5. Sitzung: Hortensien-Keimlinge
Die Klientin landet an einem Strand, genießt das Wellengeräusch und
trifft ihre Tochter am Strand, die sehr fröhlich und übermütig
schon fast ist und viel zu erzählen hat – entgegen ihrer eigentlichen
Art. Die Klientin freut sich sehr darüber, sie genießen ihre Zweisamkeit
und das anschließende Teetrinken. Dabei überkommt sie eine große
Müdigkeit und ihre Tochter auch.
(Hier kündigt sich ein weiteres Thema an, dass die Kl. immer nur arbeitet,
macht und tut, sich aber keine Freizeiten gönnt.)
Kl.: ja so richtig kaputt von der Luft---- gähn--- ja, das ist jetzt angenehm.
ja, irgendwie muss ich lachen. Wo kommt das auf einmal her? Aber es ist nicht
unangenehm. So eine wohltuende Müdigkeit, so ganz entspannt.
Die Kl. äußert ihre Angst es zuzulassen, da sie sonst einschlafen würde
und sie dann mit der Th. nicht mehr arbeiten könnte.
Die Th. spiegelt ihr, dass ein Anteil von ihr ganz müde ist und sich entspannen
möchte und kann, aber ein anderer Anteil wieder meint, das nicht zulassen
zu können, arbeiten zu müssen. Sie fordert die Kl. auf den ein oder
anderen Anteil mal da sein zu lassen und zu spüren, was jetzt anders ist
als im Alltag. Die Kl. muss lachen und fragt sich was sie „hervorzaubern“
soll. ---- Pause--- nach einer Weile taucht Puh auf, ein Bär aus England,
den sie als sehr niedlich und liebevoll beschreibt. Sie geht mit ihm direkt in
Kontakt und knuddelt ihn, weil er so niedlich guckt als er bestätigt, dass
er ihr entspannter, lockerer Anteil ist.
Schließlich nimmt sie ihn mit in eine Situation, wo sie sonst nicht so locker
und entspannt ist, nämlich in eine Situation mit ihrem Mann, wo sie im Wohnzimmer
zu zweit sitzen:
Kl.: „Ich sitz da wieder und hab wieder das Gefühl, dass er das nicht
versteht, was ich sage.“
(Dieses Muster tauchte ja schon öfter in den vorherigen Sitzungen auf.)
Sie sagt es ihm direkt und stellt fest, dass er so ungeduldig reagiert und etwas
hineininterpretiert, was sie ärgerlich macht. Der Juckreiz tritt plötzlich
wieder auf und sie teilt ihm mit: „Das juckt mich, dass ich hier mein Innerstes
nach außen kehren kann und wir treffen uns nicht auf einer Ebene!“
Sie entwickelt das Bild einer Schranke an einem Bahnübergang, auf die Aufforderung
der Th. hin dieses „Nicht-Verstehen“ sich in ein Bild umsetzen zu
lassen. Sie steht auf der einen Seite, er auf der anderen. Sie geht mit ihm direkt
in Kontakt und vermittelt ihm mit Nachdruck in der Stimme und mit dem Schlagen
der Faust auf die Matte, dass sie von ihm mehr Eigeninitiative möchte und
dass er mal mehr äußern soll, was er will und nicht nur immer daraufreagiert,
wenn sie etwas äußert. Sie wünscht sich von ihm mehr brainstorming
darüber was sie in Zukunft, wenn die Kinder aus dem Haus sind, miteinander
machen möchten, wo er sein will, in welchem Ort oder Land. Sie schlägt
weiterhin mit der Faust auf die Matte, dass er sich äußern soll, was
ihm Spaß macht. Kl.: „Ich möchte dass du dich bewegst!!“
Die Th. fordert sie auf jetzt in der Innenwelt zu testen, ob und wie er sich schon
bewegen kann. Das Bild ihres Mannes bewegt sich, macht Hampelmann und Kniebeugen.
(An diesem Test kann man sehen, wie beweglich oder starr dieses Bild, dieser innere
Anteil ist und wie gut er auf die Kl. hört.)
