8. Sitzung: Tor zur Hochzeit
Sie steigt mit der Szene der Grenzüberschreitung durch ihren Vermieter
in die Sitzung ein und spricht den Kernsatz: „Ich musste mich immer wehren
und hatte keinen Selbstwert, andere waren immer schlauer, intelligenter.“
Und landet durch den Ebenenwechsel woher sie das kennt in einer Szene als Jugendliche,
in der sie immer den Abwasch machen muss und sich gegen Vater und Bruder nicht
durchgesetzt hat.
Dieses Stichwort bringt sie wieder in die Situation ihrer Hochzeit, wo keiner
fröhlich war und sie sich ebenfalls nicht durchgesetzt hat.
Sie wirft allen vor kein Gefühl zu haben und tobt und versucht die Szene
zu verändern.
Diesmal gelingt ihr die Veränderung. Sie hat das alte Bild wie es war und
auf der anderen Seite ist ein großes Tor. Sie überwindet ihre Angst
durch das Tor zugehen und alles läuft dort nach ihren Vorstellungen ab.
Der Großteil der Sitzung beinhaltet das Feiern, Fröhlichsein, Tanzen,
bei dem die Th. sie dadurch begleitet, dass sie wirklich alle Details durchlebt
und prüft, was ihr wichtig ist.
Der Druck den sie dabei im Kopf empfindet lässt sich in ein Bild umsetzen:
das einer afrikanischen Figur, die arg zornig und wütend wird, wenn man
sie nicht ernst nimmt. Mit dieser Hilfe schafft sie es, sich durchzusetzen und
eine Schutzmauer aufzubauen, die ihr hilft sich genug die anderen abzugrenzen.
(Erster Schritt zum Thema Grenzen setzen.)
Mit den neuen Qualitäten geht sie zum Abschluss zurück in die Situation
des Abwasches. Auch hier schafft sei es, durchzusetzen, dass auch Vater und
Bruder mal spülen müssen. Sie ist überrascht. Kl.: „Ich
hab mich darauf eingestellt, dass ihr mich jetzt anmeckert!“ Doch statt
dessen sind die Eltern jetzt freundlich, geben zu, dass es ungerecht ist und
wollen was ändern. Sie hat zum ersten mal das Gefühl der Akzeptanz.
(Hier zeigen sich erste Veränderungen der elterlichen Innenweltfiguren)
9. Sitzung: Geburtstags-Freund
(Anlässlich ihres eigenen Geburtstages bricht bei ihr noch einmal ein Jucken
aus, obwohl sie sonst die ganze Zeit erscheinungsfrei war, weshalb sie noch
einmal wegen einer Sitzung nachgefragt hat. Zum ersten Mal gelingt der Einstieg
über die Treppe nach unten in den Gang, was auch schon ein Zeichen der
Bewältigung der Angst/Vermeidung sein kann.)
Sie gelangt in einem Gang vor eine Tür aus dunklem Holz und hat flugs sofort
eine Situation aus ihrer Kindheit mit 4/5 Jahren vor Augen, wo sie durchs Schlüsselloch
geschaut hat und durch die Bestrafung sich so erschreckt hat, dass sie jetzt
noch den Schmerz in der Herzgegend und im Oberarm spürt. Sie geht in die
Auseinandersetzung mit ihrer Mutter die sagt: „siehst du wohl, das kommt
davon, wenn man durch’s Schlüsselloch schaut!“ Ihr kommt es
schließlich vor, als stehe sie auf der einen Seite eines Flusses und ihre
Mutter auf der anderen. Auf Vorschlag der Th. geht sie als Erwachsene nochmals,
wie in der letzten Sitzung in die Situation hinzu. Sie sieht, wie die Kleine
sich vor ihrer Mutter fürchtet und duckt. Die große Ute kann die
Kleine trösten und ihr Schutz geben, als sie jedoch beide zusammen zur
Mutter gehen wollen zögert die Kleine. Es stellt sich raus, dass ihr die
offenen Arme der Mutter fehlen. Auf der körperlichen Ebene fühlt sie
nun auch die Verkrampfung in den Armen und stellt fest, das sie sich wirklich
nicht gut fallen lassen kann, und sie auch heute noch, wenn man sie umarmen
will sie in Abwehrhaltung geht.
