Praxislizenz Wolfgang Rother

2. Sitzung

Die Klientin kommt mit einem wesentlich offeneren und freieren Gesichtsausdruck zur Therapie. Ihr ist die Freude anzusehen, weitermachen zu können. Sie berichtet von den ersten Erfolgen, und dass es ihr im Beruf schon etwas besser geht. Die Klientin geht wieder die Treppe hinunter. Sie geht an die Tür, auf der sie Energie geschrieben hatte. Sie macht die Tür auf und ihr Löwe ist da, der ihr aber noch zu klein erscheint. Sie fragt ihn: "Löwe, warum bist du immer noch so klein?"

T: Frag ihn: "Wer macht dich so klein?"
K: Ich bin es selbst, ich mache mich selbst so klein.
T: Warum machst du dich so klein, wer macht dich so klein?
K: Ich mußte so sein. Mich macht der Alkohol klein. Ich mache mich durch den Alkohol kaputt.
T: Schau, da drüben ist eine Tafel. Schreibe das Wort "Alkohol" darauf. Jetzt sprich mit dem Wort: "Führe mich in mein Leben oder Vorleben, wo dieses Wort entstanden ist."
Die Klientin berichtet, dass sie in eine wunderschöne Landschaft geht. Sie sieht sich im Grünen zwischen vielen Schlössern und Burgen. Sie geht in eine Burg hinein und befindet sich in einem Festsaal. Die Klientin ist zu Hause angekommen. Sie befindet sich in ihrem Schloss in Irland. Sie hat rote Haare, die fast naturfarben sind. Ihr Vater ist der Besitzer dieses Schlosses. Die Klientin ist eine junge, traurige Frau. Sie geht aus diesem Festsaal hinaus auf den Turm von diesem Schloß. Bei dem Blick nach außen sieht sie sehr viel Wasser. Sie trägt ein langes Kleid und einen spitzen Hut, entsprechend der damaligen Zeit. Sie blickt wieder hinaus auf das Meer. Es schimmert und glitzert. Der Turm hat Zinnen, Absätze und Schießscharten.
Konfrontation mit der Ursache
T: Auf wen wartest du da oben, auf wen schaust du?
K: Ich warte auf meinen Vater. Er ist ins Dorf gegangen und sitzt mit anderen zusammen und trinkt. Er müßte bald mit dem Pferd zurückkommen. Ich bin unruhig. Die Landschaft ist schön, der Wind bläst durch meinen Schleier und weht ihn hin und her. Trotzdem bin ich sehr unruhig. Die junge Frau verläßt den Turm und geht in den Stall. Sie nimmt sich ein Pferd und reitet in das Dorf zu der Gaststätte. Der Vater sitzt dort mit Freunden, die schreien und grölen. Die Klientin geht hinein. Sie hat Angst und fürchtet sich, weil ihr Vater es nicht mag, wenn sie ihm nachreitet. Sie ist sehr verzweifelt, weil er wütend wird und schreit. Sie möchte aber nicht, dass er in der Gaststätte bleibt. Sie geht auf ihren Vater zu, weint und sagt: "Komm mit, ich möchte, dass du mit mir nach Hause gehst". Alle Umstehenden lachen über sie. Sie ist verzweifelt. Das ist die gleiche Szene wie im heutigen Leben.
Verbindung mit der Realeebene
Mein verstorbener Mann Pit saß bei einer Weihnachtsfeier auf einem Hocker. Ich wollte, dass er mich nach Hause fährt und habe ihn darum gebeten. Er jedoch hat sich nur abgewendet und alle anderen haben gelacht. Es war die gleiche Situation. Jetzt bin ich wieder in der Kneipe in Irland. Der Tisch ist ganz grob, aus altem Holz. Mein Vater trägt einen Hut mit einer Feder. Er sieht aus wie die Männer in einem Fanfarenzug. Die Klientin gibt enttäuscht auf und verläßt die Kneipe. Sie reitet mit ihrem Pferd zurück und ist sehr traurig und verzweifelt, weil sie immer wieder auf ihren Vater warten muß, weil er trinkt und sie nichts für ihn tun kann. Sie ist wieder auf dem Turm und wartet. Nach mehren Stunden kommt der Vater zurück. Er ist wütend und nicht ansprechbar, weil sie ihn abholen wollte, und ihn so vor den anderen erniedrigt hat. Sie findet es fürchterlich so zu leben und möchte am liebsten weggehen. Sie fragt ihren Vater, warum er immer wieder dahingeht. Er antwortet, es seien seine Freunde und legt sich hin, um seinen Rausch auszuschlafen.