Die Th. fordert sie auf, das Bild ihres Mannes zu fragen was ihm fehlt oder wo
die Blockade sitzt sich zeigen zu lassen. Schließlich erkennt sie, dass
es ein großer Stein ist, der in seinem Bauch sitzt. Sie setzt diesen Stein
mit der inneren Blockade seines inneren Kindes gleich. Auf die Frage der Th. wie
ihr Impuls ist, damit umzugehen, möchte sie ihn am liebsten wegschmeißen
und zertrümmern. Die Th. fordert sie auf, ihren Mann fragen, ob und wer es
machen soll. Sie bekommt den Auftrag, den Stein aus seinem Bauch zu nehmen und
zu zerschlagen.
Die Klientin bekommt dazu ein großes schweres Kissen in die Hand, um den
Eindruck von Schwere und aktivem rausnehmen zu verstärken. Dazu stellt sie
sich hin geht auf ihren Mann zu, nimmt den Stein (das Kissen) und will von selbst
den Schlagstock haben und schlägt mit voller Kraft auf den Stein (das Kissen).
Dieser zerspringt sofort in tausend Teile. Bei ihrem Mann bleibt ein hohles Loch
im Bauch. Die Kl. lacht bei dem Anblick und fragt ihn was jetzt damit geschehen
soll. Er ist ratlos was jetzt damit geschehen soll. Sie reagiert resigniert:
Kl.: Hach, das ist jetzt wieder so anstrengend. Du musst doch selber überlegen,
was kann ich denn jetzt damit machen? Kann ich da was anderes reinfüllen,
oder kann ich das irgendwie zumachen, oder kann ich den Pullover drüberziehen
und dann ist es weg....
Die Th. fordert die Kl. auf nachzuspüren was es ist, was ihm fehlt. Ihr wird
klar, dass er einfach nur keine Lust hat darüber nachzudenken. Er eigentlich
Kreativität hat, aber sie zu wenig nutzt. „Du kannst es irgendwie nicht
rausbringen!!!“ „Hast du einfach keine Lust.“
Die Th. fordert die Kl. auf ihn zu fragen, ob er weiß, wo das herkommt.
Er sagt es komme aus seinem Beruf und er sei noch nicht so weit.
Der Prozess stockt, es entsteht eine Pause. Die Th. gibt den Impuls rein, mal
seine Eltern auftauchen zu lassen. Daraufhin kommt sie in eine Situation, wo ihr
Mann eine wichtige Prüfung macht und alle begeistert sind und seine Mutter
zu ihm sagt: „ich hätte nicht gedacht, dass du das schaffst!“
Die Kl. fühlt sofort, dass sie der Schwiegermutter heute noch dafür
rechts und links eine scheuern könnte.
Kl.: „Ich könnte dir heute noch den Hals umdrehen!“
Th.: „Tu’s doch!“
Die Kl. macht mit den Händen passende Bewegungen und bekommt ein Tuch zum
wringen. Dann kommen ihr noch verschiedene Situationen in den Sinn, in denen der
Leistungsan-spruch der Schwiegermutter deren Söhne stark verändert.
Sie spürt den Juckreiz in der Hand und fordert von der Schwiegermutter ein,
dass sie ihren Sohn (den Mann der Klientin) nun anerkennen soll.
Die Schwiegermutter tut es schließlich, doch sie fühlt trotzdem noch
starke Wut in sich aufsteigen. Die Th. fordert die Kl. auf, ihren Impulsen zu
folgen, da sie mit den Armen Bewegungen wie beim Box-Training gegen einen Sandsack
macht. Die Th. hält ihr ein großes schweres Kissen hin und die Kl.
boxt und schlägt mit hoher Geschwindigkeit und unter lauten Tönen auf
die Schwiegermutter (das Kissen) ein.
(Die Spannung kann sich entladen)
Viele Situationen kommen ihr in Erinnerung, wo ein Keil zwischen sie und ihren
Mann getrieben wurde:
Kl.: --zur Schwiegermutter gesprochen:--- weil Du manchmal so widerlich verletzend
warst... und wenn wir dann zuhause waren, habe ich mich unheimlich darüber
geärgert. Und dann hast Du ---zu ihrem Mann gesprochen--- immer zu mir gesagt:
„Eeeh, Du bist immer so empfindlich!!!“– und dafür habe
ich dich manches Mal gehasst!!!! --- ihre Stimme drückt dramatisch diese
Empfindung aus.--- Sie sagt ihrer Schwiegermutter, dass er sie immer in Schutz
genommen hat und ihr (der Kl.) immer die Empfindlichkeit unterstellt hat und daher
„Empfindlich“ für sie schon zum Schimpfwort geworden ist. Sie
sagt es ihrem Mann auch noch mal und erklärt ihm, dass sie für sich
erkannt hat, dass er eigentlich auch sehr empfindlich ist und nicht damit umgehen
kann und es daher immer auf sie (die Kl.) projiziert.
