deine dusselige Mutter auch. Frauen sind nur
für die Küche und fürs Bett zu gebrauchen, selbst da seid ihr
zu blöd für alles.“ Hier wurde eines ihrer Spannungsmuster geprägt
– Frauen, Mädchen, also ich, bin nichts wert, ich kann nichts usw.
Die Klientin weinte bitterlich und war völlig handlungsunfähig (wieder
in ihrem Muster: ich kann ja doch nichts, und ändern schon gar nichts).
Erst als ich sie aufforderte ihren Vater da sein zu lassen und sie dadurch ihre
und auch seine Kraft spürte, konnte sie wütend werden und auf ihren
Stiefvater einschlagen. Ihre Energiebilder konnten anfangen zu kippen. Er ließ
erstaunt von der Kleinen ab und wimmerte wie ein kleines Kind. Die Klientin
holte auch ihre Mutter hinzu und zeigte ihr wie der Stiefvater mit der Kleinen
umging. Sie wurde auch wütend und schlug mit der Klientin auf ihn ein.
(Hier war für die verletzte und hilflose Kleine wichtig, die Präsenz
und die Handlungsfähigkeit der Mutter und der Klientin selbst zu spüren.)
Er bettelte und entschuldigte sich tausendfach und gelobte Besserung. Die Klientin
schickte ihn zur Entziehungskur und war froh ihn los zu sein. (Da aber jedes
wegschicken auch ein weglaufen bedeuten konnte, ließ ich die Klientin
auf der Zeitleiste ein paar Monate nach vorn gehen, um zu sehen, ob sich das
innere Bild des Stiefvaters verändert hat.) Der Mund stand ihr offen vor
lauter Erstaunen, da saß der Stiefvater frisch gewaschen und nüchtern
am Tisch und unterhielt sich mit ihrer Mutter. Sie lachten und hießen
sie herzlich willkommen. Die Klientin konnte es gar nicht fassen, was sie da
sah und fühlte. Sie freute sich sehr und setzte sich dazu.
Das Vertrauen war noch nicht sehr groß in dieses Bild von Ihrem Stiefvater,
also ging sie noch mal in die Situation mit den Schulaufgaben, um ihn zu testen.
Er setzte sich zu der Kleinen und erklärte ihr die Aufgaben die sie nicht
verstand. Die Kleine war ganz ruhig und drückte ihm glücklich einen
Kuss auf die Wange.
Hier war gut zu erkennen, dass durch die Veränderung ihres inneren leiblichen
Vaters und der Mutter, sich auch schon andere innere Bilder verändern konnten.
Da die Klientin in den ersten Sitzungen die Liebe und Präsenz ihres Vaters
zu ihrer Mutter und zu sich selber erfahren und spüren konnte, war sie
und auch die Mutter in ihrer Innenwelt schon viel stärker und konnten hier
schon ganz anders handeln. Sie wurde als Birgit – als Mädchen –
akzeptiert und angenommen.
Vor ihrer nächsten Sitzung, in der sie ihre letzte Türe aus ihrer
Erstsitzung mit der Aufschrift „Missbrauch“ öffnen wollte,
sagte die Klientin ihren Termin ab und kam auch nicht zu den nächsten vereinbarten
Terminen. Sechs Wochen später rief sie mich völlig aufgelöst
an und erzählte mir, dass ihre rechte Brust stark angeschwollen sei und
dass der Knoten darin im Traum mit ihr spricht und immer wieder auf diese letzte
Tür zeigen würde. (Hier konnte ich ihr Mut machen und an ihrem eigenen
Traum zeigen, dass unser Körper, unser tiefstes Inneres, den Weg und die
Wahrheit kennt und uns dies deutlich machen will, wenn wir darauf hören
und vertrauen.) Sie kam noch am selben Tag und stieg auch direkt, ohne Entspannung
in die Sitzung ein. Als sie die Türe geöffnet und den Raum betreten
hatte, war sie direkt in der Situation des Missbrauchs (in vielen ihrer Sitzungen
nahm sie erst betrachtenden Position an). Sie spürte die Angst, die Schmerzen
und den Ekel der kleinen Neunjährigen. Sie konnte den Schweißgeruch,
den schweren Atem und das Gewicht des Mannes wahrnehmen, der ihr das antat.
Die Kleine war bewegungsunfähig und konnte durch seine Hand auf ihrem Mund
auch nicht schreien, die Klientin hielt den Atem an und zitterte am ganzen Körper.
(Hier verstärkte ich diese Gefühle noch, indem ich mich auf sie legte
und ihr meine Hand auf ihren Mund drückte. Erst jetzt fing sie an sich
zu wehren und zu schreien (Sie fing an die Situation durch ihr geändertes
agieren, zu verändern.) Sie schlug und trat auf ihn ein, und schrie nach
ihrem Vater und ihrer Mutter. Da sie in der realen Situation von Ihrem Stiefvater
und von ihrer Mutter beschimpft und beschuldigt wurde den armen Mann gereizt
zu haben, ließ die daraus übernommene Verantwortlichkeit sie ihre
Weiblichkeit, ihre „Innere Frau“ einsperren. Ihr Vater holte beide
an ihren Ohren herbei und ließ diese die Klientin in ihrem Handeln ermutigen
und anfeuern, sie griffen sogar mit ein und waren für sie da. Auch hier
konnte Veränderung stattfinden: die weggesperrte und dadurch verkümmerte
„Innere Frau“ konnte wieder befreit werden und durfte wieder ihren
Platz in der Klientin einnehmen. Nun konnten auch die verletzten, enttäuschten,
wütenden, traurigen, einsamen und resignierten Kinder wieder eine Einheit
sein. Während dieser Sitzung löste sich auch die Angst vor dem Erwachsen
werden ihres Sohnes. Das Bild alle Männer sind schlecht und verletzen,
hatte sich verändert.