K: Mein Vater trinkt so viel, weil Mama gestorben ist, als ich noch sehr klein war. Er hat ihren Tod nicht verkraftet. Die Burg ist verfallen und die Geschäfte gehen schlecht. Darüber bin ich sehr traurig.
T: Frag deinen Vater: "Deine Seele, ist die heute auch in meiner Nähe?"
K: Die Seele von meinen Vater ist nicht in meiner Nähe. Mein Vater hat mich mit seinem "Alkoholgeist" besetzt. Ich stehe wieder als Burgfräulein auf dem Turm und blicke aus dem Fenster. Ich kann nicht weg, bin hier gefangen. Andererseits bin ich jedoch abgetrennt von dieser Situation. Die Klientin schaut erneut auf das schimmernde Meer, das Licht ist wunderschön. Sie fängt an zu weinen – eine Mischung zwischen Traurigkeit, Enttäuschung und Verzweiflung.
Suche nach den Hintergründen
T: Schau nochmal auf das Meer, wartest du auf jemanden? Hast du einen Freund, einen Mann oder einen Bruder?
Die Klientin verläßt den Turm und geht in ihr Schlafzimmer. Unter ihrem Bett steht eine Karaffe, ihr Schlafmittel um ihre Traurigkeit zu besiegen. Es ist ein guter Scotch Whisky. Sie nimmt davon einen großen Schluck um sich zu beruhigen. Die Klientin befragt den inneren Helfer, ob sie zu dieser Szene von Vater, sich selbst (da sie auch heimlich Alkohol trinkt um sich zu beruhigen und um die Trauer zu vergessen) alles gesehen hat. Ihr Schutzengel Andreas bestätigt das.
T: Gehe in deine Todesstunde von damals.
K: Die Frau wird sehr alt, ist sehr eingefallen und immer noch an diesem Ort.
T: Frag sie: "Was war deine wichtigste Lebenserfahrung aus diesem Leben?"
K: Ich hätte diesen Ort verlassen müssen und keinen Alkohol trinken.
T: Können wir jetzt aufarbeiten?
Suche nach dem Muster des Lebens
T: Ist die Sparkasse deine Erfüllung gewesen?
K: Nein. Aber ich glaube, es ist wieder dasselbe Muster. Ich habe Pit als Vorwand benutzt, um nicht wieder ins Ausland gehen zu müssen, mich nicht wieder durchsetzen zu müssen und etwas neues zu wagen.
T: Frag die Angst: "Angst, wo bist du entstanden?"
K: Ich glaube, es war auch in der Schule. Der Direktor taucht auf und erklärt uns, wenn wir in das gemischte Gymnasium kommen würden, würde ein anderer Wind wehen. Er macht uns Angst vor der Zukunft. Die Klientin wird wütend, dass der Direktor ihr diese Zukunftsangst gemacht hat. Er muß zur Strafe 20 Liegestützen machen. Danach muß er seine Aussage korrigieren, die kleine Evelyn belobigen und ihr Freude auf die Zukunft bringen. Er muß ihr sagen, dass das Leben schön und interessant sein kann wie ein ganz großes Spiel.
T: Sprich deinen großen Klotz an: "Klotz, wo bist du noch entstanden?"