Kl.: Indem du immer sagst: ich bin empfindlich! Dabei bist du empfindlich! Und
du hast viel eher deine Grenzen zugemacht, wenn du meinst einer will dich anlangen
als ich. Bei mir geht’s leider immer viel tiefer. Du reagierst immer mit
Krallen-Ausfahren.
Er stimmt zwar nicht freudig zu, aber er kann es „nicht von der Hand weisen“.
Sie merkt noch mal, dass die Zickigkeit und Missgunst ihrer Schwiegermutter sie
dauernd geärgert hat und sie sich dann quasi für ihren Mann mit geärgert
hat. Sie bekommt noch einmal einen Wutanfall und tobt erneut mit Schlagen auf
den Boden, als sie erkennt, dass sie ihrem Mann ihr Leben lang den Ärger
abgenommen hat. --- dramatische Musik wird eingespielt und immer lauter gedreht,
je lauter sie der Schwiegermutter die Vorwürfe macht.--- Die Th. unterstützt
sie beim Schlagen und spornt sie an mit unterstützenden Rufen.
(Hier wiederholt sich das Muster in Bezug auf die Mutter auch bei ihrem Mann:
die Kl. nimmt dem jeweils anderen immer alles ab.)
Sie fordert schließlich von der Schwiegermutter ein, dass sie diesen Sohn
(den Mann der Kl.) ebenso anerkennt, wie ihren anderen Sohn. Es gelingt. Sie umarmen
sich. Er nickt als sie der Aufforderung nachkommt zu fragen, ob das gut für
ihn ist. Sie fragt weiterhin, was er noch brauchen kann. Sie spricht ihre Verletzungen
und ihre Unsicherheit an, dass sie nicht wagt, ihm etwas zu geben. Sie gibt nur
statements ab, weil er nicht reagiert und macht ihm klar, dass sie mit ihm diskutieren
will. Sie bringt nochmals ihrem Mann gegenüber zum Ausdruck, dass ihr die
permanente Gleichförmigkeit seines Tagesablaufes auf die Nerven geht.
Sie schlägt abermals und schimpft wutschnaubend, wie man so unflexibel sein
kann, wie man so wenig Möglichkeiten hat, irgendetwas anderes auszuprobieren.
Kl.: Ich kann einfach nicht begreifen, dass jemand so strukturiert ist, dass er
jeden Tag seines Lebens gleich ablaufen lassen kann und das ihm noch nicht einmal
---haut voller Kraft mit dem Stock auf den Boden--- etwas ausmacht. Das begreif
ich nicht!!!!
Ihr wird klar, dass es jetzt nicht juckt, weil sie jetzt die Wut rauslässt
und sie Angst hat verrückt zu werden, wenn sie dieses einförmige Leben
mit ihm die nächsten 20 Jahre teilen soll. Die Th. fordert sie weiterhin
auf, es ihrem Mann direkt zu sagen und die Kl. schlägt weiterhin vehement
laut schreiend ihren Frust raus.
Beim weiteren Toben wird ihr klar, dass sie gerne mit ihm gemeinsam bereden würde,
was sie zusammen machen, es ihm aber scheiß egal ist und „Du einfach
nur deinen Stiefel leben willst. Und du mich nie gefragt hast, wie es mir geht!!!!“
Ihr wird klar, dass die Schwierigkeiten daher kommen, dass die Mutter ihres Mannes
nicht zugelassen hat, dass die Söhne Gefühle zeigen und dass ihr Mann
deshalb jetzt Probleme hat mit ihr (der Kl.) umzugehen, wenn sie ihren Ärger
zeigt und ihre ganz normalen Aggressionen rauslässt.
Und dafür verprügelt sie ihre Schwiegermutter noch einmal mit Nachdruck.
(Hier zeigt sich gut, wie über die Projektion auf die Schwiegermutter, die
Kl. selbst ihre angestaute Aggression rauslassen kann und ihr Ärger frei
wird und ins Fließen kommt.)