Kl.: „Ich merke, dass ich immer eine gewisse Distanz dazwischen schiebe.“
(siehe auch Sitzung 3)
Die Th. fordert sie daher auf mal die inneren Standpunkte zu wechseln: Mal ins
Bewusstsein der Kleinen zu gehen und mal in ihrem Erwachsenen Bewusstsein mit
ihrer Kleinen umzugehen. Der Hauptteil der Sitzung besteht aus der Gegenseitigen
Bewusstseinswahrnehmung der Großen und der Kleinen. Die Kl. spürt
in beiden Rollen Wärme, Verständnis und Geborgenheit. Vor allem die
Kleine will mal rumgeschwenkt werden, hüpfen und springen. Beide genießen
die Aussicht vom Deich und entfernen sich von der „Muttersäule“.
Sie gelangen nicht zu ihr hinüber. Nach dem intensiven Austausch zwischen
der Kleinen und der Großen hat die Kl. wieder das angenehme Gefühl
im Körper, wie nach der Yoga-Stunde: warm, kraftvoll, gut durchblutet,
entspannt. Die Th. begleitet sie dabei permanent die verschiedenen Qualitäten
in groß und klein zu spüren und ihr Fröhlichkeit und Lebendigkeit
wahrzunehmen. Das kann die Kl. auch genießen. Ihr wird schließlich
bewusst, dass ihr eigentlich jemand fehlt, der zuhören und sich empathisch
einfühlen kann. Auf die Anregung der Th. einmal eine Figur auftauchen zu
lassen, gelingt ihr auch die Vorstellung einer solchen Figur: ein männliches
Wesen mit warmen Augen, Güte, ruhiger Duldsamkeit, Weisheit und Verständnis
mit dem sie eine Weile noch als Erwachsene über den Deich spazieren geht
und nur redet und zuhört. Ein großes Gefühl von Einigkeit und
Übereinstimmung wird für sie spürbar.
(Auch hier hat die Kl. wiederum einen neuen Anteil „zum Leben erweckt“,
der ihr in der Außenwelt noch abgeht. Nach und nach entwickelt sie so
verschiedene Qualitäten in sich.)
Zum Abschluss führt die Th. sie nochmals zurück in die Situation mit
der Schlüsselloch-Guckerei: Hier tritt der „Geburtstagsfreund“
in der Rolle des Beschützers auf, der sie davor bewahrt zu verraten, was
sie gesehen hat. Sie teilen dann dieses Geheimnis und sie empfindet als Kleine
zu dem „Geburtstagsfreund“ das Gefühl vom guten Onkel.
In Bezug auf die Mutter zeigt sich folgendes: Die Mutter hatte am Anfang die
Kleine Ute ermahnt, „dass man so was ja auch nicht macht!“ (durchs
Schlüsselloch gucken). Jetzt kann die kleine Ute ihren „Faux pas“,
ihr Fehlverhalten, für sich behalten und sich daran erfreuen, gegenüber
der Mutter ein Geheimnis zu haben und sie kann einen normalen Kindergeburtstag
erleben.
(Nun hat die Klientin bereits eine weibliche und eine männliche „gute
Figur“ in der Innenwelt. Gestärkt durch diese beiden Figuren, kann
sie sich weiteren Herausforderungen stellen.)
10. Sitzung: Sonnenkönigin
Sie landet in dieser, nächsten Sitzung vor einer Barriere, die sie aber
nicht sehen will. Diese bleibt aber beharrlich in ihrem Blickfeld und wandelt
sich zum schwarzen Tor. Sie wird sich bewusst, dass es wichtig ist, nicht auf
Nebenschauplätze auszuweichen, fühlt sich aber „nicht so dolle“.
Sie spürt ganz deutlich, dass sie wieder auf „Nebenschauplätze
ausweichen“ will, weil die ihr ein „Sicherheitsgefühl“
vermitteln.