K: Jetzt tauchen Intrigen auf, alle hinterlistigen Geschehnisse. Der Direktor hält alle für unfähig und kann die Mitarbeiter teilweise nicht verstehen. Es gibt Macht- und Kampfspiele die mich sehr belasten, weil ich sie unmittelbar mitbekomme. Die Klientin wird darüber wütend und läßt den Direktor 20 Liegestützen machen. Er wird aufgefordert, die Mitarbeiter anzuerkennen und zu loben. Alle sollen sich im Sinne der Sparkasse in die gleiche Richtung entwickeln. Er muß sich entschuldigen. Die Mitarbeiter freuen sich über das Lob und die Anerkennung. Auch der Direktor kann jetzt plötzlich lachen.
T: Frage den Direktor, ob seine Seele schon mal in meiner Nähe war.
K: Der Direktor nickt.
T: Fordere den Direktor auf, in das entsprechende Vorleben zu gehen, wo seine und deine Seele schon zusammen waren.
K: "Direktor, in welchem Leben waren unsere Seelen schon mal zusammen?"
Spontan taucht ein Ritter auf, daneben ein Junge in Uniform, ein Knappe.
T: Frage den Knappen: "Knappe, warum sind wir in diesem Leben wieder zusammen?"
K: Ich soll lernen, meine Angst zu verlieren, zu wachsen. Ich muß lernen, dass er mir nichts tun kann.
T: Gehe auf den heutigen Direktor zu.
K: "Herr Direktor, ich werde heute nicht mehr so ein kleiner Knappe sein. Ich habe heute Mut, ich habe keine Angst mehr."
T: Geh erneut auf den Klotz zu und schau ihn an.
K: Der Klotz ist jetzt viel weiter weg und ich sehe einen blauen Himmel dazwischen. Alles sieht ganz anders aus, ich habe Hoffnung. Der Klotz ist nicht mehr so bedrohlich, er ist nicht so verfälscht, ich kann es jetzt realer sehen.
T: Frage diesen Klotz: "War die Sparkasse für mich wie ein Papiertiger?"
K: Ja, es war wieder das gleiche Verhältnis wie damals. Der große starke Ritter und ich als kleiner Knappe, der gedemütigt wurde.
T: Sprich das Wort "Alkohol" wieder an.
K: Alkohol, führe mich in die nächste Ursache.
Ich sehe jetzt, dass ich von der Sparkasse aus nach Hause gehe. Durch den Tunnel, am Busbahnhof vorbei und komme zu Hause an.
T: Wie fühlst du dich in deiner Wohnung?
K: Einerseits fühle ich mich wohl. Andererseits fühle ich mich einsam, traurig, zerrissen, gedemütigt. Ich habe eine Unordnung und fühle mich einfach nicht wohl. Ich sollte so viel tun, es wird immer mehr. Manchmal schreibe ich mir einen Zettel und möchte eines nach dem anderen abarbeiten. Ich spüre, es wird immer mehr, und ich schaffe immer weniger. Obwohl ich so viel tun müßte, setze ich mich einfach hin, lese und trinke dazu Wein, damit ich entspannen kann. Ich habe eine ganz kleine Wohnung und könnte alles schaffen. Dann frage ich mich: "Wozu, warum sollte ich das alles überhaupt schaffen?"
T: Beginne die Situation aufzuarbeiten! Den Freund, den du nicht magst, der dich zwei Jahre lang verfolgt und beobachtet, schickst du weg. Gehe in dein Zimmer, arbeite dich selbst auf, überwinde dich und schütte diesen Wein aus. Räume deine Wohnung auf, schaffe Ordnung und Freude! Beginne dein Lebensaufgabe zu verwirklichen, fange an, dich zu verwirklichen und orientiere dich auf einen neuen Partner, der dich liebt und dir Erfüllung in der Partnerschaft bringt! Die Klientin muß selbst 15 Kniebeugen machen. Sie lächelt, als sie in die aufgeräumte Wohnung geht. Die Weinflaschen sind weg und sie freut sich, dass sie ein freies und neues Gefühl entwickelt hat. Die Klientin streichelt ihre Katzen und baut sich neu auf. Sie erlebt viel Freude.