Das Bild ihres Mannes hat sich danach so gewandelt, dass er alles aufnimmt und
sie nicht abweist, sondern die geäußerten Dinge beherzigt. Die Th.
fragt noch mal nach, ob er noch etwas braucht, worauf hin die Kl. mehrfach aufgebracht
und wutschnaubend und schlagend ihren Mann zitiert mit „ich brauch nichts!“,
sobald sie fragt, was er sich zum Geburtstag wünscht oder was sie abends
mal machen können etc.
Kl.: Es ist entsetzlich! Ich will konkrete Wünsche, die ich dir erfüllen
kann und ich will konkrete Meinungen, mit denen ich mich auseinandersetzen kann....
Nachdem sie ihm alles „an den Kopf geschmissen“ hat, sagt er dass
sie ihm Unterstützung geben soll. Er weiß aber nicht wie. Der Prozess
stockt.
Die Th. schlägt vor, mal einen persönlichen Trainer auftauchen zu lassen
und zu gucken, ob er diese Form der Unterstützung annehmen kann.
(Die Intervention des persönlichen Trainers fördert die Kreativität
und zeigt, was sich verändern kann ohne darüber nach zu denken, statt
darüber zu reflektieren.)
Es taucht auch eine Figur auf, die er auch annehmen kann. Er ist auch bereit sich
mit dieser Person zu beschäftigen, nachdem die Kl. ihn auf Ermunterung der
Th. befragt.
Die Th. fordert sie dann auf, die Zeit mal vorlaufen zu lassen und ihm erneut
die Fragen vom Anfang zu stellen, wie er sich denn vorstellt seine Zeit zu gestalten,
wenn er in den Ruhestand geht. Er teilt ihr seine Vorstellungen mit und sie stellt
fest, dass diese Art der Beziehung auch ihrem Ideal entsprechen würden, nämlich
einen Partner zu haben, mit dem sie sich austauschen kann über die Dinge
die sie tun. Bisher hat ihr das immer gefehlt.
Die Th. fordert die Kl. auf, auch mal zu testen, ob er jetzt mehr Eigeninitiative
hat. Die Kl. steigt darauf ein und geht in eine konkrete Situation, in der ihr
Mann ihr von einem Fall erzählt, den er am Tage hatte und das ist für
sie jetzt interessant. Auf die Frage, wie das für sie sei, antwortet sie:
Kl.: Hervorragend! mein Traum!! --- und dafür mussten wir jetzt uralt werden!
---und setzt etwas sarkastisch hinzu:--- Mit 80 kann man ja auch noch anfangen.
Kl.: Ja! Das wäre mein Ideal
Th.: „Wäre?“
Die Th. macht ihr klar, nicht nur in der Möglichkeit zu sein, sondern wirklich
mal zu spüren wie es ist, in so einer Situation zu sein. Sie geht ganz intensiv
in die Situationen rein und spürt die Leichtigkeit, die Freiheit, das Gefühl,
dass er nicht so auf ihr drauf hängt.
Körperlich hat sie die Wahrnehmung sie hebe etwas ab.
Die Th. spielt Entspannungsmusik ein und lässt die Kl. noch einmal ganz intensiv
diese neuen Gefühle wahrnehmen. Anschließend schildert sie der Th.
dass sie für dieses neue Gefühl diese neue Erfahrung für sich und
ihren Mann je einen Hortensienstrauß gepflanzt hat und in Wirklichkeit pflanzen
will, der ihr diese Entwicklung immer vor Augen führen und sie daran erinnern
soll. Daraufhin nennt sie auch die Sitzung so.Sitzung 6: Grenzstein
Am Anfang hat die Kl. wieder einige Körperreaktionen auf die sie aber nicht
reagieren kann.
Die Th. fordert sie weiterhin und kontinuierlich auf reinzuspüren.
Es kommt das Gefühl auf von „ich muss mich jetzt mal nicht um diesen
ganzen Kram kümmern“ Und sie erzählt von ihrem Alltag.
Je länger sie liegt desto mehr kommt Wärme dazu, die sich in Wellen
ausbreitet.
Sie bleibt einfach mal in dem Zustand und fürchtet wieder einzuschlafen.
Die Kl. stellt selber fest, dass sie das ja schon aus der letzten Sitzung kennt.
Die Th. fordert sie auf sich dem ganz hinzugeben oder sich doch mal zeigen zu
lassen woher das Gähnen kommt.