Kl.: Bei diesem anderen, ‚schwarzen Tor’, weiß ich nicht was
kommt.... so wie: ich möchte gerne und kann nicht, will nicht!
Bei dieser Gelegenheit spiegelt die Th. ihr, dass sie einfach zwei widerstrebende
Anteile in sich trägt und fordert sie auf, beiden mal Gestalt zu verleihen:
Der eine, der gerne möchte hat kein Gesicht, aber sie hat das ausgeprägte
Gefühl gezogen zu werden.
Der andere, der nicht kann, nicht will hat wieder einmal Fleckenzwerg-Figur.
Diesen bearbeitet sie im folgenden: ihr wrid klar, dass sie ärgerlich ist,
weil er sie zurückhält. Sie denkt sie müsste ihn verkloppen,
findet ihn aber andererseits niedlich. Sie hält ihn für einen Teufel
der ihr einheizt, weil sie Angst vor der eigenen Courage hat. Sie will ihn nicht
erschlagen, aber ihn auch nicht bei sich haben.
Die Th. fordert sie auf, sich Hilfe kommen zu lassen in Anspielung auf die bereits
bekannten Figuren, doch es tut sich nichts. Plötzlich taucht ihre Mutter
als helfende Instanz auf. Die Kl. kann es kaum fassen.
(Hier zeigt sich wieder das Prinzip der Selbstorganisation: Es passieren von
selbst Dinge, die der Klient nicht steuert.)
Die Th. fordert sie auf, sie zu fragen, wie sie helfen will und macht Vorschläge,
was sie machen könnte, weil der Kl. nichts einfällt und keine Antwort
bekommt.
Sie fragt daraufhin den Fleckenzwerg, ob er zu ihrer Mutter gehen will. Dieser
zögert, doch die Mutter nimmt ihn an die Hand. Der Kl. fällt es schwer
ihn ziehen zu lassen. Daraufhin fordert die Th. sie auf sich bewusst zu werden
was ihn hält: ihr wird bewusst, dass er sie am Abheben und Vorpreschen
hindert. Sie verspricht sich quasi selbst nicht übermütig zu werden.
Nachdem sie das getan hat, scheucht sie den Fleckenzwerg weg und ermahnt ihn
immer wieder nun zu verschwinden und mit der Mamma zu gehen. Sie malt ihm auch
sehr positiv aus, was ihn dort, wo die Mamma jetzt wohnt, erwartet. Schließlich
ziehen die beiden von dannen, doch es ist nicht leicht und kurz.
So landet sie wieder vor ihrem Schwarzen Tor und holt sich Hilfe beim Aufstoßen,
nachdem ihr bewusst geworden ist dass dieses Tor für ihre Angst steht.
Die Angst nicht zu wissen, was kommt, das bekannte und sichere Terrain zu verlassen.
(Die Kl. hat nun schon innerlich gelernt sich Hilfe zu holen, ein weiteres Muster
ist mitbearbeitet worden.)
Gleißendes Licht erwartet sie hinter dem Tor. Als ihre Augen sich an dieses
Licht gewöhnt haben, erkennt sie einen Thron mit einem weiblichen, schönen
Wesen darauf: Die Sonnenkönigin. Sie nähert sich dem Thron und spürt
wiederum Tränen der Rührung und Erleichterung als sie dieses liebevolle,
gütige, annehmende Lächeln ihrer Tante Susi erkennt und wahrnimmt.
Sie hat wieder das angenehme Gefühl von leicht und fließend und des
Gezogenwerdens im Herzbereich. Die Th. leitet sie während dieses Prozesses
vor allem an ihre Gefühls- und Körperregungen wahrzunehmen und zu
äußern und in dem Gefühl der Stärkung und Annahme zu schwelgen.
Die Kl. nimmt die Sonne, die hinter dem Thron erstrahlt und die Leichtigkeit
und das Fließen wahr und lässt die wohlige Wärme und Liebe auf
sich wirken.
(Hierbei kann die Th. ihr nur zur Ankerung die passende Musik einspielen und
sich mit ihr freuen und genießen. Ansonsten erübrigt sich ein Kommentar
J.)