Die Kl. stellt die Frage laut: woher kommst du? Und bekommt spontan die Idee:
ich bin all dieser Sachen müde. Sie fängt an aufzuzählen: „Wir
müssen.... ich muss... dieser Druck!!“
Über lange Passagen des Erzählens kommt die Kl. schließlich zu
der Erkenntnis, dass es darum geht ihren eigenen Raum innerhalb des Hauses zu
finden und den auch gegen Eindringen der Töchter und Störungen durch
Fernsehen und Wünsche der anderen zu „verteidigen“. Sie stellt
selbst fest, dass es um Abgrenzen gegenüber Familie geht, da die anderen
immer denken: „Wenn Mutti da ist, dann ist sie auch verfügbar.“
Jede Aufforderung der Th. in eine konkrete Situation zu gehen, wird nicht umgesetzt.
Schließlich gähnt sie wieder.
Kl.: „ja, was ist das eigentlich? Ist das Lustlosigkeit?-----Pause--- ich
bin erklärungsmüde. –Pause--Ich bin Garten-müde, ich bin
Abwaschmüde, ich bin putzmüde, ich bin sehr fröhlich, sehr aufgeschlossen
meinen Büchern gegenüber... und ich bin müde, immer wieder zu erklären,
warum ich gerade was brauche, möchte oder sein muss. Ich habe keine Lust
mehr darüber Dispute zu führen, weil sie sind immer ... wieder ... gleich.
Die Th. fordert sie auf, mal ihren Löwen da sein zu lassen, doch die Kl.
kann damit nichts anfangen. Sie wiederholt die Sätze wozu sie keine Lust
hat noch mal gegenüber ihren Kindern und schlägt mit der Faust auf die
Matte, doch sie erzählt dann wieder.
(Hier hätte man der Klientin auch spiegeln können, dass sich das „keine-Lust-mehr-haben“
sich auch bis in die Sitzung hier fortsetzt.)
Sie sagt ihnen das noch mal in ihrem Unmutston, sie sagen nichts. Daraufhin fordert
die Th. sie auf abzuklären, ob es bei ihnen angekommen ist. Sie nicken schließlich.
Als die Th. fragt wie das für sie ist, wird ihr klar dass das eher unbefriedigend
ist. Ihr wird klar dass sie keine Lust mehr auf diese Arbeiten hat und von den
anderen Familienmitgliedern erwartet hat, dass die dann die Aufgaben übernehmen.
Auf Anregung der Th. versucht sie denen mal mit Unterstützung des inneren
Löwen ihre Ansprüche und Vorstellungen klarzumachen. Daraufhin erscheint
ein niedliches, kleines Löwenbaby, das eher was zum Knuddeln ist. Sie erkennt,
dass das wohl mit ihrer Qualität sich durchzusetzen vergleichbar ist: „niedlich!“
Die Th. spiegelt ihr, was da gerade vor sich geht und schon wächst es zu
einem großen erwachsenen Löwen heran. ---Löwengebrüll wird
leise eingespielt.---
Die Kl. fragt spontan: Tja, Löwe, was fehlt dir denn, damit du mal so richtig
in voller Stärke losbrüllen kannst?
Er antwortet ihr dass die richtige Art fehlt, damit es nicht so ankommt, also
ob sie was loswerden will, was sie nicht mehr machen will.
(Hier zeigt sich gut die Selbstähnlichkeit der Verhaltensmuster oder Probleme,
sie hat jetzt das gleiche Problem mit ihrer Familie, wie sie vorher mit ihrer
Mutter, siehe Session 2: die Kinder sollen immer machen, was die Mutter nicht
mehr machen will.)
Da das noch nicht so funktioniert wie die Kl. das möchte, regt die Th. an,
mal mit ihrem Bewusstsein in den Löwen rein zu gehen und sich mal zeigen
zu lassen, wo er lebt und wie das bei ihm ist, da wo er lebt.
Sie liegt neben ihrem Löwen bequem und faul im Schatten und gähnt. Ihr
fällt auf dass der Löwe ja seine Löwin hat, die ihm alles macht.
Sie spürt sich mal in die Ruhe und Bequemlichkeit des Löwen rein und
findet es sehr angenehm. Die Th. läßt ihr die Wahl mal reinzugehen
oder es sich zeigen zu lassen. Sie schlüpft hinein und hat dann das Gefühl
als habe sie ein Faschingskostüm an. Als sie weiterhin reinspürt, wo
sie hingehen will, lacht sie laut auf und sie sitzt auf einmal im Wohnzimmer und
die drei Familienmitglieder ihr gegenüber. Sie findet es lustig, die anderen
drei auch, diese sind aber auch verblüfft.
Unruhe kommt bei ihr auf, weil sie das Gefühl hat sie fordert Verständnis
oder Hilfe auf falsche Art und Weise ein. „Ich habe immer das Gefühl,
die müssen doch verstehen, warum ich das haben will.“ „ihr nehmt
euch einfach die Autonomie, selbst zu entscheiden. Meine Erwartung wie was zu
laufen hat, steht immer gegen Eure Autonomie.“ Ihr wird klar, dass es ihr
schwer fällt das Murren auszuhalten, das dann kommt.
Kl.: Ich wünsche mir immer noch, dass sie es auch mit der Freude tun ihrer
Mutter einen Gefallen zu tun.
Th.: Woher kennst du das?
Kl.: ja, das hab ich immer gemacht für meine Mutter!
(Die Th. spiegelt ihr hier was da gerade vor sich geht, damit die Kl. erkennt
und bewusster wird.)
Sie wird sich ihres Wunsches bewusst, erklärt ihn dann aber in der distanzierten
Form mit „man“ und „einer“.
Die Kl. sieht es ein und versucht sich in der direkten Ansprache. Sie erkennt,
dass ihr der Mut fehlt, weil dann die anderen immer die Krallen ausfahren und
zu „Löwenbabies“ werden.
Kl.: Ich möchte, dass ich sagen kann, was meiner Ansicht nach wichtig ist...
weil ich meine Hintergründe und meine Erfahrungen habe. Und ich möchte
auch, dass ihr das annehmt.
Die Kinder können ihre Erfahrungen annehmen, die haben nur keine Lust und
sie möchten die Zeit, wann sie’s tun, selbst festlegen.
Die Th. macht sie darauf aufmerksam, dass sie selbst nicht sagen will „mach
das so! und Basta, wie der Kanzler. Nee, das war das, was mich bei meiner Mutter
immer gestört hat.“
Sie erkennt hierin das Problem für sie: selber Grenzen zu setzen.
Die Th. macht ihr den Vorschlag noch mal den Löwen auftauchen zu lassen,
um mehr diese Qualität zu spüren oder noch mal ihre Mutter da sein zu
lassen, um es mit ihr zu klären. Doch plötzlich erkennt sie, dass es
etwas anderes ist. Der Satz „Du wolltest ja gar keine Kinder“ hängt
ihr noch nach. Deshalb möchte sie nicht so rigoros sein und meint immer dadurch
beweisen zu müssen, ihre Kinder lieb zu haben. Kl.: „Deswegen kann
ich auch diese Autorität eines Löwen nicht an den Tag legen.“
Da der Satz von ihrem Mann stammt, geht sie noch einmal in die Situation. „ich
möchte hier mal raus! Weil ich hier immer nur im Haus mit den Kindern häng!
Ich erwarte dass du mir was bietest, denn ich muss mal raus.“ Ihr Mann schimpft
zurück, dass er auch nicht aus seiner Haut könne und sie ja gar keine
Kinder wollte.
Die Th. fordert die Kl. auf reinzuspüren wie sich das anfühlt. Es fühlt
sich an wie Druck auf der linken Brust. Unter Anregung der Th. möchte die
Kl ihrem Mann diesen Druck zurückgeben, wie ihrer Mutter die Haut. „Diese
Worte von dir, die liegen mir wie ein Stein auf der Seele.“ Sie bekommt
ein Kissen auf die Brust gedrückt und sie spürt diese Schwere des Steines,
steht auf und übergibt ihrem Mann diesen Stein. „Er nimmt mir die Kraft
mich als Löwe durchzusetzen.“ Die Th. regt an zu überprüfen,
ob er ihn auch annimmt. Er ist einverstanden. Die Th. regt noch an zu überprüfen,
was er damit macht, damit sie sicher sein kann, dass sie ihn auch los ist.
Er legt ihn in eine bestimmte Ecke des Gartens, möglichst weit vom Haus,
damit sie ihn nicht immer vor Augen hat und damit stellt sie auch sicher, dass
der Stein an diesem Ort bleibt --- (sie zieht ja bald um) --- und auch dort liegen
bleibt, wenn sie umziehen. So wird dieser Stein zum Grenzstein. Sie läßt
zum Test auf Anregung der Th. auch mal die Zeit vorlaufen und sieht dass er auch
ein Jahr später noch da steht und von der davor stehenden Pflanze überwuchert
wurde.
(So wird auf der bildhaften Ebene klar, wie standhaft dieser Eindruck in ihr ist,
den Stein los zu sein, wobei er sich noch nicht verwandelt hat. Er ist ja noch
da.)
Die Th. schlägt vor, noch mal zurück in die Situation zu gehen, wo er
das zu ihr gesagt hat, doch bevor sie ausgesprochen hat, juchzt die Kl. und jubelt:
„hach, jetzt stehen wir davor und er legt den Arm um meine Schulter.“
Die Th. läßt die Kl. noch ganz bewusst diesen Moment genießen
und auskosten, weil das ihrer Aussage nach selten genug vorkommt und sie bekommt
das Gefühl, gemeinsam etwas erledigt zu haben und auf die Seite, auf die
Grenze geschafft zu haben.
Sie hat auch den Eindruck, dass der Stein sogar das Gefühl hat, es sei so
in Ordnung. „Ja, also wenn der jetzt nickt.... dann muss ich doch lachen“
Sie lacht gelöst und die Th. stimmt mit ein: Der Stein ist auch zufrieden.
(Ein nettes Beispiel für die Stimmigkeit in der Innenwelt.)
Die Th. lässt ihr die Wahl es so stehen zu lassen oder noch mal in eine Situation
zu gehen, in der sie sich nicht durchsetzen konnte. Sie kommt in die Situation,
wo ihr Mann sagt „ich hör immer nur was du willst“ sie fühlt
sich betroffen und erinnert sich dass bei ihrer Mutter ‚ich’ ein ganz
schlimmes Wort ist“ und sie daher auch Schwierigkeiten hat Ich-Botschaften
zu äußern.
Sie weiß auch dass sie immer nur sagt ‚ich möchte’ und
nicht „ich will“. Ihr wird klar, dass sie diese Kraft noch üben
muss, die Th. fordert sie auf noch mal die Löwenenergie zu üben, doch
die Kl. steigt nicht drauf ein, sondern wird sich klar darüber, dass sie
mit ihrem Mann jetzt mal die Rollen getauscht hat, dass sie jetzt den Ton angibt,
wo es hingehen soll und nicht er durch seinen Beruf.
Dabei wird sie noch mal an eine Situation mit der Mutter erinnert, die dann immer
sagte: „ja, ich bin der Bestimmer.“ Sie sagt es ihrer Mutter noch
direkt, dass sie deshalb nicht gern in ihrer jetzigen Familie Bestimmer sein möchte.
„Du bringst keine Ideen ein, fühlst dich aber bestimmt, wenn die anderen
was vorschlagen.“
Kl.: Ich bestimme ja nur insofern die Richtlinien, weil die anderen ja keine dagegen
setzen. Ich wäre ja bereit mich mit anderen Vorschlägen auseinander
zu setzen, aber es kommt ja nichts von euch.
Sie klärt mit ihrem Mann ab, dass er sich äußern sollte, was er
möchte, doch er ist noch nicht so weit. Sie fühlt sich jetzt das erste
mal so mit ihrer Löwenenergie vor ihm stehend. Es macht ihn nachdenklich,
was für sie bedeutet, dass sie recht hat.
Zum Abschluss fragt die Kl. noch mal, was jetzt mit dem Löwen ist. Sie merkt,
dass ihr das neue zuhause mit ihrem eigenen Raum in dem sie auch arbeiten kann,
ganz klar vor Augen steht. Die Th. fordert sie auf, die Klarheit ihrem Mann und
ihren Kindern noch mitzuteilen, was sie auch tut mit den abschließenden
Worten, die sie einem Makler sagt:
Kl.: ohne diesen Raum brauchen Sie gar nicht Bescheid zu sagen, dafür fahre
ich nicht hier weg um mir das anzuschauen. Das steht ... ‚Löwen-fest’.
Th. und Kl. lachen. Die Kl. will auch nicht nachruhen, sondern möchte in
der Energie bleiben und fühlt sich stark und munter.